Leistungsdruck bei Hobby-Astrofotografen zu hoch ?

  • Hallo Freunde,


    ich selber bin weiss Gott kein Astrofotograf, hier am Rande des Ruhrgebiets wäre das wohl auch nicht wirklich sinnvoll.., aber ich schaue mir natürlich immer sehr gern hier im astrotreff und auch drüben bei astronomie.de die tollen Astrofotos an, die manch Hobby-Astronom zustande bringt.


    Zuweilen habe aber auch ich den Eindruck gehabt, dass sich zeitweise ein nicht mehr gesunder Leistungsdruck entwickelt hat. Es gibt eine Handvoll von Amateuren, die ich zur absoluten Spitzenklasse im Bereich Astrofotografie zählen würde. Sie geben quasi den Qualitäts-Standard vor, den andere - mehr oder weniger verzeifelt - versuchen auch zu erreichen.


    Nun hat es wohl einen erwischt, der sich nicht ganz legaler Mittel bedient hat, um seine tollen Bildergebnisse zu erzielen :


    http://forum.astronomie.de/php…chlimme_Augen#Post1333345


    Zum einen finde ich das traurig und tragisch, denn muss man sich selbst einem solchen Leistungsdruck unterwerfen ?


    Es sollte doch Hobby bleiben und Spaß machen !


    Auf der anderen Seite finde ich es natürlich auch ärgerlich, denn nun schaue ich mir manch tolles Astrofoto mit einem mulmigen Gefühl an...so nach dem Motto "ist da wohl alles echt?"....


    Wie findet Ihr das ?


    Wird das Hobby hier zum Wettbewerb oder zur Selbstbestätigung ?
    Haben wir den gesellschaftlichen "Leistungsdruck" jetzt selbst im Hobby-Bereich ?


    Schade wärs...ich lasse mich dadurch jedenfalls nicht anstecken und poste hier GELEGENTLICH auch weiter meine "amateurhaften" Mondfotos[;)]


    Aber nachdenklich macht einen so etwas schon.....


    (==>)Mods: ich weiss, dass wir hier nicht unbedingt über das diskuttieren sollen, was in anderen Foren passiert. Ich habe das Beispiel aber eher als allgemein interessantes Phänomen hier gebracht. Ich hoffe, das wird mir nicht krumm genommen.


    Mfg Michael


    <b>Edit: Entschuldigung - ich habe gerade jetzt erst gesehen, dass das Thema hier im astrotreff auch schon angesprochen wurde :


    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=223914


    Dann sollte mein Beitrag hier wohl besser gelöscht werden ? SORRY !


    Michael</b>

  • Hi Michael,


    das passiert ja immer wieder mal, wobei der jetzt Betroffene wenigstens den Anstand hatte und es zugab und sich auch entschuldigt hat. Da gab es ja schon hartnäckigere Fälle von gefakten Aufnahmen.


    Leistungsdruck oder Selbstbestätigung? Oder das Lob der Gemeinde einsammeln wollen? Oder wie in dem Fall,Frust, weil das Ergebnis nicht so wie erwünscht ausfiel und dann mit Fremdmaterial angefüttert wurde. [}:)]


    Das eigene Originalbild war doch schon sehr beachtlich, davon würden viele andere träumen. Aber es musste eben noch besser sein, aus welchen der oben genannten Gründen auch immer. Ein böses Eigentor, mal von möglichen Konsequenzen (Urheberrecht verletzt) noch abgesehen.


    Gruß Stefan

  • Hallo Stephan,


    mal losgelöst von einer bestimmten Person, fand ich es nur erstaunlich und etwas erschreckend, dass in unserer "Leistungsgesellschaft" der Leistungs- und Anerkennungs-Druck schon so hoch geworden ist, dass es vom professionellen/beruflichen Alltag schon ins Hobby-Leben überschwappt ![:0]


    Aber das hängt eben wohl wirklich auch stark von der eigenen Persönlichkeit ab, man darf/muss sich manchen "Drücken" einfach nicht beugen.


    Spaß soll es machen - wer sich selbst einen solchen Leistungsdruck auferlegt, wird und kann das nicht lange durchhalten.
    Schade drum !


