Andromeda und Joghurtdeckel

  • Hallo Astrofreunde,


    gestern hatte ich das Glück nach mehreren Wochen für ein paar Stunden etwas klaren Himmel zu erwischen. Ich wollte meine neue AVX-Montierung mit Guiding ausprobieren (hat geklappt). Dafür habe ich erst noch mal meinen kleinen SW114/450 Newton benutzt.
    Da ich den Tubus so gekürzt hatte, daß sogar eine DSLR in den Fokus kommt, habe ich einfach versucht was dabei herauskommt. Vor ein paar Wochen hatte ich meine unmodifizierte EOS1300D schon mal am SW114/450 auf den Nordamerikanebel gerichtet und nur ein paar Bilder machen können, bevor es wieder zuzog. Aber außer Koma kam nicht viel dabei heraus, wie man am Beispiel aus einer Bildecke sieht:



    Auch mit Nachbearbeitung und Verkleinern kann man das nicht wesentlich reduzieren. Das sollte bei einem F/4-Newton auch nicht verwundern. Deshalb hatte ich mir überlegt den F/4-Newton abzublenden und einen F/6-daraus zu machen, um zu schauen was das bringt. Abgeblendet habe ich mit zwei geschwärzten Joghurtdeckeln von zwei 500g-Bechern (einer war eigentlich von eingelegten Salzheringen - aber ich überlasse es anderen zu untersuchen, ob das Einfluß auf die optischen Eigenschaften hat). Die passen genau in den Tubus des 114er. Der eine mit einem 75mm Auschnitt kam direkt über den Spiegel, der andere mit einer 90mm Aussparung in den Tubuseintritt. Als Ziel habe ich mir die Andromedagalaxie ausgesucht, da das mit 450mm Brennweite und der Größe des Sensors gut passt. Heraus kam das:



    Belichtungszeit war 20 x 3 Minuten, ISO800. Vielleicht kann man da später sogar noch etwas mehr herausholen.Oben und Unten wurde etwas abgeschnitten. Das hilft bei den schlimmsten Verzerrungen. Für Joghurtdeckel statt Komakorrektor finde ich das ganz ordentlich. Warum gibt es eigentlich keine erschwinglichen 1,25"-Komakorrektoren für F/4-Newtons?
    Bei hellen Sternen auf der rechten Seite gibt es einen Reflex nach rechts unten. Komischerweise kaum auf der linken Seite. Weiß jemand woher das kommen könnte - vom Okularauszug? Warum nur rechts?
    Es gibt billige F/6.3 Maksutov-Teleobjektive mit 500mm Brennweite, die an der Canon etwa das gleiche Gesichtsfeld hätten. Das ist wahrscheinlich keine Superqualität, aber kann man damit leben? Ist das besser oder schlechter als ein Joghurtdeckel in einem 114er Newton? Hat jemand damit schon Erfahrung gesammelt?


    Eure Meinung würde mich interessieren.


    Viele Grüße


    Heiko

  • Hallo Heiko,


    hast du den Newton nach dem Kürzen auch irgendwie versucht zu kollimieren? Vermutlich stimmt da nix mehr, so sieht das zumindest aus. Und wie ist die Kamera adaptiert? Hast du einen 2" Okularauszug verbaut? Falls das nämlich der originale 1.25"er ist, wird das nichts (der Newton braucht bei dem schnellen Öffnungsverhältnis einen Komakorrektor). Das Teil braucht man nicht abblenden, ich habe selber 3 Stück von den Dingern und die sind optisch gut, auch wenn der Hauptspiegel nur anparabolisiert ist.
    Schau mal hier, zwar mit Atik 490 gemacht (also kleiner Sensor), aber mit APS-C funzt das Dingen mit Sicherheit auch:


    https://www.flickr.com/photos/…7244/in/datetaken-public/


    und


    https://www.flickr.com/photos/…4221/in/datetaken-public/


    und


    https://www.flickr.com/photos/…8550/in/datetaken-public/


    und


    https://www.flickr.com/photos/…7241/in/datetaken-public/


    Kollimiere den Newton, dann macht der auch schöne Bilder.



