M51 kurz belichtet, damals und heute

  • Hallo Forum,
    im Sommerloch sind mir doch tatsächlich die Bilder zum Bearbeiten ausgegangen. Bei M51 wollte ich eigentlich noch Farbe nachlegen und bei gutem Seeing mal nur den Galaxienkern belichten. Aus meiner Sicht reichen die Farbdaten aber schon aus und die Wolken vor dem Galaxienkern abzubilden ist ein eigenes Projekt, also habe ich M51 fertig gemacht:



    Den Link für die große Version liefere ich zeitnah nach.


    21000 mal 2 Sek. wurde mit der ASI_178_MM für die Luminanz belichtet. Für die Farbe weniger als 10% davon mit der ASI_178_MC. Das Teleskop war ein C11 bei ca. 1400 mm Brennweite. Ziel war es natürlich, wie immer, ein möglichst scharfes Bild zu erstellen bei zumindest moderater Tiefe, denn mein Himmel gibt in dieser Hinsicht nicht so viel her. Belichtet habe ich immer dann, wenn ich glaubte bzw. sah, dass das Seeing gut ist. Am Ende habe ich dann die Teilstacks verglichen und es gab noch deutliche Unterschiede zw. "gut" und "sehr gut".


    M51 war das erste Objekt, das ich im April 2009 fokal belichtete. Damals mit DSLR durch ein C8 bei 1400 mm Brennweite, ca. 6 Std.) Ich weiß noch sehr gut wie happy ich damals war, dass das geklappt hat und die Sterne rund blieben. Meine GP-DX konnte nur die RA-Achse motorisch bewegen und von Guiding hatte ich noch nie gehört. Deshalb belichtete ich "nur" 30 Sek. lange Einzelbilder. Ich habe das Foto noch einmal heraus geholt.


    Dass es zu hell ist, die Farbe nicht stimmt und die Sterne gar keine Farben haben, das hat mir damals niemand gesagt. Auf die Kupferdrähte, die ich vor die Schmidtplatte gespannt hatte um schöne Spikes zu bekommen habe ich dann von alleine verzichtet ;)


    Natürlich habe ich über die Jahre gelernt die Bilder besser zu bearbeiten, aber ich behaupte mal, dass das nicht den Ausschlag gegeben hat. Die Bedingungen und die Geräte sind ja im Groben ähnlich und bei erneuter Durchsicht der Einzelbilder stellte ich fest, dass ein 30 s Bild weniger tief war, als ein 2 s Bild heute. Die Entwicklung der Kameratechnik scheint also einen sehr großen Einfluss gehabt zu haben.


    Natürlich habe ich mich gefreut, dass heute so viele Details zu erkennen sind. Die Tiefe mit knapp 22mag ist auch gar nicht übel. Freunde haben schon angekündigt, dass sie das Bild als Poster in ihren Flur hängen wollen, eine Ehre für mich.
    Aber die Freude und Begeisterung, die ich damals verspürte bleibt unübertroffen. Für mich ist das ein ganz wesentlicher Punkt meines Hobbies, dass nämlich die Freude nichts mit Öffnung, Tiefe oder Schärfe zu tun hat. Sie ist wie ein scheues Tier, das sich irgendwo dazwischen bewegt und nur selten in voller Größe zu sehen ist.
    Herzliche astro-philosophische Grüße von,
    ralf

  • Hallo Ralf
    Hammer Bild !
    Deine Kurzbelichtungen zaubern immer wieder tolle Feinheiten in die Bilder.
    21000 Bilder ist a er auch ne krasse Sache.
    Ich habs ja auch schon versucht mit 1-2sek zu belichten, aber mir fehlt noch das Vertrauen das am Ende was Ordentliches heraus kommt.
    2Fragen hätte ich aber...wie hoch hast du den Gain...und wie schaut ein Einzelbild aus.
    Beste Grüße
    Andreas

  • wow.. wirklich sehr beeindruckend. Ich hab noch eine QHY6 ccd. Welches Programm nutzt du für die Aufnahmen und welches für die stacks...
    lerne gerne wieder dazu.
    maTz

  • Nabend Ralf,


    huiiiii. Jetz' sag' doch mal selber: Der Wirlpool ist der Hammer oder? :)


    Was hast Du für Gain- und Offseteinstellungen benutzt? Würde mich brennend interessieren, da ich die 178er ja auch in meinem Arsenal habe.