    Michael

  • Michael,
    der Drang nach sozialer Anerkennung, ins Rampenlicht oder zur übertriebene Selbstdarstellung ist
    a) keine Form von Leistungsdruck (sondern falsch verstandener übertriebener Ehrgeiz)
    b) so alt wie die Menschheit.


    Neu ist nur das Internet als Plattform.

  • Ich empfinde so etwas als ähnlich schlimm wie Doping im Freizeitsport.
    Auch da wird aus Drang auf Anerkennung, falsch verstandenem Ehrgeiz und Imponiergehabe zu illegalen Mitteln gegriffen. Die Mitbewerber werden um ihre sauber erbrachte Leistung betrogen.


    Hoch anrechnen muss man in diesem Fall, dass der Betreffende den Betrug zugegeben hat - mein Respekt dafür!


    p.s.
    Ich erlaube mir, das Thema von Off Topic zu verschieben, ist ja unerfreulich, aber doch zum Thema Astrofotografie gehörig.

  • Ein Leistungsdruck ist nur gut wenn man selbst zufrieden ist damit.
    Die Zufreidenheit sollte bei einen selbst eintreffen, ohne Fremdeinwirkung. Dann ist man im Einklang mit sich selbst.
    Selbst wenn meine Astrokollegen bessere Fotos machen als ich, ist mein Ergebnis für mich relevand. Ich habe es gemacht und es ist so.
    Jeder kann stolz sein auf sein Ergebnis. Die Zufriedenheit für sich selbst ist das wichtigste. Sie gibt uns Kraft für neue Projekte. Die Erfahrung dabei, bringt uns dann weiter zu einen schönen Foto.
    So soll es sein, jeder kann zufrieden sein mit seinen Ergebnis.
    LG Erwin

  • Hallo,


    ich bin erst durch dieses Thema auf den Fall aufmerksam geworden und kann mir gut vorstellen, dass auch im Hobbybereich Astrofotografie ein Leistungsdruck um das beste Bild entstanden ist. Beim Handball, Tennis, ... was auch immer als Hobby will man in der Regel auch gewinnen, wenn man antritt.


    Das es nun auch hier zu einer Art Doping gekommen ist, ist nicht schön, aber ich vermute, dass es nicht der erste Fall gewesen ist und andere wahrscheinlich das Glück hatten, nicht erwischt zu werden. Man hat das doch meistens sehr teure Equipment und möchte dann auch entsprechende Ergebnisse präsentieren.


    Ich selber betreibe keine Astrofotografie, vielleicht auch vor dem Hintergrund, dass ich nicht die Zeit und die nötige Ausrüstung dazu habe oder haben will und entziehe mich daher in diesem Bereich dem Druck. Wenn ich gute Astronomiebilder sehen möchte, gibt es diese im Internet und für mich ist es schöner, etwas live am Himmel zu sehen, wenn auch natürlich in wesentlich weniger Details.


    Ansonsten finde ich es gut, dass der Ersteller des Bildes seinen Fehler direkt zugegeben hat und nicht versuchte, die Sache zu vertuschen. Sicher, der Ruf ist erstmal ruiniert, aber die Zeit heilt viele Wunden und vielleicht findet er ja irgendann wieder zu uns zurück.


    Gruß


    Carsten

  • Jeglicher Leistungsdruck in der Astrofotografie ist selbstgemacht.


    Denn man kann mit Astrofotos nur begrenzt Eindruck schinden, und wenn, dann nur in einer sehr kleinen Szene von Nerds. Berühmt werden und groß rauskommen kann man damit eher nicht. Und gerade die Leute, die wirklich gut sind, werden bei der Bewertung von Fotos anderer Leute auch das Verhältnis Aufwand/Standort/Resultat berücksichtigen. Und auf das Urteil derjenigen, die dazu nicht in der Lage sind, kann man sich im Zweifel ein Ei pellen. Auch die Originalität eines Astrofotos - zeigt es etwas Ungewöhnliches? - ist ein wichtiges Kriterium und hat wenig mit dem aufgewendeten Equipment zu tun.


    Anderer Leute Bildmaterial heranziehen ist als Bildverarbeitungsübung doch instruktiv! Man sollte das nur dann auch so kennzeichnen, dann kann man mit sowas vielleicht sogar etwas Anerkennung finden. Oder sogar eine Tugend draus machen. Denn die beklagten nötigen langen Belichtungszeiten kann man auch zusammen bekommen, wenn verschiedene Leute ihr Rohmaterial zusammenwerfen. Pixinsight und Co können auch Bilder verschiedener Kameras und Brennweiten zusammenbappen, und das hilft ungemein.



