Einen wunderschönen 2. Advent zusammen,
ich dachte mir in Anbetracht der für die meisten schwierigen und ungünstigen Wetterlage bringe ich mal nen kurzen Bericht aus südlichen Landen - denn unverhoffter Weise, hat hier gestern Abend jemand die Wolken weggeschoben...
Als ich gestern Abend also aus dem Fenster blickte, blitzten zwischen den Wolken verdächtig klare Partien hervor. Eine Beobachtungsnacht hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm, dass die möglich sein könnte. Aber ich checkte zur Sicherheit mal die üblichen Seiten wie zamg etc.. Und siehe da - für den südbayerischen Raum war, mal wieder muss man fast sagen, der deutschlandweit einzige halbwegs sichere wolkenfreie Raum! Bis 23 Uhr sollte das ca. halten bis die Wolken laut Prognose reinschwappen sollten. Perfekt geeignet, um noch die letzte Bahn zu erwischen nachm Beobachten. Ja Wahnsinn. Es war schon 17 Uhr, als ich das in Erfahrung brachte, musste aber noch ein paar Besorgungen machen - man will ja übers WE nicht verhungern.
Der Blick auf die Temperaturen/-prognosen waren jetzt wenig einladend mit Minus 5 Grad, da ich auch schon gut müde und kaputt war. Aber an einem Samstag unverhofft beobachten können und zu humaner Zeit wieder im Bettchen liegen nach ein paar Stunden Beobachtung - sowas muss genutzt werden! Ich warf schnell den 72er Refraktor in den Rucksack, ausnahmsweise auch den Atlas, denn ich wollte statt spontanem Sightseeing doch ein wenig gezielter an die Sache rangehen. Ein paar Häufchen in Lacerta wollte ich zum Beispiel machen.
Als ich mich auf den Weg zum machte Bahnhof, waren schon wieder Wolken da. Ich ließ mich aber nicht beirren, denn drei verschiedene Quellen inkl. aktuellem Satbild versprachen einiges. Ich kam eine halbe Stunde südlich von München im Alpenvorland etwas südlich von Holzkirchen an - und praktisch alles bewölkt, bis auf ein paar lockere Risse in der Wolkendecke... Auch hier ließ ich mich nicht entmutigen, die Atmosphäre ist in Bewegung, Wetterseiten sind optimistisch und innerhalb von wenigen Minuten kann alles wieder frei sein. Im schlimmsten Fall hätte ich eben einen kleinen Spaziergang für ein Stündchen gemacht. Der Aufwand von 30 Minuten Zugfahrt wäre zu verschmerzen. Aber: Ich kam nach 10 Minuten Fußweg zu meinem Plätzchen unter einem wolkenfreien Himmel an. Tja! Perfektes Timing!
Die Landschaft war schneebedeckt, während in München kaum ein weisser Krümel lag. Immer wieder das gleiche interessante Phänomen. Letztens war ich schon hier - vor wenigen Tagen, da hat der Weg unter den Füßen noch eisig geknirscht und es war kalt. heute lief es sich recht fluffig, es gab wohl neuen Schnee. Und es war nicht kalt. Ich schätzte so knapp unter dem Gefriepunkt. Das überraschte mich, waren doch die aktuellen Werte bei meteomedia mit -5 Grad C angegeben. Als ich vor Ort am Platz war, baute ich fix grob auf. Während der Kleine REfraktor etwas auskühlte nahm ich mal mein Messgerät an die Hand. Die Feuchteanzeige stieg bei um die 40% ein. Hä?? Letztens hatte ich hier noch mit Nebel zu kämpfen (über dem Schnee) und da waren die Feuchteprognosen bei 60% (hatte aber Messgerät nicht dabei). Und für dieses mal hier waren 80% angesagt. Alles sehr verwirrend. Das Gerät brauchte einige Zeit um Richtung 60% zu steuern, da war ich echt verblüfft. Normal rattert der Zähler gleich los, wenn gravierende Unterschiede zu Hosentasche und Außentemperatur bestehen. Allerdings war es auch schön klar und gute Sicht. Wie auch immer, irgendwann pegelte es sich bei gesunden Flachland-70% ein
Temperatur: - 5 mit Tendenz fallend. Also doch! So kalt? Hätte ich nicht gedacht. Generell war mein Platz diese Nacht recht interessant. Ich hielt mich kurz vo einem gehölzbestandenen Minihügel auf, der ich in Westrichtung abschirmte. Völlig windstill. Kaum bog ich Richtung Westen 30 Meter um die Ecke, pfiff ein beständiger wennauch schwacher Wind. Tolles geschütztes Plätzchen hab ich mir da ausgesucht! Der blick Richtung Osten ist auch schöner, wennauch am Hotrizont aein paar Lichtlein sind. Nachfolgend auf den Bildern sind viele der Lichter aber nur eine Straße mit permanent fahrenden Autos. Ein Licht welches da besonders hell ist, ist so ein Auto welches auf einen anderen Feldweg biegt. Der Beamer muss ne Disse gewesen sein, hab ich bisher hier noch nie gesehen.