    VG, Hannes

  • Hallo Ralf,


    tolle Details, die du das aus den zwei Kernen hervorgezaubert hast! Für meinen Geschmack dürfte es aber noch ein bisschen mehr Farbe sein. :) Aber 21.000 Einzelbilder? Puh! Womit stackst du diese denn und wie lang braucht da dein armer Rechner?

  • Hallo Ralf,


    Deine Rechnung ist wieder aufgegangen! Um einen entsprechenden Vergleich zu haben, war ich etwas fies, und habe mir dazu eine Referenzaufnahme vom Capella-Observatorium in Griechenland angeschaut (http://www.capella-observatory…laxies/M51Secondary.htm): Klar, dort ist noch mehr zu sehen, auch die Farben sind anders. Aber wenn es um die Schärfe in den Details, vor allem in dem Begleiter von M 51 geht, dann schrumpft der Unterschied mächtig zusammen, und das unter unserem Himmel in Deutschland, dazu sind die Setups nicht zu vergleichen. Das geht wohl nur mit Deiner Technik..., fantastisch! Was wäre da in Griechenland noch möglich? Der Vergleich zu der älteren Aufnahme spricht Bände und der Fortschritt Deiner Arbeit für sich. Ganz großes Kino, danke fürs Zeigen!


    Grüße
    Christian

  • Hallo, Ralf,


    auch von mir größten Respekt vor Deiner Leistung und dem Aufwand, den Du dafür treiben musstest![8D]
    Klasse Aufnahme mit für Deinen Beobachtungsstandort extrem guter Auflösung, und ...sehr gut geschärft!
    Ich war ebenfalls mal so neugierig und habe Dein Bild mit einer Aufnahme von Tommy Nawratil verglichen, aufgenommen vor kurzem mit einem 10" Newton. Deine Sterne sind viel kleiner (punktförmige Objekte), Tommy"s Farben und flächenförmige Objekte (HA-Gebiete, etc.) sind da deutlicher und stärker dargestellt; in der Tiefe seid Ihr etwa gleich. Man muss natürlich berücksichtigen, dass Tommy in den klaren österreichischen Bergen aufgenommen hat, Du am Niederrhein mit doch sicher schlechteren Seeing. Deshalb: Ganz toll gemacht!!


    viele Grüße und häufiger klaren Himmel
    Andreas

  • Hallo Ralf,
    du machst mich fertig... Das nenn ich mal ne scharfe M51 Galaxie. Sowas bei 1400mm abzuliefern ist keine Selbstverständlichkeit und verdient größten Respekt.


    Viele Grüße
    Markus

  • Servus Ralf,


    wie immer bei Deinen Kurzbelichtungsorgien ein Augenschmaus!


    Wie würde Dein Bild wohl ausschauen, wenn Du auch einen Dunkeln Himmel zur Verfügung hättest??


    lg aus Tirol
    tom

  • Hallo Ralf,


    daß das Bild Klasse ist, brauche ich nicht zu wiederholen.
    Als quasi "Frischling" würde es mich interessieren wie Du das hingekriegt hast. Hast Du "lucky imaging"-mäßig nur die besten Bilder gestackt oder alle genommen? Wie hast Du die ausgewählt? Mit was? Wahrscheinlich hast Du Dir nicht 21000 Bilder einzeln angeschaut. Und welches Programm stackt zigtausend Bilder auf einmal? Das müßen ja zig-Gigabyte an Daten gewesen sein.
    Ich habe selbst die Asi178MM, aber daß da in nur zwei Sekunden noch soviel Detail rauszuholen ist, erstaunt mich schon. Wie sah beim Einzelbild denn das Histogramm aus? Da muß ja nur im ganz unteren Bereich etwas gewesen sein.
    Sorry für die vielen Fragen. Allen anderen ist das hier vielleicht klar. Ich bin schon froh, wenn Du mir etwas davon beantwortest.