    Hartwig

  • Was heisst Leistungsdruck?


    Wen man sich selbst als Ziel setzt ganz vorne mit zu mischen und so oft wie möglich ein IOTD auf Astrobin und Konsorten einzuheimsen dann macht man sich definitiv selber einen riesen Stress denn das Niveau ist mittlerweile verdammt hoch wen man sich auf Astrobin etc. umschaut.


    Natürlich ist es nice wen einem solch eine "Ehre" zuteil wird.
    Wie Hartwig angesprochen hat ist es trotzdem eine verdammt kleine Szene von "Nerds" die sich für Amateur-Astronomie / Fotos interessiert.


    Mir persönlich würde es nie in den Sinn kommen meine Bilder zu faken, dafür bin ich zu freaky und identifiziere mich mit meiner Astrofotografen-Arbeit auch wenn ich am Ende im Vergleich zu der Elite mächtig abstinke, aber hey ich bin ja "erst" mitte dreissig und kann noch ein paar Jahre lernen und mich verbessern [:D]


    Betreffend dem verarbeiten mehrerer Quelldaten von verschiedenen Fotografen ist ja an sich nicht dagegen einzuwenden, im Gegenteil, es sollte halt nur mit Absprache / Erlaubnis aller Beteiligten gemacht werden.

  • Ich finde es sehr schade und enttäuschend.


    Mittlerweile betreibe ich selbst seit gut 2 Jahren Astrofotografie und weiß sowohl um die technischen Herausforderungen, als auch um die Schwierigkeiten und Grenzen, wenn man in urbanen Gegenden wie dem Ruhrgebiet fotografiert. Ich habe noch immer Spaß an der ganzen Sache, auch wenn meine Bilder mitnichten an das herankommen, was sich in so manch Galerie erblicken lässt. Aber das macht nichts, da mir die limitierenden Faktoren sehr wohl bekannt sind. Zum einen sind das Ausrüstung und Geld, zum anderen der Himmel selbst und zuletzt natürlich auch die Erfahrung.


    Dieser "Leistungssport" im Bereich der Astrofotografie ist mir über die letzten 2 Jahre in diversen Galerien jedoch auch schon aufgefallen. Immer mehr Tiefe, mehr Details, mehr von allem und nicht selten der Eindruck, dass es um mehr geht als einfach nur die Schönheit dieses Hobbys zu genießen. Durch den aktuellen Fall wird mir persönlich jäh bewusst, dass wirklich kein Lebensbereich vom Lügen und Betrügen verschont bleibt. Das Märchen von vermeintlicher Perfektion, Farbe, Glanz und Anerkennung ist offenbar auch in unserem Hobby keine Ausnahme.



    Was ich jedoch deutlich zum Ausdruck bringen will ist Folgendes:


    Mit den Fakebildern belügt sich derjenige, der sie online stellt, nicht nur selbst. Das dadurch entstehende Problem greift noch viel weiter und perfider. Es werden nicht nur falsche Bilder gemacht, sondern gleichzeitig auch falsche Angaben getätigt. Zu den Aufnahmebedingungen und auch zur verwendeten Ausrüstung. Gerade Letzteres ist einfach ein ganz mieser Zug, weil gerade diejenigen, die auch gerne solche/ähnliche Resultate erzielen wollen, eben diese Angaben als Anhaltspunkt nehmen. Im schlimmsten Fall wird dann Fakewerbung für Produkte gemacht, die unter den genannten Bedingungen eben nicht das erzielen, was hier vorgelegt wurde. Das ist besonders in unserem Hobby schlecht, denn jede solide Anschaffung geht gehörig ins Geld und nicht jeder der beobachtet und fotografiert, hat die Erfahrung um einschätzen zu können, welchen Mehrwert ein bestimmtes neues Ausrüstungsteil bringt.


    Das man sich vor gewitzten Händlern mit halbseidenen Versprechungen hüten muss, ist nichts Neues. Aber vor Mitgliedern einer ohnehin sehr kleinen Gemeinschaft? Wenn ich es mir recht überlege, ist der aktuelle Fall wahrscheinlich keine Einzelerscheinung, was einen sehr faden Nachgeschmack hinterlässt.


