Kaufentscheidung Einsteiger 130/650 - 130/920

  • Habe mich entschlossen, mit Astronomie als Hobby anzufangen und stehe nun vor der Kaufentscheidung für mein erstes Teleskop. Nach stöbern in diversen Shops - und ohne, dass ich mal die Gelegenheit hatte, was auszuprobieren - halte ich ein Spiegelteleskop mit 130er Öffnung für passend: ist noch erschwinglich und scheint aber auch schon recht viel herzugeben. Hier meine Fragen, bei denen ich unsicher bin:
    1) Eignet sich 130/650 oder 130/920 zum Einsteigen ? Oder wie seht ihr das ? oder doch lieber erst Refraktor ?
    2) worin unterscheiden sich die Beobachtungsergebnisse zwischen 130/650 und dem "langen" 130/920 ?
    3) als Budget habe ich mir max. 300€ gesetzt, dafür gibt es natürlich schon Geräte - oder muss man eben besser doch mehr ausgeben (oder kleiner anfangen) ?
    4) Die verschiedenen Hersteller : Omegon, Celestron, Skywatcher - kann man bedenkenlos kaufen bzw. gibt es eine Empfehlung ? natürlich auch Bresser, scheint mir aber teurer zu sein (auch hochwertiger ?)
    5) schliesslich noch : vielleicht auch ein Dobson ?
    6) ahja, noch das Thema Parabolspiegel : haben alle, bei denen das nicht dabei steht keinen - und ist es ein "muss" ?


    Freue mich über jede Antwort und auch über jeden noch so kleinen Tip !
    [:)] Grüße Jürgen

  • Hallo Jürgen,


    willkommen hier auf Astrotreff.


    Mal der Reihe nach was zu deinen Fragen-


    1) grundsätzlich ja, etwas mehr Öffnung wäre nicht verkehrt. Ein Refraktor in der Größe (130mm) wäre schon sehr teuer, jedenfalls wenn der halbwegs farbfrei sein soll (also kein einfacher Achromat)


    2) gleiche Öffnung, gleiche Auflösung. Die Hauptunterschiede- der 130/650 stellt an die Okulare höhere Anforderung, besonders wenn es weitwinklige sind. Der längere stellt an die Montierung höhere Anforderungen, wenn diese eine parallaktische sein soll.


    3) das wird mit einer parallaktischen Montierung schon knapp, als <b>stabile</b> Montierung sollte wenigstens die NEQ-3 (auch als EQ-3-2 bezeichnet) unter dem Newton stehen- und die kostet unmotorisiert alleine schon 240€. Tubus und Okulare dazu und dein Budget ist geplatzt. [B)]


    4) Omegon ist kein Hersteller, das ist nur ein Verkaufslabel und kommt wie der Rest der erwähnten auch aus China, teils vom gleichen Band fallend.


    5) mit 300€ würdest du den 150/1200 als Dobson bekommen, das Budget etwas aufgebohrt wäre sogar ein 200/1200 drin- jeweils mit 2 Okularen im Beipack. Als Dobson stabil montiert und mehr Öffnung als die obigen Lösungen


    6) steht Parabolspiegel oder beugungsbegrenzte Abbildung dabei ist das in Ordnung. Steht nichts dabei steckt auch meist nur ein Kugelspiegel drin. Kugelspiegel mit f/8 passt noch, aber f/6 oder noch schneller kann der nie ein scharfes Abbild leisten.


