M27 mit 6 sec und mäßigem Seeing

  • Hallo, Kollegen,


    habe M27 noch mal kürzer belichtet, mit NEQ6, 200/800 Newton, Canon 1100da, ohne Filter und 310 x 6 sec bei ISO 3200.
    In DSS lag der Score zw. 10300 und 5400. Nimmt man dann trotzdem alle Rohbilder oder doch besser nur die 50% Besten bezügl. Score?
    Der FWHM-Wert lag bei nur 3,7. Das Seeing war anscheinend schlechter als gedacht? Einen ähnlichen Wert habe ich aber fast immer!
    Diese kurzen Belichtungen lohnen sich anscheinend nur bei wirklich gutem Seeing...



    viele Grüße und besseres Seeing
    Andreas

  • Hallo Andreas,
    ich mag nicht glauben, daß bei dieser Brennweite und der Pixelgröße 5,2 Mikrometer das Seeing schon dermassen durchschlägt.
    Mal als Anhalt: Zwei Bogensekunden werden auf 7,75 Mikrometer abgebildet, also 1,5 Pixel, zumal es eine Bayermatrix ist...
    Du könntest doch zum Vergleich einen zweiten Stack mit höherer Verwendungsrate machen und schauen ob das wirklich unschärfer wird.
    Gruss Lars

  • Hallo, Lars,


    Das obige Bild war 310x6 sec; alle Rohbilder wurden verwendet Score 10300 bis 5400.
    Das folgende Bild ist nur 60x6 sec, die 60 Score-höchsten Rohbilder, Score 10300 bis 9100:
    sieht nur minimalst schärfer aus, nicht wahr und natürlich noch verrauschter.
    Nicht zenitnahe DSO's aufzunehmen ...und nur bei mäßiger Himmelstransparenz: das macht bei mir keinen Sinn...


    viele Grüße und cs
    Andreas

  • Hallo Andreas,
    dachte erst Du hättest 50% verwendet. Ja der Vergleich fällt meine ich auch zugunsten des 100%-Stacks aus.
    Ansonsten wäre vielleicht noch etwas mit einer dezenten Schärfung zu gewinnen, z.B. mit der PSF-Funktion in Fitswork.
    Jedenfalls habe ich die Erfahrung gemacht, daß die Summenbilder immer etwas "weich" aussehen und dann eben eine Schärfung vertragen, d.h. wenigstens die Nebelanteile.
    Gruss Lars

  • Hallo, Lars,


    der gesamte Bildinhalt ist bereits (viel zu) stark geschärft... mit PS, selektiver Scharfzeichner, 170 %!
    ...noch stärker... ich weiß nicht, ob das noch sinnvoll ist...


    zu dem FWHM-Wert in DSS: dieser gezeigte Wert muss noch mit dem Faktor:
    206xPixelgröße/Brennweite multipliziert werden, um auf die Einheit: "/Pixel zu kommen, richtig? Dann käme ich etwa mit dieser Kamera auf 5"/Pixel...klingt sinnvoll....


    hier noch mal stärker geschärft und 250x20 + 310x6 sec.:



    viele Grüße und besseres Seeing
    Andreas

  • Hallo Andreas,
    mit dem FWHM-Wert in DSS habe ich mich noch nicht befasst. Hatte halt gerechnet 2 Bogensekunden geteilt durch 3600 Bogensekunden ergibt den Winkel in Grad, dann den Tangens davon und mal die Brennweite in mm und noch mal 1000 für die Abbildungsgröße in Mikrometer. Gerechnet mit 5 Bogensekunden bekommt man 19,4 Mikrometer, das macht 3,7 Pixel bei der Pixelgröße 5,2 Mikrometer.
    Also um vom Seeing wirklich gestört zu werden meine ich ist die Pixelgröße für die Brennweite etwas zu groß und das Bild wird bei guter Nachführung mit 6 s nicht schärfer als mit 20 s.
    Gruss Lars

