Hallo,
Nacht vom 17.04. auf den 18.04.2018, 01:15 Uhr
In der Dämmerung stehen die sehr schmale Mondsichel und Venus,
als ich die Lichtschutzplanen aufbaue.
So viele Objekte in der Messierliste fehlen mir nun nicht mehr. Das bedeutet aber auch, dass wohl die allermeisten ganz leichten Dinger bereits abgehakt sind und nun die schwierigen, oft tief stehenden Objekte gelassen auf ihre Beobachtung warten.
Noch im 9x50 Sucher sehe ich die nun rote Mondsichel hinter einzelnen Zweigen hergleiten, bevor sie untergeht.
Aus irgendeinem Grund war mir M 78 bisher entgangen. Tief, die Gürtelsterne schon durch die Bäume streichend, steht der Orion. M 78 zeigt sich mir nicht, und vielleicht tut es dies in dieser Saison auch nicht mehr.
M 41 versuche ich ebenfalls, der liegt ja noch tiefer als Sirius, und da fehlen mir Durchsicht und Heckenschere.
Mehrmals an diesem Abend stossen leichte Windböen aus dem Nichts kommend in die Planen.
Weil ich mir, inspiriert von einem anderen Beobachtungsbericht, Ngc 2903 anschauen möchte, nehme ich wenigstens den Sternhaufen M 67 mit, der sich mir gut, aber ein wenig unscharf präsentiert. Ganz hübsch stehen da ein paar gebogene Dreiersternketten drin und etwas aussen ein gelblicher Stern, der heller als die Haufensterne strahlt.
NGC 2903 finde ich nach kurzer Unklarheit und gehe damit endgültig vom holprigen Start über in eine tolle Beobachtungsnacht mit wiederholten SQM Messungen über 21,70 mag bei 9°C.
Viele Details sehe ich nicht, jedoch gelingt es mir, die benachbarte Galaxie NGC 2916 zu finden. Überhaupt finde ich heute immer wieder verschwindend kleine Nachbargalaxien neben den Objekten, was für wirklich gute Durchsicht spricht.
Für einige Objekte ist es noch zu früh, so dass nochmal die Nadelgalaxie im Haar der Berenike besucht wird. Ein wenig unelegant, finde ich sie dann aber, genau wie eine Galaxie nahebei. Das müsste NGC 4494 gewesen sein. Ich versuche mich noch an "The mice" sowie "The box", nicht näher gekennzeichneten Objekten in meinem Sternatlas. Zumindest bei "The box" finde ich drei Galaxien, wenn mich meine nicht durch Notizen gestützte Erinnerung nicht trügt. Ich habe aber auch noch ein Bild von vier Sternen in Trapezstellung vor mir.
Die Markarjansche Kette fahre ich aus reiner Genusssucht ab, heute ganz ohne angetackerte Messier- oder NGC-Nummern. Einfach nur so, sehr beeindruckend und nachdenklich machend.
Die erste beschreibenswerte Galaxie ist die Blaues Auge Galaxie, M 64.
Unübersehbar präsentiert sich hier das Veilchen, eine vorherige Beobachtung bestätigend, in Richtung eines nahen Sterns. Aber nicht zum hellen Stern zeigend, der dort auch noch in der Nähe ist.
Der Rest der Gx ist neblig mit hellem Kern.
Einen Ausflug in den Zenit kann ich mir nicht verkneifen. M 51, von wegen Standardobjekt, lässt mich einen seltenen Blick auf seine Spiralarme erhaschen, aber auch ich sehe die Materiebrücke zwischen den Gx nicht. M 101 ist unscheinbar, wird im Laufe der Nacht aber immer besser bis hin zu ziemlich ansehnlich.
Eine helle Sternschnuppe, die einzige der heutigen Nacht, zieht durch den Großen Wagen.
Ebenfalls aus dem Forum inspiriert besuche ich M 106, ebenfalls mit kleinem Begleiter in der Nähe. Die Galaxien sind fast allesamt kräftig und hell, jedoch alle recht strukturlos. Liegts an meiner zu geringen Öffnung?
M 109, nur zur Sicherheit, ist auch noch an seinem Platz.
Bereits nach Mitternacht, versuche ich mich an M 104. Kurze Zeit später kann ich ein weiteres Objekt aus der Liste streichen.
Gerade so, ohne Gedanken an eine ästhetische Bewunderung, finde ich sogar M 68, einen Kugelsternhaufen unterhalb des Rabens. Mehr oder weniger durch eine Birke hindurch, hängt er flach und als Nebelchen erscheinend in der Dunstbank des Horizontes.
M 83 ist eine Galaxie noch weiter südlich, daran ist nicht zu denken heute.
Den Jupiter nehme ich dann auch noch mit, meine Dunkeladaption ist sowieso futsch, weil ich auf der Jagd nach M 68 die Lichtschutzplanen tiefer und tiefer geschoben habe, damit nicht nur der Sucher, sondern auch der Hauptspiegel was "sieht". Die volle Breitseite der Straßenlampen erspart mir nun den Polfilter/Graufilter. Ich lasse einfach beide Augen auf.
Jupiter zeigt sich wabernd, es lassen sich die Wolkenbänder erkennen, auf einem ein rötlicher Fleck (den GRF habe ich größer in Erinnerung),
auf dem anderen zwei kleine, dunkle, fast schwarze Flecken.
Ich denke an einen der Monde inkl. Schatten, was sich später aber als unrealistisch herausstellt.
Ein wenig Tau hat sich niedergeschlagen und hauptsächlich meine Papiere etwas angefeuchtet. Keine Probleme immerhin bei Okularen etc., das allein ist ja schon eine große Hilfe.
Fazit, drei von sechs von neunzehn übrigen, macht sechzehn Übrige.
Eine absolute Genussnacht, die Zeit vergessend, den folgenden Arbeitstag ausblendend, es hat sich voll gelohnt.
M 41 Versuch
M 67 beobachtet
M 68 Beobachtet
M 78 Versuch
M 83 nicht versucht
M 104 beobachtet
NGC 2903 beobachtet
NGC 2916 beobachtet
NGC 4449 beobachtet
Alles andere ungesichert oder wiederholt beobachtet.
Fast alles bei 50x-150x, einiges bei 33x. Ich denke so bei ca. 100x kann ich die meisten Details an Galaxien erkennen. Genau kann ich es nicht sagen, weil ich immer noch mein Zoom Okular benutze. Die 2x Barlow war nicht gewinnbringend nutzbar und bleibt immer öfter im Koffer.
Fernglas wurde heute nicht benutzt.
CS,
Henning