Reisebericht La Palma (28.08.-05.09.2017)

  • Hi Leute!


    Kurz nach dem HuTT ging ein lang ersehnter Traum in Erfüllung: Eine Reise nach La Palma. Davon möchte ich Euch ein wenig berichten:


    Zunächst einmal möchte ich mich bei Uli und Stefan bedanken, die mir für die Reise ein Fischaugenobjektiv und ein 11x70 Fernglas ausgeborgen haben! Echt super Sache!


    Am Dienstag Früh um 3 Uhr morgens ging`s dann mit der Freundin in Richtung Düsseldorf Flughafen. Nach ~4 Stunden Flug erreichten wir La Palma! Schon vom Flugzeug aus bot sich ein
    grandioser Anblick! Wir saßen auf der linken Seite und konnten beim Anflug auf den Flughafen die komplette Insel sehen.


    Nachdem wir Koffer und Mietwagen abgeholt hatten, ging es direkt in Richtung Hotel in Puerto Naos im Süd-Westen. Eine jetzt schon abenteuerlich anmutende Fahrt durch eine ganze Reihe
    von Vegetationszonen inklusive Regenwolken und komplettem Wetterwechsel innerhalb eines Kilometers beim Durchfahren eines Tunnels! Jedoch absolut "Easy machbar" im Vergleich zu den endlosanmutenden Serpentinen und Kurven bei der abendlichen Fahrt hoch zum Roque.



    Abendlicher Strand von Puerto Naos


    Nach leider nur sehr wenig Schlaf machten wir uns gegen 9 hoch zum Gipfel. Die Fahrt von Puerto Naos zu den Observatorien ist nur 65 Kilometer lang, jedoch dauert sie fast 2 Stunden!
    Doch oben angekommen, bot sich ein absolut atemberaubender Anblick! Die Landschaft war noch in helles Mondlicht getaucht und trotzdem war die Milchstraße recht hell zu erkennen:



    Kurz vor Monduntergang: Seine Strahlen erreichen noch die Spitzen der östlichen Caldera. Der "Sonnenuntergang" im Tal sind die Lichter von Los Llanos. Das ist auch so ziemlich die einzige Lichtquelle, die ich visuell von diesem Platz aus wahrnehmen konnte.



    Die Milchstraße kurz vor Monduntergang. -Besser als auf einigen Beobachtungsplätzen in DE bei Neumond.


    Dann hieß es warten in der Kälte. Denn kalt war's wirklich. Dazu kam ein doch sehr kräftiger Wind aus Nord-östlicher Richtung, welcher uns einige Male in der Nacht ins warme
    Auto flüchten ließ. Doch dann auf Einmal wurde es dunkel... Und wie dunkel..
    Wow... Wahnsinn... Der absolute Kracher! Ich finde dafür sicherlich keine passenden Worte, der Himmel brannte!
    Wie auf einen Schlag wurden die Vorhänge vor den Sternen weggezogen! Der Himmelshintergrund war annähernd schwarz. Die Sterne leuchten in einer
    Intensität, welche ich bisher nicht kannte.



    Zwei dunkle Gestalten beim nächtlichen Fernglasen. Benutzt wurde ein 8x42 Olympus Glas und das 11x70 von Stefan.


    (Man muss dazu sagen, dass ich nur ein Stativ, die alte Canon EOS 350D und Uli's FishEye mit f/3.5 zum Bilder machen da hatte. Das sind alles Einzelbilder!)


    Wir fingen mit der Andromedagalaxie an. Zunächst nur auf halber Höhe stehend, offenbarten sich in beiden Ferngläsern die Staubbänder.
    Mit dem 11x70 war noch viel mehr zu erkennen: NGC224 war als sehr helle Struktur innerhalb der gesichtfeldfüllenden Galaxie erkennbar. Die beiden Begleitgalaxien M32 und M110
    leuchten als helle Flecken, die Staubbänder waren (aus der Hand heraus beobachtet!) in einem derart hohen Kontrast sichtbar, wie es selbst der 10" Dobson von zu Hause aus nicht im
    Stande ist, zu zeigen.


    Immer wieder blicke ich hoch ins Sommerdreieck. Neben einer Fülle von Sternen, die mir Schwierigkeiten bereiten, mich überhaupt orientieren zu können, lag die Milchstraße
    wie ausgestanzt am Himmel. Die Dunkelwolken waren schwarz, der Kohlensack als solcher auch wirklich erkennbar.


