M57 mit 160 mm Öffnung

  • Hallo allerseits,
    angeregt durch das schöne Ergebnis von Ralf (30sec) von 2015 mit einem C11 habe ich nun ebenfalls versucht, mit Kurzbelichtungen möglichst viele Details im Ringnebel zu erfassen. So wurde M57 gleich das erste Testobjekt für DeepSky-Aufnahmen mit dem 160er AOM-Refraktor. Mit 1600 mm Brennweite ist er nicht ganz so lichtstark wie andere APOs, aber die ASI290mm ist doch recht empfindlich und sollte damit zurechtkommen. So zumindest die Überlegung. Bei dieser Koppelung entspricht 1 Bogensekunde knapp 2,7 Pixeln.
    An Himmel muss man dieses Jahr das wenige nehmen was zugeteilt wird. Die Luminanz habe ich am letzten Sonntag (13.08.) bei abnehmendem Halbmond belichtet. Von 1800 Frames mit 2 s Belichtungszeit wurden 75% verwendet, also effektiv 45 Minuten. Die Farbkanäle kamen in der folgenden Nacht an die Reihe. Hier ging es nicht ohne 2x2 Binning - der Rotkanal brauchte 3 s Belichtungszeit (800 Frames). Bei Grün und Blau konnte ich auf 2 s heruntergehen (910 / 980 Frames). Gestackt wurden je 65% mit DSS (2fach gedrizzelt). Im fertigen Bild sind also nur 112 Minuten Belichtungszeit enthalten. Das könnte noch ausgebaut werden ;)


    Die Bearbeitung war der eigentlich schwierigere Teil. Viele werden es kennen - man steigert sich förmlich rein in die Bearbeitung. Richtig faszinierend wird der Vergleich der Details mit anderen Aufnahmen - und da gibt es einige sehr gut aufgelöste, die eine Suche im Netz zutage fördert. Nach mehreren Stunden ist es wie mit einer Landkarte. Man vertieft sich in die Einzelheiten und fühlt sich in dem Nebel ganz wie zu Hause. Und er zieht einen wie ein magisches Auge in seinen Bann.
    Die iterative PSF-Schärfung in Fitswork habe ich bei allen Kanälen angewendet. Die Luminanz vertrug noch eine leichte Nachschärfung in Giotto mit dem Mexican-Hat. Etwas heikel in Fitswork ist wie ich finde die Zusammenführung der RGB-Kanäle. Das funktionierte nur nach mehreren Anläufen. Mit Aphoto erfolgte die Endbearbeitung mit Tonwertkorrektur und Gradationskurven. Die Artefakte an den 3 oder 4 hellsten Sterne habe ich nur notdürftig "reparieren" können.


    Fürs erste bin ich ganz zufrieden mit dem Ergebnis. Sogar der kleine Stern blinzelt hervor, der mit dem Zentralstern und dem daneben ein rechtwinkliges Dreieck bildet.


    Hier also das gesamte Feld inkl. der kleinen IC-Galaxie (leider auf 800 Pixel verkleinert - wie verhindert man das ?):

    und der 100%-Ausschnitt:


    Gruss Lars

  • Hallo Lars
    Ich kann dir deine Meinung bestätigen. ich finde es auch eine gelungene Aufnahme.
    Ich nutze auch seit einiger Zeit eine ASI290mmc und finde dein Ergebiniss von daher besonders Interessant.
    Kannst du vielleicht noch etwas zu deiner Gain Einstellung sagen.
    Damit experimentiere ich immer noch rum.
    Leider gibt der Himmel in letzter Zeit nicht viele Möglichkeiten zum Testen.
    An die Kurzbelichtungen muß ich mich auch mal machen.
    Ist schon klasse was dabei gehen kann.
    Die Farbkanäle in Fitswork....meinst du Event den Versagt der Kanäle ? Da gibt es eine Funktion Farbkanäle zurechtrücken, die hilft meistens. Muss man eventuell 2-3mal anwenden.
    MfG
    Andreas

  • Hallo Lars,


    ich finde, da geht mehr, obwohl es schon nicht schlecht ist.
    Ich kann so was jedenfalls nicht.
    Die Sterne sind doch sehr ausgestanzt
    und der Hintergrund ist einfach nur einheitlich schwarz.
    Das Rohmaterial hat auf jedenfall viel mehr Potential.
    Geh da noch mal dran, das wäre schade,wenn nicht.
    Vielleicht liegt das auch an der 290mmc?