    Grüße und CS
    Christian

  • Hallo,


    ich würde gerne für mich einige Begriffe klären:


    <u>Leistungsdruck</u>? Nein – eher ein übertriebenes Bedürfnis oder <u>Sucht nach Anerkennung</u>.


    Hat da jemand einen <u>Fehler</u> gemacht? Gerne stellen die Betroffen das so dar („Sorry, war ein Versehen“). Nein es ist bewusster <u>Betrug</u>. Und wie zu erwarten gibt bereits erste Hinweise, dass nicht nur dieses eine Bild betroffen war.
    http://www.astrotreff.de/topic…223136&whichpage=1#799817


    <u>Ehrenhaft</u>, dass er es zugegeben hat? Wenn er von sich damit rausgekommen wäre – ja. Etwas larmoyant einzugestehen bei dem man bereits erwischt worden ist – Na ja!


    Es gibt eine tiefe <u>Freude</u>, welche die Astrofotografie, wie auch die visuelle Beobachtung vermitteln können, indem wir mit unseren Mitteln in Beziehung treten zum Universum. Und es gibt diesen <u>flüchtigen Kick</u> durch die Anerkennung. Tritt der Wunsch nach dem erneuten Kick in den Vordergrund kann man sich selbst die Freude dadurch schnell verderben (wie bei jeder Sucht).


    Ärgerlich ist nur, dass solche Einzelfälle (und die Hoffnung habe ich noch) die Astrofotografie insgesamt in Verruf bringen.


    Neben der persönlichen Ebene gibt es natürlich auch eine gesellschaftliche. Kaum noch ein Bereich ohne Wettbewerb, Qualitätssicherung, Bewertungen. Aber muss ich das auch in meinem Hobby haben? Ich finde es daher sehr angenehm, dass der astrotreff ohne likes, Sternchen, follower, Ranglisten, Bild des Tages (der Woche, des Jahres) etc. auskommt.


    <i>Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.</i> (Kierkegaard)


    Viele Grüße
    Joachim

  • Morgen zusammen,


    ich habe dazu eine vielleicht antiquierte Einstellung:


    Forumsteilnehmer sind für mich grundsätzlich keine Freunde i.e.S..
    Freunde i.e.S. kenne ich persönlich und schätze sie. "Grundsätzlich" deshalb, weil es Ausnahmen geben kann.


    Eine Anerkennung von Forumsteilnehmern ist für mich ein Strohfeuer.


    Klar ist für mich als Mensch soziale Anerkennung wichtig, aber die hole ich mir nicht aus dem Internet über likes, hits oder follower. Wenn das anders wäre, würde ich therapeutische Unterstützung suchen... oder bin ich nun ein digitaler Soziopath?
    [:D]

  • Vielleicht noch ein paar Takte zum eigentlichen Thema. Zur Erläuterung: Auch ich wohne am Rande des Ruhrgebietes, habe aber im Gegensatz zu wambo -hoffentlich werde ich nun nicht gelyncht- mit "richtiger" Astronomie gar nichts am Hut. Als ich vor 10 Jahren mit der Knipserei anfing habe ich mir zwar auch ein paar Okulare gekauft, die stauben aber seitdem im Köfferchen vor sich hin.


    Mich interessiert einzig und allein bunte Bildchen zu "erzeugen". Dabei ging es mir wohl ganuso wie vielen anderen hier auch. Die Anfänge waren schon richtig klasse, man investierte viel Geld in neues Equipment und Zeit in den Nächten, aber so viel besser wie gewünscht wurden die neuen Fotos nicht.


    Ich habe vor lauter Frust dann auch ein paar Jahre fast gar nichts mehr gemacht. Inzwischen bin ich 50+ und sehe das viel entspannter. Ich werde meine Bildchen aus unserer Großregionsglocke niemals mit solchen aus der Atacama-Wüste vergleichen können. Ich habe einmal in einer sternklaren Nacht auf dem Grimselpaß übernachtet und bin dann etwas rausgegangen. Da fiel mir glatt die Kinnlade runter, wieviel Milchstrasse schon mit freiem Auge erkennbar waren.


