Mandel-Wilson 3 mit DSLR

  • Hallo zusammen,


    seit langem mal wieder ein Deep-Sky-Foto von mir:


    Es zeigt den galaktischen Cirrus Mandel-Wilson 3 ("Vulkannebel") in der Nähe von Messier 81 und Messier 82, die man etwas unterhalb der Bildmitte sieht. Der helle Stern an der rechten Bildseite ist 23 UMa.


    Dies ist der Rand einer riesigen Staubstruktur auf hohen galaktischen Breiten, die von der Milchstraße angeleuchtet wird.


    Aufnahmedaten:
    Canon EOS 600Da, Sigma 105 mm f/2.8 Objektiv (==>) f/2.8, ISO 1600.
    Belichtung: 173 x 30 Sekunden + 94 x 60 Sekunden, also zusammen ungefähr 3 Stunden.


    Eine farbige Variante und eine monochrome, invertierte, deutlich kontrastverstärkte Variante.


    Ich plane, im Laufe der Zeit noch mehr Belichtungen zu sammeln.
    Finde es aber spannend, dass man mit relativ wenig Belichtungszeit schon so viel sieht.









    Clear skies


    Robin

  • Hallo Robin,


    Ein sehr interessantes Objekt. Zuerst wollte ich fragen, was denn der helle Nebel in der Mitte ist, bis der Groschen fiel.
    Die monochrome Variante gefällt mir deutlich besser als die farbige. Sie zeigt deutlich mehr Details und weniger Rauschen. Bei der farbigen Variante gefällt mir der pinke Farbton nicht so gut und das Bild wirkt etwas abgesoffen vor lauter Sternen und H-Alpha. Aber das s/w-Bild sieht wirklich toll aus.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Marcus,


    vielen Dank für die netten Kommentare!
    Mit der Farbgebung bei Astrofotos tue ich mir leider allgemein recht schwer. Ich habe die color balance mit Photoshop vom Roten weggeschoben (ca. -25 von Rot richtung Cyan, +25 von Gelb richtung Blau). Einfach pauschal, weil die Kamera ja H-alpha modifiziert ist, um es weniger rot zu machen.
    Aber was dann farblich herauskommt, kann ich leider dank Farbsehschwäche schwer beurteilen. :) Da ist die monochrome Variante wirklich einfacher. :)



    Clear skies


    Robin

  • servus Robin,


    sehr interessantes Objekt, und sehr interessante Aufnahme.
    bei meinen M 81-Fotos ist der Cirrus auch mit drauf, aber aufgrund der größeren Brennweite nicht so deutlich und natürlich nur ein kleiner Teil.
    Zum Thema Farbbalance: korrigiere doch den Farbton anhand des Histogramms, am besten in einem Programm wie Fitswork. Da arbeitest Du im FITS-Format, und kannst die RGB-Kurven gut mit Multiplikation und Addition aneinander anpassen (deckungsgleich, Steilheit der Flanken). Das gibt dann annähernd ein farbechtes Bild.
    Photoshop macht da mehr Rauschen, weshalb ich das dort nicht gerne mache.


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Hallo Robin,
    cooles Projekt. Die Farbe dürfte eh nicht echt sein. Der Zirrus wird i.d.R. nur vom etwas gelblichen Galaktischen Zentrum beleuchtet und ist normalerweise recht neutral. Für die (relativ) kurze Zeit ist da ganz ordentlich was zu sehen. Ich wusste bisher nicht mal, dass das Ding einen Namen hat. Ob der Gradient echt ist? Kann schon sein, der Zirrus ist sehr verschieden dicht, trotzdem kommt mir das etwas viel vor.
    Hast du noch weitere Infos oder Seiten zum Galaktischen Zirrus? Ich habe mir da auch etwas heraus gesucht, finde aber keinerlei Infos dazu.
    Danke für dieses sehr seltene Bild,
    viele Grüße,
    ralf

  • Hallo, Robin,


    ich gehe mal davon aus, dass weder die sehr großen Helligkeitsunterschiede noch die starken Farben real sind, sondern von Deiner individuellen Bildbearbeitung stammen. Das sieht ja eher nach einem hellen Emissionsnebel aus als nach einem IFN. Einen hellen E.-Nebel gibt es hier aber nicht.
    Ich hatte es auch mal 140x1 min bei ISO 800 bei f/2 bei meinem lichtverschmutzten Himmel versucht und trotz starker Streckung nichts vom IFN gesehen.


    Hier mal eine Vorlage, wie es wahrscheinlich real aussehen dürfte, aufgenommen unter einem sehr dunklen Himmel:


    https://www.astrobin.com/248493/B/


    viele Grüße und häufiger cs
    Andreas

  • Hallo zusammen,


    mich hat es auch gewundert, dass das so großflächig erscheint.
    Aber das ist sowieso nur ein kleiner Ausschnitt am Rand eines riesigen Cirrusgebiets.
    Hier sieht man die riesige Ausdehnung, da müsste man mal mit einem Weitwinkelobjektiv heran:


    http://astrogalaxy.ru/forum/ph…ea5c5c36d244eb2&mode=view


    Mein Bild ist um 90 Grad gedreht relativ zum Bild in diesem Link.


