Uralter Eigenbau - Montierung Zukunftsfähig machen

  • Moin Moin,


    vor kurzem habe ich ein altes Teleskop samt Montierung erworben, siehe Bild. Mit dabei auch 3 Okulare (0,96") und 2 Filter. Das Ganze ist ein Eigenbau aus den 50iger Jahren. Das Tekeskop 150/1220 liefert trotz des Alters und offensichtlicher Mängel überraschend gute Bilder, würde ich allerdings gegen ein neues austauschen wollen.
    Die Montierung ist sehr massiv und stabil, daher hatte ich die Überlegung ob man diese nicht motorisieren kann um das Ganze fototauglich zu bekommen. Zur Zeit läuft die Nachführung manuell über eine rostige Spindel.


    Dazu würde ich gern eure Meinung und Kommentare hören.


    Vielen Dank schonmal,
    Daniel



  • Hi Daniel,



    wenn es mein Teleskop waere, wuerde ich es ein bisschen aufmoebeln, aber so lassen wie es ist. Es ist in dem Alter schliesslich ein Klassiker. Einzig den Okularauszug wuerde ich auf 1.25"-Okulare umbauen. Solche Eigenbauloesungen sieht man selten.


    Die Montierung umzuruesten hiesse Schneckenraeder zu besorgen und diese anzubringen. Wenn Du Zugang zu einer Metallwerkstatt hast, waere das eine Option. Aber wenn die Teile gefertigt werden muessten, kann der Preis schnell in eine Hoehe kommen, in der ein Montierungswechsel guenstiger waere. Da Du den Tubus jedoch auch tauschen willst, wuerde es auf ein komplett neues Teleskop hinauslaufen.

  • Vielen Dank Jürgen.


    Es ist zwar ein Klassiker, aber so wie es ist würde ich es nicht nutzen. Ich habe ein 10" Dobson und ein zweites Teleskop sollte dann Fotos mach können. Ein drittes als Dekoration würde meine Freundin wohl rebellieren lassen. Sprich ich hätte zwei Optionen mit diesem:
    1. komplett wie es ist wieder abstoßen (btw. was wäre sowas etwa wert?)
    2. Tubus abstoßen und die Montierung optimieren


    In meiner Firma bauen wir Messgeräte die auch Motoren verwenden, möglicherweise hätte ich da die Möglichkeit etwas günstiger an Teile zu kommen.

  • hallo Forum, hallo Daniel,


    interessanter Newton mit Schlitten ! "Wirklich" vermessen nur f/8 * ?
    Ein sicherlich schönes Gerät für Mond&Planetnbeobachtung.


    Jürgen:
    >Einzig den Okularauszug wuerde ich auf 1.25"-Okulare umbauen. Solche Eigenbauloesungen sieht man selten.<


    Das ist soweit ich es auf dem kleinen Bild beurteilen kann garantiert kein Selbstbauschlitten! Eine Schweizer Fa., komme leider nicht mehr drauf welche, hat damals langbrennweitige Newtons produziert. Wir hatten mal so einen im Verein (GvA Hamburg). Er hatte auch 6" Öffnung allerdings f/11 *!
    Leider geht der Schlittenvorteil(kl.FS) dahingehend flöten das der Beobchater schön durch die Öffung in den Strahlengang/Tubus ausatmet...


    Gruß
    Christian

  • Hallo,


    diese Art Okularstutzen nennt man Okularschlitten. Der hier kommt auch mir bekannt vor, ich glaube, die wurden von der Materialzentrale der Schweizerischen Astronomischen Gesellschaft (SAG) vertrieben.


    Der Schlitten bewegt(e) sich zwischen einem auf beiden Seiten angebrachten Faltbalg, ähnlich einem Balgengerät für Photoapparate. Das schloß den Tubus gegen Dreck und Atem ab.


    Grüße, Coyote

    Es schaute mich an - und ich schaute Es an.
    Und errötend wich Es zurück - das Universum.


    Bresser 102/460 | Tasco 76/1200 | Tasco 60/1200 | Tasco 60/900 | Tasco 60/700 | Tasco 50/600 | Minolta Bino 10x42 | Kasai s'Gucki 2.3x40

  • Vermessen habe ich ihn nicht, aber auf der Rückseite des Spiegeks ist f=1220 eingekratzt. Da vertrau ich mal, dass das passt.


    Die Öffnung für Okulare ist relativ groß und benötigt einen Adapter auf 0,96". Wäre aber auch groß genug für einen Adapter auf 1,25". Die beiden Spiegel sind halt nach der Zeit nicht mehr top, ggf. kann man da noch etwas reinigen aber spätestens die Kratzer werden bleiben.


    Deswegen die Idee Teleskop abstoßen und Montierung automatisch nachführen.

  • Hi Daniel,



    wahrscheinlich ist das Einsteckmass 35mm. Das ist die Schweizer Norm.


    Willst Du die Montierung motorisieren, musst Du dort, wo die Achsen herauskommen, am Grundkoerper eine stationaere Platte anbringen, die die Schnecke traegt. Das Schneckenrad wird aufgesteckt und mit einer Klemmung fuer die Achse versehen. Die derzeitigen Klemmungen sind dann obsolet.


    Ist aber ein schoenes Stueck Arbeit und vielleicht ist es besser, das ganze Stueck als Klassiker zu verkaufen, um vom Erloes eine zeitgenoessische Montierung (mit Polsucher!) zu bekommen.

  • Hi Jürgen,


    Ich dachte eigentlich ich müsste zum Nachführen nur diese eine rosige Spindel ersetzen und nen Motor dran bekommen. Müsste das nicht ausreichen?


    Was wäre ein fairer Preis wenn ich es komplett verkaufen würde?


