Der Strudel der ein Jupiter sein sollte

  • Hallo,


    zur Zeit probiere ich mein EdgeHD 8 aus - mit mehr oder weniger Erfolg. Das ist schon ein Sprung von der Bierdose, also dem Firstscope 76/300-Newton, auf ein 8-Zoll RC-Teleskop. Mit der Brennweite von 1400mm (mit 0,7-Reducer) wollte ich eigentlich Detailaufnahmen vom Mond und Jupiter probieren.
    Was ich festgestellt habe ist, daß es nicht leicht ist scharf zu stellen. Ich muß im Moment sehr schlechtes Seeing haben. Bei ganz kurzen Belichtungszeiten für helle Sterne bekomme ich nur ausgefranste Kleckse im Liveview zu sehen, die bei längerer Belichtung zu verwaschenen Fleckchen werden. Außerdem hatte ich für Jupiter die ASI178MC angebracht, die bei der langen Brennweite mit den kleinen Pixeln das Elend richtig schön unscharf auflöst. Ich schätze, daß bei einem Seeing von mindestens etwa 4" und einem Schneckenfehler pro Bild von ~1" ein idealer Stern damit auf ca. mindestens 15 oder mehr Pixel verschmiert würde. Daran muß man sich bei langer Brennweite im "Dunst" wohl gewöhnen.
    Als ich Jupiter dann im Liveview völlig konturlos rumwabern sah, habe ich es aufgegeben und wollte abbrechen. Ich dachte mir dann aber: "Probier halt noch mal wie z.B. eine Galaxie mit F/7 aufzunehmen ist" und habe das Goto der AVX auf M51 gesetzt. Die war dann auch sofort im Sucher - was sonst eher selten vorkommt. In Sharpcap haben sich die Spiralarme von M51 und sein Begleiter schon nach 15 Sekunden abgezeichnet und ich habe dann "unlimited capture" gestartet in der Absicht nach 10 Minuten aufzuhören. Ich habe dann aber einfach laufen lassen und es sind dann aber über 90 Minuten daraus geworden. Anbei das Resultat.



    <i>(Änderung: bessere Bearbeitung)</i>


    Auf dem Chip der ASI178MC ist M51 bei 1400mm Brennweite fast formatfüllend. Die Strudelgalaxie sieht leicht verschwommen aus, was bei einer geschätzten Unschärfe von 5" nicht verwundern sollte. Aber dafür daß das ohne Guiding gemacht wurde, ohne richtig genaue Fokusierung, bei mäßigen Seeing und dafür daß das erst ein Jupiter werden sollte ist es für mich als meine erste Strudelgalaxie in Ordnung.


    Viele Grüße


    Heiko


    <i></i>

  • Hallo Heiko,


    ich taste mich auch gerade an EAA heran. Allerings mit 765 mm Brennweite (= 900 mm * 0,85 Reducer / Flattener).


    Habe gestern tagsüber mal die Fokuslage meines neuen Imagetrains mit SharpCap Pro bestimmt. Dabei fiel mir auf, dass SharpCap neben Bahtinov-Maske noch 5 weitere Live Algorythmen zur Scharfstellung bietet: Da kann man quasi zusehen wie's besser wird.


    Ich weiß jetzt nicht mehr, ob das nur die SharpCap Pro Variante bietet, aber m. E. ziemlich egal, weil die Preise - im Gegensatz zu unserem sonstigen Equipment - sehr fair sind.

  • Hallo Nils und Peter,


    Danke für die Kommentare. Oben habe ich das Bild durch eine etwas mehr geschärfte Version ersetzt - auf Kosten von etwas mehr Rauschen. Irgendwann muß ich auch noch mal auf Pixinsight o.ä. umsteigen. Bis jetzt mache ich fast alles nur mit Fitswork4.
    Ich habe zwar kurze 15-Sekunden Aufnahmen gemacht, aber nicht live gestackt sondern klassisch "off-line". Das ist dann, soweit ich verstehe, kein EAA. Ich habe aber trotzdem auch die SharpCap Pro-Lizens erworben. Ich finde auch, daß das ein gutes Programm ist und die Entwicklung sollte man unterstützen, wenn man es oft benutzt.


    Ich bin noch nicht sehr vertraut mit meinem EdgeHD 8". Beim Sterntest sehe ich leicht exzentrische Beugungsscheibchen. Wie kollimiert man ein RC-Teleskop fachgerecht? Im Gegensatz zu Newtons habe ich da nicht viel Information gefunden die mir hilft. Es gibt drei Schrauben am Sekundärspiegel. Kann man damit einstellen? Bei mir scheinen die ziemlich fest zu sitzen und ich will nicht durch zuviel Krafteinsatz etwas kaputt machen. Vielleicht hat aus dem Forum jemand einen Tip.


    Viele Grüße


    Heiko

  • Hi, Doc!


    Mit 1400mm Brennweite wirds deutlich schwieriger. Ich denke guiding wäre hier von Vorteil.


