abgefallende Kante oder zurückgebliebener Rand

  • Hallo,


    hier wieder einmal ein altes Thema. Abgesunkene Kante oder zurückgebliebener Rand. Stathis, mit dem ich vorher Kontakt aufgenommen habe, gab mir den Rat dieses Thema im Forum zu öffen.
    Ich bin Ferry und komme aus Paderborn. Ich bin in der Volkssternwarte Paderborn organisiert aber dieser Spiegel ist ein privates Vergnügen und soll ein Geschenk werden. Mein Freund Thomas ist nicht unerfahren im Spiegel fertigen. Aber hier haben wir jetzt ein Interpretationsproblem.


    Zu den Fakten:
    Der Spiegel hat einen Durchmesser von 6 Zoll und wird eine Brennweite von ca.867 mm haben.


    Beim Polieren stellten wir fest, daß der Rand einfach nicht mitkommt. Die Mitte sah schon recht gut aus, aber der Rand wurde nicht poliert.
    Daraufhin polierten wir mit langsamen kurzen W-förmigen Strichen damit wir keine agefallene Kante bekommen. Der Erfolg war mäßig und die Form des Restes wurde schlechter. Wir änderten darauf das Polierverhalten auf schneller und wieder W-förmigen Strichen mit etwas Überhang. Nun kam zwar der Rand etwas mit, aber wir sind nun an einem Punkt wo uns die Interpretation ausgeht und würden gern Eure Meinung dazu wissen, und natürlich Tips für das weitere Vorgehen, bevor wie wieder das Schleifen anfangen müssen.


    Für eine Hilfe wäre ich Euch dankbar.


    CS
    Ferry
    Im Bilderanhang Focaulttest: Intra-,Fokal, und Extrafokal und das Tool



    Intrafokal



    Fokal



    Extrafokal



    Das Tool

  • Servus Ferry,


    Zum Schleifen muss man eigentlich sehr selten zurück gehen.


    Was man rein poliert hat, kann man meistens auch wieder raus polieren.


    Mir persönlich ist es mittlerweile am liebsten mit zentralen Strichen und drehen des Tools oder Spiegels beim Strich zu arbeiten.
    Damit erreiche ich wenigstens Rotationssymmetrie.


    Meine Spezialität ist eine Form wie bei dir.
    Ich nenne es Mexikanerhut.
    Immer wieder mein Resultat aus viel zu kurzen Strichen wegen Angst vor abgesunkener Kannte.


    Bei deinem Spiegel erkenne ich einen ungleichmäßigen Randabtrag.
    Der Astigmatismus ist jetzt schon sehr ausgeprägt.
    Kneif mal die Augen etwas zusammen wenn du den Rand am unteren linken Bereich ins Auge fasst.


    Ist aber kein Problem wenn du mal Zentrale Arbeitsweise probieren willst.
    Wie gesagt drehen beim Zentralen Strich, so dass effektiv der Rand mehr Bewegung macht als die Mitte.
    Damit kannst du den Spiegel auch gut nur oben laufen lassen.
    Wenn der ungleichmäßige Randabtrag dann verschwunden ist kannst du ans Formen gehen.


    Einen Mexikannerhut hast du schnell aufgelöst.
    Aber rotationssymmetrisch sollte er sein.


    Viele Grüße,
    Otto

  • Übrigens habe ich die Erfahrung gemacht das es die Kante mehr gefährdet wenn der Berg in der Mitte zu hoch wird.


    Darum trage ich den immer wieder mal etwas beherzter ab mit rosettenförmigen Strichen.
    Also ein langgezogenes O aber nicht nur in einer Richtung, sondern wie ein Ziffernblatt von 12:00 uhr auf 6:00 Uhr und dann immer um 5 Minuten weiter.
    So wird das Tool gleichmäßig geformt und den Spiegel drehst du dabei natürlich während des Striches sowieso.


    Wenn der Spiegel am Anfang schwer läuft ist das normal, weil der Berg erst mal durch das Pech pflügt.
    Der Abtrag ist aber schnell erledigt und zwar merkst du das wenn der Spiegel anfängt leicht zu laufen.


    Wenn du den Berg abgetragen hast kannst du Tool oben wieder Zentrale Striche machen, aber mit etwas mehr Überhang damit der Rand hinterher kommt.


