Die Schatztruhe und das Fenster zum All

  • Der Abend des 15.10.2017 bot trotz folgenden Arbeitstages hervorragende Bedingungen, einige Verbesserungen und Neuanschaffungen in angemessener stellarer Arena auszuprobieren.


    SQM von ca. 21:00 Uhr bis 00:00 Uhr immer so um die 21,22mag, Seeing gut, Transparenz gut. Später aufsteigender Nebel, der aber erstaunlich wenig störte.


    Sauber eingepasst thront neuerdings eine schicke Holzkiste über der Rockerbox. In dem Viertel, in das das Teleskop nie schwenkt. Tausicher und demnächst schön gewärmt sind da alle Okulare, Filter und sonstige Kleinteile verstaut, weiters dient es als temporäre Ablage für allerlei Kartenblätter, Taukappen, aber niemals für die Teetasse.
    Das Tolle ist, dass ich nun alles immer in Reichweite habe und sich meine Ablage immer schön mitdreht.


    Die andere Anschaffung ist ein 2", 36mm Übersichtsokular, man ist ja schliesslich lernfähig und wagt den Blick über den Klorollenrand.
    Gleich mal an den Plejaden auf Ästhetik getestet, musste ich feststellen, dass da scheinbar mein geliebtes Fernglas einfach nicht zu schlagen ist. Es scheint einfach dafür gemacht zu sein.
    Immerhin, die niedrige Vergößerung von 33x zeigt die Sterne gutmütig punktförmig und fein.
    Die Andromedagalaxie riss das Ruder dann gleich herum und liess meine Sympathiegefühle Richtung Okular fliegen, denn es zeigte mir eines der Staubbänder, indirekt, aber erstmals sicher. Im gleichen Gesichtsfeld standen beeindruckend M32 und M110. Zählte ich bis dahin noch die Cents zusammen, war spätestens bei h&chi die Kohle wieder drin. Das Teleskop liess sich einfach nicht mehr wegbewegen, zu schön stand da der kleine Fallschirm oder Diamantring, auch im anderen Cluster fanden sich zwei Dreierasterismen, die mir mal in einer Sommernacht aufgefallen waren und danach nie wieder.
    Zurück auf Anfang, oder fast, denn der Rigel zirkelte zwei rote Kreise um die Dreiecksgalaxie, besser, da, wo ich sie vermutete.
    Da war sie dann auch, ebenfalls besser als je zuvor, deutlich konnte ich ihre Asymmetrie erkennen. Die große Austrittspupille scheint schwachen Strukturen durchaus zur Sichtbarkeit zu verhelfen.
    Angespornt wollte ich mich nochmals an Stephans Quintett versuchen, allein, dass es wieder beim Versuch blieb. Jedenfalls, wenn man blickweise Vermutungen nicht gelten lässt. Immerhin, NGC 7331 war einfach und schön. Kein Bedarf bis hier, das Okular zu wechseln. Die Galaxien waren klein, aber gut zu erkennen, während mehrmals Sternschnuppen ihre verblassende Spur durch das große Gesichtsfeld wischten und Wildgänse schnatternd, aber unsichtbar über mich hinwegzogen.
    Im Zickzack schwenkte ich nun, da einige Zeit den Fischen Auftrieb am Himmel verschafft hatte, wieder zu M33, nur um von dort runter zu Messier 74 zu gelangen. Sehr schnell fand sich das Phantom, unweit eines hellen Sternes. Schwach, zeigte die Galaxie dennoch etwas Struktur, die allerdings umhertanzte. Hier kam dann auch das Zoomokular wieder zum Zuge, was jedoch wenig bis keine Verbesserung brachte.
    Von den Fischen zum Walfisch, der scheint am Firmament kein Säugetier sein zu müssen. Immerhin befindet sich im Cetus ein wahrer Plopp von Galaxie, Messier 77. Direkt neben einem kleinen Sternchen erschien sie eher als ovaler, unaufgelöster Kugelsternhaufen, denn als Galaxie.
    Abermals fiel die Wahl auf das Zweizollokular. Fast im gleichen Gesichtsfeld konnte ich noch NGC 1055 entdecken, schwach und klein zwar, aber sicher zu sehen. Sie schien in Nord-Südrichtung elongiert, dessen Richtigkeit gerade die Bildersuche widerlegt hat.
    Erstmals konnte ich auch die Knochenhand im Cirrusnebel ohne Filter sehen, indem ich mangels 2"Filter den 1,25" OIII Filter kurzerhand wie ein Monokel vors zusätzlich bebrillte Auge hielt und nach dem Wow und Boah immermal wegnahm. Da zeigten sich Nebelansätze auch ohne Filter und das war wieder ein Erlebnis, dass ich dem 2" Okular zuschreibe.
    Ein Schwenk über Nordamerikanebel, den ich nicht sah, hin zum Kühlturm, der im reichen Sternenfeld der Milchstrasse leicht zu finden war und, nun hoch genug, M81 und M82, Bodes Galaxie und die Zigarrengalaxie waren noch Okulartestobjekte, da halbwegs gut bekannt.