    Inzwischen mache ich wieder etwas mehr in der Astrofotografie, allerdings ist der "Leistungsdruck" höchstens ein selbstgemachter, da ich meine eigenen Ergebnisse gern übertreffen möchte. Das ich mich mit den Könnern nicht messen kann ist mir bewußt, läßt mich aber auch -da hilft dann das fortgeschrittene Alter- völlig kalt.


    Zudem teilt in meinem Freundes- und Bekanntenkreis niemand dieses Hobby und das ist in dem Moment ziemlich praktisch, denn zeige ich dort eines meiner -stümperhaften- Bilderchen sind die immer alle hellauf begeistert was ich da wieder "gezaubert" hätte.



    Allerdings muß ich auch zugeben, daß ich in meiner Kreisliga F niemals in die Nähe eines IOT kommen werde und daher auch 0 Versuchung für ein "Doping" besteht.



    Im Radsport gibts inzwischen übrigens auch ein rein technisches Doping die neuesten E-Motoren lassen sich komplett versteckt einbauen und bei größeren Rennen werden die Räder mit Wärmebildkameras untersucht, um die Motoren und Akkus zu suchen.

  • Hallo,


    Joachim hat die Sache zu 100% auf den Punkt gebracht. Dem ist nichts hinzuzufügen. Und das Zitat von Kierkegaard ist das Tüpfelchen auf dem i. Dafür vielen Dank.

  • Interessantes Thema!


    Gerade in der Astrofotografie gibt es meines Erachtens zwei Stroemungen, von denen man sich nicht mitreissen lassen sollte.


    Einerseits der Ehrgeiz, das "beste Bild" zu machen. Kurz im Internet suchen, und schon findet man sowieso ein besseres, schlimmstenfalls von den Profis.


    Andererseits die Materialschlacht - groessere Fernrohre, bessere CCDs usw sind zwar nicht allein der Garant fuer gute Bilder, aber es hilft. Deshalb ist es so wichtig, ein Astrofoto mit der Ausruestung zu wichten, mit der es erstellt wurde.


    Ich mache selber seit 1984 Astrofotos - und seit meiner "Digitalisierung" im Jahr 2005 auch halbwegs eindrucksvolle Bilder, die teils auch in englischen Magazinen veroeffentlicht wurde. Zusammen mit einem Sternfreund aus dem Nachbardorf hatten wir um die Wette publiziert - wer bekommt die meisten Bilder veroeffentlicht? Nach einiger Zeit wurde das langweilig, und meine heutige Motivation ist nur noch, meine eigenen Bilder zu toppen. Das macht dann auch Spass - das Bild eines Objektes mit aelteren Bildern zu vergleichen und zu sehen, was heute besser geht - es es durch bessere Ausruestung oder durch den Erfahrungsschub bedingt.


    Was das Schummeln anbetrifft, habe ich dafuer kein Verstaendnis. Das ist wie beim Marathon im Kielder Forest, wo vor einigen Jahren ein Laeufer den dritten Platz erreichte, bevor er disqualifiziert wurde, da er teilweise den Zuschauerbus benutzt hatte. Warum? Geld konnte man mit dem Marathon nicht verdienen, es ging nur um die persoenliche Erfahrung, etwas erreicht zu haben. Schummeln hoehlt das doch aus. Uebertragen auf die Astrofotografie gilt das Selbe: Was hat man vom Schmuecken mit fremden Federn, wenn man dafuer zwar Lob und Anerkennung bekommt, aber selber weiss, dass diese ungerechtfertigt ist?

  • Schon im guten alten "Analog-Zeitalter" war es doch so, dass es in jeder Klasse mindestens einen gab, der ständig im Rampenlicht stehen wollte und sich dazu die haarsträubensten Geschichten ausdachte. Anfangs glaubte man ihm noch ne Woche, später dann gar nicht mehr.


    Der Alltag lehrt uns, dass es nicht wenige gibt, die ohne Hemmungen ihrer totkranken Oma noch ne Lebensversicherung mit 20 Jahren Laufzeit verkaufen täten.


    Rücksichtslosigkeit zeigt sich, wenn Autofahrer keine Rettungsgasse bilden und auf der Autobahn-Gegenfahrbahn auf Schrittgeschwindigkeit runterbremsen um besser gaffen zu können. (Übrigens nichts Neues, sondern ein altbekanntes Problem, siehe die Reporter bei der Gladbecker Geiselnahme in der Kölner Innenstadt).


