Reducer / Flattener für RC

  • Hallo Experten,


    nachdem ich nun einige Zeit mit einem 130/650er Newton fotografiert habe, möchte ich auf einen RC umsteigen und habe ein paar Fragen dazu. Ausgesucht habe ich mir ein Gerät von GSO (im Umbau von Omegon):
    https://www.astroshop.de/omego…o-rc-203-1624-ota/p,53810
    Ich habe für die Fotos eine ZWO ASI178 mit einem winzigen Chip (8,92 mm Diagonale) und konnte daher bisher auf einen Coma-Korrektor verzichten (s. meine Bilder unter https://www.astrobin.com/users/khrrugh). Ich vermute jetzt stark, dass ich den gleichen Trick auch für den RC benutzen kann und ohne Flattener auskomme (Frage 1: Richtig oder falsch?).
    Was aber, wenn ich doch mal meine APS-C-DSLR anschließen will (oder mir eine CCD mit größerem Chip kaufen will)? Dann werde ich vermutlich einen Flattener benötigen. Habt ihr Erfahrungen, welcher für die GSO-RCs gut geeignet ist und nicht gleich so viel wie das ganze Teleskop kostet (Frage 2)?
    Gleiche Frage zum Thema Reducer: Falls ich mal ein größeres Blickfeld brauche wäre ein Reducer angesagt, welcher bietet sich hier an (Frage 3)? Kann ich Reducer und Flattener kombinieren oder sollte der Reducer gleichzeitig auch flatten (Frage 4)?
    Im Netz bin ich nicht so ganz fündig geworden (und auch ein wenig unsicher geworden), vielleicht kann jemand Licht in mein geistiges Dunkel bringen?


    Danke schonmal und viele Grüße,
    Michael

  • Hallo Michael,


    zu aller erst würde ich den kleinen Newton als weitere Optik behalten! Das RC mit seinem 1,6 Metern Brennweite nutze ich nur für PNs und Galaxien. Aber die meisten Nebel sind für die Brennweite zu groß. Nur so als Tip... :)


    Gegenfrage: Welche Montierung nutzt du? Hatte das RC anfangs auf einer HEQ5 und dies führte zu teilweisem Ausschuß. Auf der EQ6-R hingegen sitzt das RC perfekt.


    Und denke mal darüber nach, die Carbon-Variante zu nehmen! Hier bleibt der Fokus auch bei Temperaturschwankungen konstant. Mehrkosten dafür sind wirklich im Rahmen. Und freunde dich schonmal damit an, den OAZ auszutauschen - der originale taugt nicht wirklich viel...


    Frage 1: Richtig, wobei ein RC bauartbedingt eigentlich kein Koma hat. Einen Flattener benötigst du bis APS-C Format nicht.


    Frage 2: siehe 1 und 3


    Frage 3: Nutze selber keinen, aber der von Astro Physics bietet sich wohl an (https://www.teleskop-express.d…----z-B--fuer-GSO-RC.html)


    Frage 4: siehe alles vorher


    Hoffe das hilft dir schonmal weiter. :) Ansonsten frag einfach nach.

  • Frank, vielen Dank für Deine Ausführungen. Ich werde den kleinen Newton auf jeden Fall behalten, obwohl an dem der OAZ keine Untersetzung hat und das Scharfstellen auch mit Bahtinov-Maske ein wenig stressig ist :) Meine Zielobjekte sind auch eher kleiner (Galaxien, Sternhaufen, Planeten, kleine 'planetarische' Nebel wie M 57, etc...)


    Als Montierung nutze ich ebenfalls die EQ6-R, mit der bin ich auch sehr zufrieden. Über die Carbon-Variante habe ich länger nachgedacht, sie dann aber eigentlich verworfen - es sei denn, Du sagst mir jetzt, dass ich die unbedingt brauche :) Sooo groß sind die Temperaturschwankungen nicht, denke ich, und ich fokussiere ohnehin für jedes neue Objekt einmal an einem hellen Stern nach (habe ich bisher jedenfalls immer getan).


    An der Omegon-Variante finde ich charmant, dass sie große Montageschienen oben und unten hat. Damit könnte ich fürs Autoguiding (später) einen hübschen 400er Refraktor bombenfest draufsetzen (dachte an einen Skywatcher 80/400 Startravel) - so zumindest mein Gedanke. Macht das Sinn? Hat die Carbon-Version denn auch eine 3" Schiene?