    Gruß Eric

  • Hallo Andreas, hallo Eric,
    danke für das Feedback ;)
    Beim L-Kanal war das Gain 403 und das Gamma 75, bei den Farbkanälen jeweils 450 / 70.
    Werden mit der gekühlten Variante die Bilder eigentlich schon bei kurzen Belichtungszeiten (1 - 3 s) rauschärmer oder macht sich das erst bei längeren Zeiten bemerkbar ?
    Nach dem Datenblatt fällt die Empfindlichkeit der ASI290 zu Rot hin schwächer ab als z.B. bei der ASI120, daher kommen die roten Ausläufer recht gut heraus.
    Hab heute noch ein bisschen mit Fitswork probiert. Die Funktion Farblyer zurechtrücken ist mir soweit schon klar, aber ich muss schon einige Male die Feldmarkierungen ändern bis das Programm nach mehreren Durchlaufen die Kanäle zur Deckung bringt. Da lohnt es sich auch in den Ecken genau nachzusehen, daß keine Verdrehung übrig bleibt, die man in der Mitte gar nicht bemerkt.


    > Eric: Ja die Sterne müssten komplett neu gemacht werden, das hat mich jetzt überfordert. Die Sterne vertragen die Schärfungsschritte für den Nebel nicht. Auch der Hintergrund könnte weniger reduziert sein. Wenn ich es richtig sehe geht es wohl immer nur mit getrennter Bearbeitung von Nebel und Sternfeld. Das nehme ich mal bei Regenwetter in Ruhe in Angriff.


    Gruss Lars

  • Hallo Lars,
    ich fühle mich natürlich sehr geehrt, dass ich ein bisschen zu dem tollen Ergebnis angestoßen habe.
    Deine Beschreibungen gefallen mir auch. Gerade das mit dem "Hineinvertiefen" kann ich sehr gut nachempfinden. Für mich ist das ein wesentlicher Teil des Hobbys. Wenn ich dein Bild jetzt beurteile, dann bekommst du keinen "Anfängerbonus" -), ich vergleiche es auf höchstem Niveau und zwar (im Übertragenen Sinne) mit allen M57 die bei Google z.B. auf der ersten Seite stehen.
    Zunächst fällt auf, dass dein Bild unglaublich viele Details zeigt. Dazu reicht sogar das 800 Px Bild. Wer nicht selber stundenlang vor so einem Bild gesessen hat, dem fallen vielleicht diese vielen kleinen Schattierungen oder schwachen Aufhellungen nicht so auf, aber sie sind alle real... und gleichwichtig ist, dass nicht irgendetwas zu sehen ist was NICHT real ist. Insgesamt wirkt der Ringnebel sehr echt und leuchtend. Sehr schön auch, dass der Ring oben rechts nicht überstrahlt, da gibt es nämlich noch ein kleines Sternchen und das sieht man oft nicht. Bei 15 cm Öffnung bist du nahe dran am theor. Auflösungsvermögen und dein Bild kann es sehr wohl mit deutlich größeren Optiken aufnehmen. Die relativ geringe Belichtungszeit ist sicher auch dem Kontrast eines Refraktors geschuldet. Ob mehr zu mehr (Schärfe) führt kann ich kaum sagen. Die Farben sehen sehr echt aus.
    Wen ich dein Bild anschaue, dann wechsle ich immer zwischen dem 800er und der 100% Version. Bei der 100% Version reißt das Bild etwas auf. Hier kommt Rauschen durch und man erkennt ein paar Artefakte. Bei der 800er Version scheint der Hintergrund knapp abgeschnitten zu sein. Bei der großen Version gibt es im Blaukanal noch Signal. Interessant ist, dass die Sternfarben der schwachen Sterne nur im 100% Bild gut rüber kommen, keine Ahnung warum.
    Was die hellen Sterne angeht, so wirken sie tatsächlich zu hart, für mich ist das aber ein rein ästhetisches Problem. Der Informationsgehalt wird nicht weniger und letztendlich entsprechen "harte" Sterne der visuellen Wahrnehmung etwas mehr. Ich persönlich lege mit einer Maske immer noch einige Prozent der ungeschärften Sterne darüber.
    Ein grundsätzliches Problem ist die Schärfung von Sternen, die sich in einem Nebel befinden. Hier entstehen dunkle Ränder. Ich selber definiere in PS "helle Bereiche die klein sind" und "nicht ganz so helle Bereiche, die aber einen recht großen Durchmesser haben". Mit diesen Masken kann ich dann selektiv Schärfen oder die Schärfung zurück nehmen. Ich gebe aber zu, dass das manche Bildbeabeiter für ´unseriös´ halten.
    Ich glaube größere Bilder als 800Px Breite kannst du hier nicht reinstellen, wenn du hier gelegentlich größere Bilder siehst, dann sind das wohl Links. In deinem Fall würde mir aber die 800er Version (denke das sind so um die 50%) durchaus reichen. Solltest du noch mal an das Material ran gehen (und das macht man eigentlich immer ;-)), dann würde ich dort weiter machen.
    Alles in Allem aus meiner Sicht ein klasse Bild, das es in die Referenzklasse schaffen kann.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Lars,


    ein Schritt nach dem nächsten.
    Ich lerne auch noch jeden Tag neues dazu.
    Wichtig ist, dran zu bleiben.


    Weiterhin viel Spaß!