    Gruß


    Heiko

  • Hallo,
    wow, das ist ja mal eine Reaktion, ich bin total begeistert, Danke. Man soll sich ja nicht vom Lob anderer Leute abhängig machen, aber schön ist es doch :)


    ich versuche mal die Fragen gesammelt zu beantworten.
    Als erstes ein Einzelbild:



    Ich habe es auf 800 Px Breite reduziert und Hotpixel und ein spezielles Rauschen (ich glaube das heißt Telegraph-Noise) in PS reduziert. Das Gain war ganz aufgedreht (510). ich glaube aber dass das nicht wirklich wichtig ist. Angeblich soll es eine optimale Gain Einstellung geben, ich habe Tests gemacht und keinen sehbaren Unterschied festgestellt zu z.B. 50% Gain.
    Hier allerdings habe ich mich doch geärgert, denn das Zentrum von M51 läuft schon in die Sättigung, das hätte ich gerne mit niedrigerem Gain verhindert, in der Hoffnung da noch Wolken direkt vorm Kern sichtbar machen zu können.
    Das Aufnahmeprogramm ist SharpCap (eigentlich ist FireCapture besser finde ich) aber für meine Zwecke reicht es. Die Stackingsoftware ist Autostakkert. Diese SW entwickelt sich immer mehr auch zu einer Deep-Sky-SW. Ein einzelner Stack von 1000 mal 2 s dauert keine 10 min. (Dank SSD) sonst entsprechend länger. Unterteilen in 1000er Schritte mache ich um besser vergleichen zu können. Außerdem brauche ich nur wenige Darks. Ich mache 100 Stk., das reicht dann für einige Filme. Ändert sich die Temperatur mache ich zwischendurch noch weitere. Flats mache ich keine.
    Die Verwendungsrate ist normal 100%. Die SW schafft es nicht(oder ich kann es nicht) sauber die Qualität zu sortieren. Einzelne Frames sortiere ich aus, nutze ich Sigma-Clipping, dann 100%. Sortieren tue ich dann aber nach einer Teilbearbeitung. Alle Stacks werden gleich vorgeschärft und danach kann man sehr schön Unterschiede sehen. Beim Zusammenfügen gewichte ich dann nach Schärfe. Meist gibt es nur 2 Möglichkeiten. 50/50 oder 33/67.
    Die 178er-Asi hat extrem kleine Pixel (2,45µm) bei 1400 mm bin ich schon in der leeren Vergrößerung. Ich denke 1000 mm wäre optimal.
    Der Aufwand hört sich tatsächlich sehr hoch an, aber ich empfinde es eher umgekehrt. Ich habe keinen Ausschuss, kann nicht über Guidingkabel fallen;-) setzte mich hin und sehe immer was gerade passiert. Zugegeben, die Datenmengen sind hoch, aber sonst? Ob ich 30 Bilder stacke oder 1000 macht nur einen kleinen Zeitunterschied. Die Bearbeitung danach ist im Grunde gleich, ich muss nur stärker an den Reglern drehen. Allerding muss man auch ein bisschen Spaß an der Bildbearbeitung haben und klar, die Gesamtbelichtungszeit verlängert sich ein bisschen.(aber nicht viel)
    Ja, die Farben sind etwas "relativ" ich wundere mich auch, warum ich keine roten HII Gebiete abgebildet habe. Vielleicht habe ich mich auch an Bilder gewöhnt, wo immer ein bisschen H(a) zugemischt wurde. Keine Ahnung. allerdings ist es etwas zu blau geraten. Man sollte eben nicht bei Glühlampenlicht den letzten Feinschliff machen;-).
    Und was ich unter dunklerem Himmel erreichen könnte? Vermutlich gar nicht so viel mehr, denn ganz wichtig ist, dass in der Einzelaufnahme der Hintergrund ein wenig Zeichnung haben muss. Bei mir ist das nach 2 s der Fall. Wäre es dunkler, dann müsste ich eine Einzelaufnahme länger belichten und damit hätte ich meinen "Vorteil" verspielt. Gegen einen dunkleren Himmel hätte ich aber auch nicht einzuwenden.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Ralf.


    Erstmal danke für die ausführliche Beschreibung bei Deinem Vorgehen. Soweit ich informiert bin ist die Asi 178 "isolos", das würde sich mit Deiner Erfahrung decken bzgl. Einstellung des Gains. Die Frage, die sich mir noch stellt: Wie entsprechend stellst Du denn den Offset ein? Einfach irgendwie, dass das Sub brauchbar aussieht? Hört sich blöd an ... weiß ich :)
    Ditherst Du? Falls ja, nach jedem x-ten Bild?


    Das ist eine echt interessante Technik, die Du da betreibst. Und Du benutzt auch keine Filter oder? Muss ich auch mal austesten -- das reizt mich volle Kanne.



