Coma-Haufen, Melotte 111 und Umgebung

  • Hallo zusammen,


    hier geht es um den Coma-Sternhaufen, Melotte 111 und Umgebung, doch eigentlich war mein Ziel der Coma Galaxien-Haufen und des Objekt des Monats Mai, NGC 4244 .


    Am Ende der Schönwetter Periode fand ich endlich Zeit abends nochmal kurz entschlossen aufs Land zu fahren, doch vergaß dann die Tasche mit Fernglas, Sucherfernrohr und Sternatlas einzupacken. So wurde es dann eine Nacht, in der ich ganz auf meine Erinnerungen angewiesen war.


    Der offene Sternhaufen Mel 111 ist als schönes Objekt für das bloße Auge unter gutem Himmel immer leicht zu finden und diente als Startpunkt. Bei 3,5 Grad Durchmesser, geht laut einem bekannten Himmelsführer selbst im kleinen Fernglas der Haufencharakter verloren. Vielleicht hat Mel 111 daher nicht einmal eine NGC-Nummer im Katalog von Dreyer ab bekommen. In dem Himmelsführer heißt es ferner, im Teleskop wird die Beobachtung gänzlich unspektakulär.
    Ich hatte Mel 11 lediglich als Startpunkt angepeilt und keine Erwartungen, das Objekt auch schon häufiger mal im Fernglas beobachtet. Doch dann wurde ich von einem recht ansprechenden Anblick bei 32x und 2,5 Grad Gesichtsfeld überrascht. Der Haufen zerfällt in mehrere Sterngruppen, die ich einzeln recht interessant fand, besonders im nördlichen Teil bilden die Sterne 14 und 16 mit einigen schwächeren eine schöne Ringstruktur mit leuchtend weißen und auch gelblich/orangen Sternen. Im Teleskop springt die Ringstruktur fast ins Auge, der Wikisky-Ausschnitt gibt dies nicht so schön wieder, da die hellen Sterne stark überbelichtet sind. Im schon betagten 'Mein Messier-Buch' von H. Vehrenberg ist die ovale Ringstruktur viel besser zu erkennen. Darüber hinaus, auch andere 'Unterstrukturen' fand ich recht reizvoll.



    <i>Größe des Ausschnitts ca. 1x1 Grad, Coma Berenices 14 und 16 sind stark überstrahlt, Quelle Wikisky</i>


    'Innerhalb' von Mel 111 finden sich eine ganze Reihe von Galaxien, die elliptische Galaxie NGC 4494 ist hell genug, dass sie bereits bei 160 mm Öffnung sofort auffällt. Auch die Umgebung lohnt sich, beim Durchwandern mit 32x stieß ich auf eine spindelförmige Galaxie, die ich dann wieder zu Hause als NGC 4565 identifizieren konnte. Bei 110x zeigt sich sehr schön die Verdickung in der Mitte. Schon etwas seltsam, zur Orientierung in dem Sternfeld dienten mir dann wegen ihrer charakteristischen Formen die hellsten Galaxien in der Region, die sich dann später als die Balkenspirale NGC 4725 und schon recht schwach NGC 4747 dicht dabei, NGC4559, sowie das Pärchen NGC 4656 (Fish Hook) und NGC 4631 (Whale Galaxy) entpuppten. Auf das Mai-ODM NGC 4244 bin ich leider nicht gestoßen, ich habe wohl nicht genügend weit entfernt von Mel 111 gesucht. Die Galaxien haben sehr unterschiedliche Form, Beobachtung mit höherer Vergrößerung ist dann etwas für die Zukunft.


    Auf den Coma-Galaxien-Haufen bin ich auch nicht gestoßen , habe beiden hellsten Ellipsen entweder übersehen oder an der falschen Stelle gesucht, ich denke mit 160 mm sollten sie unter einem guten Landhimmel sichtbar sein.


    Ach ja, bei der Hinfahrt dachte ich die Bedingungen müssten optimal sein, absolut keine Zirren, selbst zum Horizont hin keine Bewölkung, keine Kondensstreifen, trockene Luft, doch die Himmelshelligkeit stieg nur sehr langsam von 21.0 auf 21.25 mag/arcsec^2, an gleicher Stelle habe ich schon 21.5 gemessen und auch die Transparenz schien mir nicht so gut, es fällt mir allerdings immer schwer die Transparenz genau zu beurteilen. Sinkt im Laufe der Zeit bei einer Schönwetter-Hochdruckzone die Himmelsqualität, doch der tagsüber und am frühen Abend finden sich keine sichtbaren Hinweise?