    Ergänzung noch zu 3) die parallaktischen "Montierungen" wie EQ2, EQ-3 (in dem Fall die falsche EQ-3) sind häufig bei "Einsteigersets" zu finden- die Dinger sind für den 130er Newton deutlich zu schwach. Vergleiche solche Angebote mit der richtigen NEQ-3 (Bilder vergleichen, Achsstärke, Stativ)- von diesen Dingern sollte man tunlichst die Finger lassen.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Jürgen,
    wenn nicht Parabolspiegel dabei steht ist meist auch keiner drin.
    Bei folgenden steht Parabolspiegel dabei:
    Skywatcher Explored 130PDS:
    https://www.teleskop-express.d…--2--Crayford-Auszug.html
    Und der Skywatcher Explorer 130/900:
    https://www.teleskop-express.d…on---optischer-Tubus.html
    Hier ein Kombiangebot:
    https://www.teleskop-express.d…00-mm-Newtonteleskop.html
    Der Vorteil ist, dass man nicht nachschubsen muss. Man kann für 95 Euro einen Nachführmotor kaufen. Dann könnte man zum Beispiel leichter länger ein Objekt beobachten und z.B. Zeichnen.
    Theoretisch kann man das auch zum Planetenfilmen aufrüsten. Da kämen für die Nachführung+Kamera aber nochmal mindestens 250 Euro dazu.


    Die kleineren 5" f/5 Newtons bieten halt mehr Feld aber geringere Kontrastleistung am Planeten und Mond verglichen zum 130/900.


    Die 6" f/8 Dobsons wie der von GSO sind sehr günstig:
    https://www.teleskop-express.d…igem-Crayford-Auszug.html
    Du hättest mehr Öffnung (helleres Bild, höhere Vergrößerung, höhere Auflösung. Manche zeichnen auch am Dobson ohne Nachführung. Es gäbe EQ Platformen zum Nachführen. Leider kenn ich keinen Preis.
    Auf jeden Fall ist der 6" f/8 Newton von der Optik etwas leistungsstärker wie der 130/900 und als Dobson halt preisgünstiger.
    Servus,
    Roland

  • Hallo Jürgen,


    erstmal Glückwunsch zum neuen Hobby :)
    Und dann steige ich mal in die Beantwortung ein, so gut ich kann..


    Generell wäre noch gut zu wissen
    - was du dir anschauen möchtest: eher Mond/Planeten oder Sternhaufen, Nebel, Galaxien - oder beides? ;)
    - welche Rolle die Mobilität des Equipments spielt?
    - wie dunkel der Himmel an deinem Beobachtungsort ist?


    Zu deinen Fragen:


    1) Ein 130er Newton ist im Rahmen des Budgets eine m.E. gute Entscheidung, denn damit bekommst du am meisten Öffnung pro €. Newtons müssen hin und wieder justiert werden (was aber keine Raketenwissenschaft ist), dessen sollte man sich bewusst sein.


    2) Der kurze hat ein größeres wahres Gesichtsfeld und ist nicht so sperrig ;) Dafür ist er evtl. etwas problematisch bei der randscharfen Darstellung von Sternen (abhängig von der Güte der Okulare).
    Hier werden die anderen sicher noch was zu ergänzen wissen..


    3) Das Budget geht, aber dann wird's wohl ein kleiner Dob. Mit ausreichend dimensionierter Montierung wird man damit wohl nicht hinkommen. Wenn doch: sagt mir Bescheid :)


    4) Hersteller mag ich nicht gern empfehlen, viele verkaufen aber im Prinzip die gleichen Teile aus Asien unter verschiedenen Labels. Hier werden dir sicher auch die anderen was zu sagen können.


    5) Ja!


    6) Ich würde sagen: bei der Öffnungszahl und aus Prinzip - parabolisch ist ein Muss. Wenn's nicht dabei steht ist er es vermutlich nicht, aber hier hilft eine Anfrage beim Händler. Oder hier..


    Bedenke, dass du neben Teleskop auch Zubehör (Okulare, Justierhilfe, Barlow, Kartenmaterial, Köfferchen, Rotlichtlampe, ..) brauchst, das Budget sollte dementsprechend verplant werden.


