Hallo zusammen!
Letztes Jahr, Anfang Mai, hatte ich nach laaanger Astro-Pause plötzlich wieder Lust, mein altes 8“ Meade LX-10 auf dem Balkon aufzubauen. Ende der 90er Jahre, damals als Jugendlicher, war ich begeisterter Planeten- und Deep-Sky-Jäger. Jede klare Nacht musste genutzt werden [8D] Deep-Sky visuell, Planeten und Mond auch per Video.
20 Jahre später bewunderte ich wieder den blassen Anblick von M81 / M82. Schön anzusehen! Moment… Die Systemkamera liegt doch um die Ecke. Vielleicht lässt sich M82 damit fotografieren, selbst wenn der Nachführmotor der alten Montierung nur für visuelle Zwecke ausreicht? Den Versuch isses wert. Kamera ranschrauben, Selbstauslöser, paar Sekunden Belichtung einstellen, klick! WOW, da ist M82! Ziemlich blass und verwaschen, aber besser als gedacht. Aus 10 Einzelbildern entstand am 10. Mai 2017 dieses erste Astrofoto:
Dann hat’s mich gepackt, ich wollte mehr Ein neues Teleskop musste her, speziell für die Astrofotografie. Da ich nur Erfahrungen mit SCTs hatte und mir das kompakte, transportable Design gefällt, fiel die Entscheidung innerhalb weniger Tage auf das Celestron 8“ EdgeHD mit AVX Montierung. Einmal 2100€ investieren und schon hat man alles was man für gute Fotos braucht. So verspricht es die Werbung
Heute vor einem Jahr, am 18.05.2017, war First Light am EdgeHD. Testobjekt: M51. Oh jaa, da geht was. Mit Belichtungszeiten von maximal 30 Sekunden habe ich experimentiert. Viel besser als am LX-10. Dennoch, so ganz rund wollten die Sterne nicht bleiben. Immer wieder kurze Strichspuren, trotz halbwegs genauer Ausrichtung zum Nordpol. Das kam in der ersten Nacht raus:
Langsam realisierte ich, dass selbst bei einer 1000€ Montierung der periodische Schneckenfehler derart groß ist, dass scharfe Aufnahmen bei langer Belichtung ein Ding der Unmöglichkeit sind. Vor allem bei 2 Meter Brennweite. Hätte man eigentlich wissen können, wenn man sich vorher intensiver mit dem Thema Nachführung beschäftigt hätte… Anfängerfehler.
Ein 0,7x Reducer und eine Nachführkontrolle mussten also her. Die Wahl fiel auf den allseits beliebten MGEN, ein wahres Wunderteil. Die nächsten 350€ (Reducer), 660€ (MGEN) und 140€ (Off-Axis-Guider) waren ausgegeben. Außerdem diverse Adapter, Zwischenringe und sonstiges Zubehör, grob 150€. Zwischensumme: 3300€. Puh… Jetzt konnte es aber losgehen!
Und so war es dann auch. Im Sommer habe ich in vielen klaren Nächten geknipst: Galaxien, (Kugel)Sternhaufen und alles, was die Milchstraße an hellen Nebeln zur Verfügung stellt. Manchmal reichte zur Abwechslung auch mal ein Blick zum Mond oder Saturn. Die Müdigkeit kam oft erst am nächsten Tag im Büro [8D]
Trotz steiler Lernkurve realisiert man recht schnell, wie kompliziert Astrofotografie ist. Nacht für Nacht wird man mit neuen Problemen und Herausforderungen konfrontiert und das führt nicht selten dazu, dass der Geldbeutel immer schmaler wird. Zum Beispiel durch die Anschaffung weiterer wichtiger Utensilien, wie eine Taukappe oder ein Powertank. Mit allem Drum und Dran sind somit knapp 3.500€ in den ersten Wochen investiert. Wohlgemerkt ohne eine Kamera anzuschaffen
Mitte August, also schon drei Monate später, kam das zweite Foto-Teleskop dazu: der TS 65/420 Quadruplet APO für 700€, um ein größeres Feld am Himmel abzudecken. Der Andromeda- und Orionnebel waren im Herbst und Winter Zielobjekte.
Nun möchte aus den letzten 12 Monaten meine 12 Lieblingsmotive zeigen, alle am 203 mm EdgeHD bzw. 65 mm APO aufgenommen. Die Fortgeschrittenen und Profis haben sich wahrscheinlich an so manchem Motiv schon sattgesehen. Mir geht es aber darum, all denjenigen, die überlegen, in dieses faszinierende Hobby Astrofotografie einzusteigen, Mut zu machen. Vieles ist möglich, auch schon im ersten Jahr. Und wenn die Ziele nicht gleich zu hoch gesteckt sind, wird sich der Frust in Grenzen halten und die Freude über jedes gelungene Foto sämtlichen finanziellen und zeitlichen Aufwand übersteigen!
GALAXIEN: NGC3628 (Zwischenergebnis), M51 Whirlpool, M31 Andromeda
ALTE STERNE: M27 Hantelnebel, M57 Ringnebel, M13 Herkuleshaufen
NEBEL: M42 Orionnebel, M16 Adlernebel, M20 Trifidnebel
MIX: M17 Omeganebel, M11 Wildentenhaufen, Halbmond
Zum Schluss: Danke an all das Engagement der aktiven User hier. Der Astrotreff, aber auch andere deutsch- und englischsprachige Foren, sind eine riesige Hilfe für jeden wissbegierigen Newbie!
Ganz zum Schluss: Mein Vorsatz für’s nächste Astro-Jahr: Weniger ist mehr. Nicht zwei oder drei Objekte pro Nacht, lieber zwei oder drei (oder mehr) Nächte pro Objekt. Ob’s geklappt hat, berichte ich dann spätestens in 12 Monaten
Viele Grüße aus der Nähe von Würzburg
Marco