Filter

  • Hallo zusammen,


    Aufgrund der Laternen in näherer Umgebung ist meine Sicht auf DSO mit einem 10Zoll Dobson eingeschränkt. Daher wollte ich mir einen Filter besorgen, jedoch weiß ich nicht welcher sich dafür am besten eignet. Könnt ihr mir da vielleicht ein paar Tipps und/oder Erfahrungsberichte geben?
    Und was sind die wesentlichen Unterschiede zwischen einem UHC und einem OIII Filter?


    LG
    Oliver

  • Hi Oliver,


    der Unterschied- der OIII Filter ist ein Linienfilter, also mit einem sehr engen Durchlassbereich.


    http://www.astroamateur.de/filter/oiii.html


    Der UHC ist ein schmaler Bandfilter, er lässt die OIII-Linien durch und zusätzlich noch die h-beta Linie und meist auch den h-alpha Bereich.


    http://www.astroamateur.de/filter/uhc.html


    Wichtig bei beiden, der Durchlassbereich soll möglichst eng sein, je breiter desto mehr unerwünschtes Störlicht kommt durch. Und der Durchlassbereich muss natürlich die gewünschte Linie auch mit möglichst hoher Transmission treffen.


    Gerade das tun viele der günstigen Labelfilter nicht und daher sollte man von denen die Finger lassen.


    Damit bleibt aktuell fast nur ein Hersteller übrig- also egal ob UHC oder OIII- nimm einen von Astronomik. [:)] Vorzugsweise auch in 2", dann kannst du ihn auch für großflächige Nebelstrukturen mit einem 2" Übersichtsokular benutzen.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo,


    Danke für die schnelle Antwort [:)]
    Also könnte man sagen, dass ein OIII Filter insgesamt eine bessere Wahl wäre, da er noch weniger Licht durchlässt als ein UHC?

  • Hallo Oliver!
    Das ist im Prinzip richtig, aber ein [OIII] Filter wirkt natürlich nur an Nebeln
    die hauptsächlich [OIII] emittieren. Das ist bei vielen Nebeln, aber nicht allen, der Fall. Bei Kontiniumsstrahlern wie Galaxien oder Sternhaufen bringt der Filter nichts.
    Da wäre event. ein Breitbandfilter sinnvoller.
    Gruß und CS Christoph

  • Hallo Oliver,


    zum Unterschied O-III und UHC sieh dir mal http://astro-okulare.de/nebelliste.htm an.


    Da du im Eröffnungsposting nach einem Lichtverschmutzungsfilter für DSO gefragt hast, wäre ein Nebelfilter Unsinn, denn das ist bei allen Objekten ausser Emissionsnebeln kontraproduktiv. Ein Universalfilter für alle Objekttypen wäre ein CLS- oder LPR-Filter. Die dämpfen vor allem die Natrium- und Quecksilberlinien, also typische Strassenbeleuchtung. Mit zunehmenden Einsatz von Weisslicht-LED-Lampen werden solche Filter aber immer unwirksamer.


    Gruss Heinz

  • Hi Oliver,
    wenn Laternen stören gibt es grundsätzlich zwei Filterstrategien.


    Entweder man besorgt sich Filter, die nur die Wellenlängen durchlassen, welche die Himmelsobjekte haben oder man nimmt einen Filter, der genau die Wellenlänge der Straßenlampen blockiert.


    Beides geht naturlich nur unter bestimmten Voraussetzungen, nämlich, dass die Himmelsobjekte nur auf wenigen (oder gar nur einer) Wellenlänge Licht abstrahlen bzw. die Straßenlaterne dies auch tut ... (natürlich eine andere Wellenlänge).


    Wo und wann ist das der Fall?
    Am Himmel sind (nur) planetarische Nebel wirklich schmalbandig, überwiegend Wasserstoff (Balmer-Linien, insb. H-Alpha, was vom nachtadaptierten Auge leider nicht wahrgenommen wird) und Sauerstoff (O-III-Linie) sowie Helium sind hell. Daneben gibt es noch eine Handvoll weiterer Linien, die aber idR. weniger hell sind, meist weil die chemischen Elemente seltener im Nebel vertreten sind oder der Schwerpunkt im nicht-sichtbaren Licht liegt.


    Kugelsternhaufen, offene Sternhaufen und Galaxien strahlen breitbandig auf allen Wellenlängen, ein Filter macht sie deshalb einfach nur dunkler ohne den Kontrast im Okular zu verbessern. Bei Reflexionsnebeln oder Emissionsnebeln kommt es auf den Einzelfall an, ob die Lichtquelle aus ionisierten Gasen (Plasma, mit speziellen Linien, auf denen die Elektronenübergänge Licht abgeben) oder per Hitze (Sonnenoberflächen, Reibungshitze) entstammt. Das strahlt dann breitbandig auf allen Wellenlängen.


