Hallo Deepsky-Freunde,
Der Hochnebel und anderweitiger Wolkenschnodder hatte Deutschland Samstag auf Sonntag fest im Griff. Lichtblick waren mal wieder die Alpen. Es war wunderbares Beobachtungswetter angekündigt. Null Wolken,weder die tiefen noch die hohen, ca. 4 Grad Minus auf einem benachbarten ähnlich hohen Berg wie dem Brauneck und kaum Wind waren angesagt. Es ging also wieder auf 1550 m Höhe. Das Erlebnis möchte ich euch nicht vorenthalten. Mit dabei wie gewohnt mein 12"er.
<font color="limegreen">Intro</font id="limegreen">
Ich kam in Lenggries an und wie immer stellte sich die Frage – 25 min mit dem Ganzen Trödel marschieren, Taxi nehmen – oder gar Bus fahren? Prinzipiell besteht eine Busverbindung zur Talstation der Brauneckbahn. Praktisch sah es so aus: Blick auf die Fahrzeitentabelle: nicht erhellend, verwirrend. Ein Bus mit anderer Richtung steht. Ich frage diesen, wann der nächste Bus zur Talstation fährt: ´36, also in 20 min. Hm. Naja, geh ich erstmal zum Bäcker/ Konditorei ein paar Schritte weiter. Mein Gepäck stellte ich schonmal zur Sicherheit beim Taxi ab. Der Weg zuj Bäcker ist weiter als ich mir gemerkt habe und wiederkommend bleiben nur noch 10 min, mit einer Blätterteigtasche im Gepäck. Ich sehe die Taxifahrerin in der Tür stehen und unterhalte mich nett mit ihr und wir sind gespannt, ob der Bus kommt und ich ihre Dienste noch brauchen würde.
´36 – noch immer kein Bus. Die dem Taxi benachbarte Bäckerei ist auch noch wach – Bäcker und die nette alte Frau Mama sind auch redselig – wohlwissend, dass die Busse hier allerlei hilfsbedürftige Touris formen. Auch jene sagen, die Bustafel ist mehr verwirrend als alles andere. Ah – nein – da kommt der Bus! Der Skibus. Sollte nach sämtlichen Angaben an der Talstation halten. Ich gehe hin und frage … „Nein, wir halten nicht an der Talstation“, sondern da und da. Aha.
Nicht sonderlich überrascht und müde lächelnd latsche ich zurück gen Taxi und Bäckerei.
Die nette ältere Dame schaut mich verwundert an, ich erkläre alles und wenige Sekunden später halte ich ein kleines Tütchen in der Hand mit irgendwas Gebackenem. Supernett! Wenn ich das gewusste hätte,, hätts den Gang zur Konditorei nicht gebraucht. Ich stopfte das Geschenk in den Stoffbeutel ganz oben rein, da war mit aller Mühe noch Platz.
Ich kam mit de Taxi an de Talstation an und holte mir ein Ticket für die Bergbahn. In der Gondel sitzend bemerkte ich, dass mein Stoffbeutel (Platz im Rucksack war keiner mehr) verdächtig Platz oben hatte. NEIIIIIIIIN! Mir ist am Ticketschalter die Bäckertüte aus dem Beutel gerutscht! An tat mir das Leid. Es tat mir fast mehr Leid um das verlorene Geschenk um der netten Omi willen als um meinen Magen... Sowas aber auch!
<font color="limegreen">Am Gipfel - Die Bedingungen.</font id="limegreen">
Nunja, alles andere halte ich mal kurz: ich stapfte am Brauneckfgipfelhaus vorbei, welches diese Nacht belegt war und peilte meinen etwas abgelegenen Platz an. Den letzten Sonnenstrahl hab ich photografisch leider verpasst. Bilder werden´s ohnehin noch genug, ich steige einfach mal in die Nacht ein...
Geplant waren diverse Objekte, die wir hier angesprochen hatten, einerseits kleine Schätze an Objekten aus unbekannteren Katalogen und andererseits wollte ich mal den nächsten Schritt in Richtung Remote-Beobachtung machen – ihr erinnert euch. Also Zeichenbrett und Stifte waren mit am Start.
Die Luftfeuchte war anfangs zu beginn der Dunkelheit bei 85%, Temperatur bei -4 Grad C, es pendelte sich aber alles bei im Schnitt -3 Grad und 50-60% Luftfeuchte ein. Und das fast schon wichtigste: NULL Wind sollte es die ganze Nacht über haben, von kleinen Brisen mal abgesehen, welche zumeist auch einen Einbruch des Seeings mit sich brachten. Jenes sollte die Nacht über vorwiegend mittelmäßig sein, zum Morgen hin aber ziemlich gut, sodass v.a. Die Kugelhaufen eine wahre Freude werden sollten.