    Hier zwei unangetastete Einzelbilder, out of the Box, welche den visuellen Eindruck zumindest auf meinem Monitor recht gut wiedergeben:



    In Richtung Norden begrenzte der Ozean das Sternenfirmament



    Das Licht unten rechts habe ich beim Anmachen einer Zigarette produziert[:d]


    Ich hatte ständig das Gefühl, dass der Nordhimmel sichtlich dunkler war als der Süden. Zuerst dachte ich an die Lichtverschmutzung von Los Llanos,
    erkannte aber später, dass diese Aufhellung der Gegenschein samt umlaufendem Zodiakallichtband war.



    Tief im Süden die Lichter der Dörfer, welche zugegenenermaßen auf dem Bild deutlich schlimmer aussehen,
    als sie in Wirklichkeit waren. Direkt obendrüber macht sich der Sternenhimmel samt Milchstraße und Zodiakallichtband breit.


    Messier 33, die Triangulumgalaxie, war als auffälliges, nebeliges Wölkchen mit dem bloßen Auge erkennbar. Das SQM maß einen Mittelwert von
    Rund 21.85mag/arcsec, ein Wert, den ich auch schon in den allerbesten Hunsrücknächten erreicht habe, jedoch deren Qualität aufgrund der
    absolut "perversen" Transparenz auf dem Roque sichbar schlechter ist. Ich habe die Grenzgröße nicht bestimmt. Würde rein aus
    dem Bauch heraus jedoch >7.5mag sagen. Die Beschreibung von Bortle 1 trifft ziemlich gut das, was man dort oben sehen kann.


    Das Milchstraßensurfen war ein absoluter Genuss. Auch wahnsinnig schön haben vor allem meiner Freundin die Plejaden gefallen. Sie
    stachen am Himmel natürlich direkt hervor. In beiden Ferngläsern wieder extrem hell.



    Die von unten angestrahlten Wolken auf der Nord-Ost-Seite des Roque.


    NGC 253 im Sculptor war wie auch dessen helle Nachbarn im Fernglas als längliche Flecken zu erkennen. Cirrus- und Nordamerikanebel
    ohne Filter gar kein Thema!


    M33 war ebenfalls mit Struktur und mit dem Ansatz der Spirale zu erkennen. Besonders im 11x70. Durch die hohe AP ist hier wirklich das Maximum
    herausholbar. Mann.... wie gerne hätte ich jetzt ein Teleskop....



    Das 11x70 in Action, darüber Milchstraße und Zodiakallichtband


    Gegen halb 4 machten wir uns dann wieder auf die lange und anstrengende Rückfahrt auf, denn erst um kurz vor 6 sollten wir erleichtert im Hotel ankommen und
    eine riesige Mütze Schlaf nachholen..


    Nach ein paar erholsamen Strandtagen musste ich auch einmal tagsüber hoch auf den Roque fahren.
    Also wieder die gefühlten tausend Kurven nach oben düsen! Die erste Zeit fuhren wir von Santa Cruz kommend, durch Wolken und Regen, welcher sich aber
    auf ca. 800m in strahlenden Sonnenschein umwandelte. Oben angekommen, war ich schon wieder sprachlos von dieser unwirklich schönen Landschaft:



    Der Wächter des Roque



    Über den Wolken...


    Ich lasse im Folgenden vielleicht einfach mal die Bilder sprechen...:



    Unser Beobachtungsplatz im Hellen. Blick nach Süden über die gesamte Insel



    Kurz unterhalb des Gipfels in der Nähe der Observatorien



    Die Caldera vom Gipfel aus. Ganz links erkennt man die Kuppeln der Sternwarten



    Der über 140km entfernte Teide auf Teneriffa. Mit fast 4000m (Vom Meeresgrund aus 7500m!) absolut auffälig vom Roque sichtbar. Da muss ich definitiv auch irgendwann hoch!



    Die im Süden liegende Cumbre Vieja. 1971 gab es hier den letzten Vulkanausbruch, welcher einige km^2 neues Land erschuf.



    Der "Fingertest", leider keine Protuberanzen zu erkennen. :D



    Ein Panorama vom vorgelagerten Gipfel in Richtung Caldera



    Blick in Richtung Los Llanos mit der 50mm Festbrennweite von Canon.