    O-III lässt insgesamt weniger Linien durch als UHC. Vergleich doch mal die Filter-Spektren der verschiedenen Filter. Z.B. hier: http://www.astroamateur.de/filter/



    Straßenlaternen sind insbesondere dann schmalbandig, wenn es sich um Quecksilberdampf und Natriumdampf-Lampen handelt. Es gibt sog. Sky-Glow-Filter, die genau deren Linien filtern. Glühlampen und LED-Lampen sind leider "breitbandig" und lassen sich so nicht filtern.


    Insofern gibt es keine einfach Antwort auf Deine Eingangsfrage.


    Worauf muss man bei einem O-III-Filter achten?
    Die Filterkurve sollte möglichst steile Flanken haben. Der Durchlassbereich möglichst nahe bei 100% Transparenz, der blockierte Bereich möglichst nahe bei 0% sein. Selbstverständlich sollte der Durchlassbereich auch die passende Linie "treffen" und nicht "daneben" liegen. (Ein Problem bei No-Name-Produkten, weil die Herstellung gar nicht so einfach ist.)
    Dazu kommen saubere mechanische Verarbeitung, entspiegelte Glasoberfläche, planparalleles Glas (damit keine Lichtbrechung wie am Prisma auftritt) und so ein Filter sollte die Größe nicht durch einen dicken Rand unnötig verkleinern, sonst vignettiert es bei kleinen Vergrößerungen.


    Bekannte Qualitätsmarken sind u.a. Astronomik und Baader.


    Die Liste an Argumenten und Hintergründen geben jetzt nur einen kurzen Abriss ab und sind nicht vollständig. Dafür ist das Thema zu komplex. Es gibt aber Praktiker-Lösungen, sprich Listen/Datenbanken, in denen steht, welches Himmelsobjekt mit welchem Filter am Besten zu sehen ist. Z.B. http://www.astro-okulare.de/nebelliste.htm


    PS:
    Nicht alle Augen sind gleich. Manche sehen am Rande der sichtbaren Wellenlängen mehr als andere. Ich z.B. tue mich schwer, tagsüber mit einem Kalziumfilter irgendwas auf der Sonne zu erkennen, weil das von meinen Augen als UV-Licht nicht mehr wahrgenommen wird. Für andere ist das noch sichtbares violett.


    PPS:
    Bei H-Alpha (656,3 nm Wellenlänge) z.B. am M42 (Orion) hilft "Masse statt Klasse" [;)], sprich ein supergroßer Dobson. Der bringt so viel Licht, dass die tagaktiven Farbsehzellen (Zäpfchen) aktiv werden und man damit das "rote" H-Alpha-Licht dann doch noch nachts sieht. siehe dazu https://de.wikipedia.org/wiki/V-Lambda-Kurve


    PPPS:
    Wenn sich Himmelsobjekte relativ zur Erde bewegen (auf sie zu, von ihr weg), dann verschieben sich maßgebliche Wellenlängen etwas aufgrund des Dopplereffekts. So kann es passieren, dass Filter unterschiedlicher Hersteller an verschieden Objekten subjektiv mal besser oder schlechter abschneiden.

  • Hi Oliver,


    von dem CLS würde ich eher abraten, das Störlicht stammt ja zu einem guten Teil auch aus Weißlichtquellen und da hilft das Ding nüscht.


    Er zeigt dir von den Nebelobjekten noch längst nicht das, was ein OIII oder UHC könnte- weil eben noch zu viel Fremdlicht durchgelassen wird.


    Und bei den schwachen Galaxien nimmt der CLS zwar einen Teil des Störlichts weg, aber genau der Anteil fehlt dir dann natürlich auch am Licht des Objekts.


    CLS und/oder UHC-S oder wie sie alle heißen funktionieren fotografisch halbwegs, da kann man dann per Bildnachverarbeitung noch was verbessern.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo,
    Vielen Dank für die ausführlichen Antworten. Ich werde mir die von euch geschickte Tabelle mal genauer anschauen und mich dann für einen UHC bzw. OIII Filter entscheiden.


    LG
    Oliver

  • Und welchen Filter würdtet ihr jetzt für 100 bis 200 Euro empfehlen wenn man Nebel, Galxien besser sehen möchte?

