Galaxien, Planetaries und Frühlingswiesen

  • Servus beisammen,


    Samstag auf Sonntag hat sich unerwarteterweise noch eine richtig gute Nacht ergeben.


    Nachdem Zeitgründe Norman und mich daran hinderten, die etwas unsichere Wetterlage Freitag Abend zu riskieren (Die sich am Taubenberg dann als hervorragend entpuppte) und tagsüber viel diskutiert wurde wo und wann man am besten den drohenden Zirren oder schlimmeren ausweichen könne, klarte der Himmel südlich von München rechtzeitig auf. Für etwaige Bergwanderungen fehlte die Motivation, für alles andere das Auto (R.I.P. VW Golf II, 1988-2018), so saßen wir kurz nach 23h wieder im Zug zu unserem Stammplatz unweit des Taubenberges.


    Schon in der Ortschaft sah der Himmel vielversprechend aus, am Beobachtungsort angekommen offenbarte sich eine wunderbare Milchstraße, so gut wie Norman sie dort noch nicht gesehen hatte. Ich kann mich nicht erinnern, sie in einer astronomisch genutzten Nacht überhaupt mal so gut gesehen zu haben. Ich hätte gesagt: Transparenz 2, Seeing II,


    Wieder Ruckzuck aufgebaut, dieses mal war Norman mit seinem Apo aber schneller.
    Friedliches Läuten von Kuhglocken, Grillen und das liebliche Geschrei von Rehen sollte uns die ganze Nacht begleiten. Ansonsten herrliche Ruhe, keinerlei Fremdlicht, vor dem man sich hätte schützen müssen. Aus den Alpen gab es ein Feuerwerk aus Wetterleuchten zu sehen, was aber der Dunkeladaption im Gegensatz zum meinem Handydisplay nichts anhaben konnte.


    Bei mir hatte SkySafari 6 Pro Jungfernfahrt und ich musste mich anfangs ein bisschen mit Helligkeitseinstellungen und Grenzgrößen herumschlagen bis ich zu einem funktionierendem Setup gekommen bin. Hatte auch vor zu Zeichnen. War vorbereitet, musste dann aber feststellen dass ich einfach noch mehr beobachten muss… das rein Handwerkliche soll nicht das Problem sein, aber die Ruhe zu finden, eine gute Position und den Fokus… das dauert noch eine Weile. Momentan genieße ich die neuen Beobachtungen zu sehr.


    Meine Objekte waren diesmal:


    M64:
    Nachdem hier im Forum letztens über die Sichtbarkeit des blauen Auges diskutiert wurde, wollte ich mal sehen was mit 176mm ging.


    Schon bei 38x war zu erkennen, dass da mit der Galaxie „etwas nicht stimmt“, bei 100x war eine Abdunklung rund um das stellar scheinende Zentrum nicht zu verfehlen, allerdings musste ich nochmal zwischen 180x und 100x wechseln um dessen Position direkt halten zu können: In Richtung des nächstgelegenen hellen Sterns offenbarte sich die dunkle Sichel nahe des Kerns. Der Rest der ovalen Form lief diffus aus.


    -NGC 4361:
    Ich hab mir in der neuen App eine schöne Liste voller PNs gemacht, die ich abarbeiten wollte, darunter war auch NGC 4361, ein 10.9mag PN im Raben, den Norman sowieso vorschlug. Wir haben beide mal draufgehalten. War schnell zu finden, eindeutig nicht stellar. Bei 100x war der Zentralstern (13.2mag) direkt zu halten. Die Form wollte mir auch bei 180x nicht gerade entgegenspringen, da konnte ich nichts sicher notieren. Irgendetwas zwischen Dreieck und Parallelogramm. Ich brauch definitiv OIII und muss noch näher ran.