    Clear skies


    Robin

  • Servus Robin


    da bist Du ja schon auf einem guten Weg, aber die Gradienten musst Du unbedingt in den Griff bekommen.
    Vor einer gefühlten Ewigkeit habe ich mich auch mit so einer Aufnahme herumgeschlagen und Du brauchst Belichtungszeit.... Belichtungszeit und noch ein wenig mehr davon.... also hoffentlich machst Du daran weiter


    http://www.astrotreff.de/topic…HIVE=true&TOPIC_ID=118099


    Suche mal im Netz nach: Integrated Flux Wide Field


    lg
    tom

  • hallo Robin,


    ja, dein Bild wird von einem Gradienten der lichtverschmutzung dominiert, den könntest du wegrechnen
    ein ambitioniertes Projekt, und jedenfalls eine Herausforderung für die Bildbearbeitung
    Geht aber auch - mit etwas Belichtungszeit - aus dem normal verseuchten Lichtsumpf, hier bei Wien
    https://www.astrobin.com/179185/


    lg Tommy
    lg Tommy

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank für eure hilfreichen Kommentare! Und fürs Herzeigen eurer Vergleichsbilder!


    Also ist auf der linken Seite in meinem Foto tatsächlich noch ein Gradient drin, der den galaktische Cirrus überlagert und den ich irgendwie wegbekommen muss. Evtl. ist da doch irgendeine leichte Lichtglocke, die durch das starke Strecken hervortritt. An dem Standort sehe ich visuell im Zenit üblicherweise 6.5 bis 6.7 mag Sterne mit bloßen Augen, ist also schon recht dunkel (oberhalb von Beuron, Baden-Württemberg). Vielleicht sollte ich das von ein paar km weiter östlich probieren, falls das dann nach links aus dem Bild herauswandert. Das Gesamtbild entstand an 2 verschiedenen Abenden, auf beiden ist der Gradient erkennbar. Drum dachte ich anfangs, das sei real..


    (==>)Stefan: Vielen Dank für den Hinweis zur Farbanpassung per Übereinanderlegen der Histogrammbuckel. Das werde ich nochmal ausprobieren. Dass ich da nicht vorher drauf gekommen bin...


    Auf jeden Fall werde ich da noch an der Bildverarbeitung arbeiten und schauen, was ich da noch herausholen kann. Und die Kamera plane ich bei meinen nächsten visuellen Beobachtungsaktionen nebenher nochmal weiterbelichten zu lassen.
    Falls noch etwas Besseres herauskommt, werde ich hier noch ein update posten. :)


    (==>)Ralf: Eine ausführliche Seite gab es mal hier: http://www.galaxyimages.com/UNP1.html
    Ist leider nicht mehr online, man findet es aber noch über die Internet Archive Wayback Machine: http://archive.org/web/


    Oder auf der Website von Mel Bartels, der solche Nebel visuell (!) beobachtet:
    http://bbastrodesigns.com/Hershels%20Ghosts.html


    Die hellsten galaktischen Cirrus-Fetzen haben wohl etwa 24.5 mag /(arcsec)^2 Flächenhelligkeit. Da kann man sich dann ausrechnen, wie bei gegebener Himmelshelligkeit der Kontrast ist (Mel Bartels rechnet vor, 6% Kontrast bei 21.4 mag/(arcsec)^2 Himmel).



    Clear skies


    Robin

  • Hallo zusammen,


    zwischenzeitlich habe ich nach euren Anregungen nochmal ein bisschen Bildbearbeitung betrieben:


    Zum einen habe ich die Histogramme so gestreckt, dass die R, G und B-Anteile einigermaßen deckungsgleich sind.
    Um den Gradienten links wegzubekommen, habe ich mit verschiedenen Funktionen zum "Ebnen" in Fitswork gespielt.
    Zu meiner Überraschung hat das mit der Funktion "Hintergrund Ebnen Nebel" gut funktioniert. So sieht das dann in Farbe aus:



    So sieht der Grünkanal monochrom invertiert und nochmal kontrastverstärkt aus:



    Wenn ich das Bild mit euren verlinkten Bildern und diesem hier vergleiche
    https://innerberg-astro.lima-c…idefields/M81_M82_IFN.jpg
    scheinen da keine auffälligen Artefakte entstanden zu sein.


    Eigentlich wirkt das auf mich ein bisschen wie Zauberei und ich mag nicht gerne Filter anwenden, die ich nicht verstehe.
    Aber seltsamerweise hat das recht gut funktioniert. Keine Ahnung, woran der Filter erkennt, was an den Strukturen real sein soll und was nicht.



    Clear skies


    Robin

  • Servus Robin


    das schaut schon richtig gut aus, die neue Bearbeitung hat Dich einen großen Schritt weitergebracht.
    Jetzt fehlt nur noch ein wenig Belichtungszeit.....


    lg
    tom

  • Hallo Robin,


    da geht es Dir so wie auch mir manchmal. Die eigentliche Astrofotografie ist 'nur' das Sammeln von Rohdaten für die spätere Bildverarbeitung. [:D]


    Aber es ist schon faszinierend was man mit der richtigen Software und den richtigen Filtern aus den Daten herausholen kann. Gratulation zur Nachbearbeitung. Ich finde diese schwachen Strukturen klasse.


    Viele Grüße
    Michael

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