    Beste Grüße


    Thomas

  • Hallo Thomas,


    danke für Deinen Bericht - ich kann mir ungefähr vorstellen, dass solche Sternkettengeschichten in Deinem Gerät besonders Spaß machen. Tatsächlich kommt die Kette in dem neuen Bild unten, ggf. auch weil kleiner, besser rüber. Und wie schön die Sterne in ihren Farben da strahlen müssen in Deinem krassen Gerät, macht Deine Faszination von der Kombi schon verständlich :)


    Mich würde wirklich mal besonders interessieren, was im 160er Bino-Apo bei den Galaxien so richtig geht, wenn Du mal höher vergrößerst. Diese Beschreibungen würden mich enorm interessieren. Vielleicht schaffst Du es ja demnächst nochmal unter guten Himmel...


    Mit Deinem einzigartigen Gerät ist noch so viel möglich, auch an Referenzbeobachtungen - da so ein Teil schlichtweg keiner hat. Ich würd mich riesig freuen, da öfter mal was von dir zu lesen - ggf. eben auch, wo Du die Grenzen bissel auslotest. Das fänd ich superinteressant.


    Mit den Bedingungen/ der Klarheit des Himmels - das lässt viel Diskussionsspielraum. Es hat lange nich geregnet, entsprechend sammelt sich halt auch immer mehr Dreck in der Luft. Und was auf Webcams wie schlechter Himmel aussieht, ist manchmal deutlich besser als man anhand dessen denkt. Und eben auch umgekehrt. Kurzum: ich find die Beobachtungsbedingungen auch häufig verwirrend ;-))


    Schöne Grüße und CS
    Norman

  • Hallo Norman,


    vielen Dank für deine netten Kommentare, ich schreib gerne in Kürze etwas ausführlicher, muss nur jetzt gleich zur Bahn.


    Nur schon mal soviel vorwegt, letzten Mittwoch hab ich nur bis ca. 100x vergrößert, denn ich wusste ja nicht einmal welche Galaxie ich vor mir hatte, da ich den Sternatlas zu Hause vergessen hatte. Ob sich z.B. bei der Spingelgalaxie NGC 4565 mit höherer Vergrößerung das Staubband zeigt will ich auch mal sehen, doch ich denke da sind 160 mm wenn auch binokulare etwas knapp.


    beste Grüße


    Thomas

  • Hallo Thomas,


    das Missgeschick mit der vergessenen Sternkarte hast Du gut gemeistert. Es ist vielleicht gar keine schlechte Erfahrung, improvisieren zu müssen und sich auf etwas Neues einzulassen. Die Sternkarten und Kataloge verleiten ja manchmal zu der irreführenden Annahme, dass da draußen alles bekannt und kartographiert ist und dass es da nichts Neues zu entdecken gibt, sondern alles nur eine Frage der richtigen Aufnahmetechnik ist.


    Gruß
    Thomas

  • Hallo Thomas,


    ja, manchmal verzichte ich sogar bewusst auf eine detailiertere Vorbereitung z.B. mit Aufsuchkarten, auch um sich überraschen zu lassen. Einen Atlas habe ich dennoch gernen dabei um zu schauen, was ich gesehen habe, falls es mir gefällt.



    Konkret wollte ich letze Woche die beiden helltsten Galaxien im Coma-Haufen finden, und das gelang mir leider nicht, dafür bin dann auf einiges andere Interessantes gestoßen.


    Gestern hab ich die Suche nach den beiden elliptsichen cD Galaxien im Coma Haufen nachgeholt, und dies mal hat es geklappt, ich schreib vielleicht noch etwas dazu.


    beste Grüße


    Thomas

  • Hallo Thomas,


    die Beobachtung ohne Atlas verbessert wahrscheinlich die Beobachtungsgabe. Hast Du schon mal ein transientes Phänomen beobachtet?


