Vom Sommer in den Winter

  • Hallo,


    auch ich war im Winterwonderland ;), aber fangen wir von vorne an.
    Laut Wetterbericht sollte es gegen 17:00 eine Wolkenlücke geben bis es ab 23:00 zuziehen sollte. Nachdem ja bekanntlich die Hoffnung immer zuletzt stirbt packte ich das Auto sodass ich spätestens zum Ende der astronomischen Dämmerung meinen Beobachtungsplatz erreichen konnte. Um 17:00 war es dann auch fast sternenklar also machte ich noch die letzten Vorbereitungen (Tee kochen, es würde kalt werden), packte die restlichen Sachen und machte mich auf den Weg.
    Als ich dann ins Auto einsteigen wollte war plötzlich der Himmel zu 50% bedeckt. Sch…, soll ich nun fahren oder nicht. Ich ärgerte mich und beschloss zu bleiben. Da mit dem Beobachten wohl nichts mehr wird machte ich einen kurzen Spaziergang. Und siehe da, die Wolken wurden wieder weniger. Fahren oder nicht fahren das war jetzt die Frage. Ich überlegte nicht lange und los ging es hoch zu meinem Beobachtungsplatz.


    Ab 800m Seehöhe begann dann Schnee am Straßenrand zu liegen der natürlich mit jedem Höhenmeter mehr wurde. Es gibt wohl nichts Schöneres als durch eine verschneite Landschaft zu fahren, wenn der Schnee durch die Autoscheinwerfer am Straßenrand glitzert.
    Kalt war es, SQM Temperatur sagte bei der ersten Messung -7°C.
    Der Dobson war schnell aufgebaut und als ich die Optik justierte sah ich plötzlich etwas vor meinen Augen vorbeifliegen. Es schneite! Oh Schreck, war es das für heute?
    Zum Glück war es nur eine kleine Schneewolke die es über die Alpen geschafft hat und sich danach gleich wieder auflöste. Glück gehabt.


    Ich begann dann mit NGC 40. Schon öfters versucht, aber bis jetzt noch nicht gefunden. Jetzt weiß ich auch warum. Bei Übersichtsvergrößerung (65x) wirkt er wie ein Stern der von einem kleinen Nebel umgeben ist oder wenn man einen Stern durch eine dünne Wolkendecke betrachtet. Er befindet sich zwischen zwei naheliegenden Sternen. Der Nebel ist klein und benötigt Vergrößerung. Ich steigere sie daher auf 500x. Ovaler Nebel mit einem Stern in der Mitte. Östlich und westlich sind jeweils ein hellerer Bogen zu sehen, direkt anschließend zur Mitte hin ein dunklerer Bereich und die Mitte wieder heller. Für mich hat der Anblick mit dem naheliegenden Stern Ähnlichkeit mit M51.



    Ein letzter Blick Richtung Sommer:



    Weiter geht es Jahreszeitgemäß zum Orion. Der Orionnebel muss natürlich sein. Schon so oft gesehen aber immer wieder ein Wahnsinns Anblick. Die „Gewitterwolke“ am Himmel. Das Trapezmit mit den wunderschönen Strukturen rund herum und die atemberaubenden Schwingen des Schmetterlings die sich weit verfolgen lassen. Ich verweile dort eine Zeit und genieße den Anblick. Gänsehautfeeling!


    Wenn ich schon mal da bin geht es gleich zum OdM Dezember dem Schlüsselloch. Ist ja nicht weit vom Orionnebel und war auch leicht zu finden. Bei Übersichtsvergrößerung (65x) wirkt er ähnlich wie NGC40. Ein Stern umgeben von einem kleinen Nebel. Bereits bei 167x ist ein kleiner dunkler Fleck westlich des Sterns zu sehen, bei 285x ist der dunkle Fleck dann kein Problem. Der dunkle Bereich erscheint omegaförmig und liegt vor dem Nebel. Der "Kopf" befindet sich dabei unterhalb des Sterns.



    Auch der Pferdekopfnebel musste wieder versucht werden. Ich hatte ihn zwar bereits letztes Jahr beobachtet. Die Sichtung war aber schwierig und nicht ganz 100%ig sicher. Beim ersten Blick mit Übersichtsvergrößerung (65x) sehe ich mal nichts außer den benachbarten Flammennebel. Also mehr Vergrößerung. Auch bei 167x ist nicht wirklich etwas zu sehen. Also Hß Filter. Und siehe da bei 167x sehe ich ein großes dunkles „Loch“ am Himmel. 167x ist also fast zu viel des guten somit zurück zu 65x + Hß Filter. Und da ist er in voller bracht. Eindeutig zu sehen, auch die Schnauze lässt sich erkennen. Selbst bei direktem sehen ist er schwach zu sehen. Einfach genial! Ich mache ein paar Luftsprünge vor Freude ;)!



    Zeit für eine Pause mit Schokoriegel, der mittlerweile fast durchgefroren ist, und Tee. Ein Blick in den Winter.



    Ich finde noch einen kleinen Reflexionsnebel NGC1788. Bei Übersichtsvergrößerung (65x) befindet er sich inmitten eines Sternviereckes. Es sind zwei Sterne, die mit einem Nebel umgeben sind zu sehen. Nach Süden ist ein Fortsatz zu sehen der aber schnell dunkler wird und verschwindet.