    Oben am Gipfel tummelt sich eine ganze Reihe an Observatorien. Angefangen vom riesigen 10.4m Spiegel des Gran Telescopio Canarias (GTC),
    hin zu den 17-Meter-MAGIC-Teleskopen (Tscherenkow-Teleskope für Gammastrahlung) über eine Reihe verschiedener Sonnenteleskope wurde
    der halbe Gipfel zugepflastert. Ein atemberaubender und für mich erhebender Anblick an diesem schon magischen Ort.


    Abends dann, zog es uns wieder in Richtung Tazacorte, um dort abend zu essen.
    Wir haben noch eine ganze Reihe weiterer Orte besucht, darunter die Caldera de Taburiente:



    Im Hintergrund erkennt man einen Wasserfall aus Wolken, welcher von der nassen Ost-Seite hinüber nach Westen schwappt.



    Abschließend kann ich nur sagen, dass ich diese Insel jedem empfehlen kann, der sich für die vielfältige Natur und natürlich
    den einmalig guten Sternenhimmel interessiert. So viel auf so wenig Platz habe ich noch nie gesehen. Daher kann
    ich ohne mit der Wimper zu zucken behaupten: Ich werde wieder kommen. Und dann mit richtigem Teleskop. Das steht fest!


    So long, ich hoffe ich hab Euch mit den Eindrücken nicht gelangweilt und ihr könnt dem Bericht ein wenig das entnehmen, was mir
    zu dieser Zeit durch den Kopf gegeistert ist.


    Viele Grüße und CS vom immer noch schwer beeindruckten
    Nils

  • Hi Wega!
    Danke für Dein Kommentar!


    Ich weiß, aber das wäre dann wahrscheinlich mit der Planung
    meiner Freundin kollidiert. :D
    Einige hundert Meter vor der Einfahrt der Sternwarten gab es
    einen Platz mit einem hölzernen Zaun, welcher einen guten Süd-Blick
    bietet.


    Viele Grüße,
    Nils

  • Hallo Nils,


    mir hat der Bericht auch super gut gefallen. Mal so anders als man es gewohnt ist insbesondere die Bilder. Irgendwie bringen sie La Palma anschaulicher rüber als manche andere Berichte. Ergänzt sich wunderbar.


    Vielen Dank für das plastische Mitnehmen, irgendwann, irgendwan....


    Darfich fragen was ein Flugticket mit Retour gekostet hat?


    Grüße, Walter

  • Gewöhnlich kostet das Ticket ca. €400 (Condor), aber je nach Reisezeit ist der Preis bei ca. €320/340
    (oft nahe der Ferienzeit, Hinflug ganz billig, Rückflug teuer oder gerade umgekehrt).


    Ich hatte mal einen Flug für nur €200, Termin im Februar, gebucht im Dezember.

  • Hallo Niels, du lebst noch!


    Aus deinen Zeilen sprudelt die Begeisterung. Man fühlt sich fast, wie selbst dabei sein. Bei solchen Hochgebirgsbedingungen kann man mit dem Fernglas
    das ganze Universum umarmen.
    Mir geht es dann so, dass ich erst nach mehreren Nächten beginne, das Teleskop zu vermissen.


    Opropos...
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    Wo is er den? Gut dass Glas nicht Schimmelig wird[;)]

  • Ein sehr schöner Bericht und ich kann die Begeisterung gut nachvollziehen! Ich war vor einem Monat auf Teneriffa und fand ua die Caldera des Teide extrem überwältigend: Ich fühlte mich dort beim Wandern zeitweise wie der Marsianer (das Gestein und Sand war streckenweise rot, erstarrte Lavaströme in bizarren Formen, ...) in einem Krater und die Kraterränder waren auch noch schön terrassiert :). Leider hatten wir einige Tage Südostwind aus der Sahara, es war ein ständiger Sand in der Luft, die Sicht war getrübt, auf 2500m Höhe hatten wir 32°C (!), auf 1750m sogar 38°C und die Observatorien waren auch zu :/ - auch dort kann das Wetter einem die Zunge herausstrecken ;)


    Ralph

  • Hallo Nils,


    schöne, tolle Fotos. Da kommen Erinnerungen auf. 16x70 FG mit 10" Dobson zu vergleichen ist wohl ein bisschen übertrieben. Aber es stimmt schon, so einm dunkler Himmel is durch nichts zuer setzten.


