Rima Hyginus

  • Hallo zusammen,


    ich beschäftige mich immer wieder mal mit dem Bildmaterial zum Mond, das uns über folgende web-site angeboten wird:


    http://lunaserv.lroc.asu.edu


    Lunaserv wurde als Teil des Projektes Lunar Reconnaissance Orbiter Camera (LROC) entwickelt und ist vergleichbar mit einem Geoserver.


    Ich genieße es, hier tief in den Mond "einzutauchen". Ich beschäftige mich willkürlich mit Kratern, Domes, Rillen etc., und ausschließlich nach dem Motto: wo gehe ich heute auf dem Mond wandern? So habe ich mir dann auch die Rima Hyginus näher angesehen.


    Ab einem bestimmten Zoom-in kann man bei Lunaserv dann noch "Regional Layer" dazu schalten. Um einen hohen Detailreichtum zu erreichen, wähle ich immer ab einem bestimmten Zoom "LROC NAC overlay (available only at 100 m/px or closer)" (NAC: Narrow angle camera). So wandere ich dann entlang der Rima Hyginus und finde - für mich - immer wieder interessante Details. Das folgende möchte ich gerne mit euch teilen.



    Der Bildmittelpunkt liegt bei etwa 7,398° Breite und 7,943° Länge. Die Gesteinsbrocken, die hier zu sehen sind, haben etwa einen Durchmesser bis zu 25-30 m, der Gesteinsbrocken mit der Nr. 1 ca. 13 m und der mit der Nr. 2 ca. 23 m.


    Der Gesteinsbrocken mit der Nr. 2 ist ca. 540 m den nördlichen Hang der Rima Hyginus nach Süden herunter gerollt (Nr. 3). Bei den 540 m handelt es sich nicht um den wahre Länge, da ich die Neigung der Rima Hyginus an dieser Stelle nicht kenne. Es ist die Projektion auf die Waagerechte. Der wahre Weg müsste also länger sein (bei 10° Hangneigung 548 m, bei 20° Hangneigung 574 m). Ob der Gesteinsbrocken dabei nur gerollt oder mehr oder weniger "gesprungen" ist, ist schwer zu sagen. Die Spur Nr. 3 weist immer wieder regelmäßige Vertiefungen auf. Diese können von der unregelmäßigen Form des Brockens herrühren. Es können aber auch Aufprallspuren sein, wenn der Brocken "gesprungen" ist. Ich vermute, dass er eher gesprungen als gerollt ist, da im oberen (nördlichen) Teil der Spur 3 diese tieferen Spuren einen größeren Abstand haben. Hier dürfte auch die Hangneigung größer sein.


    Interessant ist auch das Feld, das ich mit Nr. 4 gekennzeichnet habe. Für mich sieht es aus wie eine Hangrutschung bzw. eine Gesteins- und Schotterlawine, die hier abgegangen ist. Aufgrund der geringen Schwerkraft des Mondes und des Fehlens "irdischer" Verwitterungsbedingungen kommt es ja sehr selten zu solchen Rutschungen auf dem Mond. Das Feld hat (auf die Waagerechte projiziert) eine Länge von ca. 390 m und in der Mitte eine Breite von ca. 145 m. Ist das hier tatsächlich eine Rutschung?


    Für mich stellt sich nun die Frage, ob die Rutschung und die springenden Gesteinsbrocken ihre Ursache direkt im Zusammenhang mit der Rima Hyginus haben, ob das Material also aus genau dieser Region stammt, am Hang "gelegen" hat und sich irgendwann einmal in Bewegung gesetzt hat, oder ob das Material als Kraterauswurf irgendeines Impakts hierhin geschleudert wurde und dann den Hang herunter gerollt ist.


    Dazu habe ich mich aus der Region ein wenig herausgezoomt.



    Die weiße Linie soll die obere Begrenzung der Rima Hyginus darstellen. Ab hier beginnt in Richtung Süden die Hangneigung abwärts. In den gelben Ellipsen sind meiner Meinung nach die Aufschlüsse der lockeren Gesteinsbrocken zu sehen, die unter einer oberen Schicht (bestehend aus Regolith?) liegen. Wie dick diese obere Schicht ist, ist schwer zu sagen. Dazu müsste die ich die Hangneigung im oberen Teil wissen.


    Es sieht also so aus, als ob Rutschung und rollende/springende Gesteinsbrocken direkt aus diesen Aufschlüssen stammen und erst mit oder nach Entstehung der Rima Hyginus sich in Bewegung gesetzt haben. Ob die Gesteinsbrocken auch schon immer hier waren, bevor sie von einer oberen Schicht bedeckt worden sind, ist natürlich nicht zu sagen. Vielleicht sind sie ja auch vor der Entstehung der Rima Hyginus durch einen Impakt hierhin befördert worden und sind dann erst von oben zugedeckt worden. Und dann erst kam es zur Entstehung der Rima Hyginus.


    Soweit meine Überlegungen zu den Bildern aus dieser Region der Rima Hyginus. Ich bin nur ein Hobby-Astronom und habe nicht das Hintergrundwissen eines Wissenschaftlers. Vielleicht liege ich ja mit meinen Interpretationen auch falsch. Vielleicht ist das ja keine Hangrutschung. Und wieso sind nur so wenige Spuren von abrollenden Felsbrocken zu sehen? Deshalb interessiert mich eure Meinung zu diesem Thema sehr. Wie seht ihr das?


    Herzliche Grüße


    Andreas

  • Hallo Andreas,
    ich finde deine Überlegungen und deinen Umgang mit diesen Bildern sehr spannend.
    Ich könnte noch 3 weitere Kandidaten ausmachen, die herunter gerollt sind. Für mich ist das ganz neu und ich wusste gar nicht, dass man so konkret rollende Steine auf dem Mond untersuchen kann, als Laie.
    Der Schattenwurf deutet an, dass der obere Teil sehr steil ist. Für mich nur logisch, dass da hin und wieder Brocken abbrechen. Die größten Brocken liegen auch unter der dunkelsten Stelle, weiter rechts neben deinen Ovalen.
    Danke fürs zeigen, mal echt was anderes,
    Viele Grüße,
    ralf

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