    VG, Hannes

  • Hallo Hannes,


    Deine Bilder sehen wirklich gut aus. Die hast Du wirklich mit mit einer SW114/450 gemacht? Das zeigt was ich vermutet habe. Die Optik des kleinen Teils ist nicht so schlecht.
    Ich habe keinen 2"-Auszug. Das ist ja gerade der Punkt. Ich will in das kleine Teil auch nicht mehr zu viel Geld reinstecken. Ich sehe das als Übungsgerät an. Deshalb kann ich auch keinen Komakorrektor einsetzen. Mit Komakorrektor kriegt man dann ja schon bessere Ergebnisse hin, denke ich.
    Und kollimiert habe ich schon. Könnte vielleicht besser sein, denn ich fange erst an. Aber mit einem kleinen Sensor wie z.B. meiner ASI120MC werden die Bilder auch besser - jedenfalls ohne Koma z.B. hier M13:



    Ich habe gerade mal geschaut, was die ATIK490 für eine Kamera ist. Das ist ja schon ein edles Teil. Die kostet ja ca. das 17-fache des 114/450. Da wackelt aber schon der Schwanz mit dem Hund. Sorry, ist nicht böse gemeint. Das hat mich nur erstaunt.


    Welche Erfahrungen haben den andere mit einem F/4 Newton ohne Komakorrektor - muß man den abblenden oder nicht?


    Viele Grüße


    Heiko

  • Das Problem ist meiner Einschätzung nach nicht ausschließlich der fehlende Korrektor, sondern auch der wackelige Okularauszug. Damit handelst du dir auch merkwürdige Sternabbildungen ein. Ich habe für meine Tuben auch gebrauchte 2"er Auszüge eingebaut. Das kostet ja nicht die Welt. Ich glaube, ich habe so um die 30 Euro gezahlt für einen Standard GSO Fokussierer. Denke aber trotzdem, du wirst um einen Korrektor nicht herum kommen, wenn du mit DSLR fotografieren möchtest (es sei denn du beschneidest großzügig). Mit der Asi 120 wird das wohl eher gehen. Wie gesagt -- die Optik ist nicht schlecht.


    Viel Erfolg!


    Hannes

  • Hallo Hannes,


    das mit dem wackeligen Auszug hatte ich erkannt. Der Skywatcher Auzug hat für die 1,25"-Klemmung ein 36,4mm Gewinde. Dafür gibt es einen Adapter auf T2. Also habe ich den Auszug abgeschnitten (Außenteil kameraseitig, Innenteil tubusseitig) und wieder ineinander verklebt. Das ist jetzt kurz und bombenfest. Darauf dann ein nichtdrehender T2-Helicaladapter von Borg und daran dann die Canon. Das ist schon relativ stabil. Es erlaubt halt nur keinen Komakorrektor. Deshalb die Idee mit dem Abblenden. Ich hoffe das wird jetzt ein bisschen verständlicher.
    Mit der Atik und einem richtigen Komakorrektor kann ein Joghurtdeckel natürlich nicht mithalten :)
    Wie gesagt den Skywatcher benutze ich zum Ausprobieren. Ich habe ein 8" GSO F/4 mit Komakorrektior und ein C8 Edge HD bei mir zu Hause noch eingepackt in der Pipeline. Das wird noch kommen. Ich bin noch am Anfang und arbeite mich Schritt für Schritt weiter. Ein oder zwei bessere CCD/CMOS-Kameras möchte ich mir auch zulegen, aber mit sowas wie Deiner Atik warte ich bis ich mehr Erfahrung habe.


    Viele Grüße


    Heiko

  • PS.: Aber wenn ich Deine Bilder sehe, bin ich echt am Überlegen, ob es sich nicht lohnt den SW114 doch auf 2" aufzurüsten um ein richtiges Widefieldgerät daraus zu machen.


    Heiko

  • Hey Heiko,


    wie ich das sehe bist du ein irrer Bastler, so wie ich :)


    Kann mir deine Adaption der Kamera so in etwa vorstellen. Irgendwas stimmt aber doch trotzdem nicht. Auch wenn's bombenfest ist, wie du sagst, kann's ja sein, dass irgendwas nicht gerade aufliegt und daher die schlechte Abbildung kommt. Kann so vieles sein, schwer zu sagen aus der Ferne.
    Ich persönlich halte vom Abblenden eines Newtons nichts, zumal ich weiss, dass die Skywatcher 114/450 Newtons funktionieren. Wie blendest du den denn ab? Den Joghurtdeckel vorne einfach auf das Tubus-Ende oder wie? Wenn überhaupt (man möge mich korrigieren), blendet man doch über den Hauptspiegel ab.
    Die EOS ist doch nicht schlecht. Wenn ich hier nicht so einen grottenschlechten Himmel hätte, wäre ich bei der DSLR geblieben und hätte 'ne Menge Kohle im Sack.


