Apochromaten -warum so teuer heutzutage

  • Hi,
    Ich hatte ende der 90ziger ein 7"f9 EDT von Astro Physics für 17500 DM mit 2,7 "OAZ gekauft( den musste ich wegen Arbeitslosigkeit wieder verkaufen snieff hatte ihn nur ein Jahr)heut kann ich drüber schreiben,weil ich andere wertvolle erfahrung machte Stichweort>ATM<


    Heute Astro Physics fast geschichte !
    TEC Apochromaten D 160 f 7 16400 €das wären so 33.000 DM gewesen preis 2018


    TEC Apo 180 f7 24950 € das wären 50.000 DM Preis 2018


    APM LZOS D 175 f1400 18.900 €2018
    APM LZOS D 203 f1800 37900 € 25mm ! mehr Öffnung =+19000 €!!


    ich hatte damals 1993 Zeiss angefragt wegen 8 Zoll f8 APQ objektiv schriftl. Antwort ca 30.000 DM(~15000 €)
    ein APQ 100 f10 tubus mit optik und OAZ 9000 DM 1993 Preisliste CZJ
    wenn man mal ab 1993 jährlich preissteigerung von 2 % ausgehen--würde heute ~50 % mehrkosten gegenüber 1993 ausmachen
    wie seht ihr das?
    LG Marc

  • Hi Marc,


    nicht alle haben die Preise so angezogen...


    Tak FS-102S inkl. Rorschelle und 7x50 Sucher >> 5.250,- DM (SuW 12/1999, Intercon Spacetec Werbeanzeige)
    Tak FC-100DF inkl. Rohrschelle und 6x30 Sucher >> 2.787,- EUR (Homepage Intercon Spacetec, heute)


    Allerdings hat Tak bei den großen Optiken auch mächtig angezogen... für einen neuen TOA-150 legt man heute fast 15k auf den Tisch :o


    Offensichtlich ein Problem gerade bei großen Optiken... - vermutlich, da hier noch die ED Konkurrenz auch China fehlt... in ein paar Jahren wenn Skywatcher und Co. auch 180er auf den Markt bringt fallen die vielleicht auch wieder... oder auch nicht ;)


    Gruß
    Christoph

  • Halo Marc,


    im Allgemeinen ist Astroausrüstung günstiger geworden. Bei teuren Nischenprodukten gilt halt nicht immer die allgemeine Teuerungsrate.


    Hier noch ein ähnliches Thema vom Nachbarforum, wo sich auch Händler und Herstelle wie Ralf Mündlein und Tassilo äußern
    Linsen beim Apo --> warum so teuer?
    http://forum.astronomie.de/php…sen_beim_Apo_--&gt%3B_war

  • Hallo Marc,
    oder anders gefragt, warum so günstig?


    Ich gehe davon aus, dass die genannten Firmen Ihr Handwerk beherrschen und sich eine hohe Qualität als Ziel gesetzt haben. Das Thema Glassorten ist ja schon häufig diskutiert worden, aber selbst das beste Glas macht noch kein Objektiv und auch nicht Qualität.


    Nehme mal an Du würdest selbst einen großen Apo mit hoher Qualität herstellen wollen.


    Erstmal Optik rechnen und anschließend Gläser bestellen.
    Bei großen Rohlingen kann das schon mal 9 Monate dauern bis tatsächlich die Lieferung erfolgt. Kleine Stückzahl oder gar Einzelstücke sind im Einkauf recht teuer, je nach Größe gibt es regelrechte Preissprünge und manch gewünschtes Glas welches im Katalog steht ist dann in der benötigten Größe gar nicht verfügbar und die Auswahl somit eingeschränkt.
    Die nötigen optischen Daten der Schmelze werden mit Standard Genauigkeit kostenfrei mitgeliefert. Damit lässt sich die Rechnung mit den konkreten Werten optimieren.
    Allerdings reicht für hohe Qualitätsansprüche die Standard Genauigkeit nicht aus und eine Präzisions-Brechzahl-Messung kann beauftragt werden. Verursacht schon mal Kosten von ca. 1000,--€/Schmelze.
    Nun hast Du die genauen Radien und kannst die Herstellung der Werkzeuge zur Bearbeitung beauftragen. Die Kosten für die Werkzeuge, Aufnahmen zum Spannen, Blenden für Vergütungen usw. legst Du auf die Stückzahl der großen Apos um.


