"Neu"erwerb CircleK 60/910

  • Einerseits aus sentimantalen - und andererseits aus Balkon-Schnellspechtelgründen habe ich bei einem Angebot bei den BuchtKleinanzeigen zugeschlagen ;) Ein kompletter passabel erhaltener Telementor ist mir einfach zu teuer...
    Nun bin ich auf der Suche nach weiterführenden Infos zu diesem "alten" Rohr - speziell einer damaligen Bedienungsanleitung.


    Das Gerät selber wird in einer herrlichen Holzkiste mit passenden Ausparungen und lauter kleinen und größeren verschließbaren Kästchen fürs Zubehör aufbewahrt.
    Am schönsten ist das Etikett "Japan / Telescope Inspection Institute"[:p]
    Das "Kit" beinhaltet ein Stativ mit ausziehbaren Holzbeinen, eine überraschend stabile equatoriale Montierung mit TangentialSpindel in DEC und Schnecke/Schneckenrad in RA und flexiblen Wellen.
    Dazu 3 Okulare (10mm,15mm und 40mm als Kellnertyp), eine endlos lang gebaute (leider defekt, Linsenfassung verbeult -> Kit löst sich vmtl.) Barlow, Zenitprisma, Porroprisma, Mond und Sonnenfilter zum Einschrauben und einen Sonnenprojektionsansatz, welcher aber das Zenitprisma benötigt. Und natürlich einen echt soliden 8x30 Sucher mit achromatischen Objektiv.
    Lt. Aussage der Verkäuferin, war das Teleskop Anfang der 80ger zum letzten Mal im Einsatz - die verwendete zerknüllte Zeitung als Transportschutz bestätigt dies - 1980 [8D]
    Die unvergütete (!) Luftspaltoptik zeigt nur Staub, sonst keinerlei Alterungs/Misspbrauchsspuren! Aufgrund der Spiegelungen an der Frontlinse würde ich ja fast auf ein SteinheilTyp tippen?
    Der 36,4mm-ZahnstangenOAZ hatte doch störendes radiales Umkehrspiel, aber Dank etwas Tesa zw. dem Führungsrohr und dem Gleitfilz ist das Spiel nun nicht mehr störend :)
    Bei einem Paar Rändelschrauben war der Kopf abgebrochen und der Rest steckte im Gewinde :( Irgendwie kommt mir das so vor, als ob die (gegossenen?) Schrauben aus verchromten Grauguss bestünden [:0] zumal diese innen hohl sind...?
    Jedenfalls ist einzig mechanisch etwas Aufarbeitung angesagt (auch die Montierungsachsen müssen mal zerlegt und neu gefettet werden) um das Schätzchen schnellspechteltauglich zu machen.
    Ein schneller Blick mit einem 19mm Panoptic und einem 9mm Nagler (hatte noch einen Adapter Vixen 36,4mm -> 1 1/4") zeigte ein sehr schönes farbfehlerfreies Bild (soweit das bei Tageslichtobjekten möglich ist).
    Nun ist Warten auf schönes Wetter angesagt, aber Dank "nur" 60mm Öffnung, sollte das nicht allzulange dauern [:)]


    vielleicht hat ja jemand von Euch noch Infos/kopierte Bedienungsanleitung oder gar Zubehör zu diesem kleinen Röhrchen?


    viele Grüße - Ronald


    PS: ich versuche mal in nächster Zeit noch ein paar Bilder einzubinden..

  • Moin Ronald!