    Grüße Daniel

  • Hi Daniel,


    im Prinzip kannst Du die Spindel motorisieren. Aber Du bekommst nur einen endlichen Feintrieb, d.h. Du musst nach einiger Zeit (wenn der "Feintrieb alle ist") wieder zurueckdrehen. Auch ist die Untersetzung des Motors nicht ganz klar. Bei einem Schneckengetriebe teilst Du 86164 Sekunden (=1 Sterntag) durch die Zaehnezahl und Du bekommst die Drehzahl der Schnecke fuer siderische Nachfuehrung. Hier haengt das von der Gewindesteigung und dem Abstand zum Drehpunkt ab. Noch schlimmer ist, dass die Drehzahl ueber die Spindellaenge variiert, da sich die Geometrie im Dreieck aendert. Mit groesserem Oeffnungswinkel musst Du schneller drehen. Da waere dann ein Schrittmotor mit Mikrokontroller angesagt, der vom definierten Anfangspunkt aus die Schritte zaehlt und die Nachfuehrgeschwindigkeit passend variiert. Beim Astrotrac (einer fotografischen Nachfuehrmontierung) ist das so geloest worden.


    Es ist schwierig, fuer ein solches Instrument einen Preis anzugeben. Heute gibt es fuer 400 Euro bereits einen 150/750er Newton mit 2"-Okularauszug, gutem Sucher, brauchbarer (bis zu GOTO nachruestbarer) Montierung und brauchbaren Okularen. Fuer dieses Geraet waere ein Liebhaber der geeignete Adressat. Ich wuerde es mal mit 150 Euro versuchen, aber wie gesagt ist eine solche Taxierung schwierig. Hier in England haben wir im Astroclub gerade ein vergleichbares Teil geschenkt bekommen. Hat frueher mal ein Vermoegen gekostet, aber heute stehen alle auf kuerzere (=transportablere) Instrumente mit Moeglichkeit zur Computersteuerung, Polsucher etc., und da bleibt kaum noch ein Markt fuer die alten Geraete. Was eigentlich schade ist, denn gerade Selbstbauten wurden oft liebevoll und ideenreich erstellt und manch ein selbstgeschliffener Spiegel hat eine erstaunlich hohe Qualitaet.

  • Hallo Daniel,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Stryke</i>
    <br />


    Was wäre ein fairer Preis wenn ich es komplett verkaufen würde?


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Jürgen hat ja bereits eine Schätzung abgegeben.


    Anstandshalber würde ich nicht mehr verlangen, als Du selbst bezahlt hast[:)]


    Gruß & CS Franjo

  • Nochmals vielen Dank für die Informationen. Mich reizt der Umbau immer noch und ich habe ein paar Kollegen die sich prinzipiell mit Motoren und deren Steuerung auskennen... ich werde mich mal informieren ob die mir diese basteln können oder ob der Aufwand dich zu groß wäre...

  • Hallo Daniel,


    ich will mal noch fragend in die Runde werfen, wie hoch Deine Erwartungen an die Fotografie mit dieser Montierung sind. Ich würde mal vermute , dass die Montierung für die visuelle Beobachtung gute Dienste verrichtet, aber dass sie vielleicht für die Fotografie zu ungenau ist?


    Es gibt einige Liebhaber alter Teleskope, auch Selbstbauten. Da Du scheinbar nicht daran interessiert bist dieses zu erhalten, würde ich es an Deiner Stelle verkaufen ... und je nach Erwartung an die Astrofotografie in eine entsprechende Montierung investieren, die dafür ausgelegt ist. Du kannst ja zumindest mal versuchen es zu einem Kurs zu veräussern, der Dir auch bei Deinem eigentlichen Vorhaben, nämlich zu fotografieren, weiterhelfen würde. Erwarte aber nicht dafür genug Geld für eine gute Astrofotomonti zu erhalten ...


    Gruß
    Heiko

  • Hallo Heiko,


    das ist eine schwierige Frage, naturgemäß ist die Antwort ein offenes so viel und so gut es geht. Der Ansatz hier war eher ein "es geht sicher besser als mit nem Dobson". Wie gut/genau die Montierung geeignet ist kann ich schlecht beurteilen. Nur die Stabilität mit dem 150/1220 kommt mir sehr ordentlich vor, zumindest deutlich besser als das Lidlscope/Astro3 und einem altes Revue 114mm durch die ich mal geschaut habe.

  • Hallo Daniel,
    entweder würd ich alles unverändert verkaufen oder alles behalten und es für Mond und Planetenfotos bzw. Beobachtung nutzen. Dann lohnt es sich vielleicht in eine elektrische Nachführung zu investieren.
    Der Hauptwert der Kombination liegt aber vermutlich im Teleskop. Das Stativ alleine würd ich jedenfalls nicht kaufen/verkaufen.
    Nachtrag:
    Hier mal ein paar Bilder mit meinem 6" f/8 Newton:
    Mond:
    http://www.astrobin.com/277533/
    http://www.astrobin.com/282675/
    (auf die Mondkraterbilder "klicken", dann sollte es in Originalgröße geladen werden)


    Jupiter:
    http://www.astrobin.com/248915/
    http://www.astrobin.com/153705/
    http://www.astrobin.com/153595/B/


    Servus,
    Roland

  • Hallo Roland,


    danke für die Bilder, so etwas stelle ich mir auch vor :)


    Was welchen Anteil am Wert hat kann ich schlecht beurteilen. Generell würde ich zustimmen, dass das Teleskop selbst den höheren hat. Hier ist das Teleskop allerdings alt, ohne Sucher, für 0,96" Okluare und der Spiegel wurde wohl auch schon mal kreisförmig mit nem Tuch gesäubert... das Stativ auf der anderen Seite hält das Teleskop sehr stabil trotz dessen Größe...

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