    Nun an die Arbeit - Z.B. mit sauberem Rundieren aller Linsen beginnen und auf gleichem Durchmesser achten usw.
    Alle Linsen genau zentrieren, so dass die Fassung keine seitliche Justage jedes Glases braucht, Du willst es ja gut machen!
    ( Oder bei mancher China Optik abschauen, wie es billiger gelöst werden kann)
    Wenn Du dann schließlich bei der Politur angekommen bist wirst Du merken dass ED Glas recht problematisch ist und eine Politur auf großer Fläche seine Tücken hat und viel Zeit und Mühe kostet, wenn die Flächen Top sein sollen.
    Sind die Flächen dann alle fertig, sollte das Objektiv zusammengebaut und begutachtet werden. Durch Polierkorrektur im Wechsel mit Prüfung kann die sphärische Korrektur auf das gesteckte Ziel gebracht werden. ( Auch hier besteht Einsparpotenzial ).


    Hoffentlich passiert beim ganzen Handling nichts weil ein Muschelbruch oder Ähnliches schnell passiert ist. Das will dann Keiner haben.
    Schlimmer noch wenn ED Glas thermisch geschockt wird - dann macht es Klack und das Teil und die ganze Arbeit ist dahin. Nicht nur das Glas, sondern das ganze Objektiv! Die Partnergläser wurden ja auf die Schmelze hin optimiert und beim Nachbestellen ist es leider eine andere Schmelze. Bei großen Objektiven lieber mal einen teuren Rohling mehr bestellen zur Sicherheit.
    Glasbruch haut auch die Kalkulation kaputt.


    Wenn nicht mit CNC Automaten und angelernten Kräften oder auch „Folienpoliermaschinen“ gearbeitet wird, so gibt es viele Arbeitsstunden für den Optiker oder in unserem Gedankenspiel für Dich zu verrichten. ( z.B. klassisch mit Pech polieren )


    Z.B. braucht es für eine unserer 160/1600 Optiken ca. 150 Arbeitsstunden. Mal spielerisch eine deutsche Arbeitsstunde in der Fertigung mit 50,--€ angesetzt würde 150 x 50,--€ = 7500,--€ Arbeitslohn ergeben. Ich kenne nun die Löhne in Amerika, Japan und Russland nicht, im Falle China habe ich von 2,--€/Stunde gehört und dort stehen auch CNC Automaten für Stückzahlfertigung zur Verfügung.



    Unser Objektiv wird komplett mit Fassung für 6500,--€ anboten. Da kann man sich leicht ausrechnen, dass der angesetzte Stundenlohn tatsächlich viel geringer ausfällt und dafür der Enthusiasmus umso größer sein muss. Ein Kaufmann in einer Fabrik würde das bestimmt viel „Nüchtern“ bewerten, insbesondere mit den Kosten der heutigen Zeit und das erklärt dann auch Deine genannten Preise.


    Ich vermute, dass früher auch bei Astro-Physics Enthusiasmus eine Rolle gespielt hat, aber bei kaufmännischer Rechnung und der Bewertung des Risikos kann man auch zu dem Schluss kommen besser die Finger von der Herstellung großer Apos zu lassen.


    Besten Gruß
    Ralf

  • Hallo Marc, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich hatte ende der 90ziger.....<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Ich sag es mal noch viel einfacher- denk mal zurück, was hast du damals für ein Brötchen bezahlt und was bezahlst du heute dafür?


    Denkvorgang beendet bei dem anderen Preisvergleich?