    Ich schaue mir noch ein paar Objekte an wie M31, NGC891 usw. und wechsle wieder in den Winter um mir passend zur Jahreszeit noch den Weihnachtsbaumsternhaufen anzusehen. Gleich in der Nähe ging es dann noch zum Rosettennebel sowie zu Hubbles veränderlichen Nebel. Langsam aber doch kriecht nun auch die Kälte durch die Bekleidung. Das SQM zeigt 21.2 m/sas und -10°C. Im Osten steht schon der Löwe und kündigt den Frühling an, dabei ist es ja noch nicht mal Winter! Ich packe zusammen und mache mich wieder auf den nach Hause Weg mit glitzerndem Schnee am Straßenrand.


    Schöne Grüße,
    Bernhard

  • Hi Bernhard,


    höiiii - super, ein Bericht mit Winterstimmung [:p]


    Ja ganz genau, das Glitzern am Straßenrand im Scheinwerferlicht... ist mir auch noch gut in Erinnerung von einer Tour Anfang des Jahres.


    Hat echt was Magisches mit dem Glitzern. Tolle Bildeindrücke! Und vor allem auch gute Zeichnungen. Ich meine da eine Entwicklung zu sehen - super[:)]


    Was für einen Trümmer hast Du da verwendet.. 20"?


    Gute Objektbeschreibung auch beim Schlüsselloch.


    Danke für Deinen Bericht und Glückwunsch zur Wolkenlücke, wo ich mich frage, wo du die ausgebuddelt hast:-)


    Beste Grüße und CS
    Norman

  • Hallo Bernhard


    Danke fürs mitnehmen ins Wonderland.
    Da bei den Wetterverhältnissen zur Zeit nichts geht, ist es um so schöner, wenn sich einer in die Kälte wagt und dieses mit einem schönen Bericht, schöne Stimmungsbilder und tollen Zeichnungen präsentiert.
    Den BowTie und das Schlüsselloch habe ich auch schon gezeichnet. Beim BowTie wäre vielleicht mit höherer Vergrößerung noch das kleine Sternchen am Ende der Schale sichtbar geworden ( vorrausgesetzt, Seeging passt).
    Der NGC1788 Nebel und der Pferdekopf gefallen mir auch sehr gut.
    Danke fürs einstellen


    Grüße und weitere Wolkenlücken...

  • Hallo,


    ich liebe es bei Schnee zu Beobachten, es hat irgendwie etwas magisches. Vor allem wenn mal keine Schneekanone die ganze Nacht wütet. Diese Stille die man dann erleben darf, im Vergleich zum Sommer wo die ganzen Insekten lärm machen. Wenn es nur nicht so kalt wäre.


    Norman,


    es ist leider nur ein 16"er.


    Bei N-NW Anströmung hat man im Lee der Alpen oftmals Glück. Man muss nur damit rechnen das mal die ein oder andere Wolke drüberkommt. Aber wie oft ist es auch umgekehrt!


    Werner,
    beim BowTie noch höher Vergrößern? Da habe ich leider nichts mehr. Die nächste Vergrößerung die ich erreichen könnte wären 870x. Das ist wohl schon etwas viel für 16".


    schöne Grüße,
    Bernhard

  • Hallo Bernhard,


    ein schöner Bericht, und mit ebensolchen Zeichnungen und Stimmungsbildern ! Das sieht wirklich nach einem sehr brauchbaren Standort zum Spechteln aus, wo eure Sternwarte liegt. Und mit schön weitem Himmel; da vermisse ich gefühlt nur eine Verlängerung des kleinen Wäldchens über die Straße hinüber Richtung Süden auf der zweiten Aufnahme [:D].


    Und NGC 40, NGC 1788 und NGC 1999 sind ja auch Herschel-400 Objekte - das nenne ich ganz nebenbei Arbeit mit Vergnügen verbinden [;)].


    Servus
    Ben

  • Hallo Bernhard


    Ja, das Sternchen sollte mit deiner Vergrößerung auch gehen. Hab bei mir nochmal nachgeschaut und das Seeing mit 2-3 nachgelesen. Deswegen war ich damit auch länger beschäftigt, bis ich es festmachen konnte.
    870fach an einem hellen PN würden mich jetzt nicht zurückschrecken. Aber dazu müssen TOP Bedingungen herrschen und eine EQ -Plattform wäre zu Empfehlen. Ist sonst ein Teufelsritt mit stetiger Freihandnachführung ohne großem Genußpotenzial.
    Beim BowTie hätte eine höhere Vergrößerung den Effekt haben können, daß sich der Nebel größer und abgeschwächter zeigt und somit das feine Sternchen besser zu erkennen wäre. Aber ich spreche da von meinen Erfahrungen am Teleskop, die dann auch oft mit Rotlicht beim Zeichen negativ beeinflusst werden. Aber für kleinste Sterne und PN'S ist Vergrößerung immer ein Versuch wert.


    Gruß

  • Hallo Ben,


    ja, der Standort ist wirklich gut. Viel besser gehts in meiner Gegend glaub ich nicht. Nach Osten ist die Sicht blockiert, das stört aber nicht so sehr, blockt eher das Licht der nahegelegenen Orte und Städte. Vor allem ist der Standort ganzjährig erreichbar und aufgrund der Höhenlage sind einem auch winterliche Inversionslagen mit Nebel egal, da die Nebelgrenze meistens tiefer liegt.


    Da habe ich wieder 3 neue H400 Objekte. Aktualisierung des entsprechenden Themas folgt noch.


    Werner


    Ich bin bei der Vergrößerung noch etwas zaghaft. Das versuche ich abzustellen. Habe früher oft nicht hochvergrößert. Mittlerweile habe ich festgestellt das Vergrößerung doch sehr helfen kann.


    schöne Grüße,
    Bernhard

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