Hallo Freunde der Teleobjektive,
Vielleicht ist dieses Thema für die meisten unter Euch schon längst ein alter Hut und ich locke damit niemanden hinter dem Ofen hervor. Aber ich habe diese Teile erst vor kurzem entdeckt. Ich wusste also nicht, dass es so etwas überhaupt gibt und ich halte sie für extrem sinnvoll für die Astrofotografie mit Teleobjektiven mittlerer Brennweite, wie meinem Canon 200mm 2,8 USM.
Wenn ich meine 1000Da mit dem 200mm auf die Star Adventurer setze, bleibt mir nur die L-Schiene zu verwenden um die Polausrichtung mit voll beladener Monti durchführen zu können. Die Kamera sitzt dann entweder direkt auf der L-Schiene, dann bin ich vom Bildausschnitt her aber festgelegt. Denn ich kann sie dann natürlich nicht um ihre eigene Achse drehen.
Oder ich setzte einen Kugelkopf auf die Schiene und die Kamera darauf. Dann kann ich die Kamera auf dem Kugelkopf auch um ihre Achse drehen, aber dann kommt das schwere Objektiv noch weiter vom Drehpunkt der Montierung weg, was die Schwingungsanfälligkeit des Systems erhöht.
Das sieht dann so aus:
Die Monti ist in diesem Bild in RA perfekt austariert. Man beachte den Abstand des Gegengewichts von der L-Schiene.
Der Body ist um 45° gedreht, dadurch stehen Kamera und Objektiv hoch über der DE-Achse der L-Schiene. Das Objektiv ist auf eine DE von etwa 20° ausgerichtet. Das ganze ist stabil, aber sehr schwingungs- und windanfällig.
Ich finde das suboptimal. Aber es gibt eine Alternative. Schaut mal hier:
Achtet auf die Position des Gegengewichts.
Die Kamera zeigt auf den gleichen Himmelsausschnitt und ist wieder um 45° gedreht. Die RA-Achse ist wieder perfekt austariert. Der Schwerpunkt der Kamera liegt auf der DE-Achse, obwohl sie wieder auf 20° Höhe gerichtet ist.
Unschwer zu erkennen ist das ganze Setup viel kompakter und dadurch weniger anfällig.
Wo ist der Unterschied: ich habe den Kugelkopf durch eine sogenannte Stativschelle ersetzt. Die wird wie eine Rohrschelle um das Objektiv gelegt und dann mit dem Stativ oder in diesem Fall der L-Schiene über ein Fotogewinde im Fuß der Schelle verschraubt. Das 200mm ist in der Schelle frei drehbar wenn man sie etwas löst, sitzt aber bombenfest wenn man die Klemmschraube anzieht.
Der Schwerpunkt von Kamera und Objektiv liegt fast exakt auf der DE-Achse, was das Drehmoment auf die Klemmung und die Feineinstellung der L-Schiene deutlich verringert.
Bei längeren L-Objektiven von Canon wie dem 70-200mm f/2,8 L oder dem 300mm f/4,0 L sind solche Schellen standardmäßig dabei. Beim 200mmm f/2,8 aber nicht, unverständlicherweise. Aber man kann sie als Zubehör kaufen.
Die originale Canon Stativschelle kostet dann €140,-.
Hundert! Vierzig! Euro! [xx(]
Nachdem ich meine Zähne wieder aus der Tischkante befreit hatte, habe ich mich auf die Suche nach Alternativen gemacht und wurde auch schnell fündig. Diese Schellen müssen passgenau für ein bestimmtes Objektiv gefertigt werden, sonst sind Klemmung und Drehbarkeit nicht optimal. Es gibt eine Menge Chinaklone, von denen die Meisten vom gleichen Band fallen.
Ich habe den "MENGS Stativgewinde Anlaufring A(B)" bestellt. Er ist neben dem 200mm 2,8 auch für ein paar andere Canon-Teles und lange Zooms geeignet. Die Verarbeitung ist einwandfrei und das Objektiv wird sicher gehalten ohne beim drehen zu verkratzen.
Und das beste ist: das Teil hat mich nur €18,- gekostet. [8D]
Ich bin sehr zufrieden mit der Schelle, auch wenn das First Light noch aussteht. Aber ich habe mein Setup durch Einsatz von ein paar Euro deutlich stabiler gestalten können. Es ist mir unverständlich, warum Canon bei einem so teuren Objektiv, das de facto kaum ohne Stativ genutzt werden kann, eine solche Schelle nicht gleich mit beilegt. Aber sei´s drum.
Da ich wie gesagt bis vor kurzem noch nicht wusste, dass es so etwas für das 200mm f/2,8 USM gibt, wollte ich diese Info hier mit Euch teilen. Vielleicht kann der eine oder andere ja damit etwas anfangen.
Bis dann:
Marcus