    Interessanterweise meinte auch Norman im 70er Apo den ZS kurz aufblitzen gesehen zu haben und ich konnte ihn dort auch ca 50% halten, er funkelte immer wieder raus. Vorallem erstaunlich in Anbetracht der bereits sehr niedrigen Position des Objekts…


    -The Eyes:
    Da wurde ja bei meinem letzten Bericht schon diskutiert , die musste ich nochmal unter die Lupe nehmen.
    Die beiden Ellipsen sind in ihrer parallelen Ausrichtung deutlich zu erkennen. 4438 deutlich kompakter mit stellar aussehendem Kern. 4435 zeigte mir bei 100x deutliche Verlängerungen, jeweils in der Länge des Zentrums. Weitere Details wie die beiden großen Ausläufer konnte ich noch nicht bestätigen.


    -NGC 6543:
    Das Katzenauge haben wir beide laaaange gesucht. Ich hab etwas größeres erwartet und Norman hätte sich besser noch einen Rigel an’s Rohr geschraubt. Als ich ihn dann fand war ich doch überrascht, dass er bei 38x noch so klein war. 100x zeigte die leicht ovale Scheibe und Blau/Türkis, 180x änderte nichts an der Form. Norman bot mir nochmal seine 2,5x Powermate an, deren langer Hebel mir leider das Okular aus dem Bild bog und ich nur kurz einen Vorgeschmack auf 300x bekommen konnte.


    Ich war überrascht dass Norman schon bei 90x im Apo den ZS sehen konnte. Mir blieb er leider in allen Vergrößerungen verborgen. War besonders überraschend, nachdem der ZS bei NGC 4361 so einfach ging. Vielleicht macht sich dann bei helleren Objekten die Farbschwäche bemerkbar? Das Licht einer Grünen Ampel kommt mir manchmal weißlich vor, das könnte der selbe Effekt sein.


    Langsam machte sich Tau auf den Optiken breit. Wir haben leider anfangs vergessen uns das Mai-OdM, NGC 4244 anzusehen, die wurde schon langsam vom aufgehellten Horizont verschluckt. Ich konnte noch einen vielversprechenden Blick auf die Nadel erhaschen, dann musste ich erstmal Tau und dann dem Horizont klein beigeben. Hoffentlich ergibt sich da nochmal die Gelegenheit.
    #65532;



    Mehr hab ich in dieser Nacht nicht notiert aber immerhin…


    Ich hatte noch probehalber einen Baader UHC Filter mitgenommen, den ich mir vor ein paar Jahren mal angeschafft hatte. Ich weiß nicht ob das sein eigentlicher Zweck ist aber ich konnte bei Omega-, Trifid- und Lagunennebel einen deutlichen Kontrastanstieg ausmachen. Auch hebte bei M27 sich die Hantel besser vom Hintergrund hervor. Hätte ich eigentlich auch mal bei den beiden vorher erwähnten PNs ausprobieren können…


    Den Schattentransit bei Jupiter haben wir nur Anfangs gesehen, so toll war das Seeing da unten dann doch nicht…
    Noch ein paar Klassiker, M13, M22 und M51 dann wurde der Himmel schon langsam heller.


    #65532;





    Leider haben wir vergessen dass der Zug zurück nicht wie unter der Woche kurz vor 5 sondern erst um 6:20 ging. Trotz Kälte und Müdigkeit konnten wir so aber noch ein bisschen durch die feuchten Wiesen stapfen und einen wunderschönen Sonnenaufgang bestaunen. Hab meiner Frau noch Blümchen gepflückt weil es eigentlich ganz schön dreist is, sie immer nachts mit unserem Neugeborenen alleine zu lassen.


    #65532;






    Wie immer eine tolle Nacht. Viel Gelernt, viel Spaß gehabt.


