Hallo Freunde,
nachdem ich mein 14“ f/2,78 Teleskop noch ganz knapp vor dem ITV fertig bekommen habe, machte sich beim ersten Sterntest Ernüchterung breit.
Bis auf den Lichtausbruch bei 0 Uhr und die Koma, etwa so, wie in in folgendem Bild (links intrafokal, rechts extrafokal – jeweils knapp neben dem Fokus, Okular Nagler 2,5mm T6):
https://s3-eu-west-1.amazonaws…fc0-987c-dd7217050b4c.jpg
Es zeigte sich eine starke Überkorrektur. Der Verdacht lag zuerst auf der geringen Dicke des Hauptspiegels von 12,5mm (Meniskus). Durch Infrarotabstrahlung Richtung Himmel liegt die Frontseite des Spiegels immer unter Umgebungstemperatur und ist damit immer kälter als Rückseite und Kern, egal wie lange er auskühlt. Bei einem sehr dünnen Spiegel könnte das zu einer deutlich größeren Verbiegung führen, als bei einem fetten Klotz, von sagen wir mal 25mm Dicke, mit planer Rückseite[:D].
Eine unzureichende Lagerung ist auszuschließen, da sich bei leichtem Abheben des Spiegels mit dem Finger an der Sternabbildung im Prinzip nichts geändert hat.
Es machte sich Zweifel breit, dass die interferometrische Messung aus dem Krümmungsmittelpunkt, mit dem Bath Interferometer, fehlerhaft sein könnte.
Optischer Durchmesser und ROC habe ich aber auf 1/10 mm genau bestimmt, was bei hohen Öffnungsverhältnissen und mit größer werdendem Durchmesser essentiell wichtig ist.
Dennoch blieben Zweifel, allerdings war ich ja mit dem Spiegel bei Michael Koch und wir haben ihn vor dem Zygo Interferometer mit Planspiegel in Autokollimation vermessen.
Siehe hier: http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=193947
Dort zeigte er sehr gute Werte, somit ist eine Fehlmessung eigentlich auszuschließen.
Jetzt hatte ich den Verdacht, dass sich vielleicht doch bei verschiedenen absoluten Temperaturen eine massive Formänderung einstellt. Unter freiem Himmel gibt es immer Temperaturunterschiede, das führt natürlich zu Substratverbiegungen, wenn man kein Zerodur o.ä. hat. Wenn der Spiegel aber im Messraum rundherum die gleiche Temperatur hat, sollte die Temperatur keine Rolle spielen.
Also habe ich den Spiegel in der Spiegelzelle noch mal vor das Interferometer gestellt und bei verschiedenen Temperaturen und langen Anpasszeiten (länger 2 Stunden) auf sphärische Aberration geprüft. Der ROC änderte sich bei 6,5 Grad geringerer Temperatur, um 0,24mm, die konische Konstante war dabei nur um 0,002 unterschiedlich, was mit Sicherheit in der Messtoleranz liegt und auf keinen Fall einen solchen Sterntest hervorruft.
Hm, was nun? Doch starker Verzug durch IR-Abstrahlung Richtung Himmel?
Wie die Unterkühlung eindämmen? Gestern Abend habe ich das Teleskop wieder rausgestellt und daneben einen großen Lüfter platziert, damit durch starke Konvektion, ein Temperaturausgleich im Substrat stattfinden kann. Zuerst voller Luftstrom auf die Vorderseite und dann auf die Rückseite des Spiegels – Ergebnis: Das Bild wird nicht besser, grrr.
Was nun? Da habe ich mich erinnert, dass ich noch irgendwo ein billiges Plössel Okular mit 12,5mm Brennweite liegen habe. Das ist zwar mit geringer Vergrößerung verbunden und für den Sterntest nicht perfekt, aber man sieht trotzdem was. Das 12,5er rein und siehe da, plötzlich zeigt sich das genaue Gegenteil – extreme Unterkorrektur. Alle Ethos und das 2,5er Nagler zeigen die Überkorrektur, egal ob mit oder ohne Paracorr, das Plössel genau anders herum. Das letzte Oku, welches ich noch zum Test zur Verfügung hatte, ist das 7mm Pentax XL und schau an, dort zeigt sich eine perfekte Sternabbildung. Sehr schön, zumindest liegt es nicht am Teleskop. Aber nun die Frage, es gibt doch nun mittlerweile viele schnelle Teleskope, wieso hat das bisher niemand anderes bemerkt?
Traut sich da keiner, was zu schreiben? Los, raus mit euren Erfahrungen! [}:)][:D]
Viele Grüße
Jörg