    Die Kante wird dabei geringfügig eine aufs Dach bekommen aber die ist auch gleich wieder gerichtet.


    Macht aber erst Sinn wenn der Rand angepasst ist.


    Die Kante machst du dann einfach mit Spiegel oben und Viertel strichen wieder scharf.


    Aber das kommt erst zum Schluss.
    Damit wird dann nämlich innerhalb der Kante ein kleiner Graben erzeugt so ähnlich wie der Stathis Daumen, nur schonender.


    Im Anschluss fängt die Kante wieder an zu leuchten.
    Wenn nicht, muss nur noch ToT ein kleiner Randwulst abgetragen werden.
    Spätestens dann ist die Kante wieder da.


    Viel Spaß,
    Otto

  • Schau mal bei Stelafane Guide to Strokes.
    In den Videos in Eglischer Sprache siehst du wie Ich auch arbeite.
    Etwas zügiger um das Pech auf arbeitstemperatur zu bringen.
    Nur mache ich die Hände mit minimal Wasser leicht feucht und lege sie Zentral auf den Spiegel.
    Dadurch bekomme ich gut Grip.
    Nicht zu feucht, aber auch nicht zu trocken.
    Dann muss ich nicht am Rand anfassen und kann so nichts verbiegen.
    Hat man aber eigentlich schnell raus wie feucht/ trocken es gut Grip gibt.


    Andere nehmen Feuchttücher, ich nehme die Blumenspritze weil sie immer zur Hand ist.
    Einfach ganz wenig in die Hand spritzen und dann in den Händen verreiben und auf den Spiegel fassen.
    Am Anfang ist es vielleicht einfacher erst mal auf dem Spiegel zu reiben als wolltest du ihn mit der Hand abwischen.
    Merkst gleich wenn du kleben bleibst.
    Wie gesagt kurz vor trocken.


    Viel Spaß und gutes gelingen.


    Gruß,
    Otto

  • Hallo Otto,


    vielen Dank für die schnelle Antwort.
    Ich musste erst mal das ganze ordnen.
    Der asymmetrische Rand ist leider ein Bildfehler, das kommt von einer Abschattung des unteren linken Randes des Spiegels.( Weiß der Teufel wovon, evtl. stimmte die optische Achse des Objektivs nicht genau.) Bei einer längeren Belichtungszeit konnte man das genau sehen. Im Original wäre das Thomas sicher aufgefallen. Übrigens poliere ich nicht alleine, sondern 2 weitere Leute sind da noch am Werk. Beim Polieren drehen wir mindestens alle 5 Minuten das untere Tool und tanzen mit dem Rohling um den Tisch herum. Das heißt der Rohling wird auch gedreht. Jede Stunde machen wir einen Focault-Test um zu schauen wo wir sind. Deshalb auch die Unterbrechung. Na gut, die Sofi im Trump-Land kam auch dazwischen. Der Vergleich mit dem Mexikanerhut ist zutreffend und ist tatsächlich das Ergebnis des zu behutsamen Polieren und da werden wir auch als erstes ansetzen. Für mich zum ordnen:


    1. Wir werden die Pechhaut noch mal etwas verbessern, da sind Ausbrüche am Rand drin, die das Tool künstlich verkleinern.


    2. Dem Berg mit längeren nicht zu langsamen Strichen entsprechend mit Überhang zu Leibe rücken.


    3. Durch die künstliche Verkleinerung des Tools blieb der Rand zurück (er hing sozusagen zu lange in der Luft) Wir müssen dem entgegen wirken, in dem wir einen kleinen Teil der Rillen am Rand symmetrisch schließen. (Vielen Dank an Th.Heising) Damit denke ich, wird der Rand zurückgeholt.


    4. Die einzelnen Strichführungen werden wir diskutieren und dann natürlich auch zur Anwendung bringen. Aber ich denke das dürfte das geringere Problem sein. Das bekommen wir hin.


    Für eine kritische Betrachtung dieser Vorgehensweise wäre ich natürlich dankbar.