    Ja, sehr schönes - und vor allem - schweres Gerät, Glückwunsch!
    Ich hatte so eine Optik auch mal im Jahr 2003, das war allerdings ein "Apollo", der beim Vorbesitzer gut 30 Jahre im Schrank lag und quasi im Neuzustand war. Ich hatte also den OTA erworben, einen Vixen M36,4 mm Adapter für 1,25"-Okulare besorgt und mir Rohrschellen aus Fallrohrschellen gefertigt. Zur günstigen Marsopposition 2003 konnte ich mit dieser Optik locker die Polkappe und größere Strukturen der Marsoberfläche erkennen. Die Montierung war damals eine EQ-1 (man sieht, sowas funktioniert).
    Nach einiger Zeit ging der Tubus dann an einen Sternfreund nach Köln. Der stellte dann prompt an dem Linsensystem einen nicht behebbaren Astigmatismus fest, den er nur mit Drehen der Linsenelemnte gegeneinander vermindern konnte. Es handelt sich hier übrigens um sein "normales" Fraunhofer-Objektiv, nichts von wegen "Steinheil" (außer jemand hätte die Linsen falsch zusammen gebaut).
    Unten ein Foto von meiner Konfiguration, Sept. 2003:



    Wenn du Anleitungen klassischer Teleskope suchst, guck mal hier:
    http://wiki.telescopeclassics.com/wiki/Manuals
    Dein Modell wurde unter mehreren Markennamen verkauft, auch bei den Amis (Sears u.a.).


    Achso: Circle "K" ist "Kenko"...
    .

  • hallo Michael,


    Danke für den Link!
    Der Verdacht eines Steinheilsystems kam auf, da ich beim Blick auf das Objektiv ein vergrößertes und ein normales Spiegelbild meinereiner sehe... Zumal mich wundert, dass das Objektiv, im Gegensatz zu den Okularen, unvergütet ist.
    Ich bin jetzt mit dem visuellen Testen der Optik etwas weiter gekommen:
    Gestern abend konnte ich einen provisorischen "Sterntest" an einer, etwa 9km entfernten Strassenlaterne machen.
    Zu erst mit den originalen Okularen. Da eine heilwegs ordentliche Bewertung nur bei hoher Vergrößerung möglich ist, musste erstmal das HA10mm (91x) herhalten... Während im Fokus es noch ganz gut aussah, kam das Elend bei einer geringen Defokussierung (3-4 Beugunngsringe) deutlich zum Vorschein: Die äussere Kontur war noch "heilwegs" rund, aber die Beugungs"ringe" erinnerten an moderne Kunst - Beulen und Deformationen ohne Ende [:0] - vom Einblickverhalten mal ganz zu schweigen [B)]
    Erleichterung kam auf, als ich das Okular im OAZ mal drehte - das Chaos drehte sich mit.
    Also musste nun doch mein 9mm Nagler (Typ6) herhalten - das Bild wendete sich schlagartig massiv zum Besseren [:D] Sauber definierte dunklere innere 3 Ringe und einen hellen, ganz leicht fransigen symmetrischen Aussenring. Intra- und extrafokal keine Unterschiede (soweit bei bodennaher Bewertung möglich) sichtbar.
    Eine Bewertung der Restchromasie des Objektives war aber, ob des engen Spektrums/Bandspektrum der NaDampflampe nicht wirklich möglich.
    Ein letzter Test mit dem HA15 und H40 zeigte, im Gegensatz zum 10er, ebenfalls symmetrische Runde Beugungsbilder [:)] - aber die Okulare werden wohl wieder in der Holzkiste verschwinden. Der Komfort und die Qualität aktueller 1 1/4"-Okulare (bei mir 9mm Nagler und 19mm Panoptic + ne 2xBarlow) sind doch zu deutlich.
    Die Montierung ist mittlerweile auch zerlegt, gereinigt, neu gefettet und justiert (soweit das ging) und macht nun sogar etwas Spass. Etwa 2 Sekunden Ausschwingzeit nach dem Fokussieren sind gewöhnungsbedürftig, aber erträglich.
    Eine Feststellung musste ich allerdings machen: das heutzutage so verschriene chinesische Klebefett ist keine Erfindung einer chinesischen Massenfertigung - der Ursprung liegt wohl in Japan und diente schon seinerzeit dem "Retuschieren" mechanischer Unzulänglichkeiten. Selbst mit Einweichen in Aceton war dem Fett(und dessen Menge) nur sehr schwer beizukommen! Mit neuem Fett ist die Montierung jetzt wunderbar leichgängig, aber nun merkt man auch das nicht rauszujustierende Spiel zw. Schnecke und Schneckenrad - ca. 1/8 Umdrehung Totgang. Aber für rein visuellen Einsatz stellt das absolut kein Problem dar, da das eigentliche Nachführen jetzt sehr angenehm "weich" möglich ist [:)].