    Ein Letztes, weil damit erstens meine heutige Liste abgearbeitet war und zweitens so langsam 5 Meter Nebel über mir standen und das Okular meines Suchers immer schneller zutaute, während der Rigel bereits mit Milchglasscheibe zur Dekoration verkommen war.
    NGC 7479, an deren Eindruck ich mich leider nicht mehr erinnere, erreichte ich im Wettlauf gegen den Tau und mein Zeitlimit um Mitternacht zwecks wenigstens sechs Stunden Schlafs.
    Mein Kartenblatt zeichnete einen verlockenden, wenn auch etwas weiten Weg ausgehend vom Füllen und darin Messier 15, den ich hastig bewunderte, über die Pegasussterne Enif, Biham, Homam und Markab. Wobei letztere Sterne bereits als Distanzmarken dienten und bald die Galaxie im Okular stand, wie erwähnt, der Schleier der Müdigkeit und die Fülle der anderen Eindrücke an diesem Abend lassen die Erinnerung nicht zu. Was ich erinnere ist die Freude über die Sichtung und das Gefühl, noch sternensatt um sechs Uhr morgens wieder im Garten zu stehen und mich nun über die Mondsichel mit Venus im vergehenden Nachtblau über dem fahlorangenem Horizont und den schönen Orion zu freuen.


    Schöne Erlebnisse!

  • Hallo Henning
    Das freut mich, dass dir dein neues 2" Okular so viel Freude bereit. Mein Pensum ist heute nicht sehr umfangreich. Ich möchte mir jetzt gleich (04:10 Uhr)mein diesjähriges M 42 "firstlight" gönnen. Meine Blickrichtung ist Süd-Süd/West, und mein Teleskop ist ein Vixen/Tasco Refraktor 90/1000. Okular ist ein TS ED 35mm.
    Weiterhin viel Spaß mit deinem neuen (bleibt bestimmt nicht das einzige 2"er in deinem Bestand) Okular.
    Gruss und k:H., Alexander

  • Hallo Henning,
    schöner lebendiger Bericht, wo man einen guten Eindruck bekommt vom Erscheinungsbild der Objekte.BesondeRe die Schwierigkeiten,Irrungen, Wirrungen bei bei der DS-Beobachtung kommen sehr gut rüber!
    Gefällt mir sehr gut! Gerade die Passage mit den Gänsen und Schnuppen. Danke für die prima MorgenLektüre...
    CS
    Norman

  • Hallo Henning,


    na dann probier doch mal G1 in M31, der KS geht mit 8" bei Bortle 5!
    Um N7331 sind mit 8" und "unseren" Bedingungen (Borle 5) nur noch N7315 und N7320 (hellste GX im Stephan's Quintett) sichtbar.


    Ja an das Pärchen M77/N1055 kann ich mich auch noch erinnern. N1087 geht auch noch mit 8" und steht unweit von den beiden.


    Gruß
    Lothar

  • Hallo Henning,


    ein schöner anschaulicher Bericht, der einen "live" dabei sein lässt, und der mich ...


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> die Andromedagalaxie ... zeigte mir eines der Staubbänder, indirekt, aber erstmals sicher. Im gleichen Gesichtsfeld standen beeindruckend M32 und M110.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    ... nostalgisch nach 1985 zurück versetzt, als ich bei Landhimmel meinen damals neuen 10" Coulter Dobson zum ersten Mal auf M31 gerichtet habe: Bei kleiner Vergrößerung, muss das alte mitgelieferte 27mm Okular gewesen sein; die Galaxie schwebte mit seinen beiden Begleitern so richtig "majestätisch ruhig" im Raum - ich war auch schwer beeindruckt, und später noch so manch andere, denen ich das gezeigt habe [:)].


