Pferdekopf und Freunde mit 135 mm

  • Hallo Astros,
    für dieses Foto habe ich über 3 Monate hinweg diverse Wolkenlücken genutzt. Das waren 11 Sessions an 10 Abenden. Ja richtig, an einem Abend hatte ich aufgebaut, belichtet, dann kamen Wolken. Alles eingepackt, fertig. Eine Stunde später war es wieder klar, also wieder aufgebaut und noch mal nachgelegt. Das alles geht ganz einfach, wenn man nur mit "leichtem Gepäck" arbeitet. (Die Monti steht schon eingebuddelt im Garten). Von der Entscheidung bis zum ersten Foto vergingen nicht mehr als wenige Minuten. Für mich war das ganz neu und hat riesigen Spaß gemacht, weil alles so einfach war. Fokus und Bildausschnitt blieben über Stunden stabil.
    Hier erst einmal das Bild.



    eine 100% Darstellung gibt es hier:
    http://www.astrofototeam-niede…fotografien/99926_6_g.jpg


    Über das 135 mm Walimex Pro Objektiv (Samyang) hatte ich ja schon berichtet. In der Kombination mit dem kleinen Chip der ASI178 und den extrem kleinen Sensorpixeln (2,4 µm) ersetzt dieses Tele einen kleinen Refraktor und die Lichtstärke von f/2, hier abgeblendet auf f/2,8, spricht einfach für sich. Die Auflösungsgrenze liegt hier bei ca. 6", evtl. lässt sich diese sogar noch verbessern. Je nach Wetter (die Bedingungen waren z.T. unterirdisch schlecht) erreichte ich mit dem 12 nm H-Alpha Filter eine Hintergrundsättigung schon nach wenigen Sekunden. Selbst bei gutem Himmel wäre ich mit 32 s Einzelbelichtungszeit im "grünen Bereich". Guiden braucht man da also nicht.
    Insgesamt kamen so ungefähr 15 Std. Gesamtbelichtungszeit zusammen und das in einer Zeit in der ich mein (richtiges) Teleskop nicht einmal aufbauen konnte.
    Dass man mit H(a)-Filtern auch bei Vollmond arbeiten kann (wie man immer hört) stimmt aus meiner Sicht nur zum Teil. Bei Mondschein und guter Durchsicht ja, bei Mondschein und feuchter Luft bzw. Zirren geht´s gar nichts.
    Bei der Bearbeitung habe ich mich für die "zarte" Variante entschieden. Das lineare Strecken konnte ich nicht ganz durchhalten, dennoch sind die Helligkeitsunterschiede einigermaßen realistisch. Ich habe auch nicht vor noch Farbe nachzulegen. Diese SW-Variante gefällt mir eigentlich sehr gut und ich kann auf diese Weise auch ein paar Schwierigkeiten in der Farbgebung umschiffen.
    Mein H(a) Filter (Astronomic 12 nm) hat ein minimales Leck bei 850 nm und die Kamera ist da offensichtlich noch empfindlich. Ein Infrarotstern zeigte ein kleines Halo, ebenso Alnitak. Ich habe diese Artefakte retuschiert. Ansonsten habe ich da aber nicht rumgepfuscht. Die hellen Sterne blieben wirklich so klein.
    Grundsätzlich kann man auch ohne Feinfokussierung mit dem Tele arbeiten. Ich habe hier aber eine ganz besondere Lösung gefunden. Ein Astrokollege hat mir in seinem 3D-Drucker so eine Fokussierhilfe ausgedruckt, faszinierende Technik, nette Spielerei, aber hier sehr sinnvoll und nützlich.


    Für mich ist dieses Bild bzw. diese Technik eine echte Erweiterung meines Hobbies und das alles hat viel Spaß gemacht. Ich hoffe euch gefällt es auch und vielleicht konnte ich ja die ein oder andere Anregung geben.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo, Ralf,