    Gruß, Hannes

  • Ach noch was: Hoffentlich hast du den Tubus nicht zuviel gekürzt. Man sieht auf dem M13-Foto einen zusätzlichen Spike, der möglicherweise daher rührt, dass der Okularauszug in den Strahlengang ragt. Wenn du da wirklich umrüsten willst auf 2" und ein Korrektor benutzt werden soll, steht der vielleicht noch weiter in den Tubus rein ...

  • Hallo Hannes,


    ich habe zwei Joghurtdeckel. Einer mit einer 75mm-Öffnung - der kommt direkt an/auf den Spigel und einen mit 90mm Öffnung, der kommt an die Tubusöffnung. Die Koma bei F/4 ist natürlich Pixel für Pixel Originalgröße. Während die Andromeda natürlich verkleinert ist. Deshalb sieht die Koma auch vergleichsweise wild aus. Ich wollte damit nur zeigen, daß ich vom Unterschied in der Koma von abgeblendeter F/6 Newton zu Original F/4-Newton beindruckt war. Ist die abgeblendete Andromeda mit F/6 denn so schlecht? Naja, ich muß noch viel lernen.


    Gruß


    Heiko

  • Nee, der Auszug ist innen bündig. Nur blitzt es da noch etwas metallisch/weiss wo ich abgeschnitten hatte - kann das so einen Einfluß haben? Muß ich wohl noch mal richtig schwärzen.

  • Nein, die Abbildung ist nicht schlecht. Allerdings dann auch "nur" noch f/6. Und auch mit f/6 vermutlich mit der EOS in dem momentanen Zustand nicht brauchbar, weil grösserer Sensor. Gibt aber bestimmt noch andere Leute hier im Forum, die den Newton mit DSLR benutzen, vielleicht können die sich mal in die Diskussion einklinken.


    Gruß, Hannes

  • Wenn man nichts anderes als F/6 mit dem Gesichtsfeld hat, dann ist das immerhin besser als nichts. Wenn man fotografisch länger belichten kann, dann spielt das ja auch keine so große Rolle. Bei der Auflösung bin ich sowieso meistens seeinglimitiert.
    Aber mich würde auch mal die Meinung anderer interessieren, wenn es da welche gibt. Danke jedenfalls fürs Feedback.
    Warum bleibst Du eigentlich bei den kleinen Skywatcher-Newtons? Würde bei der Preisklasse der Atik nicht auch ein lichtstarker korrigierter Apochromat Sinn machen?


    Viele Grüße


    Heiko

  • Die Atik habe ich nicht mehr, sondern nun Asi 1600 und 178. Mit dem kleinen Sensor der 178er kommt man mit dem kleinen Newton schon recht nah ran. Bei der 1600er ist das ähnlich wie bei aps-C Format. Habe auch einige Refraktoren hier, aber nur FH's. Wie sagt man so schön: Jedes Teleskop hat seinen Himmel. Der kleine Newton funktioniert prima auf der EQ3. Die Kamera ist schon recht teuer, das stimmt, aber der Himmel hier erlaubt mir keine gescheiten RGB-Aufnahmen und ich muss Schmalband machen. Da reichen dann auch popelige Achromaten.

  • Hallo Michael,


    habe mal gestern mit 'ner EOS 1100d(a) auf Andromeda gehalten. Ist der kleine Skywatcher 114/450 Newton mit Baader RCC Korrektor. Das Teleskop war nur grob kollimiert, aber das Bild hilft dir vielleicht ob du dein Teil nun umbauen möchtest oder nicht. Verzeihe die Detail-Armut, aber mein Himmel gibt leider nicht mehr her. Wohne im Ruhrgebiet und trotz CLS Clipfilter war hier die Belichtungszeit bei ISO maximal 60 Sekunden, dann war es vorbei mit der Hintergrundlimitierung :) Das folgende Summenbild ist in vollem apc-s-Format, nichts gecroppt und auch nur kurz gestreckt und fertig:




    VG, Hannes

  • Hallo Hannes,


    auch wenn die Bedingungen bei Dir nicht optimal waren, sieht man schon, daß die Sterne mit dem Komakorrektor auch in den Ecken deutlich schärfer sind als ohne - selbst mit Joghurtdeckel. Wenn ich mal an einen geeigneten 2"-Auszug komme, werde ich es vielleicht mal probieren. Eventuell an einem neuen Tubus, denn an meinem habe ich schon etwas "quick and dirty" rumgesägt. Priorität hat das aber erst mal nicht.
    Welchen 2"-Zoll Auszug hast Du denn nachgerüstet und mußtest Du dazu den Tubus nicht kürzen? Beim Original 114/450 liegt der Fokus ungefähr 65mm über dem Tubus. Die Canon hat 44mm Auflagemaß. Das heißt es bleiben Dir nur schlappe 21mm für den Auszug und den Canonadapter. Wieviel hast Du gekürzt? Außerdem hat der kleine Skywatcher nur einen 34mm Fangspiegel. Du brauchst für den APS-C Sensor ungefähr 28mm Ausleuchtung. Wenn ich dem kleinen Programm "myNewton" glaube, dann hast Du die volle Ausleuchtung dann ganz knapp im Zentrum, aber am Rand kommen nur noch 65% an. Das heißt man müßte eine starke Vignettierung sehen. Mit Flats hast Du bei Deinem Bild aber scheinbar nicht gearbeitet, denn ich sehe noch Staubringe. Hast Du auch eine anderen Fangspiegel eingesetzt und Tubus gekürzt?


    Gruß


    Heiko (nicht Michael, aber ich verhaue mich mit Namen auch oft)

  • Wie peinlich, ähmmm, ja, nabend Heiko ....


    Also, Abschattung ist da nicht viel. bei dem Andromedafoto ist nur der Hintergrund begradigt in Pixinsight (DBE), sonst nichts. Flats gab's keine, wie du schon richtig erkannt hast. Geht also problemlos bei aps-c. Der Fangspiegel ist original, kein größerer verbaut. Habe drei Stück von den Newtons abgesägt und auch drei verschiedene Okularauszüge verbaut, alle von GSO. Einmal so'n Uralt-Dingen mit nur einer Klemmschraube, wobei ich da zwei weitere Gewinde reingeschnitten habe zur besseren Klemmung. Bei den anderen beiden die Standard GSO Auszüge, einmal mit 1:10 Untersetzung und einmal ohne. Die Untersetzung braucht man auch nicht zwindgend, finde ich. Den ohne Untersetzung habe ich in der Bucht für 30 Euro gekauft und die DSLR hält der ganz kippfrei, finde ich. Die Tubuslänge ist ist 35cm und der Okularauszug hat eine Bauhöhe von 12,5cm. Der Baader RCC Korrektor hat einen langen Arbeitsabstand von 94,5cm und die Kamera steht noch relativ weit raus. Da ich aber öfters noch hinter den RCC einen AP ccdt67 Reducer anschraube, wird der Fokus dann nach innen verlegt. Das passt dann auch noch. Hier ist ei Foto von dem Setup:


  • Hallo Hannes,


    Du hast also um ~95mm Deinen Tubus gekürzt. Bei dem langen Korrektor braucht man das auch. Der Fokuspunkt liegt jetzt ~160 mm über dem Tubus. Da kann man schon Deine ganze Ausrüstung draufpacken.
    Aber die Sache mit dem Fangspiegel verstehe ich immer noch nicht. Bei dem Originalskywatcher könnte ein Punkt im Fokus auf der optische Achse einen Bereich an der Hauptspiegelposition von 450mm * 34mm /122 mm = 125mm sehen (34 mm = Fangspiegeldurchmesser; 122mm = Abstand Fokus zu Fangspiegel; 450mm = Brennweite). Man sieht im Fokus durch den Fangspiegel also den ganzen Hauptspiegel. Das passt also.
    Wenn Du den Fangspiegel aber 95mm weiter weg verschiebst (bzw. 95 mm näher an den Haupspiegel gehst), wird daraus: 450*34/217mm = 70.5 mm! Du siehst also nur noch ein Feld von gut 70mm auf dem Hauptspiegel, das entspricht aber einer Abblendung auf ~F/6.4. Im Prinzip hast Du sogar noch mehr abgeblendet, als ich mit meinem Joghurtdeckel. Da kann man sich dann fragen, wieviel Verbesserung kommt durch die Abblendung und wieviel durch den Korrektor.
    Mich würde eine Meinung eines Optikexperten interessieren, aber die finden wir vielleicht nicht im Einsteigerforum.
    Sorry für die Zahlenjongliererei. Ich bin als Ingenieur halt sehr kopfgesteuert.


    Gruß


    Heiko

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