    Gruß Eric

  • Hallo Ralf,
    besten Dank für deine Einschätzung, es freut mich sehr ;)
    Ohne Vergleichsbilder wäre es viel schwerer, das mögliche aus dem Material herauszubekommen und dabei nicht in die Falle der Überschärfung zu tappen. Außer an deiner Aufnahme habe ich mich auch an der von Bernd Flach-Wilken und Volker Wendel orientiert (auf spiegelteam.de zu finden, die mit 12"/15"). Sehr interessant ist auch die von Bernd Gährken am 80 cm- Spiegel in München, die aus 2004 stammt. Er hat damals schon mit Kurzzeitbelichtungen von 1,28 s gearbeitet und eine Mintron-Kamera genutzt. Ich glaube das waren hochempfindliche SW-Überwachungskameras, die für Astro "entdeckt" wurden. Diese SW-Aufnahme ist schön mit dem Luminanzkanal zu vergleichen.
    Mir ist noch aufgefallen, wie unterschiedlich die Bilder auf dem Monitor je nach Tageszeit, also Umgebungshelligkeit, wirken. Was abends leuchtet sieht tagsüber flauer aus. Und gerade beim inneren Teil des Nebels kommt es wie ich finde auf Nuancen an.
    Für die Luminanz werde ich noch Belichtungszeit sammeln, um das Bild glatter zu bekommen.
    Die Sanierung der Sterne ist die nächste Baustelle. Mit Maskierungen kenne ich mich nicht aus, zumal ich nur mit Fitswork und Giotto schärfe. Aber mal sehen was in Affinity Photo an Werkzeugen geeignet ist. Das Problem mit den Sternen im Nebel entsteht scheinbar erst beim Mexican Hat in Giotto. Die PSF-Schärfung in Fitswork lässt die Sterne noch ohne dunklen Rand zurück.


    Jedenfalls ist es faszinierend welche Möglichkeiten wir heute haben. Ich muss oft an Antoniadi denken, der mit dem 82 cm-Refraktor in Meudon die Marsopposition von 1909 beobachtet und die beste visuelle Marskarte geschaffen hat. Er meinte es sei so, als würde für Bruchteile von Sekunden ein Schleier von dem Planeten fortgezogen und die Einzelheiten würden offenbart. Heute sitzen wir am Computer und bemühen uns, die Schleier mit Hilfe der Mathematik zu lüften.



    Das erste Bild hatte ich von knapp 1800 px Breite (was von 1920 px Aufnahme übrig war) auf 1200 px verkleinert (Dateigröße 214 kB). Die Forumsoftware hat bei der Kürzung auf 800 px noch 24 kB übrig gelassen. Das dürfte die Signalverkürzung erklären.
    Daher hier noch eine Version, die gleich auf 800 px gebracht ist:



    Gruss Lars

  • Hallo Lars,


    so ist es schon deutlich besser.
    Bei meiner Kritik an den Sternen habe ich glatt vergessen zu erwähnen,
    das der Nebel wirklich sehr gut herausgearbeitet ist.


    Du kannst auch die Bilder von einem externen Bilderhoster hier einbinden.
    Manche Anbieter versprechen, daß sie später nicht löschen.
    Dann geht es auch größer hier, oder "Rechtsklick für Anzeige in Originalgröße".


    Gruß Eric

  • Hallo Leute,
    nach dem alten Handwerkerrat "Das würde ich an ihrer Stelle komplett neu machen lassen" habe ich nochmal drei Abende mit Aufnahmen von M57 zugebracht.
    Da mir das Öffnungsverhältnis 1:10 schon etwas lichtschwach vorkam, musste dafür noch ein Ricardi-Reducer her, der den Refraktor auf f = 1200 mm bringt, also auf 1:7,5.
    Die erreichte Auflösung ist meine ich noch einen Tick besser geworden - die Luminanz ist 1,5 s statt vorher 2 s belichtet. Dabei entsprechen 1,5 s bei 1:7,5 schon 2,67 s bei 1:10.
    Seltsamerweise scheint das Signal der feinen Wasserstoff-Ausläufer am Rand aber schwächer zu sein.
    Verarbeitet sind:
    L: 1852 x 1,5 s / R: 746 x 2,8s / G: 432 x 2 s / B: 555 x 2,5 s (gesamt knapp 2 Stunden)
    In DSS wurde dreifach gedrizzelt, dann auf die Hälfte verkleinert. Für den folgenden Ausschnitt schließlich auf 80% reduziert:


    Es bleiben noch die Sterne als Baustelle, aber nach einigen Stunden Gradationskurven-Trainings wollte ich mal das Ergebnis zeigen.
    Ein Hoch auf die Kurzzeitbelichtung ;)


    Gruß Lars

  • Hallo Lars,
    das sieht immer besser aus, auch die Sterne.
    Der Gesamteindruck ist es der,
    den man mit einer typischen Planetenkamera erhält.
    Es ist halt keine spezielle Deep Sky Kamera.


    Gruß Eric

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