  • Hallo Andreas,


    da ich auch zu den Kurzzeitknipsern gehöre, interessiert mich Deine Aufnahme von M27 ganz besonders. Zunächst muss ich erwähnen, dass ich die Beurteilung von Scheibchengröße und Seeing immer noch an einem Einzelbild mache. Außerdem betrachte ich alle Bilder zunächst im Betrachter und sortiere schlechte aus (Striche wg. Verwackler usw.). Bei der Gelegenheit vermesse ich mit Fitswork Sterne in der Bildmitte stichprobenhaft. Ich habe festgestellt, dass das Summenbild aus mehreren Hundert Bildern dann deutlich größere Sternscheibchen hat. Das kommt vermutlich durch das Stacking, weil die verwendeten Sterne ja gemäß Seeing nicht genau dieselbe Position von Bild zu Bild haben. Ich habe aber auch immer so 4-5 Pixel FWHM bei f=950 mm und 4.3 µm Pixelgröße.


    Etwas Nachschärfen macht Sinn, aber bitte immer die PSF des Ergebnisses mit der ungeschäften PSF vergleichen (Fitswork macht einem da das Leben ja einfach). Die PSF muss noch gaußähnlich bleiben. Die besten Erfahrungen, auch wegen der Rechenzeit, habe ich mit der iterativen Gaußschärfung gemacht. Ich nehme dann meist 4 Pixel und 80% bei ca. 5 Durchgängen (grobe Richtschnur).


    Nun aber eine Frage an Dich: Die letzte (stärkere) Schärfung sieht mir nach Wavelet aus. Richtig? Denn nur so kann man die Randstrukturen zusätzlich noch herausarbeiten. Oder irre ich mich?

  • Hallo, Lars und Erik,


    vielen Dank für Eure Kommentare!


    Lars: Deine Berechnungen passen gut zu meiner Formel!
    zu Deiner Aufnahme des PN: Zu deinem Ergebnis kann ich leider gar nichts sagen: habe ich selbst noch nie versucht, aufzunehmen (mit meinem C9.25 und Reducer)) und kann mir deshalb kein Urteil erlauben. Es hat hier seit Wochen nicht geregnet (Hamm, NRW). Da ist so viel Staub in der Atmosphäre und vermutl. keine sehr gute Auflösung in der Mitte und im Norden Deutschlands derzeit möglich.


    Erik: die Aufnahmen stammen nur von einer unempfindlichen DSLR mit zu großen Pixeln (5,2 µm -> ca. 1,3"/Pixel)! Trotzdem macht es mir Spaß und vielleicht habe ich zufällig mal Glück mit der Transparenz!
    Der Rohsummenstack wurde mit Fitswork vorgestreckt. Dann wurde Photoshop CS4 verwendet: u.a. auch der Scharfzeichnungsfilter, Selektiver Scharfzeichner verwendet. Hier wurde mit Vorschau nachgesehen, wie sich eine Veränderung der Stärke und des Radius auf das Ergebnis auswirken. Das dauert nur wenige Sekunden! Ich habe einfach nur nachgesehen, wie sich die HA- und OIII-Flächen in M27 verhalten...und das gleichseitige Dreieck aus Sternen nahe des Zentralsterns sollte noch klar getrennt sein... und die schwächeren Sterne in der Nachbarschaft dieses Dreiecks sollten noch klar erkennbar sein... Alles sehr amateurhaft...aber Hauptsache, es macht Spaß!
    In Fitswork würde die Schärfung "ewig" dauern, wie ich feststellen mußte.
    Der FWHM-Wert liegt bei mir fast immer zw. 3,2 und 5 (Pixel?), egal, ob ich bei 384, 480, 800 oder auch 1480mm aufnehme. Scheint fast unabhängig von der Brennweite zu sein...merkwürdig...
    Stimmt meine o. angegebene Berechnung? Was meinst Du?
    Mit welchem Programm stackst Du? Da ich ja nicht guide und sich das Bildfeld langsam verändert, dithere ich automatisch, sodass die Sterne im Bildfeld immer eine andere Position einnehmen. Dass in DSS die Sterne merklich größer als im Einzelbild werden, ist mir noch nicht aufgefallen. Vielleicht trügt der Schein, weil man nun ein glattes Summenbild vor sich hat? Geringfügig heller und minimal größer wird der Stern, da hast Du Recht! Aber, wie willst Du das umgehen?
    Wird das in Fitswork besser? Ich habe es in Fitswork nur mal in der Not mit "riesigen" Sternen (hohe Brennweite, 5000mm) im Batchverfahren ausprobiert. Das kann man nicht als Maßstab nehmen.