    Servus
    Ben

  • Da haben wohl die Wartungsarbeiten meine Antwort gefressen.


    Also nochmal,


    Danke an Alle Leser und Kommentatoren für die netten Worte und Anregungen.
    Das macht den Abend immer erst so richtig rund.


    Weiters bin ich angesichts von Saharastaub und iberischen Rauchwolken an unserem Himmel heute froh, die guten Bedingungen am Sonntagabend genutzt zu haben.


    Schöne Grüße,


    Henning

  • Hallo Henning,


    schön daß Du eine gute Einweihung für das neue Okular gehabt hast! Danke für den Bericht!
    Tja gewärmte Okulare ist schon was tolles. Ich hab mich am Samstag ganz schön mit Tauproblemen rumgeplagt. Ich habe zwar eine Lösung (12V Akku und Camping-Fön. Aber es war schon...Arbeit. Naja und das mit den Okularablagen und Kartenhaltern. Ich bin da eher...wuselig, wie so ein Eicchörnchen. Da fehlt mir die Fantasie wie ich das praktisch lösen könnte. Also gratuliere zur Umsetzung!


    Tja 36mm in 2", macht schon was her. Ich bin sogar so unvernünftig und nutze ein 37mm. Aber für manche Dinge ist es einfach der Hit, ein 2,7 Grad Gesichtsfeld zu haben. Der Himmel muss dafür natürlich sehr gut sein. Sonst ist es tatsächlich rausgeworfenens Geld bei den Newtons üblicher f/Zahl.


    Und zum Filter vors Auge halten. Kenne ich auch mit dem 1,25" OIII (war zu sparsam gleich auf 2" zu gehen). Das ist ein fauler Kompromiss/Notlösung. Erwarte eine noch signifikante Steigerung wenn mal ein richtiger 2" Filter am anderen ende im Oku steckt.
    Wenn Du gar bastelbegabt bist, als Filterschiebr?


    CS weiterhin,
    Walter

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: lots</i>
    <br />Hallo Henning,


    na dann probier doch mal G1 in M31.
    Ja an das Pärchen M77/N1055 kann ich mich auch noch erinnern.


    Gruß
    Lothar
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Lothar,


    G1 habe ich sogar gesucht, leider hatte ich keine genaue Vorstellung von dessen Größe und Position. Steht auf der Liste.
    Zu M77 und NGC 1055 ist mir die ganzen Tage schon durch den Kopf gegngen, dass die im 2" Okular eigentlich zusammen hätten sichtbar sein sollen. Laut Stellarium sind die das auch, also muss ich da schlichtweg das Zoom drin gehabt haben. Solche Fehler kommen mir immer mal unter, wenn die Nacht lang ist.
    Danke für die Anregungen, NGC 1087 ist auf meiner Liste.
    CS,


    Henning

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: stardust3</i>
    <br />Hallo Henning,


    das mit den Okularablagen und Kartenhaltern. Ich bin da eher...wuselig, wie so ein Eicchörnchen.


    Tja 36mm in 2", macht schon was her. Ich bin sogar so unvernünftig und nutze ein 37mm. Aber für manche Dinge ist es einfach der Hit, ein 2,7 Grad Gesichtsfeld zu haben. Der Himmel muss dafür natürlich sehr gut sein. Sonst ist es tatsächlich rausgeworfenens Geld bei den Newtons üblicher f/Zahl.


    Wenn Du gar bastelbegabt bist, als Filterschiebr?


    CS weiterhin,
    Walter
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Walter,


    Ich sehe den Tag (also die Nacht) kommen, an dem ich mich selbst auch noch auf die Rockerbox setze. Bei meinem Fernglassessel ist das ja praktisch schon geschehen.


    Mit dem Okular wollte ich ans Limit gehen. Tatsächlich war das ja nichtmal die dunkelste Nacht an meinem Standort und ich denke 6mm AP sind für mich Mitdreissiger ganz passig.


    Filterschieber brauchen erstmal Filter. Ich liebäugele (ha!) mit dem 2" Astronomik OIII, weil ich den 1,25" OIII von Baader habe und gespannt auf den Unterschied bin.
    Keine Ahnung habe ich allerdings, wie ich einen Schieber realisieren soll. Der muss doch mit dem OAZ Tubus mitwandern oder voll im Strahlengang des Hauptspiegels hängen. Ist ein extra Thema. Gut, dass die bei unserem Hobby niemals ausgehen.


    CS,


    Henning

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