    Gruß
    Thomas

  • Hallo Thomas,


    danke für den spannenden Bericht! Immerhin hast Du Dich ja gut gerettet. Jupiter in Übervergrößerung war an diesem Abend keine Option?


    Mit Galaxien beschäftige ich mich normalerweise kaum, dazu hat mein Bino einfach zu wenig Öffnung. Manchmal versuche ich, das Leo-Triplett zu finden, das klappte bisher noch nicht (keine guten Bedingungen wenn ich die Idee hatte). Immerhin hatte ich mal die Zigarrengalaxie und Bodes Galaxie gleichzeitig im Bildfeld (bei 57x Vergrößerung und ca. 1,5° Feld). Da erkenne ich natürlich keine individuellen Strukturen, aber immerhin gut die äußere Form.


    Aber gerade offene Haufen mag ich sehr und auch Mel 111 finde ich unter dunklem Himmel sehr schön. Derzeit ist ja selbst gegen 23:00 Uhr meist noch alles sehr blass. Man sollte sich vielleicht einen Wecker für die zweite Nachthälfte stellen...


    Viele Grüße,
    Sebastian

  • Hallo Thomas, hallo Sebastian


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: TomR</i>
    <br /> Hast Du schon mal ein transientes Phänomen beobachtet?


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">



    == &gt; Thomas,


    was meinst du denn damit?


    == &gt; Sebastian,


    ja, mit Galaxien ist es im Norden jetzt wohl vorbei, ich hatte überlegt, ob ich statt ins Havelland ins Ruppiner Land fahre, ist dunkler und liegt deutlich nördlicher, doch dort beginnt die astronomische Dämmerung diese Woche erst um 0: 40, zum Vergleich Berlin 0:15, in Rostock wird es gar nicht mehr dunkel, der Süden (Münchner Raum) hat es mit 23:15 deutlich besser, war mir gar nicht klar, dass im Mai die Unterschiede so groß sind.


    Melotte 111 und andere Sternhaufen gehen auch unter den aktuellen Bedingungen, doch ich finde es ziemlich anstrengend, wenn die Beobachtung erst ab Mitternacht los gehen kann, ich mach jetzt wohl erst mal Pause.


    Beste Grüße


    Thomas

  • Hallo Thomas,


    nun, ich meinte die ganz normale Bedeutung des Begriffs, so wie er im Lexikon steht, z.B.:


    "In der Astronomie verwendet man einige Eigenschaftswörter, um das zeitliche Verhalten der Strahlungsemission oder der Helligkeit einer kosmischen Quelle zu charakterisieren.
    Definition von transient


    Das Attribut transient bezeichnet eine Helligkeitsvariation, die nur gelegentlich und unregelmäßig auftritt. Dieser Helligkeitsvariation kann keine Periodendauer zugeordnet werden." (https://www.spektrum.de/lexikon/astronomie/transient/496).


    Gruß
    Thomas

  • Hallo Thomas,


    sorry, ich hätte früher antworten sollen. Im Grunde verstehe ich immer noch nicht genau, was du damit meinst. Unregelmäßige Veränderliche?
    Andererseits, solche Objekt habe ich bisher nicht beobachtet. Ich beobachte nicht systematisch, da fallen Helligkeitsschwankungen über verschiedene Zeitpunkte nicht auf.


    beste Grüße


    Thomas

  • Hallo Thomas,


    meine Antwort besser spät als nie [;)]
    Schön, dass Du mit Melotte 111 ein Objekt vorstellst, das schon mit bloßem Auge sichtbar ist. Den Haufen habe ich mir zum Nachbeobachten notiert. Bin gespannt, ob ich den Ring mit 4" auch so wahrnehme wie Du.


    Eine Beobachtung mit meinem 2x54 Fernglas kann ich aber schon hinzufügen. Da passt der Haufen wunderbar ins 17° große Gesichtsfeld und macht auch schon einiges her. Er wirkt insgesamt besehen leicht länglich (SO-NW) und dass Auffallendste war ein großer fast rechter Winkel aus Sternen, der sich von Norden nach Süden zieht und dann nach Westen abbiegt.
    Ein lohnendes Objekt für Kleinferngläser bis zu kleinen Teleskopen, wie es scheint [:)].


    Viele Grüße


    Rene

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