    Die Bereitsschaft zum Betrug, zur Täuschung ist in Gesellschaften recht konstant vorhanden, genauso wie Altruismus (selbstloses Handeln, sich um das Wohlergehen anderer kümmern, jenseits eigener Kinder). Übrigens können Leute beides gleichzeitig verkörpern, je nach Situation, mal so oder so.


    Urheberrechtsverletzungen gelten fast als Kavaliersdelikt; die Anwälte, die diesbezüglich massenweise abmahnen, sind in den Augen vieler die eigentlichen Übeltäter. Was für eine verkehrte Welt.


    In Kreativbereichen - dazu gehört nun mal die Astrofotografie - gibt es kein "schneller, höher, weiter" mit messbaren Ergebnis. Konkrete Leistungsvorgaben, die Leistungsdruck bewirken könnten gibt es somit nicht. Hier geht es manchen um Anerkennung während andere das Hobby als Ausgleich zu anderen Tätigkeiten betreiben und Bilder bestenfalls persönlich bekannten Freunden mal zeigen.


    Leistungsdruck ist etwas, dass sich am Ergebnis orientiert und gerade nicht danach fragt, wie die Leistung erbracht wird. Ehrgeiz, Anerkennung und sogar Neid sind Motivationsfaktoren, genauso wie Erfolgsprämien oder Kündigungsdrohungen bei Misserfolg. Was solche Faktoren auf den Stresslevel bewirken, ist eine andere Sache. Den größten Leistungsdruck haben Menschen, wenn es um das tägliche Überleben geht. Dagegen ist das, was wir heute "Leistungsgesellschaft" nennen, ein Luxusproblem.



    PS:
    (==&gt;)Heinz:
    Abkürzungen:
    i.e.S = im engeren Sinne (nicht "im eigentlichen Sinne") vs. i.w.S. = im weiteren Sinne
    ... und
    "eigentlich" ... wer das Wort benutzt, meint oft die Ausnahme, das Gegenteil: eigentlich lief alles gut, aber ... diesmal nicht. Gleiches gilt für "grundsätzlich". Jeder der täglich im Beruf Schriftsätze aufsetzt, ist gut beraten diese beiden Wörter aus seinem aktiven Wortschaft zu streichen. Stell dir einen Brief von der Bank vor: "Grunsätzlich sind sie kreditwürdig ... aber ..." Das geht auch kürzer und eindeutiger (für alle): "Sie sind nicht kreditwürdig".

  • Hallo Kalle,


    mir war nur die Abkürzung i.e.S. nicht geläufig und Freunde im Facebook-Sinne war als Kritik für die inflationäre Verwendung des Begriffs Freunde im Internet gedacht.


    Gruss Heinz

  • Heinz ... jo,
    "inflationär" ist eines der Probleme, die mit dem Internet auftreten. Sog. "Märchenerzähler" erreichten früher in der Schule grad mal die Klassenkameraden**, aber heute in einem Forum sind es zig-mal mehr. Umgekehrt hat man das Gefühl, es gebe davon heute mehr als früher, einfach weil man auch von Fällen jenseits der eigenen Klasse regelmäßig erfährt. Dazu kommt, dass das Internet nichts vergisst und Betroffene dann mit Fällen konfrontiert werden, die schon längst den Bart Methusalems tragen. Im Ergebnis ein Wahrnehmungsproblem einerseits und ein Reichweitenthema andererseits, das dazu führt, dass man das Gefühl kriegt, man sei von dieser Thematik seit neuestem nur noch umgeben und "früher sei alles besser gewesen".


    **gilt natürlich für andere soziale Umfelder entsprechend: Arbeitskollegen, Verein, Kneipe etc.

  • Hallo Kollegen,


    viele interessante Aspekte wurden hier schon angesprochen. Leistungsdruck ist relativ möchte ich meinen - den macht man sich wenn (unnötigerweise!) nur selbst. Sollte aber mit einem gewissen (gesunden) Ehrgeiz nicht verwechselt werden. Wer möchte nicht das für sich optimale aus den Gerätschaften / Himmel herausholen? Nur so ist eine persönliche Entwicklung möglich. Trotzdem kann der Grad zum „Verbeißen“ ins Thema eng sein. Das muss aber jeder erwachsene Mensch für sich selbst abmachen, wieviel Engagement es denn sein soll und wo Grenzen (wie bei allem anderen im Leben auch!) sind.