    Das Fokussieren war immer ein ganz leidiges Thema bei mir, schon zu "Filmzeiten". Endgültig ad acta gelegt wurde es, als ich begann, Ekos als Steuersoftware und einen selbstgebauten Motor-Focuser zu verwenden. Die Software macht ein Foto und misst den Sterndurchmesser. Dann wird der Fokus automatisch verstellt, ein zweites Bild gemacht, Sternduchmesser gemessen, etc. Die Durchmesser über der Fokuserposition aufgetragen ergibt eine V-förmige Kurve. Aus ein paar Werten errechnet die Software, wo etwa der optimale Fokus liegen müsste und macht dann in dessen Umgebung weitere Test-Aufnahmen. Selbst ohne Untersetzung kommen damit so scharfe Fotos heraus, wie ich sie von Hand nie-nie hingebracht habe.


    Falls ich jetzt Wasser in den Main getragen habe, sorry! :)


    Aber wenn DAS da bei miesem seeing, ohne richtiges Scharfstellen und ohne Guiding heraus kommt,... bin gespannt auf das, was noch kommt!

  • Hallo Mathias,


    ja ein Motorfokusierer, der automatisch den optimalen Fokus sucht und hält, wäre etwas für die Zukunft. Damit könnte man dann von gutem Seeing voll profitieren.
    Ich habe auch überlegt was ich hier erreichen kann. Die ASI178 hat bei 1400mm Brennweite einen Abbildungmaßstab von 0.35"/px für ein ungefähres optimales Auflösungsvermögen von 0.57" (Dawes) des EdgeHD 8". Das passt eigentlich ganz gut zusammen, aber ein Seeing, was eine Auflösung von 0,57" zulässt, bekomme ich bei mir nie und nimmer. Oben hatte ich geschätzt, daß das Seeing höchstens 4" FWHM war, d.h. der Kern eines hellen punktförmigen Stern wird damit schon auf ungefähr 12 Pixel verschmiert plus ein Halo drumrum. Und das ist das was ich sehe im Bild. Der periodische Schneckenfehler ist höchstens 1" pro 15-Sekundenaufnahme. D.h. auch mit Guiding und besserer Fokusierung ist da nicht viel zu retten - zumindest bei DSOs. F/7 ist für's Fokusieren da auch gutmütiger als z.B. F/4 oder F/5 bei einem Newton. Die Hauptunschärfe kommt beim Bild dann vom Seeing.
    Dann kann man auch Binnen (2x2 oder 3x3) um die Belichtungszeit zu reduzieren oder gleich eine Kamera mit größeren Sensorpixeln benutzen. Bei der Astrofotografie ist es da wie mit Immobilien - das wichtigste ist Location, Location, Location (mit guten Bedingungen).


    Gruß


    Heiko

  • Heiko,


    ich schaue oft auf meteoblue nach den zu erwartenden Werten für das Seeing. Da steht für Frankfurt oft ein Wert um die 1,5 bis 2 Bogensekunden. An meinem zukünftigen Beobachtungsort im Mittelgebirge ist es besser, allerdings ist der Unterschied nicht so massiv, wie man vielleicht meinen könnte. Dort liet der Wert meist bei 1,0 bis 1,4 Bogensekunden. Ab und zu hat man auch mal 0,85.


    Die Fokusiererei hat mich ganz erheblich behindert. Und GENERVT hat sie! Was nutzen lange Belichtungszeiten und gute Nachführung, wenn der Fokus alles ruiniert? Von all den Dingen, um die ich mich bisher gekümmert habe, hat der Fokuser gefühlt das mit Abstand beste Kosten/Nutzenverhältnis gehabt. Ein Schrittmotor aus dem Internet, eine selbst gefräste Halterung am Teleskop und ein Robofokus-kompatibles Steuerungskästchen waren alles, was benötigt wurde. Hat weniger gekostet als z.B. die Umrüstung der Kamera aber das nächtliche Fotografieren sooooo viel einfacher (und die Bilder besser!) gemacht. Solltest Du mal ein neues Projekt suchen, zieh einen Fokuser in Erwägung. Ich will jedenfalls nie mehr ohne.


    Grüße!
    Mathias

  • Hallo Mathias,


    einen Motorfokusierer werde ich mir in Zukunft zulegen. Am F/4 Newton macht der sogar noch mehr Sinn.
    Das Seeing in Meteoblue ist integrierter Mittelwert in der Höhe, glaube ich und berücksichtigt nicht das lokale Seeing am Boden. Je nach Lokalität kann durch unterschiedliche Abkühlung in der Nacht über Straßen, Gebäuden, Gewässern oder Wäldern etc. das lokale Seeing ja deutlich schlechter sein. Auch Wind am Boden erzeugt je nach Relief Turbulenzen. Da kann es schon einen Unterschied machen in welche Richtung man schaut. Ich wohne z.B. in einer Niederung an einem Bach mit ziemlich vielen hohen Bäumen um mich herum an einem Hang Richtung Süden und ein großes Gebäude hinter mir was sich tagsüber richtig schön aufheizt. Der Platz ist eigentlich Gift fürs lokale Seeing. Aber bei klarem Himmel rolle ich mein Teleskop aus der Terassentür, lege los und bei längeren Aufnahmeserien lege ich mich zwischendurch im Wohnzimmer aufs Sofa (ich Weichei). Da habe ich den Spaß an der Astrofotografie und wenn ich perfekte Bilder sehen will, schaue ich ins Internet.
    An dem Beobachtungsplatz im Mittelgebirge hast Du bestimmt bessere Bedingungen die den Seeingangaben in Meteoblue nahe kommen.


    Viele Grüße


    Heiko

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