  • Hallo Marc,
    ich sehe es ähnlich wie der Ralf oder der Stefan. Für mich sind einige APOs eher günstiger geworden.
    Man muss den damaligen Verdienst anschauen. Der Verdienst ist verglichen zu damals auch deutlich gestiegen. Es mag sein, dass die großen Optiken z.B. aus Japan damals in den 90gern billiger waren, aber dort ist das Lohnniveau eben auch gestiegen. Dafür bekommt man heute eben China APOs zum günstigen Preis was früher in den 80ger sich keiner leisten konnte:
    https://www.teleskop-express.d…an-Apo---2-5--Auszug.html
    1500 Euro für einen 5" APO ist für mich extrem günstig.
    So ein 5" APO war früher in den 80ger Jahren nicht so günstig zu bekommen. In meiner Kindheit war so 5" Refraktor ein Teleskop was als 5" FH mit f/15 und nicht als APO in Sternwarten gestanden ist. Heute kann sich das auch ein Normalverdiener weitgehend farbrein auf relativ bescheidener Montierung leisten.
    Erst bei rund 6" wird es happig. Es gibt da aber auch EDs mit relativ guter Farbkorrektur.
    https://www.apm-telescopes.de/…-ed-apo-152-f-79-ota.html
    Das ist schon ein ziemlich guter Preis und der Kontrastverlust durch den Farbfehler ist noch gut überschaubar.
    Auch für kleinere Montierungen und mit noch besserer Farbkorrektur ein 140ger ED:
    https://www.apm-telescopes.de/…po-140-f-7-fpl53-ota.html
    Klar 3000 Euro ist schon nicht ohne, aber wer hat früher z.B. in den 80gern so einen farbreinen großen Refraktor sich leisten können/wollen.
    Der Einstiegsnewton in den 80gern war der 114/900 Newton. Heute bekommt man einen 6" f/8 oder 8" f/6 Dobson schon für wirklich wenig Geld aus asiatischer Produktion.
    Kurzum APOs kann man sich heute bis ca. 5" durchaus leisten oder auf einen günstigen Dobson, Newton ... ausweichen.
    Klar über &gt; 6" gibt es auch heut nur die Edelapos mit entsprechend edlen Preisen ;)
    Ich hab mir wieder den Deutschen APO 130/1200 von Ralf Mündlein angeschaut. 4500 Euro sind freilich viel Geld, ich gehe aber davon aus, dass das ein absolut fairer Preis für eine super Optik ist.
    Servus,
    Roland

  • Hi,
    (==&gt;)Ralf :nicht vergessen die Arbeitsstunden in der Glasschmelze[;)]
    Finde ich toll, dass du dich um bezahlbare Refraktoren bemühst-aber für billigste Löhne musst du nicht arbeiten-verlangt keiner von Dir..zwinker..


    (==&gt;)Stefan -h :Brötchen mit Apochromaten vergleichen[?][:o)]
    Sind Brötchen (Discounter oder Bäcker?)ein Nischenprodukt? grins
    Da würd ich eher Autos mit Apochromaten vergleichen !


    Ist ja allgemein auch schön, wenn sich immer mehr Astronomie-Interessierte sich das Hobby leisten können ohne jetzt groß ATM ler zu sein-leider verlieren viele Leute durch falsche Selbsteinschätzung des Instrumentenkaufs die Lust am Hobby[xx(]


    ich sehe nun, das die Preissteigerung sich nicht bestimmen lässt bezogen auf Nischenprodukte [xx(]


    Danke für die ausführlichen Infos !

    für 7" -8" Zoll Apos dürfte es genug Intessenten geben-aber bitte bei f12-15 bleiben und bis max. 20000 €Schmerzgrenze für komplette Tuben mit OAZ
    [:p]


    Gruss Marc

  • Ob Brötchen oder Auto, nehmt doch einfach die Werte vom statistischen Bundesamt:


    Die Verbraucherpreise stiegen von 1997 bis heute etwa um 40%, seit 1993 um ~44%.
    Die Lohnentwicklung (produzierendes Gewerbe) legte in der Zeit von 1997 bis heute um gute 60% zu.
    Zum Vergleich: Der CPI (Konsumenten-Preisindex in den USA) legte von 1997 bis heute um gut ~55% zu (in USD).



