Windräder über Ittenhausen

  • Hallo Forum,


    einige Deep Sky Beobachter hier im Südwesten nutzen den Standort bei Ittenhausen (Stadt Gammertingen) auf der Schwäbischen Alb. Dort ist es für deutsche Verhältnisse sehr dunkel und man befindet sich auf ca. 760 Meter Höhe.


    Ich war neulich wieder dort zum Beobachten. Zwar kam um 23 Uhr ein Bauer mit einem sehr großen Traktor mit sehr hellen Flutlichtern und wollte just den Acker bearbeiten, neben dem ich meinen Dobson aufgebaut hatte. So ein Unglück! Er war aber sehr freundlich. Nach einem netten Gespräch (und einem Blick durch mein Teleskop auf Jupiter) entschloß er sich, drei Äcker weiter zu fahren und denjenigen, neben dem ich stand, auf den nächsten Abend zu verschieben. Ich habe mich sehr herzlich bei ihm bedankt!


    Im Laufe des Gesprächs berichtete er mir aber, daß am nördlichen Waldrand, also gleich hinter dem "Denkmal", 3 Windräder errichtet werden sollen: Nabenhöhe 164 Meter (das ist etwas höher als der Kölner Dom)! Ich habe das mal im Internet überprüft. In der Tat liegt die Baugenehmigung bereits vor. Dahinter steht die Stadt Gammertingen und die EnBW.


    Damit dürfte Ittenhausen als Ort für anspruchsvolle Deep Sky Beobachtung in Kürze wohl erledigt sein.


    Mit großem Bedauern
    Johannes

  • Hallo Johannes,


    [:D]...Ja, das ist ja lustig. Du hast den Bauern am Dienstag direkt zu mir geschickt.
    Der ist mit seiner Maschine dann auch auf mich zu, hat mich aber noch gesehen.[:D] Er erzählte mir,
    das er schon jemand mit einem Teleskop getroffen hat, hab mir fast gedacht das Du das gewesen sein musst.
    Hab dann auch sehr nett auf ihn eingeredet und auch überredet und er ist dann wieder Richtung Ittenhausen
    gefahren, um am nächsten Tag seiner Arbeit zu beenden, ein wirklich sehr netter und rücksichtsvoller Mensch,
    das fand ich toll.


    Zu den Windrädern, weniger schön, aber ich finde erst einmal kein Grund zur Sorge. Zumindest was die Erhaltung
    der Dunkelheit angeht. Gewöhnlich werden bei Windrädern Rote Leuchten verwendet, kenne ich zumindest nicht anders.
    Auf der Hohen Geba in der Rhön gibt es eine Antenne mit einer helle roten Lampe und ich steh oft unmittelbar
    in der Nähe, das stört (mich persönlich) wirklich nicht und hab da auch keine Beschwerden von anderen darüber gehört.


    Anders ist es bei Beeinflussung des Seeings, da gab es mal ein Thread dazu. Da wurde diskutiert, ob das
    durch die Strömungen, Einwirkung darauf hat, keine Ahnung worauf man sich am Ende geeinigt hat.


    Wenn ich da bei Google Maps schaue, werden die drei Windräder an dem Waldrand,
    ca. 600m nördlich vom Denkmal errichtet?


    Bin eher selten dort unten, du scheinst aus der Gegend zu kommen. Was sagen z.b. Leute von dem Sternenpark Projekt dazu ?


    Liebe Grüße
    Mathias

  • Oh je, Matthias, das tut mir aber leid, daß ich den Bauern faktisch zu Dir geschickt habe. Ich hatte keine Ahnung, daß Du dahinten gestanden hast. Wahrscheinlich hast du gerade das OdM Mai gezeichnet. Der Bauer hat mir übrigens erzählt, daß manchmal ein Beobachter mit Berliner Kfz-Kennzeichen da wäre. Bist Du das etwa?


    Gerd und Matthias, danke für Eure beruhigende Einschätzung der Situation. Meine Befürchtung ist erstens, daß diese Windräder Lärm machen, und zweitens daß die roten Lampen blenden, wenn sie direkt in den Tubus leuchten oder wenn das Fernrohr gerade so steht, daß das Licht am Tubus vorbei ins Beobachtungsauge fällt. Das sollte eigentlich nicht so oft vorkommen, aber wie der Teufel es will ... Nach Euren Erfahrungen mit Windrädern ist der negative Einfluß aber wohl weniger dramatisch, als ich befürchtete. Wir werden sehen ...


    Vielen Grüße
    Johannes

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Atlas</i>
    <br />Oh je, Matthias, das tut mir aber leid, daß ich den Bauern faktisch zu Dir geschickt habe. Ich hatte keine Ahnung, daß Du dahinten gestanden hast.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Es war ja nochmal gut gegangen. Im nach hinein muss ich über diese "Verkettung unglücklicher Umstände" eher schmunzeln.[:D]
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Atlas</i>
    <br />Der Bauer hat mir übrigens erzählt, daß manchmal ein Beobachter mit Berliner Kfz-Kennzeichen da wäre. Bist Du das etwa?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Nein, der war ich nicht gewesen. Dieser Bauer war der erste Mensch, den ich dort bei Nacht getroffen hab.[:0]
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Atlas</i>
    <br />...und zweitens daß die roten Lampen blenden, wenn sie direkt in den Tubus leuchten oder wenn das Fernrohr gerade so steht, daß das Licht am Tubus vorbei ins Beobachtungsauge fällt.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich musste auch schon zwangsläufig mit dem "Sehstrahl" des Teleskope, in die nähe solch einer roten Lampe blicken,
    hab da aber keine wirklichen Veränderungen im Okular bemerken können, selbst ohne Streulichtsocke. Falls dich
    das seitliche Licht im Auge stören sollte, gibt es so eine art "Beobachterwesten" zu kaufen, mit extra großer Kapuze.