    Nun könnten aber wirklich mal wieder sternklare Nächte kommen, um zu schauen was das kleine Röhrchen wirklich leistet!


    viele Grüße - Ronald


    PS.: dank einem CN-Thread habe ich jetzt eine Version des 60/910 gefunden welcher mit meiner endlich mal zu 100% stimmt. Demnach ist das Verkaufsjahr dieses Revue 60/910 wohl um 1963 [:)]
    https://www.cloudynights.com/t…efractor-revue/?p=7779806

  • Hallo Ronald,


    in der AstroAG Hückelhoven verfügen wir auch über so ein Telesköpchen, davon sind, 2 verschiedene Bauarten vorhanden. Ich habe einige Fotos hochgeladen, aber ich muss erstmal die Freigabe abwarten, dann kann ich diese einbeziehen. Detailreichere Bilder habe ich derzeitig noch nicht, diese kann ich erst nach den Ferien machen. Aber wir haben schon mit diesen Teleskopen beobachtet, die Abbildung ist recht gut, was mir persönlich nicht so gefällt ist, dass obwohl das Stativ einen wirklich starren Eindruck hinterlässt, bei Wind diese Teleskope doch recht anfällig wirken.
    Ansonsten ist die Verarbeitung gut, die Optiken sind im sauberen Zustand.


    So, Bilderfreigabe ist erfolgt, hier die Bilder aufrecht !




    Gruß
    Robert

  • Hallo Robert,


    eine schöne Sammlung habt ihr ja da!
    Ja, das Stativ möchte ich nicht voll ausgezogen bei Wind nutzen... die kleine Klemmung und der geringe Querschnitt der leichten Holzleisten bilden kein Stabilitätswunder. Aber da das Röhrchen bei mir nur auf meinem wackligem Gitterbalkon zum Einsatz kommt, wird eh nur bei Windstille beobachtet.
    Ich habe mittlerweile einen "ernsthaften" Sterntest machen können.
    Bei 101x und etwa 2 Beugungsringe defokussiert ist auch bei meinem ein leichter Asti sichtbar. Größenordnung der Deformation bei v.g. Defokussierung etwa wie der Anblick der ovalen Silhouette von Jupiter. Ich denke mal, das ist absolut unproblematisch.


    viele Grüße - Ronald

  • Hallo Ronald,


    ja, unsere Sammlung [:)]! Diese Teleskope haben uns Leute aus Hückelhoven und Umgebung geschenkt, weil sie in der hiesigen Zeitungen über unsere Arbeit erfuhren.
    Ich werde, wenn ich wieder in der AG bin, mal nach den Unterlagen suchen um zu erfahren, welche Baujahre diese Röhrchen sind, das gelbe Revue Teleskop ist aus den 80ern.




    Gruß
    Robert

  • Hallo Robert,



    das gelborange Teleskop ist kein Revue, sondern ein Bresser (auf dem Typenschild erkennbar). Bresser ging 1985 dazu ueber, statt weisser orange Teleskope auszuliefern. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie die Schaufenster der Optiklaeden in unserer Stadt orange wurden. Da ja Halley anstand, waren damals viele Teleskope im Angebot. Die "orange Flotte" umfasste die Refraktoren 50/600az, 60/700az, 60/900para und die Reflektoren 114/900para und 114/1000para (catadioptisch). Ob die orange Farbe eine Anspielung auf Celestron war, ist mir nicht bekannt. [:)] Ironischerweise ging Celestron zur gleichen Zeit dazu ueber, die SCTs statt in orange in schwarz auszuliefern.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!