    hier mal ein früheres Ergebnis mit dem C9.25 bei 1525mm und 200x10 sec, nur schwach bearbeitet: das Ergebnis gefällt mir besser als die obigen Resultate...


    viele Grüße, ein kurzes starkes Tief und dann wieder klaren Himmel
    Andreas

  • Hallo Andreas,


    früher hatte ich auch mit Fitswork gestackt, seit einigen Jahren mit DSS. Nur wenn ich für wissenschaftliche Messungen stacken will oder zwei unterschiedliche Maßstäbe habe (versch. Kameras), nehme ich Fitswork. Auch ich arbeite nur mit einer DSLR und mache auch kein Autoguiding. Daher bei 950 mm auf deutscher Montierung nur 32 s. Beim Meade LX200 hatte ich sogar nur 10 s belichtet.


    Brennweitenunabängig würde ich meine Erfahrung nicht bezeichnen. Bei 200 mm erhalte ich ca. 2 Pixel, bei 950 mm eben die genannten 4-5 Pixel. Weniger als ca. 2 Pixel geht bei einer Farbkamera (Bayersensor) nicht. Insofern ist die Beziehung also nicht linear.


    Du hast Recht, dass das Schärfen in Fitswork lange dauern kann. Das hängt vom Verfahren ab.


    Alles in allem aber hast Du eine gute Aufnahme zustande gebracht.


    Noch ein Wort zum Score. Ich schaue mir nur die sehr niedrigen an. Wenn Du also Werte zw. 5000 und 10000 hast und dann sind da noch einige unter 500 und einige dazwischen. Die ganz niedrigen würde ich vermutlich rausschmeißen. So etwas kann man z.B. zum Ende der Serie hin haben, wenn uneingeladen der Tau zu Besuch kommt, oder der Hochnebel zunimmt, oder der Fokus wegwandert.

  • Hallo, Erik,


    entgegen aller Theorie, dass man bei Aufnahmen weit über 1000mm Brennweite und längerer Einzelbelichtungen aufgrund des üblichen Seeings keine gute Auflösung erreichen kann, kann die Praxis auch so aussehen (eine Ausnahme?):


    https://www.cloudynights.com/t…ewton-3051500-asi290mm-c/


    Liegt das Ergebnis hier event. an der anscheinend extrem regelmäßig gehenden Yoke-Montierung? Was meinst Du? Es geht hier um 1500 mm und "langen" 20 sec Belichtungen, nicht im Gebirge aufgenommen in Polen!


    viele Grüße und häufiger cs
    Andreas

  • Hallo Andreas,


    ich habe das gerade gesehen und mich auch gewundert. Laut astronomy.tools hat ein 305/1500-Newton mit der ASI290 eine Pixelgröße vom 0.4". Das Dawes-Limit wäre 0.38". Das Ding ist also eher Pixel- oder Seeingbegrenzt. Polen hat oft guten dunklen Himmel, soviel ich weiß. Und wenn dann mal extrem gutes Seeing wäre, könnte schon das gezeigte Bild von NGC 4490 rauskommen. Erstaunlich aber m.M.n. noch nicht unmöglich. Eine Guidingpräzision von ~0.4" (1 Pixel) ist zwar auch sehr gut aber, soviel ich weiß, auch noch nicht unmöglich.


    Gruß


    Heiko

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