    CS
    Ferry

  • Hallo Ferry


    Beim Foucaultbild eines nicht sphärischen Spiegels ist es zweckmäßig in Schnittweiten zu denken .
    Die mit dem Tester eingestellte Schnittweite (der graue Bereich zwischen hell und Dunkel) sehe ich beim ersten Bild bei ca. 81% Radius beim zweiten und dritten Bilde bei ca. 75% .
    Es sind also drei sehr ähnliche Bilder mit unterschiedlichen Kontrast .
    Ich sehe , genau wie Du , einen zurückgebliebenen Rand und eine mäßig abfallende Kante . Das sind häufige Fehler womit sich viele Spiegelschleifer (ich auch) rumplagen . Deshalb möchte Stahtis vermutlich auch das Du das hier vorstellst . Hierzu gibt es gerade in den Threads von Rudi FK , Starmak und daniel1976 interessante Beiträge . Vorgestellt und z. Teil beschrieben werden "Daumenmethode : Dreiecktools und Kantendruck" .
    Die Halteklammer würde ich so weit aus der Mitte verschieben das man die Senkrechte gut beurteilen kann um Rotationsunsymetrien zu erkennen . Im Gegensatz zu Otto kann ich bisher keinen ausgeprägten Ast. erkennen .


    Weiter viel Erfolg wünscht Rainer

  • Hallo Leute,


    Meine Aussage wg.Asti bezog sich auf den Rand.
    Weil, auf meinem Monitor sieht es bei 7:00 Uhr so aus als wenn da ein Stück schlecht zu sehen ist und darum der Spiegel bei mir nicht rund erscheint.
    Der Rest des Spiegels macht eigentlich einen guten Eindruck.


    Wegen der rundgehobelten Kante habe ich mich früher immer verrückt gemacht.
    Mexikanerhüte noch und nocher waren die Folge.
    (Sind es auch heute noch.)


    Als ich aber den Mexikanerhut zum ersten mal gelöst hatte ist mir bewusst geworden dass ich einen Weg gefunden habe den ich immer wieder gehen kann.
    Mittlerweile habe ich also eine Strategie entwickelt.
    Dazu unterteile ich in grobe und feine Arbeiten.


    Die grobe Arbeit mache ich mittlerweile auch mit schnellem Strich.
    (Erstaunlicherweise wird die Fläche dadurch aber trotzdem glatt.)


    Dazu muss ich aber wieder vermerken dass ich sehr viel Rotation beim Strich einbringe.
    Außerdem habe ich ein gutes Gefühl für die Wiederstände beim Formen.
    So kann ich schon ohne Tester bestimmen wann ich mit einem bestimmten Strich aufhören muss.


    Mir ist aber auch klar dass eine Technik welche ich mir erarbeitet habe und bei mir aus dem ff funktioniert, nicht von jedem nachgemacht werden kann.
    (Jeder fast das Tool/ Spiegel anders an.)


    Ich hoffe aber, dass es trotzdem etwas nutzt.


    Wobei, jeder muss seine eigene Erfahrung machen.
    Nur so lernt man.


    Noch ein Tipp.
    Die Facetten nicht zu klein machen.
    (Schwimmen sonst über Unebenheiten einfach drüber statt abzutragen.)


    Außerdem bin ich von Mikrostruktur weggegangen, nur wenn die Pechhaut gar nicht will habe ich das Tool mit Gaze auf dem Spiegel etwas liegen lassen.
    Das bessere Feedback bekommt man aber wenn die Pechhaut unstrukturiert ist.
    Ganz wichtig ist auch dass sie gleich groß wie der Spiegel ist.
    Kann am Rand gerne auch geschlossen sein.


    Viel Spaß noch.
    Gruß,
    Otto

  • Hi Ferry


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> Intra-,Fokal, und Extrafokal<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Deine Bilder sind ausschließlich entweder alle extra oder alle intra fokal (abhhängig davon ob die Schneide von links oder rechts kommt). Wäre es nicht so dann müssten die schwarzen und weißen Bereiche die Seite von links nach rechts (und umgekehrt) wechseln was sie abber bei dir nicht tun.


    LG Robert

  • Hallo an alle,


    wieder vielen Dank an Euch.
    Wir haben jetzt einiges zu besprechen und auszuwerten. Und da sind Eure Meinungen wirklich sehr wichtig um dann weiters Verständis für das Problem zu erhalten.
    Die Bilder wurden so wie beschrieben aufgenommen. Da besteht kein Zweifel. Der Schattenflug der Schneide war eindeutig.


    CS


    Ferry

  • Hallo Leute,


    Das Problem sehe ich so nicht.
    Was ist Intrafokal bei einem Mexikanerhut?