Aber der Reihe nach. Erst mal futtern, Aufbauen, Justieren.
<font color="limegreen">Und nun gehts los</font id="limegreen">
Meine vorgestellte Galaxie <font color="orange">UGC 1814</font id="orange"> sieht auf dem DSS toll aus – aber visuell sah ich nur einen ziemlich schwachen elliptischen Schmadder, das war´s. Ich muss vorab gleich dazu sagen, dass sich herausgestellt hat, dass mein neue Gegenlichtblende Blödsinn ist. Innen Hellblau – das hat sich tatsächlich in schlechterem Kontrast gerächt. Ich hielt eine schwarze Isomatte stattdessen hin und sofort wurde das Bild leicht besser. Die Matte war auch etwas länger, aber die blende war an sich gar überdimensioniert, es sollte also nur an der hellen Innenseite gelegen habe. Die in etwa so hell wie der Himmel dann war am Ende.
Erst zum Schluss der Nacht hab ich das so richtig gecheckt und improvisiert mit der schwarzen Isomatte als Behelf beobachtet.
Egal, weiter.
<font color="orange">UGC 484</font id="orange">, der tolle Vorschlag von Ronny, war tatsächlich ein sehr nettes Objekt. In hübscher prägnanter Sternumgebung liegend und seinerseits direkt an einem kleinen Sternchen. Die Galaxie wirkte deutlich elongiert, ich fühlte mich beim Anblick stark an ein paar hellere Superthins erinnert. Auch vom Schwierigkeitsgrad her nicht unähnlich. Nicht sehr auffallend, man braucht einen Moment, dann aber einfach. Nahe dieser Galaxie liegt noch die ziemlich helle <font color="orange">NGC 266</font id="orange">, die ich bei der Gelegenheit besucht habe.
Ich habe mir bei den Objekte mit Absicht nichts zu notiert im Vorfeld, um unbefangen zu sein. Und somit konnte ich hier bei der Balkenspiralgalaxie kaum Details ausmachen bis auf die grenzwertige Warnehmung/ Einbildung einer Art dunklen Kante in Richtung des hellen Sternchens bei 170fach.
Rene warf die <font color="orange">UGC 5459</font id="orange"> in den Raum. Mir war gar nicht bewusst, dass ich die im rahmen der superthins schon selber abgehakt hatte. Der blick in meine Tabelle zeigte keine Beschreibung. Was für eine Schlamperei! Denn der erneute blick auf die Galaxie zeigte ein wirklkich wunderschönes und einfaches Exemplar dieser Objektkategorie, bereits im 26mm Okular erkennbar. Ich überlegte ob ich zeichnen sollte, aber ich war zu faul. Eine sehr reizvolle Lage im Sternfeld, absolut eiinen Besuch wert.
Die Skipistennachtbeleuchtung war also mittlerweile aus:
Christian wars glaub ich , der <font color="orange">UGC 12889</font id="orange"> vorschlug, wieder in Andromeda. Es zeigte sich ein deutlicher länglicher Balken, welchen ich mir als bohnenförmig notiert habe, irgendwie nicht gerade sondern so irregulär gebogen irgendwie. Und an einem Ende schien eine stellare Aufhellung durchzublitzen, aber sehr sehr unsicher. Sicherer war für mich, dass das nördlche Ende einen helleren Bereich aufzuweisen schien. Einen Halo konnte ich nicht so recht ausmachen, wusste aber eben auch nicht, was ich zu erwarten hatte.
<font color="orange">NGC 7741</font id="orange">hatte ich mir im Atlas markiert und notiert, Ansätze von Struktur waren erahnbar aber überhaupt nicht zu fassen bei 170fach. Liegt nett direkt an einem Sternchen, welches ich als rötlich warhgenommen habe, was offenbar auch passt. Wo ich das Bild gerade nochmal sehe, uss ich das unbedingt nochmal probieren. Ist mir unerklärlich, warum ich nicht wenigstens den hellen Balken als markante Struktur herausstellen konnte.
Edit - Objektergänzung: Auch <font color="orange">UGC 6887</font id="orange"> haben wir im Thread "unbekannte Schätze" angesprochen. Diese superdicht an einem 10mag-Sternchen stehende Galaxie hab ich auch probiert. Und ich habe mir skizziert, wo ich meinte, eine Aufhellung wahrzunehmen - im Vergleich zu anderen Sternen (Halo). Und tatsächlch lag ich richtig! Aber sehr schwer als Galaxie zu identifizieren - man muss wissen, dass an dme Stern eine sien soll...