  • Hallo Michael,


    du könntest am Newton ja auch noch einen anderen OAZ mit Untersetzung verbauen oder diese evtl. auch nachrüsten. Ohne würde ich auch nicht fokussieren wollen... ;)


    Mit der EQ6-R bist du stabilitätsmäßig auf jeden Fall auf der sicheren Seite, was sehr viel wert ist! Natürlich geht es auch mit Stahltubus - aber du bist halt nicht sicher, dass der Fokus über die Nacht gehalten wird. Meine Optiken (bis auf den kleinen APO) habe ich alle auf Carbon umgestellt und seitdem absolute Ruhe was das betrifft. Muss jeder für sich entscheiden - kann dir da nur von meiner Erfahrung berichten. Wenn du eh alle ein oder zwei Stunden kontrollierst, kann man natürlich auch auf die Carbonvariante verzichten. Mir wäre es zu stressig ;)


    Die Variante bei TS hat eine Vixen- und auf der anderen Seite eine Losmandyschiene - da bist du also ebenso flexibel. Das RC musst du auf jeden Fall guiden! Fang nicht ohne an - das wird nichts. Einen Refraktor würde ich nur nutzen, wenn du ihn da schon rumliegen hast. Ansonsten funktioniert das mit dem MGEN auch hervorragend.

  • Hm, okay, ich denke nochmal über die Carbon-Geschichte nach.


    Mein Plan war ursprünglich, mit dem RC und der ASI178 erstmal ungeguided unterwegs zu sein. Ich habe irgendwo gelesen, dass man bei der Brennweite mit der EQ6-R ein bis zwei Minuten ohne Autoguiding belichten kann (entsprechend exakte Einnordung vorausgesetzt, was ich mit Hilfe von SharpCap auch ziemlich genau hinbekomme), was mir für den Anfang erstmal reichen würde. Keines meiner Fotos ist bisher länger belichtet. Später dann würde ich mir eine ASI1600 Cool kaufen und die ASI178 dann zum Autoguiding benutzen wollen. Dein post macht mir jetzt allerdings nicht so viel Hoffnung, dass das was wird - keine Chance ohne Autoguiding?

  • Bei der Brennweite? Ne, realistisch keine Chance! Außerdem ist das ein f/8 System. Selbst bei RBG-Aufnahmen und CCD ist da nach zwei Minuten noch nicht viel auf dem Chip. Von Schmalband gar nicht zu reden.


    Ehrlich: Das RC ist ein tolles Gerät - wenn du aber Spaß dran haben willst, solltest du auf jeden Fall direkt von Anfang an guiden. Nicht falsch verstehen, aber das Gerät ist schon was für Leute mit ein wenig Erfahrung in der Astrofotografie. Und dazu gehört definitiv ein funktionierendes Guiding.

  • *seufz* In diesem Falle müsste ich meinen Plan mit der ASI1600 vorziehen, und dann wird es doch _etwas_ teurer als gedacht. Vielen Dank jedenfalls für Deine Meinung, es ist ehrlich gesagt netter, im Vorfeld zu wissen, auf was man sich da einlässt, als hinterher ratlos dazustehen :)


    Ich gehe dann mal in mich und überlege mir, wie viel ich aktuell bereit bin zu investieren. Ich kann mir mit der Überlegung ja entspannt Zeit lassen, zumindest hier in Norddeutschland wirkt es nicht so, als würden die Wolken in näherer Zukunft mal aufreißen...

  • Günstig ist das Hobby in der Tat nicht... Aber zum Nachfragen und Meinungen einholen ist das Forum ja da. Und wenn es hilft, kauft man dann auch nur ein-, statt x-mal. Du könntest das RC auch erstmal hinten anstellen und dich mit dem Newton und der A.S.I. an die Langzeitbelichtung wagen. Die Hardware wirst du auch später noch brauchen. Und im Zweifel hier einfach weiterfragen :)

  • Hi Michael,



    ich nutze das 250/2000mm RC von TS. Es kommt mit zwei gegenueberliegenden Losmandyschwalbenschwanzplatten, und die Platte gegenueber der Montierung habe ich mit einer weiblichen Vixenschwalbenschwanzaufnahme fuer ein Leitrohr versehen. Ein Williams Optics ZS66 66/355mm-Leitrohr dient hierzu, wobei die Verstellung ueber einen x/y-Kreuztisch von Orion (USA) erfolgt. Auf der EQ6 ist das System ausser bei starkem Wind einsetzbar, aber klar am Limit.


