Kosmische Schlange zeigt Struktur ferner Galaxien

  • <b>Die Entstehung von Sternen in fernen Galaxien ist noch weitgehend unerforscht. Astronomen der Universität Genf konnten nun erstmals ein sechs Milliarden Lichtjahre entferntes Sternensystem genauer beobachten – und damit frühere Simulationen der Universität Zürich stützen. Ein spezieller Effekt ermöglicht mehrfach reflektierte Bilder, die sich wie eine Schlange durch den Kosmos ziehen. </b>


    Heute wissen Astronomen ziemlich genau, wie sich Sterne in der jüngsten kosmischen Vergangenheit gebildet haben. Aber gelten diese Gesetzmäßigkeiten auch für ältere Galaxien? Das Hubble-Teleskop ermöglicht es den Astronomen seit rund einem Jahrzehnt, sechs oder sieben Milliarden Lichtjahre entfernte Sternensysteme zu beobachten. Hubble gibt Hinweise darauf, daß dort Galaxien aus Gasnebeln und Sternhaufen mit einem Durchmesser von über 3000 Lichtjahren existieren. Diese riesigen Stern- und Gasansammlungen – rund tausendmal größer als die in der Geschichte des Universums relativ junge Milchstraße­ – scheinen bei älteren Galaxien die Norm zu sein.
    Gravitationslinse erkennt Details ferner Galaxien


    Die genaue Untersuchung dieser Phänomene ist auf so langen Distanzen nur schwer möglich. Ein Team des Observatoriums der Universität Genf und des Zentrums für Theoretische Astrophysik und Kosmologie der Universität Zürich nutzen nun einen speziellen Effekt des Universums, der eigenen Gesetzmäßigkeiten folgt: Das Teleskop wird auf ein sehr massereiches Objekt gerichtet, dessen Gravitationsfeld das Licht einer dahinter liegenden, weit entfernten Galaxie beeinflußt. Durch diese sogenannte Gravitationslinse betrachtet, verändert sich die Ausbreitungsrichtung des Lichtes des dahinterliegenden Objektes. Dadurch wird das Bild vergrößert und mehrfach vervielfältigt.


    So konnten die Forschenden verzerrte, in die Länge gezogene, sich fast berührende Bilder wahrnehmen, die wie eine kosmische Schlange aussehen. «Die durch die Linse vergrößerte Abbildung ist viel genauer und heller. Wir können hundertmal kleinere Details in der Galaxie erkennen und fünf unterschiedliche Auflösungen vergleichen, um Struktur und Größe dieser gigantischen Sternhaufen zu bestimmen», sagt Daniel Schaerer, Professor am Observatorium der Universität Genf.
    Beobachtungen bestätigen Simulationen der UZH.



    Die kosmische Schlange, beobachtet vom Astronomischen Institut der Universität Genf. Bild: Université de Genève


    Die internationale Forschergruppe entdeckte, daß die Sternhaufen nicht ganz so groß und massiv sind, wie die ersten Bilder von Hubble vermuten ließen. Damit stützten sie die bereits früher am Supercomputer gemachte Simulationen von Valentina Tamburello vom Institute of Computational Science der Universität Zürich. «Dank der unglaublich hohen Auflösung der kosmischen Schlange konnten wir unsere Berechnungen mit den gemachten Beobachtungen vergleichen. Das war für uns ein besonderer Glücksfall», erklärt die Letztautorin der Studie.


    Das Fazit: Entgegen der bisherigen Annahme setzt sich die untersuchte Galaxie nicht aus einem großen, sondern aus mehreren kleinen Sternhaufen zusammen. «Offenbar können sich gigantische Klumpen in solchen weit entfernten Galaxien nur unter ganz speziellen Bedingungen entwickeln, etwa bei kleineren Verschmelzungen oder unter Einfluß von Kaltgas», so Tamburello. Daß dies hier nicht der Fall ist, war vorher aufgrund der großen Distanz gar nicht nachweisbar gewesen. In ihrer Doktorarbeit schloß Timburello bereits Ende 2016, daß die tatsächliche Masse und Größe der Sternhaufen nur mit einer höheren Auflösung zu erfassen sei.


    Lucio Mayer, Professor am Institute of Computational Science, unterstreicht: «Die Beobachtungen der Universität Genf haben somit die neuen Erkenntnisse aus den Simulationen bewiesen. Dies zeigt, daß numerische Simulationen astronomische Beobachtungen voraussagen und antizipieren können.»


    Weitere Infos auf den Seiten der Uni Zürich unter http://www.media.uzh.ch/de/med…7/Kosmische-Schlange.html

  • Citat:
    " Hubble gibt Hinweise darauf, daß dort Galaxien aus Gasnebeln und Sternhaufen mit einem Durchmesser von über 3000 Lichtjahren existieren. Diese riesigen Stern- und Gasansammlungen – rund tausendmal größer als die in der Geschichte des Universums relativ junge Milchstraße­ "


    da stimmt irgendwas nicht.

  • Hallo Caro,


    Hochspannendes Thema. Vor allen Dingen die durch Gravitationswirkung verzerrte Galaxie fasziniert mich.
    Das Paper ist auch bei arXiv.org verfügbar: https://arxiv.org/abs/1711.03977
    Sehr interessant und mit vielen analytischen und simulierten Bildern der gelinsten Galaxie versehen.


    Der Galaxienhaufen in dem sich diese Linse befindet, trägt den einprägsamen Namen MACSJ1206.2-0847. MACS steht dabei für "Massive Cluster Survey", der Haufen wurde 1999 mit dem 2,2m Teleskop der Universität Hawaii entdeckt. Mehr Informationen darüber ebenfalls bei arXiv: https://arxiv.org/abs/0901.2144
    Der Haufen liegt im Sternbild Jungfrau bei etwa 12h6m -8°48', an der Grenze zum Becher. Ich habe keine Angabe zur Helligkeit im sichtbaren Bereich gefunden, fürchte aber, dass er außerhalb der Reichweite meines 16"ers liegt. [;)]


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Marcus,


    ich habe eben mal bei wikisky reingesschaut, also an der Stelle (mit deinen Koordinaten) ist da ein schwaches "Gewusel". Aber irgendwelche Ähnlichkeiten mit dem tollen Bild oben waren auf die schnelle nicht zu finden.
    Also wenn schon 16" dann wohl nur mit Kamera.


    cs eike

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