    Wenn ein 175er Apo früher also 17500 DM (~8950 Euro) kostete, dann hat sich im Grunde nichts geändert, wenn er heute zwischen 12.500 und 14.300 Euro kostet. Wenn es mehr ist, dann vermutlich deshalb, weil so ein Teil heute mit f/7 angeboten wird, wo früher bestenfalls ein f/9 zu kriegen war.


    PS: Wir haben seit 20 Jahren den Euro. Es ist üblich, dass man die alten Zahlen zuerst in Euro umrechnet (1,95583 DM = 1 Euro) und sie dann mit heutigen Preisen vergleicht. Wer heute noch in DM denkt "lebt" IMHO im falschen Jahrhundert. [;)]

  • Guten Morgen,


    ich denke, vergleicht man die allgemeine Marktentwicklung kann man sich bei den APO-Preisen heute nicht beschweren. Der Markt ist breiter geworden, so dass je nach Anspruch mehr Quellen zur Verfügung stehen und selbst im High-End-Bereich passt das Preisgefüge in der Allgemeinen Statistik. Am teuren Material und der rel. anspruchsvollen Verarbeitung wird sich nichts wesentliches getan haben, insofern kann man die allgemeinen Indizes ruhig anwenden.


    Wie in vielen technischen Bereichen habe ich den Eindruck dass man heute für sein Geld bei vergleichbarem Kaufkrafteinsatz mehr an Fähigkeiten und Qualität bekommt als früher. Das mag am allgemeinen technischen Fortschritt liegen, der Markt ist nach meinem Empfinden aber auch kritischer geworden und treibt die Entwicklung damit in gewissem Rahmen auch voran.


    CS
    Jörg

  • Werte Kollegen,


    ich erlaube mir darauf hinzuweisen, dass es in der Industrie zu massiven Stückkostenreduzierungen durch moderne Produktionsmethoden gekommen ist. Die Standardisierung und der immer größer werdende weltweite Markt sorgt für sinkende Produktionskosten. Das gilt natürlich nicht für alle Bauteile eines Teleskopes, aber für viele. Was mich dabei besonders nervt, ist die Tatsache, dass gerade bei den Standardteilen (und da ist es in Zeiten moderner computergesteuerter Produktion nicht relevant, wo bei der Prismenschienne die Löcher sind) richtig hingelangt wird. Ich denke auch, dass der Lohnkostenanteil in der Produktion bei vielen Teilen weit überschätzt wird. Personalkosten produziert der Handel. Jeder Händler will verdienen. Das darf er auch. Aber in der ersten Klasse des Handelswirtes lernt man, dass jede Stufe im Handel zu einem höheren Endverbraucherpreis führt. Früher kaufte man ab Werk, heute sind da zwei oder drei Stufen dazwischen (meistens sieht der Endverbraucher diese Lizenznehmer nicht). Aber so lange wir bereit sind, für eine 20cm-Schiene 100 Euro zu bezahlen, so lange haben wir offensichtlich kein Problem.


    CS
    Bernie

  • Auf die Öffnung kommt es an. Ich würde mal behaupten bis 6“ ist noch gewinnbringender Massenmarkt. Danach wird die Luft dünn.
    Ich denke das man sehr viel Geld für die Marke und deren Aleinstellungsmerkmale bezahlt, so wie es bei vielen Luxusartikeln ist.
    Es gibt nur eine Handvoll Hersteller und die bestimmen eben den Weltmarkt.
    Und je größer das Objektiv sein soll um so weniger Hersteller gibt es, die sowas machen können.
    Aus Industrieller Sicht wäre es kein Problem größere APOs herzustellen nur gäbe es dafür wohl keinen lohnenswerten Markt.
    Weil jenseits von 6-7“ auch die APOs schwere und unhandliche Röhren werden die dann auch noch dem Seeing unterliegen.
    Einen 6“ Skywatcher APO bekommt man für 5k€ und da haben schon alle was verdient und nicht selten sind die Teile sogar richtig gut mit Strehls von 90–95%.
    Da kann man dann auf die Produktionskosten schließen[;)]
    Was glaubst du wie viele APOs mit 8“ und größer Jährlich verkauft werden?
    Da ist man quasi in der Sonder– und Einzelanfertigung und dann wird auch klar warum die Teile so viel kosten.


    CS

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