    gefällt mir wieder, was Du hier zeigst! Klasse bearbeitet!
    Schaust Du Dir dann nach dem Stacken in Fitswork die einzelnen Farbkanäle an, ob da im G und B-Kanal eventuell noch Informationen hereingeraten sind und nimmst dann nur den Rot-Kanal?
    Das Objektiv habe ich auch, auch den 12nm Filter, allerdings nur eine modifierte DSLR mit großen 5,3 µm Pixeln. Daher hätte ich dann eine schlechtere Auflösung.
    Auch gefallen mir auf Dauer dann die Rot- und dann SW-Bilder nicht besonders. Das ist natürlich Geschmacksache, keine Frage!
    Kannst Du schon andere Filter empfehlen, die man in Verbindung mit diesem Objektiv nehmen könnte (außer RGB-Filtern)?
    Ich suche immer noch für meine DSLR einen Filter, der gleichzeitig nur Ha + OIII (eng!) durchläßt. Das spart Belichtungszeit... und dann noch als Clip-Filter. Den gibt es noch nicht, glaube ich.


    viele Grüße und natürlich viel häufiger cs
    Andreas

  • Hi Ralf, klasse! Manchmal ist weniger echt mehr! Erstens ist schwarz-weiss super, um sich auf Strukturen zu konzentrieren, dann ist die Technik viel viel weniger aufwendig als sonst.
    Ich hatte vor kurzen das Riesenglück ein altes Zeiss Makro Planar 100mm f2.8 zu bekommen, erste Versuche mit einer DSLR auf einer simplen Barndoor waren echt gut. Sehr scharfe Abbilungsleistung, aber wie du sagtest, fokusieren ist echt fummelig.


    Das Konzept wide field und H(a) wird mich zukünftig sehr interessieren.


    Danke fürs zeigen.


    Volker

  • Hallo Ralf


    Ich finde Deine Aufnahme auch sehr beeindruckend und detailraich und
    bin überrascht von der Leistung
    eines guten Fotoobjektives.
    Die Beherrschung der nachträgliche EBV ist auch nicht zu vernachlässigen und ist
    entscheident für das Gelingen einer so
    tollen Aufnahme.


    Schöne Grüsse
    Werner

  • Hallo Ralf,


    ganz wunderbare Aufnahme mit toller Auflösung, Tiefe und Schärfe.
    Die dunklen Strukturen im Flammennebel haben schon so eine Sogwirkung...die ich selbst leider nicht hinbekomm.


    Der schwache Stern (auf dem Foto links) neben Alnitak, ist das Alnitak B ?
    Wie blendest Du ab, Lochblende oder Lamellen?


    Eine schöne (Ferien?)Woche

  • Hi Ralf
    Gefällt mir außerordentlich gut das Pferdchen wie es so im Raum schwebt.
    Das Budget für das eingesetzte Equipment bleibt dabei auch noch im Rahmen, da braucht´s ja
    fast schon keine teuren APOs mehr.


    Gruß Udo

  • Servus Ralf


    beeindruckendes Ergebnis mit überschaubarem Aufwand, so macht Astrofotografie sicher viel Spaß!


    Kannst Du Dich vielleicht auch mal näher über die Fokussierung auslassen, denn das ist händisch bei den lichtstarken Teilen schon immer eine kleine Herausforderung!


