Fingerstillhalten ? Klappt nicht - wieder mal grandios gescheitert
Und wieder konnten die Finger nicht ruhig bleiben ... in einem Astroforum wurde dieser Refraktor mit diesen Ausmassen angeboten. Quasi parallel zu einer Diskussion hier zum Bresser 102/1350mm Refraktor, der seinerseits vielleicht auch ein Revival der guten klassischen langen FH-Refraktoren sein sollte ... . Leider hat zumindest der getestete Refraktor dieser Bauart - wie zu lesen - weitgehend versagt. Und dort wurde sozusagen ein "Urahn" dieses Gerätes angeboten; ein japanischer 102/1300er FH-Refraktor (der sich dann als Vixen Pulsar 102M 102/1300mm FH von ca. 1983 herausstellte). Und wie zu erwarten ... begann es bei mir "zu jucken" .. Ergebnis: den netten Verkäufer kontaktiert und schnell einig geworden. Okeee ... so ein Megaschnapper ist der Refraktor nun wirklich nicht, aber Neugierde hat manchmal ihren Preis.
Der Verkäufer schickte mir einige Photos .. ja, der Refraktor hat schon was auf dem Buckel: da ist etwas Rost an einigen Bauteilen, kleine Lackabsplitterungen und auch das Objektiv wurde mal geputzt. Und zudem hat der OAZ einen recht skuril anmutenden Anbau, dessen Sinn wohl erst die praktische Nutzung erklären wird.
Ja und gestern kam er nun ... es stand ein großes gut gepacktes Paket im Treppenhaus. Schnell ausgepackt und .. sah gut aus. Was sofort auffiel, war der - obwohl nur 12mm mehr Öffnung als der Vixen 90/1300 - wirklich wuchtige Tubus. Dagegen wirkt der 90er fast schon wie ein Spargel. Die Einzelteile gut verpackt, habe ich denn dann schnell zusammengebaut, inclusive der komischen Konstruktion am OAZ. Die habe ich erstmal abgebaut; so habe ich dann auch den Fokussierbereich vom 90er an den 102er gesetzt. Glück hatte ich, dass mir der nette Verkäufer eine Sucherbasis neueren Datums beigelegt hatte, so konnte ich da einen noch vorrätigen "Vixen" Sucher anbauen. Hat gut geklappt.
Da zu aller Überraschung draussen nicht das "totale" Grau herrschte, sondern hier und da ein Sternenpunkt am Himmel stand, nahm ich mal allen Optimismus zusammen und - ja wollte raus. Nur hatte ich keine Schellen ... da wurde dann die Butenschön-Montierung aktivert, die hat ja 120-mm-Schellen. Der Tubus hat einen Durchmesser von 115mm ... das Problem der zuvielen 5mm wurde dann ganz einfach mit Hilfe zweier Socken gelöst, die zwischen Schelle und Tubus geklemmt wurden. Passte! Ich werd mir das mal als "Astro-Sockenklemmung" patentieren lassen und dann das Paar oller Strümpfe als "Astro-Spezial-Socken" für nur 99€ anbieten ...
Und dann gabs das erste Licht ... ich ging natürlich wieder mal auf Doppelsterne ... mit den ollen 0"96er Okis von Vixen und Zeiss. Erstes Objekt war eta Ori; 1"7, den der 102er trotz nicht wirklich ruhiger Luft locker "nahm". Dann 32 Ori (1"25), war am der Grenze, denn die Luft war nicht wirklich ruhig: Zeitweise konnte man die beiden Sterne aber mit kleinem Zwischenraum getrennt sehen, dies eher im Zeiss- als im gleichbrennweitigem Vixen Okular (V=217x). Hier kommen 12mm mehr Öffnung deutlich zum Tragen: während 90mm an diesem Doppelten ihren absoluten "Rand" finden, schaffen 102mm diese Distanz schon.
Rigel wurde dann im 16er Ortho auch gut getrennt. Dann weiter zum Orionnebel, in Trapez: da habe ich vergeblich die Komponenten E & F gesucht. Zwar war der Nebel und das Trapez schön zu sehen, das wird auch mal Zeit für eine Zeichnung, aber die Suche war nicht von Erfolg gekrönt. Sirius ... nee, der wurde auch mit 102mm nicht aufgelöst. Zu unruhige Luft. Und schliesslich noch NGC 2392, der Eskimo: dieser scheint dann ein wenig heller zu sein und den ZS sieht man deutlicher. Naja, die 12mm mehr Öffnung müssen sich ja auch bemerkbar machen. Zeta Cnc1 (1"1) deutlich länglich, ich gehe aber mal davon aus, das hier das Seeing nicht mitspielte, denn die Sternchen zappelten über einem benachbarten Hausdach.
Dann habe ich mal wieder abgebaut. Kurzes erstes Fazit: Klasse Gerät! Sterne wie sie sein müssen, am DS geht es bis ans Limit und - soweit unter hiesigen Bedingungen möglich - auch im DeepSky Bereich durchaus passabel. Nach dem Lesen der Berichte über die 102er Bresser-Geschichten freue ich mich, hier einen ca 35 Jahre alten grundsoliden Refraktor vor mir zu haben. Und das, was im 4"-Bereich mechanisch und optisch zu erwarten sein darf, auch realisierbar ist. Ich bin natürlich neugierig, wie sich die Farbfehlersituation an diesem f12.9er FH ergeben wird ... dazu warte ich dann auf Mond und Planeten. Und ... (draussen ist es selbstverständlich wieder grau in grau) auf "Wetter".
Hier mal ein paar Bilder
So war er beim netten Verkäufer ...
Das Objektiv
erfolgreich "sockengeklemmt" auf der Butenschön
102mm vs. 90 mm
Weiteres zum Refri dann auf der Klassikerseite
Grüßle Hannes