    Und noch meine Empfehlung: Skywatcher Heritage 130P Mini Dob. Habe ich selbst und hab' ihn lieb ;)


    Gruß
    Olli


    Edit: Die 6" Dob Empfehlung von Roland ist besser als der Mini Dob, wenn Kompaktheit bzw. Reisefähigkeit nicht wichtig ist. Und man sitzt beim Beobachten nicht auf dem Boden ;)

  • Hallo Jürgen,
    ich bin noch auf ein paar Punkte nicht eingegangen. Es kommt auch auf die Beibachtungsziele und den Beobachtungsort an. Wo möchtest Du beobachten und was möchtest Du beobachten? Die Frage ist generell wichtig.
    Nun zu den Refraktoren. Refraktoren sind, wenn sie solide und gut gebaut sind, unkomplizierter wie Newtons. Dann sind sie justierstabil und relativ unempfindlich gegenüber Tubusseeing. Meist sind Refraktoren aber teurer wenn man eine ähnliche Öffnung nimmt.
    Einsteiger FHs wären z.B. gebrauchte 3 Zoll FHs mit f/15 oder f/16 mit denen man besonders an den hellen Planeten, Mond und hellen Deepskyobjekten Spaß haben kann. Mit rund 1,2 m Brennweite und entsprechender Länge braucht man am Beobachtunsort auch diesem Platz hinter dem Teleskop.
    Bei ED APOs muss man tiefer in die Tasche greifen und kommt dafür mit relativ kompakten 80 mm bis 102mm großen Geräten aus (f/7 bis maximal f/9).
    Am Balkon sind Dobsons weniger gut einsetzbar wie auf einer Wiese. Ein 6" f/8 oder 8" f/6 Dobson ist halt ideal, wenn man ihm irgendwo zu einem Beobachtungsort fährt oder einen großen Garten hat, wo man die Rockerbox hinstellt, den Tubus draufsetzt, mit Übung (hoffentlich nur) kurz justiert und dann mit z.B 3 bis 5 Okularen den Himmelsspaziergang genießt. Der 6" oder 8" Newton muss etwas auskühlen um hoch vergrößern zu können.
    Am Balkon kann ein kurzer Mak, SC, ED APO die bessere Wahl sein, allerdngs steigt man da teurer ein und hat dann, bei weniger Öffnung, weniger Lichtsammelleistung zur Verfügung. Die Auflösung ist auch von der Öffnung, Justage, Seeing, Tubsusseeing abghängig. Mehr Öffnung bietet mehr Auflösung wenn Justage, Optik und Tubusseeing es zulässt.
    Je nach Platz geht auch ein Newton oder längerer FH. Einen Dobson würd ich nur bei sehr breitem Balkon nehmen. Die tiefstehenden Objekte werden aber auch da schwierig. Da müsste etwas stabiles z.B. ein Biertragl untergestellt werden.
    Servus,
    Roland

  • Hallo an Alle,
    erstmal herzlichen Dank für die vielen ausführlichen Antworten, bin daher positiv überrascht und daher sehr angetan von dem Forum hier, das ich eher zufällig entdeckt hab.
    Zuerstmal noch ein paar Info's nach denen in den Antworten gefragt wurde :
    Beobachten möchte ich sowohl Mond/Planeten als auch Deep Sky Objekte, was vermutlich auf einen Kompromiss in irgendeine Richtung hinausläuft, ist aber erstmal ok zum Einstieg, denke ich.
    Fotografie ist erstmal kein Thema.
    Beobachtungsort ist im Südwesten, Dorf, Nordwschwarzwald, oder besser : zwischen Rheinebene und Schwarzwald. Die Lichtverschmutzung ist da aber nicht gerade gering, zumindest nach meinem subjektiven Eindruck, zumindest verglichen mit ein paar hundert Meter höher auf nem Schwarzwald-Berg.
    Zunächst möchte ich auf dem Balkon (steht in westlicher Richtung) anfangen, allerdings sind die Möglichkeiten wg. der Überdachung dann dort eher begrenzt, sodass ich das Teleskop dann doch auch mal in den Garten oder viell. auch mal auf nen Berg transportieren muss.
    Da die prallaktische Montierung wohl (von Anfängern wie mir ;) oft unterschätzt wird, tendiere ich mittlerweile eher zu einem Dobson, da ich damit dann mit meinem Budget wohl dann doch besser hinkomme und mehr in die Optik und nicht soviel in die Montierung investieren muss.
    Naja, wenn da die Sache mit "auf dem Balkon weniger gut einsetzbar" (Roland) nicht wäre...wenn ich das richtig verstanden hab, sind flache Winkel für tiefstehende Objekte mit nem Stativ einfach praktischer und schnller einzurichten als mit einem Dobson, dass dann erstmal auf die richtige Höhe (Tisch, Kasten) gestellt werden muss, wo es dann für die hochstehenden wieder nicht passt ?
    Grüße
    Jürgen