    lg aus Tirol
    tom

  • Hallo Leute,
    schön, dass ihr euch so zahlreich gemeldet habt. Das freut mich jedes mal ungemein, vielen Dank.
    Micha, ich denke darüber nach selber noch ein 2. Objektiv zu kaufen. dann könnte ich Farbe und SW gleichzeitig belichten.
    Guntram, du bist nicht ganz unschuldig daran, dass ich das Bild in SW präsentiere. Du hattest dich an anderer Stelle so positiv über SW-Fotos geäußert und mich persönlich erinnert SW immer an die Anfänge meine Fotografie mit eigener Dunkelkammer und so.
    Andreas, die 178MM ist eine SW Kamera, da gibt es gar keine Kanäle in R,G oder B. Mit einer DSLR würde ich dir aber raten nur den R Kanal zu nutzen. Aber Vorsicht, hast du ein rotes Bild (weil ja H(a)-Filter) und extrahierst der Rotkanal, da verlierst du jede Menge Luminanz. Am besten du nutzt die entsprechende Funktion bei DSS. Ich habe mal von Filtern gehört, die 2 Fenster haben. Eines bei H(a) und eines bei [OIII]. Wie eng die sind weiß ich aber nicht.
    Volker, das schöne ist die enorme Vielseitigkeit des Systems. Mit DSLR habe ich 12° oder sogar 18°, alles passt in einen Koffer oder in 2 Hände und wenn der Aufbau so einfach ist, dann ist der Frust auch geringer, wenn mal Wolken kommen.
    Dietmar, je länger ich Bildbearbeitung betreibe um so mehr geht es mir um ästhetische Elemente. So etwas wie Räumlichkeit ist mir dabei sehr wichtig und ich freue mich sehr über deine Beurteilung. Einen großen Anteil dabei hat eine lineare Streckung des Rohmaterials. Oft sieht ein Bild danach irgendwie "echter" aus. Ich habe das hier zwar nicht zu 100% gemacht, aber der Eindruck war genau so gewollt.
    Werner, ja, EBV ist schon sehr wichtig. Meine Einstellung hat sich aber in gewisser Weise geändert. Früher wollte ich alles heraus holen, egal wie. Heute bemühe ich mich beim "herausholen" keine "Fehler" zu machen. Meine EBV heute hat deutlich weniger Schritte als früher, diese sind aber "feiner".
    Tobi, ja, das sollte Alnitak B sein. Bei vielen Aufnahmen ist er überstrahlt. Natürlich liegt das auch an längeren Einzelbelichtungszeiten. Das Objektiv hat 9 Lamellen, die machen 18 kleine Spikes. Die finde ich recht ästhetisch und ich blende mit der normalen Blende ab. Eine Außenblende, also vor dem Objektiv, habe ich auch schon probiert, geht auch.
    Udo, im Grunde ist das sogar ein APO. Zumindest gibt es da eine Linse aus Sonderglas in Objektiv.
    Karl, ja, SW hat seinen Reiz, s.o., das gilt besonders für Objekt mit einer hohen Dynamik, bzw. wenn es einen Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund gibt.
    Tom, mit etwas Geschick kann man ganz gut auch per Hand und ohne Hilfsmittel fokussieren. der Fokusweg ist relativ lang und der Ring hat eine gewisse Reibung. bei einem Zoom mit USM z.B. geht das m.M.n. nicht mehr gut. Besser geht es natürlich mit dieser Feinfokussierung. Ich meine ich hätte so etwas auch mal bei einem Anbieter gesehen. Hier hatte ich natürlich Glück, dass mein Kumpel mir da geholfen hat. Ich bin übrigens ziemlich sicher, dass er das auch für andere Leute machen würde.
    Vielen Dank euch allen noch mal und viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Ralf,


    das ist ein tolles Ergebnis. Diese schwarz-weiß Versionen haben auch immer ihren eigenen Reiz :) Alnitak hast du echt gut in den Griff bekommen - der ist ein wahres Monster und super schwierig während der EBV.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ein Infrarotstern zeigte ein kleines Halo, ebenso Alnitak. Ich habe diese Artefakte retuschiert. Ansonsten habe ich da aber nicht rumgepfuscht. Die hellen Sterne blieben wirklich so klein.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Moin Ralf,


    eine schöne Widefieldaufnhme mit einfacher Ausrüstung und minimal bearbeitet, sehr gut. Die 178ger ist im Infraroten empfindlich, da ist es nicht verwunderlich, dass Du nacharbeiten musstest. Die Idee mit zwei Objektiven parallel zu arbeiten spart Zeit, gute Idee, und ist mit einer kleinen Monti noch gut zu wuppen

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Dietmar</i>
    <br />Kurze Aufnahmedauer ?


    1700 x 32 sec = 15 Stunden und 7 Minuten ....
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Auf-BAU-Dauer. Nicht Aufnahmedauer [:D]

  • Ist irgendwie ein Standard-Objekt [:D]


    Ich habe auch mal 2 Stunden drauf gehalten. Ein Abend, 12 x 10min.
    Leider passten die Flats nicht ganz, weshalb ich dann 4 Stunden am finalen Bild gearbeitet habe. So what - here you are:


    https://flic.kr/p/248zfpN


    Damit die Auflösung nicht beschnitten wird, habe ich mich ausnahmsweise für Flickr entschieden.