    VG, Hannes

  • Hallo Hannes,
    also erst einmal finde ich es das beste Lob, das ich kriegen kann, wenn ich jemanden dazu bewegen kann es selber einmal zu versuchen.
    Für mich stellt sich das so dar. ISO ist gleich Gain, ist also Verstärkung des Signals. Das Signal-Rausch-Verhältnis bleibt aber gleich, bzw. ähnlich, deshalb hat man da größere Toleranzen. Was du mit Offset meinst weiß ich nicht. Gamma belasse ich auf 50%. Es gibt auch noch eine Einstellung zur Bildhelligkeit, diese habe ich auch recht hoch, damit ich im Livebild etwas sehe. Auf das Endergebnis hat das aber sicher keine Bedeutung.
    das mit den Filtern habe ich auch getestet. IR Sperrfilter gilt ja als "muss", aber zumindest bei meinem Reducer kann ich keine Verschlechterung ohne Filter erkennen. Ist vllt. auch für IR korrigiert. Anders sieht es bei meinem 0,33 Reducer aus. Hier gehen blau und rot (und sicher auch IR) schnell fliegen.
    Bei extrem hellen Objekten nutze ich oft einen Rotfilter, weil das Seeing dann besser ist...wie bei Planeten üblich.
    Viele Grüße,
    ralf
    Übrigens, Nachteile gibt es natürlich auch, gerade weil du es bist. Bei Schmalbandaufnahmen wäre die Einzelbelichtung auch zu lange, als das man einen Vorteil davon hätte.
    Gruß,
    ralf

  • Hallo Ralf,
    was für ein Bild ! Und wohl Neuland für die Strategie "Kurzzeitbelichtung" - an Galaxien haben wir das noch nicht gesehen. Bisher dachte ich, nur mit den planetarischen Nebeln ein paar schöne Objekte dafür zu haben, und siehe da - Galaxien können auch ein Ziel sein ;)
    Gruß Lars

  • Hallo Ralf,


    ist ja der Wahnsinn, dein M51. Mit der Aufnahmetechnik muss ich mich in den Wintermonaten unbedingt auch mehr beschäftigen!


    Offset, ja sag bloss, du hast die Anleitung nicht gelesen? ;) "This is an offset value added to the output data to avoid any data negative. You may need to turn it up for DSO imaging." Wobei ich gerne wüsste, wie es ohne Offset zu negativen Werten kommen kann.


    Wenn man den ASCOM-Treiber verwendet, wird der Offset anscheinend automatisch gesetzt (?): Cooled ASI camera setting in ASCOM driver


    Gruß und "immer weiter so!",
    Michael

  • Hallo Lars,
    na ja, die Kamera weiß ja nicht, was gerade ihre Sensoren füllt. Es ist nur so, dass je heller ein Objekt ist um so kürzer kann die B-Zeit sein (auf maximale Tiefe verzichtet man ja dann) und um so schärfer kann (nicht muss) das Bild werden.


    Hallo Michael,
    jetzt hast du mich gestern echt verwirrt und ich habe nach den Offset Einstellungen gesucht.(aber keine gefunden).Ich denke, dass die Kamera das automatisch macht.
    Trotzdem war dein Hinweis sehr, sehr gut. Es ist nämlich so, dass u.U. die Darks nicht zu den Lights passen, wenn ich das Programm und/oder die Kamera neu starte. Insbesondere dann, wenn diese bei Auf-oder Abbau mal kurz ins "Licht geguckt" hat. Das wäre eine gute Erklärung dafür. Aus diesem Grund mache ich die Darks immer direkt nach den Light ohne neu zu starten.
    Danke und Gruß,
    ralf

  • Moin,


    vielleicht ist ja "Gamma" in SharpCap gleich Offset (benutze ja APT in Verbindung mit dem Asi Ascomtreiber). Ja, schätze auch, dass es bei der 178 egal ist wie hoch der Gain steht, das meinte ich mit isolos. Schätze auch, dass es mit Schmalband bei der arg kurzen Belichtung nicht funktioniert, vermutlich kaum Nutzsignal drauf.


    Wie schon gesagt -- Dein Ergebnis haut mich aus den Socken und vielleicht ist das ja mal auch hier in der Lichtpampe eine bessere Technik. Und ich könnte auf CLS-Filter und wie sie alle heissen bei RGB verzichten.


    (==>)Michael: Der Offset wird unter Ascom in so fern automatisch gesetzt, wenn man ein Preset auswählt. Man kann ihn aber auch manuell verstellen. Da Asi einen Treiber für alle Kameramodelle hat, sind die drei Presets auch immer gleich, egal welche Kamera gerade dran hängt.



    VG, Hannes

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