    Grüße


    Alex

  • Hi Alex und Tach in die Runde der Lesenden,


    jawoll, war wieder ne feine Nacht. War wieder so schnell um - ich weiß immer nicht wo die Zeit bleibt. Die Freitag Nacht bei den Kollegen hervorragend - naja - vermutlich waren die Schaschlickspieße welche die Jungs sich reingepfiffen haben hervorragend aber der Himmel war laut Webcams Samstag auf Sonntag deutlich besser [;)]


    Beim PN im Raben muss man ergänzen, dass der ZS für 72 mm Öffnung supergrenzwertig ist theoretisch. Der ist mit den angegebenen 13m2 ja gerade so in Reichweite von dem Gerät. Jedenfalls hats mich überrascht, wie weit das kleine Röhrchen kommt, von 13 mag wäre ich nie ausgegangen bis ich kürzlich mal diesen Calculator da bemüht hab, der schon oft hier genannt wurde. Egal. Jedenfalls der ZS beim Katzenaugennebel muss ich hinzufügen - der war in Deinem Gerät Alex für mich gut sichtbar. Praktisch dauerhaft - bei 180fach war das ja glaub ich.
    Wie das in meinem 72er aussah, kann ich mich nicht mehr entsinnen - jedenfalls nicht superauffällig der ZS, das wüsste ich noch. Vielleicht kam er mal kurz durch, weiß nich mehr.


    Die Atmosphäre war wirklich schön - auch tolle Landluft. Gut, den Griff in die gefurchte Wiese am Morgen hätte ich mir sparen können - die Landluft in der Nase hätte gereicht. Nunja, dann hatte ich sie eben noch an der Hand - die roch dann ja wie nasser Hund...
    So lästig es auch ein wenig war noch so lange auf den Zug warten zu müssen, so erlebten wir doch eben wie die Natur erwachte, die Vöglein verstärkt zwitscherten, diverse Kuckucke kuckuten um die Wette und irgenein Fliege-Viech ist besonders charakteristisch in den Morgenstunden aber ich komm einfach nicht drauf, was das sein könnte.


    Den Atlas hab ich umsonst mitgeschleppt, v.a. weil Alex immer recht gute Beschreibungen abgeben kann wo was zu finden ist. Normalerweise bin ich superungeduldig wenn einer anfängt "der Stern und dann da und dieser..." aber Alex kriegt mich da meist gut gelotst. Irgendwie blieb ich bei den Objekten hängen die Alex auch gemacht hat - es macht einfach Spaß mal zu vergleichen wie sich die Objekte in so unterschieldichen Öffnungen zeigen.


    Das war wirklich wieder superentspannend, am besten hat mir wieder Omega-und Trifidnebel im kleinen Röhrchen gefallen - ach und Saturn war in einem Sehfeld (13mm-Okular) mit M 22 zu sehen, auch lustig anzuschaun.


    Watt soll ick sachen - war wieder cool Alex [8D]


    Schöne Grüße
    Norman

  • Hallo Alex und Norman,


    danke für euren lesenswerten Bericht. Ich bewundere eure Ausdauer mit öffentlichen Verkehrsmitteln so eine Beobachtungsnacht durchzumachen! Aber es scheint sich ja immer zu lohnen... Chapeau!

  • Hallo Jan,


    Dankeschön!


    Diese Abhängigkeit von öffentlichen Verkehrsmitteln hat natürlich auch den Vorteil dass man keine übermüdete übermüdete Heimfahrt im Auto riskiert. Ich staune imme rüber Leute, die sich für eine Nacht 4 Stunden in's Auto setzen.


    Dazu haben wir es hier in München sehr sehr gut mit Anbindungen zum Sternenhimmel.