    Gruß
    Lothar

  • Hey Nils,


    kann mich nur wiederholen: Sehr schöner Bericht und Dank Dir für's Mitnehmen.


    Schauen wir mal, ob wir eine gemeinsame WaTT Reise hinbekommen [:)]


    Beste Grüße,
    Sven

  • Hi Leute!


    Vielen Dank für Eure Postings.


    Lothar:


    Den Kontrast miteinander zu vergleichen, halte ich nicht für falsch.
    Klar - ein 10er Dobson zeigt natürlich mehr. Allerdings war der Kontrast im Fernglas trotzdem besser als im 10" Dobson unter Landhimmelbedinungen!


    Walter:


    Ich hatte eine Pauschalreise mit Hotel gebucht! Aber ich würde das nicht mehr machen. Viel eher eine Finca! Daher kann ich Dir den genauen Flugpreis gar nicht nennen.


    Stathis:


    Mensch, sau cool noch mal was von Dir zu hören! Ich habe mir letztens noch die alten ITV Bilder von unseren Spiegelschleif-Sessions angeschaut - einfach genial!
    Der 16"er ruht immer noch im Schrank vor sich hin. Echt gut, dass der nicht schimmelt[:D]
    Problem ist nach wie vor, dass ich keinen 5m langen Raum besitze, wo man Messinstrumente und Spiegel hin stellen kann. In meiner WG habe ich dafür keinen Platz und Zuhause würde ich, egal bei welchem Elternteil, gekillt werden.[8)]


    Ich war vor einigen Tagen hier im Hunsrück noch einmal draußen und habe zwecks Vergleich eine Fotomontage gebastelt:



    Hier sieht man ein Bild vom Roque de los Muchachos, 81s belichtet bei ISO 1600 und f/3.5 mit dem 8mm FishEye.
    In der Mitte ein Kreisausschnitt von vor ein paar Tagen am Feld hier auf dem Hunsrück.


    Die Bedinungen auf dem Roque waren annähernd perfekt. Der Himmelshintergrund ist annähernd schwarz, die Sterne sind bis zum Horizont gut sichtbar. SQM: 21.85mag/arcsec, fst. 7.5m.


    Die Bedinungen auf dem Hunsrück hingegen: Sehr feucht, dadurch mäßige Transparenz. Der Halbmond stand nur noch wenige Grad unter dem Horizont. SQM: 21.45mag/arcsec, fst. 6.3m.


    Ich glaube, die Transparenz macht einen sehr großen Teil der Himmelsqualität aus. Auf dem Roque war es furztrocken, während hier annähernd 100% Luftfeuchtigkeit herrschte.


    Die Lichtglocken reichen hier auch sehr viel höher in den Himmel als in La Palma. Der Gegenschein, direkt beim Kopf der Fische, ist zwar erkennbar, aber mit knapp 35° Höhe
    auch wirklich hart an der Grenze. In La Palma ganz anders: Dort ist selbst das Zodiakallichtband bis in Horizontnähe erkennbar.



    Ich werde diesen Vergleich noch mal machen, wenn es hier im Hunsrück noch eine Ausnahmenacht geben sollte.


    Viele Grüße,
    Nils

  • Servus Nils


    Schön mal wieder von dir zu hören! Der Bericht ist sehr interessant und macht Spaß! Vor allem die Bedingungen im Vergleich zu unseren Plätzen sind hervorragend gemacht.
    Ich war jetzt auch schon ein paar mal in La Palma und ich hatte bis dato eigentlich immer Pech! Einmal super Transparenz aber zu windig mit schlechtem Seeing. Das zweite mal ähnlich super Transparenz aber äußerst schlechtes Seeing.
    Vor allem dein fotografischer Bildvergleich von La Palma/Hunsrück zeigt schon wo der Hammer hängt.


    Viele Grüße Hajü
    http://www.astromerk.de

  • Hallo Nils,


    ein schöner Bericht, der Lust auf La Palma macht. Deinen Vergleich mit dem Hundsrück, allerdings bei nicht so guten Wetter finde ich sehr interessant und bin auf den Vergleich mit optimalen Bedingungen gespannt.


    beste Grüße


    Thomas

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