    Hier noch der Thread, über die Theorie der Seeing Veränderung durch Windräder.


    http://forum.astronomie.de/php…lussen_Windr%C3%A4der_das


    Und ein Dokument über die geplannte Umsetzung, bei gleichzeitiger Schutz der Nacht.


    https://www.sternenpark-schwae…genenslingen_26042015.pdf


    besonders spannend, ein radargestützes System, wo sich die Lichter nur bei Annäherung von Flugzeugen einschalten


    Liebe Grüße
    Mathias

  • Hallo Mathias und Johannes,


    da ich auch genau aus der Ecke komme, und sporadisch die Windräder Diskussion bereits gefühlte 10 Jahre verfolge , ist die Info sehr interessant.


    Da sich aber der Status der Genehmigung für die Errichtung der Windräder in dem Gebiet auch bereits gefühlte 10 mal geändert hat(zumindest aus mündlicher Überlieferung der hiesigen Bevölkerung) , muss man abwarten ob nicht doch noch irgend einer Einspruch einlegt :-).


    Als ich vor etlichen Jahren ein Flurstück für eine Rolldachhütte u.A. auch in dem Gebiet gesucht hatte wollte niemand verkaufen da jeder Wiesen- und Ackerbesitzer auf den "großen Reibach" spekuliert hatte.




    Thomas

  • Hallo zusammen,


    hier mal ein Bild, was die Windräder so an Wirbeln erzeugen. Kann man sich kaum vorstellen, dass das keinen Einfluss aufs Seeing haben soll.


    Besonders ärgerlich finde ich, dass - so wie hier auch geplant - oft nur ein paar wenige Windräder an einem Ort errichtet werden, statt das in größeren Windparks zu konzentrieren. Mir sind auf die Weise schon zwei Beobachtungsplätze abhandengekommen, wo ich dann wirklich zwischen den Windrädern gestanden wäre.


    Viele Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Holger, diese Wirbelschleppen sehen in der Tat grausig aus.
    Mathias, danke für den Link zu der Diskussion im anderen Forum. Man wird wohl selbst sehen müssen, wie sich die Windräder auf das Seeing auswirken. Immerhin liegt der Beobachtungsplatz in Ittenhausen südlich der Räder. In der verlinkten Diskussion ist von 250x Vergrößerung die Rede. Ich beobachte PNs dagegen bei 700x-1000x.
    Thomas, da haben sich die Grundstücksbesitzer wohl verspekuliert. Nach Auskunft des freundlichen Bauern gehört das Waldstück, in dem die Räder gebaut werden sollen, der Stadt Gammertingen. Ich habe gerade noch mal im Internet recherchiert. Anscheinend verzögert sich der Bau noch, weil es ein Problem mit dem Rotmilanen gibt, die hier in großer Zahl herumfliegen. Mir soll's recht sein.


    Viele Grüße
    Johannes

  • Direkt in den Windparks zu beobachten verschlechtert durch die Luftturbulenzen massiv das Seeing. Auch sind die Geräusche (z.T. Infraschall) der Rotorblätter ziemlich unangenehm. Der Windpark steht an meinem Standort - direkt innerhalb des Bisophärenreservat Spreewald - glücklicherweise rund 3 Kilometer Luftlinie in Richtung Norden. Die Lichterglocke des 80 km entfernten Berlin stört hier deutlich mehr.


    Gruß & cs

    Andreas


    Meade LXD55 10" f/4 | GSO Dobson 8" f/6 | TS PHOTOLINE 3" f/7 Apo | Fujinon 10x70 FMT-SX2 | Fujinon 16x70 FMT-SX | AstroTrac TT320X-AG | Canon EOS 1000Da / 600Dfs / 6D

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Atlas</i>
    <br />
    einige Deep Sky Beobachter hier im Südwesten nutzen den Standort bei Ittenhausen (Stadt Gammertingen) auf der Schwäbischen Alb. Dort ist es für deutsche Verhältnisse sehr dunkel und man befindet sich auf ca. 760 Meter Höhe.
    ...
    Im Laufe des Gesprächs berichtete er mir aber, daß am nördlichen Waldrand, also gleich hinter dem "Denkmal", 3 Windräder errichtet werden sollen: Nabenhöhe 164 Meter (das ist etwas höher als der Kölner Dom)!
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Die gleiche Gefahr befürchte ich für die letzten geeigneten Flächen im Sauerland. Überall schiessen diese WKAs wie Pilze aus dem Boden und Lobbyisten forderten gerade eine Verdoppelung der Zahl der Standorte.
    Angesichts greller Blitzleuchten zur Sicherung des Luftverkehrs halte ich das für eine Katastrophe, da diese Anlagen meist an den wenigen Beobachtungsorten errichtet werden, an denen im Sauerland Grünflächen statt des dort verbreiteten Waldes vorkommen. Das ist die reinste Plage.
    Aber kein Wunder, wie das bezuschusst wird, während normale Unternehmen mit umweltfreundlichen Produkten nicht einen Cent Zuschüsse bekommen, im Gegenteil sogar in Deutschland weit stärker als im Ausland zur Kasse gebeten werden und deshalb oft von Insolvenzgefahr bedroht sind.

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