    Jedenfalls halte ich das Fälschen von Bildern ebenfalls für völlig inakzeptabel! Auf Astrobin war vor kurzem auch ein gefälschtes IOTD aufgeflogen. Erkannt wurde dies nur durch die achtsamen Augen eines anderen Fotografen.


    Und da hier in einigen Beiträgen auch durchkam, dass bei anderen Bildern / Usern der Verdacht auf unsaubere Methoden besteht, meine Bitte: Sprecht diese Leute doch einfach an! Sowas klärt sich immer auf, indem entweder saubere Rohbilder gezeigt werden können oder die Leute es direkt oder indirekt durch Schweigen zugeben.


    In diesem Sinne noch einen schönen Sonntag :)

  • Moin zusammen,


    eigentlich ist dies auch mal wieder ein Thread wo ich mich zurückhalten will, es aber dennoch nicht kann und meine Meinung kundtue.
    (Was sicher auch wieder E-Mailbeschimpfungen zu folge hat. Aber Hater in diesem Forum sind mir mittlerweile völlig schnuppe.)


    Es wurde hier ja schon passend angesprochen: Ohne die Umstände zu berücksichtigen, ist ein Astrofoto zwar im Vergleich mit anderen beurteilbar, in sich selbst aber nicht wirklich.
    Und somit auch die Arbeit und die Details des Erstellers an sich nicht.
    Was mich nervt sind dann die (zugegeben oft wirklich guten) Astrofotografen, die bei jedem Bild anderer sofort das Haar in der Suppe suchen; komme was wolle (oder war).
    Und wenn ein Foto eigentlich und vor allem wegen der Umstände (Himmel, Ausrüßtung, etz.) wirklich gut geworden ist,
    dies dann trotzdem zerlegen müssen.
    Ein Bild hat eben genau so zu sein, wie es diese spezielle Gattung von Astrofotografen will: Sehr gut, aber eben noch etwas schlechter als Ihre.
    Wo kämen wir da hin, wenn jeder dahergelaufene Fotos macht, die andere auch noch öffentlich gut finden.
    Oder "Minderwertige Bilder" präsentieren. Wir sind hier schließlich die Elite! Und das Revier wird markiert und verteiligt. Und es herrscht der Beste.

    Ernsthaft, einige spielen sich teilweise auf wie die Astrobild-Polizei.
    Ganz schlimm finde ich, wenn sie dies dann nicht wenigstens offen im Forum tun, sondern via E-Mail. Oft inkl. Beleidigungen, Drohungen etz.
    Ziel?.... Kann ich nur mutmaßen: In der Hoffnung andere dadurch zu vergraulen oder wenigstens so zu tiefst zu verunsichern, dass diese es nie wieder wagen?
    Egal, es ist armselig!
    Zeigt es aber dennoch, und das ist des Pudels Kern, überdeutlich wie stark man durch Ehrgeiz und Sucht nach Bestätigung zerfressen sein kann.
    Das dies den Konkurenzkampf ständig weiter befeuert und so manchen in seiner Verzweiflung zu fragwürdigen bis unlauteren
    Mitteln greifen lässt, ist dann nicht verwundlich.


    Ich für meinen Teil veröffentliche schon nach meinen ersten paar Astrofotos, weitere nur noch seeehr selten öffentlich (u.A. auch hier.)
    Das sind dann aber immer Ausnahmefälle wie z.B. Nebel mit Planetencam und Ähnliches, um spasseshalber im vergleich mit anderen
    zu sehen was technisch so geht. Vor allem wenn es technisch eigentlich gar nicht dafür gedacht ist.
    Da ist dann aber kein Konkurenzkampf, sondern nur technischer Vergleich/Austausch aus Interesse das Ziel.
    Ein öffentliches Forum wie dieses ist da dann eine gute Plattform.


