Wieso sieht man die Streben im Newtonteleskop nich

  • Hallo,


    wieso sieht man beim Newton Teleskop wenn es scharf gestellt ist die Streben des Ablenkspiegels nicht mehr, unscharf hingegen schon. Der Schatten der Streben kann doch nicht einfach so verschwinden.


    LG Julian

  • Hi Julian,


    das liegt in der Natur der geometrischen Optik. Es gibt den Bildraum und den Pupillenraum. Der Bildraum ordnet jedem Bildpunkt einen Winkel des Objektes zu. Du siehst also die Objektebene, die sich im Fall astronomischer Beobachtungen im Unendlichen befindet. Optisch gesehen ist selbst der Mond "unendlich" weit entfernt.


    Im Pupillenraum ist jeder Bildpunkt ein Teil der Eintrittspupille. Die Pupille ist hierbei als der Ort definiert, in dem die Lichtstrahlen aller Feldpunkte denselben Ort im Teleskop durchlaufen. Beim Refraktor ist dieser Ort am Objektiv, beim Spiegelteleskop am Hauptspiegel und beim katadioptrischen Teleskop am Frontkorrektor (Schmidt- oder Maksutovkorrektionsplatte).


    Wenn Du aus dem Fokus gehst, siehst Du den Pupillenraum. Also die Lichtverteilung ueber den Hauptspiegel, inklusive Fangspiegel und dessen Streben. Im Fokus ist davon nichts mehr zu sehen, da Du komplett im Bildraum bist.


    Der einzige Hinweis auf die Fangspiegelstreben, der im Bildraum erhalten bleibt, ist beugungsbedingt. Jede Strebe erzeugt, analog zur Beugung am Spalt aber mit anderem Vorzeichen, Beugungserscheinungen. Diese entstehen senkrecht zur Strebenrichtung und gehen zu beiden Seiten. Deswegen siehst Du bei drei Streben sechs Beugungsstrahlen, bei vier Streben dagegen nur vier (die aber doppelt so hell sind). Die vier Strahlen sind eigentlich acht, die aber paarweise ineinanderfallen, da die beiden gegenueberliegenden Streben die gleiche Richtung haben. Die Beugung an den Streben geht in Winkel, die senkrecht zur Strebenrichtung stehen. Im Bildraum wird jedoch jeder Winkel (ob vom Objekt oder gebeugt) einem Bildort zugeordnet, und Du siehst die "Spikes" um helle Sterne.

  • Hallo Julian,


    das Teleskop ist dafür gedacht, Objekte scharf abzubilden, die sehr weit entfernt sind. Auf kurze Entfernung kann es nicht mehr scharf abbilden, da sieht alles verschwommen aus. Wenn du z.B. eine LED in 10 Meter Entfernung durchs Teleskop betrachtest, dann ist das nur ein verwaschener Fleck, weil die Teleskopoptik es nicht schafft, das Licht der LED in einem Punkt zu sammeln.


    Du kannst es auch mit dem eigenen Auge ausprobieren. Es kann Objekte in wenigen cm Entfernung schon nicht mehr abbilden, alles wird unscharf. Wenn du jetzt einen dünnen Draht, vergleichbar mit den Streben des Fangspiegels, direkt vor dein Auge hältst, so nah es geht, dann bleiben nur noch verwaschene Linien übrig. Und wenn du dich nicht auf diese Linien konzentrierst, dann wirst du sie meistens übersehen.
    Entsprechend ist es beim Teleskop. Details, wohl eher für Fortgeschrittene, siehe obigen Beitrag.


    Viele Grüße
    Manfred

  • Stell Dich einfach mal ans Wohnzimmerfenster und schau durch die Gardine hindurch nach draußen. Siehst du dann noch die Gardine selbst? Die einfachste Antwort dazu nennt sich "Tiefenschäfe". Wenn du auf ein entferntes Objekt fokussierst, dann verschwimmen nahe Objekte außerhalb des Bereichs der Tiefenschärfe. Sie mindern, wie die Gardine, allerdings die Bildqualität.


    Den gleichen Effekt hat man bei den Fangspiegelstreben. Deswegen macht man sie so dünn und unauffällig, wie möglich. Sehen tut man sie im Teleskop nicht, aber sie haben einen (geringen) negativen Einfluss auf das Bild. An Sternen bilden sich sog. Spikes, dass sind Beugungserscheinungen an den Streben.

  • Hallo Julian,


    der Normalfall bei einem astronomischen Teleskop ist ein Objekt im Unendlichen. Dann bündelt der Konkavspiegel die parallel einfallenden Lichtstrahlen so, dass ein Bild im Abstand der Brennweite entsteht, d.h. die Lichtstrahlen treffen sich in diesem Abstand in einem Punkt.
    Ist das Objekt näher am Teleskop, entfernt sich die Bildebene vom Spiegel. Zum Scharfstellen muss der Okularauszug weiter rausgedreht werden.
    Befindet sich das Objekt im Abstand der Brennweite vom Spiegel, so werden die Lichtsstrahlen, die von einem Punkt ausgehen, als parallele Lichtstrahlen von Spiegel reflektiert und die Bildebene befindet sich in unendlicher Entfernung vom Spiegel, was natürlich nicht nutzbar ist.
    Wenn sich ein Objekt wie der Fangspiegel oder dessen Streben näher als Brennweite am Hauptspiegel befinden, so werden dessen Strahlen divergierend reflektiert, d.h. die Lichtstrahlen werden nicht gebündelt, sondern gestreut. Darum entsteht vom FS gar kein Bild, auch nicht in grosser Entfernung vom Spiegel.


    Gruss Heinz

  • Das ist uebrigens der Grund, warum der oft in Cartoons vorkommende Streich, einem Astronomen eine Spinne vors Objektiv zu halten, in der Praxis nicht funktioniert.

  • ... und deshalb sieht man bei Aufnahmen mit Teleobjektiv im Zoo die Gitter nicht.


    Der Effekt ist immer derselbe. Das Objektiv/Teleskop ist so nah am Hindernis dass das störende Objekt vollkommen in der Unschärfe untergeht.


    CS
    Jörg

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