Spektakuläres gibts nicht zu berichten, deshalb mache ichs einfach mal kurz. Ich peilte wie geplant ein paar Haufen an, v.a. in Lacerta. NGC 7243 (erschien mir etwas sichelartig), 7209 und 7296. Letzteren fand ich besonders knuffig, der ist sehr klein und es blitzten ca. ein halbes Dutzend Sterne hervor. Erschient mir als interessantes Ziel auch für den 12"er. Verwegenerweise habe ich noch die irgendwo da auf dem Weg liegende UGC 11920 probiert, was natürlich nix einbrachte, obwohl im ISDA etwas fetter gedruckt und im DSS auch einigermaßen hell.
Ich hangelte mich Richtung Schwan vor in die Häufchenecke. Alles rund um M 39. Nun habe ich mir im Gelände gedacht, die paar Haufen, die merkste dir und hakst später ab. Tja, nüscht hab ich mir gemerkt Jedenfalls hab ich schlicht vergessen mir was zu notieren welcher Haufen nun etwas interessanter war. Da ich mir aber überhaupt nix notiert habe, trotz Bleistift in der Hose, ist das so zu werten, dass ich mich da von nix besonders angesprochen fühlte. Ausnahme der benannte 7296er eben. Außerdem beschlugen zunehmend die Okulare.
Trotz Lampe hab ich ein paar nette kleine Häufchen nahe M 39 übersehen, die ich gerne probiert hätte. So werde ich da eh nochmal hinsteuern und etwas akribischer sein.
Was ich noch probiert habe war das OdM Dezember, NGC 1999, der Schlüssellochnebel. Ich war zu faul mir ein hochvergrößerndes Okular einzupacken. Bzw. es musste dem Zenitspiegel im Okularkoffer weichen. So hatte ich nur 8mm als höchstvergrößerndes parat. Mit um die 50fach war der Nebel sehr leicht als solcher auszumachen, schon im 13mm Okular war er sehr gut und einfach zu erkennen als kleines flächiges Nebelchen. Ich würde es nicht für unmöglich halten, dass da was mit dem Loch geht wenn man volle Kanne vergrößert, selbst mit so kleinem Gerät. Ich werde das nochmal per Powermate probieren und berichten.
Ansonsten steuerte ich lustig in der Gegen rum, die Plejaden sind ein wundervolles Objekt in dem Gerät, der Orionnebel samt Schwert passt natürlich auch komplett ins Sehfeld.
Den Rosettennebel habe ich noch angesteuert - hatte extra noch den OIII-Filter mitgenommen. Leider kamen dann Zirren, die das ganze zerschmaddert haben, wenngleich der Nebel sichtbar war. Mit und ohne Filter übrigens. Als ich mich dann zum Aufbruch fertig machte, zog es so richtig frei, verbliebener leichter Schleier löste sich auf und der Himmel hatte eine tolle Transparenz. So nah an München und so ein feiner Himmel.
Das schönste war diese Nacht also nicht das teleskopische, sondern das freiäugige Bewundern des winterlichen Sternenhimmels, garniert von einer tollen Winterlandschaft. Gerade mit der schneebedeckten Landschaft und den Lichtlein am Horizont war das ein tolles Bild, eine wundervoll ruhige Stimmung, friedlich, fast schon weihnachtlich. Der Beamer hat mich gar nicht gestört, im Gegenteil, ich fand den ganz dekorativ :-))
Man sollte meinen, bei längerer Belichtung haut der voll rein. Aber nee... bei doppelt so langer Belichtung verschwindet der! Im allgemeinen hellen HImmel. Dank der Schneelandschaft habe ich dieses mal nur die Hälfte der Bel.zeit benötigt - nur für wen es interessiert, statt 16 Sekunden nur 8 Sekunden (Iso 3200, Blende 1,8).
Das Thermometer rutschte in den 3 Stunden die ich draußen war (20-23 Uhr) auf -8 Grad. Ich empfand es erstaunlicherweise als nicht sonderlich kalt. Ohne Handschuhe was rumzufummeln war keine derartige Qual wie ich es in Erinnerung hatte aus einer Geitau-Nacht - die allerdings feuchter war. Ich liebe es, nach einer Beobachtungsnacht ein wenig umherzuspazieren, auf einem ruhigen Weg und einfach den Blick schweifen zu lassen. Das ist superentspannend und erholsam, genau das richtige an einem Samstag-Abend, an den der zweite Advent anschließt. So stapfte ich entspannt zum Bahnhof, beobachtete, mich hin und wieder umdrehend, wie die Wolken und Zirren langsam kamen, und bedankte mich innerlich für diese unverhoffte nette Beobachtungssession, die vom Timing her nicht zu überbieten war...
Wie ein kleines vorweihnachtliches Geschenk...
In diesem Sinne, habt einen schönen zweiten Advent
Norman