    Wie dem auch sei, nach diesem Fall hier bin ich generell nur ein weiteres mal ....


    a.) darin bestätigt worden, quasi keines meiner "Pretty-Pictures" zu veröffentlichen,
    sondern mich nur selbst über meine Resultate zu freuen (oder zu ärgern [:D] ).
    b.) entäuscht von einem weiteren Astrofotografen, den ich bislang, insbesondere seiner geografischen Lage wegen,
    zu den außergewöhnlich Guten zählte und trotz allem immer noch zähle. (Weil er m.E. andere eben nicht schlecht redet. Hat er auch gar nicht nötig. Auch ohne fakes.)
    c.) davon überzeugt, das da viel mehr Bilder, gerade oft auch von den sogannten Cracks, abgelegt sind, die gefaked (wie auch immer) sind.


    Mal ganz davon ab, dass in diesenm Fall nun auch Fremdmaterial mit eingearbeitet wurde, stelle ich dennoch die immer wieder leidige Frage:
    Was ist denn mit sonstiger Postproduction?
    Die Diskussion hat es ja schon oft gegeben. Wo ist die Grenze?
    Stacking ist klar; Summenbild beschneiden, stretchen auch.
    Aber dann?! ..... Farben anpassen z.B. ?
    Ganz schwieriges Thema.


    However,
    An alle Anfänger in der Astrofotografie:
    Lasst euch nicht entmutigen.
    Das ist wirklich nicht einfach. Aber wie jedes Teleskop seinen Himmel hat, so hat auch jedes Astrofoto seinen Bewunderer.
    Und wenn ihr eines gemacht habt, seid stolz drauf! Denn ihr selbst wisst wie die Umstände und das Equipment waren und wie viel Arbeit ihr reingesteckt habt.


    An alle ehrlichen Astrofotografen:
    Weiter so, ich gönne euch jedes gelungene Bild und bewundere ehrliche gute Arbeiten sehr; versuche daraus zu lernen.


    An alle Ehrgeiz-Zerfressenen höher, breiter, schneller, wo ist die Spitze Bildersteller:
    Nehmt das ganze nicht so ernst. Das ist und bleibt ein Hobby.
    Vergesst nicht euren Ruf (Charakter) auch bei diesem. Alles andere ist auf lange Sicht auch der Gesundheit nicht zuträglich.


    Und last but not least an alle Denonzianten, Toxiker, Hater,....:
    Sucht einen Arzt auf oder einfach.....
    GET A LIFE!


    Gruß & CS
    Svend


    Edit: Rechtsschreibung [}:)]

  • Hallo Svend,<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Svend</i>
    <br />Was ist den mit sonstiger Postproduction?
    Die Diskussion hat es ja schon oft gegeben. Wo ist die Grenze?
    Stacking ist klar; Summenbild beschneiden, stretchen auch.
    Aber dann?! ..... Farben anpassen z.B. ?
    Ganz schwieriges Thema.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">darüber habe ich mich mal mit Mario Weigand unterhalten und wir sind recht schnell zu dem Ergebnis gekommen, dass jegliche manuelle Maske einen manipulativen Eingriff darstellt und im Umkehrschluss jede Bearbeitung, die auf das ganze Bild angewand wird, legitim ist.
    Dass ein Bild damit völlig entstellt werden kann, ist klar, aber ausser Artefakte werden damit keine nichtvorhandenen Bilddetails erzeugt. Eine separate Bearbeitung der Monde in einem Planetenfoto wäre nach der obigen Definition eine Manipulation.


    Gruss Heinz

  • Hallo Heinz,


    auch wenn das nun etwas off topic ist.....


    ja, das sehe ich genauso.
    Wenngleich ich immer noch ein Problem gerade mit der Farbanpassung habe.
    (Nicht unbedingt die Farbbalance. Die kann ich eh auch schon bei der Aufnahme beeinflussen.)
    Klar muss man manchmal auch eine Farbe (z.B. Rot) etwas hoch- oder runterziehen damit Details besser rauskommen.
    Aber du kannst ja quasi ganze Farbumkehrungen machen oder eine Hubblepalette generieren.
    Das machst du auch mit dem ganzen Bild insgesamt. Ob das dann aber noch als "legitim" gelten kann. Schwer zu sagen. M.E. nicht.
    Was seperate Bearbeitung von Planeten und Monden angeht, da habe ich kein Problem mit, sofern es dabei steht.
    Gleiches gilt für z.B. Milchstraße mit Landschaft.
    Aber echte Astrofotografen schreiben dies auch generell immer in den Bemerkungen.


    Aber sonnst bin ich da völlig bei dir (euch).


    Gruß & CS
    Svend

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!