    Daten: 12x10min mit Moravian 16200, Nikon 300mm f/2,8, Baader 7nm H-alpha Filter

  • Hallo,
    und vielen Dank auch euch.
    Frank, ich weiß nicht woran das liegt, aber die hellen Sterne machen gar nicht so große Probleme wie ich dachte. Vielleicht liegt das auch an den nur 30 s Bildern.
    Simon, ich bin immer noch und immer wieder davon begeistert. auch gestern wieder: Strom an, Tele drauf, das Alignment stimmte noch von der letzten Nacht, angefahren, zentriert, Schärfe im Lifebild eingestellt, belichtet. nach 30 min. neu fokussiert (war aber nicht unbedingt nötig) dann Serie 4 std. laufen lassen. Vorm Schlafengehen neues Objekt eingestellt, Schaltzeituhr so eingestellt, dass die Monti und der Rechner ab 6:00 runter fahren, fertig, und zusammen etwa 9 std. Belichtungszeit gesammelt. Hätte ich nur das, es wäre zu langweilig.
    Dietmar, diese 15 std. darf man nicht als solche sehen.5 std. davon waren z.B. bei vis. mag 4 und viel Dunst. Alle Bilder entstanden bei Mondschein. Das war halt Saure-Gurken-Zeit und ich wollte ein Gefühl für H-Alpha bei Dunst bekommen.
    Peter, ja, Sinn macht das schon mit 2 Teles, aber dann will ich auch 2 mal Schmalband machen können, also noch eine 178MM und...da dreht sich wieder die Kostenspirale.
    Ullrich, ja, auch sehr schönes Bild. Ziemlich ähnlich ( trotz 7 nm )und offensichtlich mit viel besserem Himmel. Eine Grenzgröße mehr macht etwa Faktor 7, das passt schon.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Ralf,


    die kurze Belichtungszeit kommt den sehr hellen Sternen sicherlich zu gute. Und sicher auch, dass du nichts lichtbrechendes wie einen Fangspiegel im Weg hast ;) Den konntest du auf meinem letzten Pferdekopf über das halbe Bild mit dem Newton sehen... Das nächste Mal kommt da der kleine APO an den Start :)

  • Hallo Frank,
    durch das Tele bin ich wirklich auf den Geschmack von Refraktoren und APOs gekommen. Dabei bin ich doch eigentlich ein Spiegel-Mensch.
    Das Samyang hat auch eine sehr ungewöhnliche Vergütung. Erstens sieht sie farblich anders aus und zweitens taut die Optik anders zu. Also normal ist ja ein leichter Schleicher, der irgendwie matt aussieht. Bei dem Tele bildeten sich kleine Wassertröpfchen und dazwischen ist das Glas trocken. Hat bestimmt etwas mit Nanotechnik zu tun.
    Schönen Gruß,
    ralf

  • Nabend Ralf,


    jetz haste wieder was gemacht :) hab direkt mein Samyang 135er an die Asi 178 geschnallt und halte auf die Rosette. Hohes Gain und 30 Sekunden. Abblenden auf f/2.8 muss ich auch, da gewinnt's nochmal ordentlich an Schärfe.
    Läuft gerade, bin gespannt ...


    Bei Deiner Aufnahme sieht man ganz ganz deutlich wie genial die kleinen Pixel mit der kurzen Brennweite harmonieren. Super detailreich, nix ausgebrannt. Die EBV spitze wie man's von Dir gewohnt ist. Tolles Bild, Ralf!



    VG, Hannes

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: 30sec</i>
    <br />Hallo Frank,
    durch das Tele bin ich wirklich auf den Geschmack von Refraktoren und APOs gekommen. Dabei bin ich doch eigentlich ein Spiegel-Mensch.
    Das Samyang hat auch eine sehr ungewöhnliche Vergütung. Erstens sieht sie farblich anders aus und zweitens taut die Optik anders zu. Also normal ist ja ein leichter Schleicher, der irgendwie matt aussieht. Bei dem Tele bildeten sich kleine Wassertröpfchen und dazwischen ist das Glas trocken. Hat bestimmt etwas mit Nanotechnik zu tun.
    Schönen Gruß,
    ralf
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Über das Samyang habe ich auch schon nachgedacht. Der Abstand zu meinem 200er f/2.8 von Canon ist dann (was die Brennweite angeht) aber auch nicht so groß, dass sich das unbedingt lohnt. Trotzdem toll zu sehen, was die Optiken heute so hergeben :) Und bei den kleinen Brennweiten ist’s halt nix mit den Spiegeln...

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