    Wenn Du eine EQ6-R hast und den kleineren 200/1600er nimmst (ob Omegon oder TS spielt keine Rolle, die Teile kommen alle von GSO), bist Du auf der sicheren Seite. Aber eine Nachfuehrkontrolle muss sein, da schliesse ich mich den Vorrednern an.


    Zum Brennweitenreduzierer: Der 0.67x von AstroPhysics (bei TS unter CCDT67 gefuehrt) ist fuer das Geraet ideal. Ich transformiere damit meinen RC zu 250/1340mm und das System ist fuer APS-C randscharf. Das Geraet macht in dieser Konfiguration richtig Spass.


    Also zusammengefasst:


    - 200/1600mm auf EQ6-R geht klar
    - Nachfuehrkontrolle per kleinem Leitrohr muss sein
    - Der CCDT67 geht als Reduzierer klar, und das Bildfeld ist eben. Wobei sich das bezueglich meiner eigenen Erfahrung auf Halbformat (APS-C) beschraenkt. Ich nutze das System mit einer EOS40D von Canon.

  • Okay, herzlichen Dank. Ich bin noch in der Findungsphase, tendiere derzeit aber dazu mir die ASI120 und ein kleines 80/355 zum Nachführen zu dem RC zu kaufen. Dann bleibt das finanziell im Rahmen und die ASI1600 kann ich später noch dazu kaufen. Damit hätte ich - denke ich - eine ganz gute Kombination, um mit dem RC einzusteigen.


    Ich bedanke mich von ganzem Herzen für eure Beratung. Falls sich doch noch Unklarheiten ergeben, würde ich mich nochmal melden :)

  • So, als Abschlussbericht vielleicht interessant für diejenigen, die vor einer ähnlichen Entscheidung stehen. Es ist jetzt folgende Kombination geworden:


    https://www.astrobin.com/328717/


    Unten der 8" GSO (Metalltubus) mit Umbau von Teleskop-Express auf Losmandy-Kupplung. Darüber auf der Vixen-Schiene der Sky-Watcher 80/400 als Guiding-Scope mit angeschlossener ZWO ASI120MM. Die Konstruktion mit der umgedrehten Montageplatte sieht auf den ersten Blick etwas wild aus, ist aber überraschend stabil, wenn man den Refraktor erstmal parallel zum RC ausgerichtet hat. Das Guiding-Scope hat logischerweise auch ein deutlich weiteres Blickfeld, so dass ich es ebenfalls benutze, um mir einen Überblick zu verschaffen.


    Der erste Abend war dann auch recht chaotisch, was vermutlich normal für neues Equipment ist, aber ich habe dann ein schön stabiles Autoguiding (Fehler in beiden Achsen jeweils deutlich unter 0,5") hinbekommen und ein paar erste Fotos geschossen, hier nur mal exemplarisch das First Light:


    https://www.astrobin.com/328744/


    Da gibt es sicherlich noch so einiges zu tunen und zu optimieren, aber für den ersten Abend bin ich sehr zufrieden. Danke nochmal an Euch für die nette Beratung :)

  • Das sieht gut aus - Dein Teleskop und auch das erste Resultat!


    Das Einzige, was mich stoert, ist die feste Verbindung zum Leitrohr. Du musst einen Leitstern im Gesichtsfeld der Leitkamera finden, sonst geht es nicht. Deshalb habe ich diesen x/y-Kreuztisch von Orion US, mit dem man in der Fokalebene fahren kann, um einen Leitstern zu finden und dabei eine schwere Verstelleinheit fuer das gesamte Leitrohr vermeidet. Wobei der besagte Kreuztisch konstruktiv nicht ideal ist, da er sehr gerne verkantet.


    Hier mal ein Link zu dem Teil:


    https://www.teleskop-express.d…-to-the-guiding-star.html


    Ich moechte es trotz seiner nicht perfekten Konstruktion nicht mehr missen.

  • Bisher hatte ich kein Problem, einen geeigneten Leitstern zu finden. Ich habe im Gesichtsfeld reichlich zur Auswahl. Falls ich aber mal feststelle, dass ich die Kamera gerne wie von dir beschrieben in der Brennebene verschieben will, werde ich mich an Deinen Tipp erinnern :)

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!