    Ausrüstung


    Teleskop: SkyWatcher EvoStar 72ED; SkyWatcher Explorer 150/750

    Montierung: SkyWatcher NEQ-5 GoTo SynScan

    Kamera: Canon EOS 1000D(a)

    Autoguider: ASI 120MM

    Programme: DeepSkyStacker, Fitswork, Photoshop ----> diverse PlugIns, Lightroom

    Sonstiges: Raspberry Pi 4B, diverse Kabel & Bücher, Tablet, Bahtinov Maske, Sonnenfilter

  • Hallo Menemey,


    wie eigentlich schon geschrieben:
    Für O-III-Nebel einen O-III-Filterr, für Emissionsebel einen UHC-Filter und für Galaxien einen CLS- bzw. LPR-Filter. [;)]
    Je universeller ein Filter sein soll, um so gerimger fällt die spezifiche Wirkung aus.

  • Ich würde mit einem Astronimik-OIII Filter anfangen. Du hast 10", dann sollte der Filter in 2" gekauft werden. Schau doch mal, ob Deine Reduzierhülse für die 1,25"-Okulare auf der Teleskopseite ein 2"-Filtergewinde hat. Das ist leider nicht selbstverständlich.
    Ansonsten gleich einen Reduzieradapter (mit Filtergewinde) mitkaufen. So passt der Filter zu allen Okularen.


    Für mich ist der OIII-Filter der wichtigste, danach erst kommt mit Abstand der UHC-Filter. Mit den CLS-Filtern habe ich keine Erfahrung, da ich es faktisch aufgegeben habe, von meiner Wohnung (Stadtmitte Hannover) aus zu beobachten. Das macht nicht wirklich Spaß und so habe ich den erst gar nicht gekauft.

  • Also, bei Galaxien hilft eigentlich nur raus aufs dunkle Land fahren.
    Und das gilt um so mehr, je größer das Teleskop ist.


    Ich würde mich stadtnah lieber auf Objekte beschränken, bei denen man hoch vergrößern kann/muss, und Nebel, die gut auf OIII Filter ansprechen. Das ist auch der Filter, den ich zum Einstieg am 10-Zöller empfehlen würde.


    Zusätzlich ist es sinnvoll, direkten Lichteinfall ins Teleskop durch alle erdenklichen Maßnahmen zu verhindern. Ein schwarzes Tuch über dem Kopf wie ganz früher die Fotografen mit Platenkameras sieht zwar komplett bescheuert aus, kann die Wahrnehmung aber deutlich0 verbessern. Gerade wenn man den OIII-Filter benutzt, wird das Bild ja nicht heller, sondern wesentlich dunkler. Dann stört die Umgebungshelligkeit den Beobachter noch viel mehr als ohne Filter!


    Gruß,
    Martin

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Skyline</i>
    <br />Hallo zusammen,


    Aufgrund der Laternen in näherer Umgebung ist meine Sicht auf DSO mit einem 10Zoll Dobson eingeschränkt. Daher wollte ich mir einen Filter besorgen, jedoch weiß ich nicht welcher sich dafür am besten eignet. Könnt ihr mir da vielleicht ein paar Tipps und/oder Erfahrungsberichte geben?
    Und was sind die wesentlichen Unterschiede zwischen einem UHC und einem OIII Filter?


    LG
    Oliver




    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"><font face="Arial"></font id="Arial"><font face="Century Gothic"></font id="Century Gothic"><font face="Andale Mono"></font id="Andale Mono"><font size="1"></font id="size1">

  • Hallo!


    Noch zum Thema "Filter für Kontinuumstrahler?" (wie z.B. Sternhaufen und Galaxien):


    Ich benutze hier am Großstadtrand (fst typischerweise um 5.0mag) einen Lumicon Deep-Sky-Filter der ersten Generation. Ich halte solche Filter durchaus für sinnvoll, gerade wenn man nahe einer Stadt wohnt oder nur eher selten mal rausfahren kann. Wie gut der Filter arbeitet, hängt davon ab, durch welches Licht der Himmel aufgehellt wird. Eine Kontrasterhöhung ist aber stets spürbar, zum Teil sogar recht deutlich. Bei Na-Dampflampen sind die Ergebnisse teilweise überraschend gut. Einen optimalen Sternenhimmel kann ein solcher Filter natürlich nicht ersetzen.


    Ein Beispiel möge "Andromeda´s Globular" G1 sein. Bei fst=4.9m(!) konnte ich ihn mit 12,5" mit dem Lumicon Deep-Sky deutlich direkt sehen (V=300x). Das Stadtzentrum ist dabei nur etwa 2km entfernt. Ohne Filter ist G1 unter einem dunklen Himmel dagegen auch mit 10" ein einfaches Objekt.


    Salü, Volker.

    Deep Sky visuell, Mond und Sonne im Weißlicht mit 10" f/5 Dobson auf Selbstbau Birke-Multiplex  :dizzy:

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