  • Hallo Jürgen,
    auch wenn ein Dobson nicht das Ideale Balkonteleskop ist, kann man einen Dobson auch am Balkon nutzen. Preislich wäre der GSO 6" f/8 extrem günstig. Man kann für einen Beobachtungsabend mit tiefstehenden Objekten einen Getränkekasten auf den Balkon stellen.
    Wenn es ein Newton sein soll und die parallatische Montierung nicht gewünscht ist, dann gäbe es noch den Skywatcher 130/900 Parabolnewton mit azimutaler Montierung:
    https://www.teleskop-express.d…-mit-Aluminiumstativ.html
    https://www.teleskop-express.d…on---optischer-Tubus.html
    Leider hab ich da keine eigene Erfahrung. Da müssten andere ihre Einschätzung abgeben. Von den Eckdaten könnte es klappen.
    Servus,
    Roland

  • Die Entscheidung ist nun zugunsten GSO 6" f/8 gefallen (Danke für den Tip), ich denke, das Preis-/Leistungsverhältnis ist nicht zu toppen - zumindest in dieser Preisklasse.
    Und dann kann's auch hoffentlich bald losgehen (freu :-). Werde berichten, wie's mir so als blutiger Anfänger ergeht.
    Nur noch eine Frage: mitgeliefert wird ein 25-mm-1,25"-Superplössl-Okular. Welche zusätzliche Okulare würdet ihr empfehlen ?
    Spielt der Crayford-Auszug für die Art der Okulare beim Kauf eine Rolle, oder sind alle 1,25" Okulare standardisiert ?
    Grüße
    Jürgen

  • Hallo Jürgen,


    Glückwunsch zum neuen Teleskop!
    Der Auszugtyp spielt keine Rolle bei der Okularwahl, alle 1.25" passen.
    Sinnvolle Palette wäre 32mm Superplössel, 15/9/6mm Erfle (Weitwinkel), evtl. noch 4mm Erfle.
    Mit einer 2x Barlow kannst du die Brennweite des Teleskops sozusagen verdoppeln, so dass du einige Brennweiten auslassen kannst, hast aber mehr Umsteckarbeit und die Barlow verringert u.U. ein wenig die Qualität der Abbildung.


    Bei der Okularwahl spielt eine rel. große Rolle, ob du mit Brille beobachtest? Dementsprechend müssten dann Okulare mit größerem Augenabstand gewählt werden. Überhaupt spielen individuelle Vorliebenund Ansprüche hier eine große Rolle..


    Als Einsteiger-Okular allgemein für ok befunden sind z.B. TSSWM oder UWA, aber warte ruhig noch andere Empfehlungen hier ab.


    Auch ein Zoom-Okular kann für den Einstieg und kleineren Geldbeutel eine gute Wahl sein. Ich habe damals ein 8-24mmm Seben Zoom (gibts auch unteren anderen Markenlabels) zum Einstieg genommen, ist ganz ok gewesen.


    Grüße
    Olli

  • ..ah und: statt Weitwinkel gehen natürlich günstigere SP, für die kleinen Brennweiten sollte es aber doch WW sein, sonst 'rast' das Beobachtunsobjekt ohne Nachführung so schnell durch den kleineren Bildausschnitt, dass du ständig am Nachschubsen bist.

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