Die Stimmung rundrum war genial. Das Licht der Nachtskianlagen und der Pistenraupen hatte seinen ganz eigenen Reiz muss ich zugeben. Fotografisch allemal. 22 Uhr ist Schluss mit Nachtski, da halten sich offenbar alle dran. Das sieht man sofort am Himmel. Die Nebeldecke schirmte aber alles andre ab. Münchens Licht etwa – war üüüüüüberhaupt nicht zu sehen. Die Decke war einfach dicht. Normalerweise reicht die Lichtglocke locker 30 Grad hoch, aber diese Nacht war wirklich gar nichts davon zu sehen. Nicht mal die Nebeldecke selbst war illuminiert in nördlicher Richtung, der Nebel war echt einfach dicht. Wahnsinn. Ich kam nicht umhin, mitten in der Nacht auf dem Berg deshalb einfach mal zu lachen. Fand ich einfach zu krass. Hätte es ein Echo gegeben, wäre das auch das einzige Geräusch neben den Pistenraupen gewesen, es war bis auf zeitweilige Schneewurschtelarbeiten einfach nur angenehm still, Nicht mal irgendein Waldkauz war zu hören, kein Säuseln vom Wind. Ihr macht euch keine Vorstellung davon, wie angenehm es ist, ohne Wind zu beobachten. Den hätte ich bei Minusgraden auch nicht haben wollen. Auch wenn es moderat im Minus war.
Jetzt war es Zeit mal die <font color="orange">UGC 3445/446</font id="orange"> anzupeilen. Nach alld en Misserfolgen war das eine wahre Augenweide. Wirklich zwei helle Bommelchen, die eine ovaler, dicht beinander, aber doch überraschend weit auseinander wenn ich mich an Bilder erinnere. Wundervoll im Sternfeld schwebend. Jedenfalls nach Stunden endlich mal ein schönes Objekt. Zwischendurch peilte ich auch mal auf irgenwelche Messiers oder so, klar.
Ich widmete mich dann bald der <font color="orange">Arp 273</font id="orange"> und wollte mal schauen,was ich diese Nacht erkennen konnte. Vor einigen Jahren bei Topbedingungen am Wendelstein schonmal besucht, konnte ich damals recht einfach 2 Nebelfleckchen dingfest machen. Dieses mal hatte ich zu knabbern. Aber wie! Ich konnte mit ach und Krach noch den kleineren länglichen Fitzel ausmachen. Obwohl das Objekt angenehm hoch stand, passables Seeing (naher markanter Doppelstern war als solcher erkennbar), Transparenz konnte man nich meckern (s. Bilder). Also kurzum – ich war überhaupt nicht zufrieden. Allerdings hatte ich es so im Gefühl, dass ich auch nicht in Topform war, weiß nicht warum. Dann noch die ungünstige blende... und die 20% Feuchte am Wendelstein haben damals sicher auch für andere Möglichkeiten gesorgt. Also Leute, die Zeichnung habe ich daher nicht angefertigt und für bessere Bedingungen und Fitness aufgehoben. Hier sieht man sich er auch wieder, was 50% und 20% Feuchte ausmachen. Das Wunschobjekt von Ronny, dieser <font color="orange">Sh- 157</font id="orange"> nahe des <font color="orange">Bubble-Nebels</font id="orange"> zwischen Kassiopeia und Cepheus stand schon recht tief, aber danke Hochnebeldecke noch prima Bedingungen dort. Ich wollte zumindest einen ersten Blick nehmen, was mich da so bei dem Objekt erwartet. Im IS-Deepskyatlas ist der Umgriff des Nebels gut eingezeichnet. Mit OIII-Filter war davon einiges zu erwischen, besonders der nördliche Arm war markant. Ohne Filter hab ich s nicht versucht, das Hinundhergeschraube war wir da nichts. Nahe darunter war der Bubble-Nebel. Den hab ich auch gesehen, aber was davon genau, dass muss ich nochmal testen, mit den Bildern komme ich gerade nicht so richtig klar. <font color="orange">NGC 7510</font id="orange"> lag auf halber Höhe zwischen den beiden Objekten, das Häufchen gefiel mir .
Zeichnung hab ich mir auch hier gespart, da zu tief stehend. Zumindest einen ersten Blick wollte ich schonmal nehmen.
Im Widder peilte ich <font color="orange">Arp 333</font id="orange"> an, was sich wegen der Nähe zu hellen Sternchen als nettes Grüppchen im Sehfeld herausstellte. Die Arp selbst war aber nur unscheinbar und abseits der ovalen Form ohne Details bei 170fach. Die kleine nahestehende Galaxie war noch etwas schmaler.
