Hallo zusammen,
nach den weißen Nächten lohnte es sich jetzt für mich zum ersten Mal wieder ins Berliner Umland zu fahren. Montag Abend waren die Bedingungen fast optimal, keine Zirren, Mondaufgang weit nach Mitternacht, warmes Wetter und niedrige Luftfeuchtigkeit.
Mit dabei vier Ferngläser, ein galileischer 'Gucki' 2.3x40, Canon 10x42 IS, APM ED 70mm Bino mit 90 Grad-Einblick sowie ein 160mm Doppelrefraktor mit f/6.5. Im Vordergrund standen die Sommermilchstraße und verwandte Objekt. In der auslaufenden Dämmerung wurde schon klar, dass die Transparenz bemerkenswert gut ist, M8 (Lagunennebel) war sehr gut zu sehen, bei vollständiger Dunkelheit zeigt sich die Milchstraße sehr gut strukturiert und reicht bis ca. 5 Grad zum Horizont. Da es mir um die Milchstraße ging, beobachtete ich fast ausschließlich mit den langbrennweitigsten Okularen. So ergab sich mit beim APM mit 24 mm 16,7X Vergrößerung mit 4 Grad Gesichtsfeld und beim 160 mm Bino mit 32 mm 33x Vergrößerung und 2.5 Grad Gesichtsfeld.
Hier ein paar Eindrücke, es war das erste Mal dass ich das APM Bino unter dunklem Sommerhimmel verwenden konnte, zu Beginn 21.2 mag/arcsec^2 (SQM Weitwinkel, d.h. ohne Linse), dann sogar 21.4 obwohl die Milchstraße im Schwan fast im Zenit stand, gegen Ende 21.15. Im 160 mm Bino waren schön die Kugelsternhaufen NGC 6553 und M28 zu sehen, M28 schon bei 33x z.T. in Einzelsterne aufgelöst, im 70 mm Gerät nur deutlich kleiner und lichtschwächer. Auch im APM Bino ist M8 sehr eindrucksvoll, im 160 mm Gerät - vor allem mit UHC Filter - natürlich deutlich dramatischer (für das 70 mm fehlen mir noch Filter, hier passen nur 1.25“). Die ganze - im Norden immer sehr tiefstehende Region im Schützen - ist in beiden Gläsern sehr eindrucksvoll, die gute Transparenz war hier allerdings essentiell. Besonders intensiv habe ich die Region in der Schildwolke in der Umgebung von M11 angeschaut, hier ist der Anblick im 70 mm und 160 mm Glas sehr verschieden. Bei 160 mm sieht man viele Details, M11 schon mit Einzelsternen, die Dunkelwolken in der näheren Umgebung kommen gut heraus, einige helle Sterngruppen und Doppelsterne, z.B. Theta serpentis fallen beim Wandern Richtung Schlange/Schlangenträger sofort auf, ebenso einige sehr lockere Sternansammlungen/haufen, z.B. IC 4756 und NGC 6633. Hier sind die 4 Grad Gesichtsfeld des APM Glases ein klarer Vorteil, so schön die Details im größeren Glas sind, der Zusammenhang geht etwas verloren. Das Canon Glas hat zwar mit 6.5 Grad nochmal ein deutlich größeres Gesichtsfeld, doch hier fehlen Details, die Milchstraße ist eher ein Schleier, während das APM Glas klar die vielen Einzelsterne zeigt, aber auch die Dunkelwolken dazwischen sehr plastisch rauskommen. Der Cirrusnebel war im größeren Glas bei den Bedingungen mit OIII Filter und UHC Filter spektakulär, ich bin auch mal auf 105 x Vergrößerung gegangen, da zeigen sich im südlichen Teil von NGC 6992 /IC 1340 sehr viele Details, übrigens blieben auch ohne Filter bei 105x viele Strukturen sichtbar. Hier habe ich auch den Gucki mal mit OIII und UHC Filtern versehen, der Nordamerikanebel ist klar erkennbar! Noch ein paar Objekte als Orientierungspunkt, M57 ist im 70 mm Glas bereits bei 17X als kleine Scheibe erkennbar, bei 62x ist der Ring schon angedeutet. M13 bei 62 x körnig, Einzelsterne blitzen auf. M31 stand noch nicht hoch am Himmel, am Horizont die Berliner Dunstglocke doch das Objekt schien fasst das Gesichtsfeld auszufüllen, ein Staubband und NGC 205 waren klar sichtbar.
Unter dem Strich, ich habe fast ausschließlich mit 70mm und 160mm beobachtet. Für alle die mit einem der vielen 16 oder 18x70 Gläser beobachten ist wohl keine Überraschung, dass der Unterschied zwischen einem 70mm Glas zu 10x42 sehr deutlich ist. Mit 90 Grad Einblick kann man sehr bequem im Zenit beobachten, und so die eindrucksvollen Regionen im Schwan, Leier, Cassiopeia, Perseus je nach Jahreszeit genießen. Ich denke, dass gerade das kleinste Glas der APM Serie mit 70 mm wegen des großen Gesichtsfeldes sehr reizvoll ist, die Milchstraße hat extrem viel zu bieten, und da passt das Glas fast ideal. Die Schildwolke mit M11 und die Region im Übergang zum Schlangenträger mit vielen lockeren Sterngruppen und Dunkelnebeln werde ich noch häufiger aufsuchen, meist ist dies im Norden die ‚hellste‘ Milchstraßenregion. Ich hatte diesmal ein riesiges Glück, hier ist die südliche Milchstraße im Skorpion und Schützen nur sehr selten gut zu sehen, M4 ist trotz der Helligkeit schwierig, M8 und M28 leiden meist horizontnah unter Dunst.
Als ich zusammenpackte hatte sich schon die Mondsichel über den Horizont geschoben, manches war leicht staubig, nicht das kleinste Tröpfchen Tau.
Beste Grüße und viel Spaß beim Lesen
Thomas