    Der umlaufende Graben ist die tiefste Stelle.
    Rand und Mitte sind hoch.


    Ich glaube diese Info reicht für weiter Planung der Vorgehensweise.


    Möglichkeiten:
    1. Berg und Rand auch abtragen.
    Oder.
    2. Eine neue Sphäre mit anderem Krümmungsradius ansteuern.


    Wobei der Rand ja auch auspoliert werden soll und deshalb trage ich ihn immer ab.


    Wie sagt man so schön.
    Viele Wege führen nach Rom.


    Gruß,
    Otto

  • Hallo Ferry,


    schöne Foucault Dokumentation, da sieht man alles was nötig ist. Der Rand hat einen deutlich längeren Krümmungsradius als weiter innen, um so mehr je näher man zum Rand kommt. In der Mitte ist ein Berg (längerer Krümmungsradius als weiter außen).

    Das ist ganz klar ein zurückgebliebener Randbereich, da ein breiterer Randbereich betroffen ist. Das deckt sich auch mit eurer Beobachtung, dass der Rand weniger mitpoliert hat.


    Wie man einen zurückgebliebenen Rand korrigiert, siehe meine Tipps und Tricks http://www.stathis-firstlight.de/spiegelschleifen/tipps.htm
    unter Polieren, Zurückgebliebener Randbereich und z.B. die letzten Themen, die Reiner bereits genannt hat.


    Ich finde es etwas gewagt, aus einer scheinbar ungleichmäßig leuchtenden Kante Astigmatismus erkennen zu wollen. In einen so kleinen im Verhältnis dicken Spiegel kriegt man so leicht keinen nennenswerten Asti. Da muss man schon mutwillig das Drehen vergessen.

    Wie lange habt ihr schon poliert? Ist der Rand jetzt auspoliert?
    Wenn sich nach langem Polieren kein Erfolg einstellen will, muss man den Reset Knopf drücken und neu ansetzen:
    Ich würde einfach mal die Pechhaut in Heißwasser komplett neu anpassen. Neue breite tiefere Kanäle mit deutlich größeren Kacheln rein drücken und gut anpassen, so dass sie beim Polieren TOT auch den Rand mit poliert. Dadurch wird wahrscheinlich auch die etwas unruhige Oberfläche, die man in den Foucault Bildern sieht, glatter.
    Damit 1/3 W- Stricke TOT mit nicht zu wenig seitlichem Überhang probieren. Erst wenn ihr den Spiegel eine Weile poliert, dass er glatt und auspoliert ist und sich der Rand nicht bessert, würde ich mit dem Daumen oder sonst wie gezielt den Rand korrigieren.

  • Hallo Stathis,


    wunderbar,wir sind,was die Vorgehensweise angeht, auf Kurs, heute oder morgen wird die Pechhaut ausgebessert. Natürlich haben wir die Pechhaut auch mit Heißwasser warm gemacht und den Spiegel darauf gepresst. Vorallem, weil wir nicht jede Woche Tag für Tag polieren konnten, wurde die Pechhaut immer vorher angepasst. Poliert haben wir jetzt 10h. Der Rand ist noch nicht komplett auspoliert, was damit zu tun hat, dass wir am Anfang zu zaghaft rangegangen sind.
    Am Freitag gehts los, wir halten Euch auf dem Laufenden


    Vielen Dank für die Tipps!


    SC


    Ferry

  • Hallo Ferry,<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Der Rand ist noch nicht komplett auspoliert, was damit zu tun hat, dass wir am Anfang zu zaghaft rangegangen sind.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Bei ordentlichem Poliertempo erwärmen sich Spiegel und Pechhaut merklich. Das ist bei so kleinen Scherben allerdings nicht so einfach zu erreichen, weil man bei ordentlich Druck und Tempo leicht die Kontrolle verliert und sich dann die Kante versaut. Dafür ist bei 150mm und knapp f/6 das Parabolisieren dann einfacher.


    Es existiert übrigens keine Vorschrift, dass ein Parabolspiegel zwingend erst mal knallsphärisch zu machen ist, bevor man ihn parabolisieren darf! Ein breiter abgesunkener Randbereich eines Kugelspiegels ist ja bereits der Ansatz zur Parabolform[8D].


    Gruß,
    Martin

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