Der Morgen naht - das Zodiakallicht
<font color="limegreen">Wohlfühlprogramm</font id="limegreen">
Ja Freunde, Zeichnungen hab ich also leider doch nicht gemacht. Bei Minusgraden hatte ich da keine rechte Lust drauf offenbar. Ich habe die Zeit dann zunehmend an bekannten Objekten verschlendert. Der Frühlingshimmel war nun bereits in vollem Gange, der Löwe gar wieder am Absinken! So gehörten ins <font color="orange">Wohlfühlprogramm NGC 2903, Leos Triplett (wahnsinnig schön eingerahmt im 26er Nagler), 4565, M 51 (immer wieder ein Wahnsinn an gutem Himmel), wildes surfen im Virgohaufen, M 104 mit wahnsinnig schönem Anblick des Staubbands, v.a. Aber Kugelhaufen in allen Variationen und diverses andere</font id="orange">. Nach so viel Gesuche von Funzeln bracuht man mal etwas was funkelt. Ich begann mit denen Im Bootes mit M 53 und NGC 5053. Beide passen it ach und Krach ins Sehfeld des 13er Ethos, aber nicht wirklich zusammen wahrnehmbar, da echt die Grenze des Sehfelds sprengend. Sehr eindrücklich fand ich im Bootes auch <font color="orange">NGC 5466</font id="orange"> – ein riesiger Kugelhaufen aber mit schwächeren Einzelsternen. Irgendwie ein Geheimtipp finde ich. Und M3 haut einen dann auch von den Socken – ein schönes helles funkelndes Teil. Einfach zum Genießen. In Coma versuchte ich übrigens noch bei der NGC 4725 den nahe stehenden PN <font color="orange">Lotr 5</font id="orange"> – mit und ohne Filter. Konnte aber nichts erkennen, zumal ich Schwierigkeiten hatte, den richtigen Bezugsstern festzunageln. Ich sah 2 und konnte mich nicht entscheiden welcher das sein soll... Da war der Atlas nicht tief genug.
Ich hielt erstaunlich gut durch. Von 18.30 Uhr bis Morgens gegen 6 Uhr. Ähnlch ausdauernd war meine Isokanne, da ich mir bis Mitternacht kalte Limo eingeholfen habe bevor sie gefriert und ich nut mit 0,7 l Tee für eine ganze Nacht dastehe...
<font color="limegreen">Schon wieder fast vorbei</font id="limegreen">
Der Mond ging über einer Bergspitze auf und tauchte mehr und mehr die Nebeldecke in ein eigenes Licht. Eine unwirkliche Szenerie, traumhaft triffts am ehesten.
Ich spazierte den Höhenweg hinauf um warme Füße zurückzugewinnen und Übersicht zu bekommen. Etwas weiter oben pfiff der Wind auf einmal etwas. Sofort wird’s unangenehm. Ich stapfte vorsichtig das Hügelchen zu meinem Platz wieder hinunter, die tiefen Löcher von anderer Leute stiefeln vermeidend, denn ein Knöchel ist hier ganz schnell umgeknickt...
Für ein Stündchen habe ich mich auf die Isomatte gelegt, vom Schlafsack bedeckt und mit Blick zum Nebelmeer. Der Okularkoffer durfte wieder als Nackenstütze herhalten, ein altbewährtes Hilfsmittel, viel bequemer als es sich anhört. Geschlafen habe ich wohl nicht, aber es war wohl etwass Dösen drin. Gegen 8 Uhr baute ich dann langsam zusammen.
In welcher Szenerie das geschah, seht ihr nun...
Mein Platz in voller Ansicht, ganz rechts mein kleiner Dob...
Winterzeit=Spike-Zeit! Es stellte sich heraus, wieviel stabiler das ganze auch wird. Davon abgeshen, dass der Dob davor bewahrt wird, den Hang runterzurutschen.... Atlas und Okular-Koffer haben bereits derlei Anstalten gemacht....
Es wurde deutlich frischer. Auf einmal Minus 7 und Nebelschwaden kamen aus meinem Rücken über den Grat gefegt. Irgendwann stand ich dann komplett in der Suppe und der ganze Berg war eingehüllt. Meine Kamera hat dies leider nicht mehr erfassen können, der Akku war n´hinüber. Schon die ganze Nacht musste ich kämpfen, dass dieser durchhält und immer aufwärmen. Schon beim allerersten Nacht-Bild! hat die Kamera gemeckert, „Acku erschöpft“ Was bin ich dankbar, dass es mit Aufwärmen dann doch noch halbwegs geklappt hat...
In der Gondel sitzend rief ich frenetisch der wahnsinnig schönen Nacht "Owwee in den Dreck, schallalalala!" [:D]
Hier funktionierte die Kamera kurzzeitig wieder...
Tippfehler wird´s noch einige geben, aber ich bin am Ende für heute
Ich hoffe euch wieder etwas träumen gelassen zu haben...
Schönen Abend und guten Start in die Woche
und...CS!
Norman