    Hier nochmal ein Bild von der Milchstraße


    Viele Grüße, hoffentlich ist das Wetter bei euch besser


    Alex

  • Hallo Alex


    Schöner, herzerfrischender Bericht von Euch beiden vom Taubenberg. Wir waren am Freitag auf Samstag unterwegs.
    Transparenz Richtung Süden war bei uns sehr eingeschränkt. Gegen Westen und Zenit wars doch ein wenig besser.
    Das Du Zeichnen willst, finde ich klasse, auf Deinen Link bezogen könnte da eine interessante Kombination entstehen.
    Bei mir war es auch so ähnlich. Am Anfang war ich noch mehr im Entdeckermodus, der mir den Anfang zum Zeichnen merklich erschwerte.
    Habe damals bestimmt ein halbes Jahr mein Zeichenbrett umsonst durch die Gegend gefahren.
    Jedenfalls bin ich auf die Ergebnisse schon jetzt sehr gespannt.
    [:)] [:)] [:)]


    Grüße aus 120km West

  • Hallo Alex,


    da hattet ihr ja wieder eine schöne Nacht im Alpenvorland ! Ja, das Auge von M64 gehört sicher zu leichtesten Zielen, wenn es um Details in Galaxien geht. Ich hab es im 120mm Refraktor noch nie bewusst probiert, im Rahmen eines Messier-Marathons war die Vergrößerung viel zu niedrig; bei höherer Vergrößerung und dunklem Himmel kann ich mir schon vorstellen, dass es auch im 5-Zöller mit indirektem Sehen schon geht.


    Servus
    Ben

  • Servus,


    (==&gt;)Werner: <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Bei mir war es auch so ähnlich. Am Anfang war ich noch mehr im Entdeckermodus, der mir den Anfang zum Zeichnen merklich erschwerte. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich hab auch immer noch das Gefühl, alles zu verpassen wenn ich jetzt schon die so seltenen Nächte zum Zeichnen nutze. Die Neugier steigt aber. Eigentlich soll das Hobby ja ein Ausgleich zum Beruf sein aber ich kann auch irgendwie nicht die Hände von Stift und Papier lassen. Die romantische Vorstellung, bei Kerzenschein in den Fußstapfen John Herrschels...blablabla :)


    (==&gt;)Ben: Du bist ja auch öfter mit kleinen Optiken unterwegs, was kannst du denn über den ZS vom Cat's Eye berichten? Das beschäftigt mich noch...


    Obwohl ich sowieso schon kein großes Teleskop hab, reizt es mich langsam immer mehr, die noch kleineren Geräte auch mal unter gutem Himmel auszuführen. Da muss aber erst wieder ein fahrbarer Untersatz her, da ich ohne mein Rucksackgerät nirgendwo mehr beobachten will. (Gibt man seinen Selbstbauten eigentlich immer noch Namen oder ist das out?)


    Schönen Sonntag


    Alex

  • Hallo Alex,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Du bist ja auch öfter mit kleinen Optiken unterwegs, was kannst du denn über den ZS vom Cat's Eye berichten? <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Kann ich nichts dazu sagen, weil ich bei Planetarischen Nebeln von der Art des Katzenaugennebels - sehr klein und sehr flächenhell - in meinen kleinen Fernrohren höchstens mal nach der türkisen Farbe schaue; bei den allgemein niedrigen Vergrößerungen rechne ich da nicht mit weiteren Details. In größeren Fernrohren habe ich den Zentralstern von NGC 6543 bei hohen Vergrößerungen (samt interessanten Details im Nebel) schon bewusst gesehen. Dieser Stern ist ja immerhin 11,3 mag hell, aber mangels Kontrast zu dem sehr konzentrierten 8 mag hellen Nebel drumherum wohl generell nicht so einfach. Man könnte mal speziell bei aufgehelltem Himmel danach schauen: Dann ist der Nebel blasser, und die punktförmige Sternquelle dürfte sich besser abheben. Analog zu helleren Galaxien in der Stadt: Da stechen auch oft nur die Vordergrundsterne und der Kern hervor, und das Nebelfleckchen ist mehr oder weniger verschluckt.



    (==&gt;) Norman: Interessant das mit dem Auge von M64 im 4-Zöller, da werd ich bei Gelegenheit auch mal in kleinen Fernrohren danach schauen.


    Servus
    Ben

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