Fangspiegel fertig ausbohren

  • Hi beinander,


    ich habe hier einen fertigen Fangspiegel, bereits von der Vorderseite "vorgebohrt". Nun möchte ich ihn fertig ausbohren. Premiere, noch nie gemacht. Um zu verhindern, daß er auf der Rückseite unschön ausbricht, wird, so mein jetziger Kenntnissstand, eine Scheibe Glas "aufgekittet", "aufgeklebt", oder was auch immer.


    Da stellen sich ein paar Fragen:
    1. Es sollte ein Stück Glas sein, welches auf der Rückseite vor Aussbruch schützt?
    2. Und wie wird das Glas (falls Glas) mit dem Spiegel verbunden?


    Ich habe hier ein kleines Fläschchen Kanadabalsam. Aber das Zeug ist bereits zäher als Honig. Eher schon die Konsistenz von kalter Butter. Ist Kanadabalsam immer noch die erste Wahl? Bekomme ich das nochmal verflüssigt?


    Besten Dank schon mal,


    Harry

  • Moin Harry!


    Zum Ausbohren kann ich dir leider nicht helfen.
    Geschmeidig wird Kanadabalsam nach mehreren Quellen der Googelsuche durch einfaches Erwärmen (Verarbeitungstemperatur ca. 50 °C). Verdünnen kann man das Harz mit Xylol oder Chloroform, beides aber nicht "ohne" in der Handhabung. Gefahrenhinweise beachten!


    Mit Kanadabalsam verkittete Linsen bekommt man auch auseinander, wenn man sie einen Tag in 100%iges Azeton legt. Inwiefern das als "Verdünner" geeiget ist, weiß ich nicht.

  • Hallo,


    nimm zum Verkleben der Scheiben A oder B Kitt (Kolophoniumrohklebekitte). Die haben einen geringen Schmelzpunkt. Beide Scheiben im Wasserbad langsam erwärmen. Einige Tropfen warmen, flüssigen Kitt auf einer der Scheiben verteilend draufgeben und dann zusammendrücken und langsam, also mit einem Tuch zugedeckt, abkühlen lassen. Eventuell auch dabei ein Gewicht drauf stellen. Sind die Scheiben nicht zu groß, dann tuts auch ein Tropfen nur in der Mitte. So gibt es dann weniger Blasen.
    Ich empfehle, daß Ganze erst mal an 2 gleichgroßen Scheiben zu üben. Auseinander geht’s dann auch mit Wärme. Auch hier langsam abkühlen lassen.
    Ganz weiches Pech, z.B. mit Terpentin weich gemacht, tut es auch. Aber beim Erwärmen aufpassen. Das Zeug brennt höllisch schnell und gut. Da das Terpentin aber wieder verdampft und damit das Pech wieder hart wird, mit dem Lösen nicht zu lange warten.


    MfG Thomas ( VdS. Mat.zentrale)

  • Hallo Harry,


    Kurt Wenske empfiehlt Aufkitten einer planen Glascheibe mit Pech oder sonst etwas Unappetlichem, Einbetten in Gips und Losbohren.
    Blöd wenn schon vorgebohrt ist................


    Gruß & CS Franjo

  • Hallo Harry
    Ich habe auch schon Dobsons gebaut, aber den Fangspiegel vor- oder ausbohren sagt mir nichts. Was meinst du damit genau? Vielleicht habe ich es falsch verstanden.


    Gruss Toni

  • Servus miteinander,


    ich sehe schon, ich vergaß eine wichtige Info mitzugeben. Es handelt sich um einen konvexen Fangspiegel für einen Dall Kirkham. Der Fangspiegel hat 120mm Durchmesser.


    Ja, ich bin den unappetitlichen Weg mit dem Pech gegangen, wie von Thomas vorgeschlagen. Ich habe zum Aufkitten den Spiegel und die ca. 3mm dünne Glasplatte mit dem Heißluftföhn angewärmt. Das bringt aber nicht viel. Ich hab das mit Terpentinöl verdünnte Pech draufgegossen und es wurde verdammt schnell fest. Macht nix, denn der Heißluftföhn hat dann die 3mm Glasplatte, welche ja schon mit dem Fangspiegel halb-scharig verbunden war wieder leicht erwärmt. Mit mehrmaligem anwärmen-pressen haben sich die beiden dann langsam verbunden.


    Und heute früh hab ich dann wieder weitergebohrt. Wie in den roten Kringeln zu erkennen, haben sich schon ein paar Muschelbrüche gebildet. Macht aber nix, die sind ja auf der Rückseite und das Phase nachziehen hat alles beseitigt:


    Und jetzt isser frei:


    Das mit dem Pech ist gar nicht schlecht. Denn beim Bohren ist alles so laut, daß man wirklich nicht hört, ob man schon durch ist, oder schon in der aufgekitteten Scheibe bohrt. Aber das Pech riecht man sofort. Das wird beim Bohren nämlich warm bis heiß. Und dann "riecht" man, daß man's geschafft hat.


    Schönen Sonntag noch,
    und danke für die Tips,



    Harry

  • Hallo,


    gratuliere. Hat doch geklappt.
    Aber du hättest die Scheiben vor dem Verkitten noch im Wasserbad langsam warm machen sollen, so dass sie richtig durchgewärmt sind. Beim Heizluftföhn besteht wegen der ungleichmäßigen Erwärmung die Gefahr des Zerspringens. Das habe ich auch schon mal geschafft.
    Sind die Platten richtig durchgewärmt, wird die Kittschicht dünner und die Ausbrüche werden viel kleiner. Aber bei der Rückseite ist das ja weniger schlimm.


    MfG Thomas (VdS Mat.zentale)

  • Hallo allerseits,


    Nachdem nun klar ist, dass es sich um eine flache Aktion handet, hier noch eine Methode, die bei mir gut funktioniert hat, sogar mit normalem Kalknatronglas, das ja 3x mehr Wärmeausdehnung hat als Borofloat:


    Ich habe statt Pech einfach Kerzenwachs zum Verbinden der Scheiben genommen und die Scheiben im Umluftherd vorgewärmt, ich glaube bei ca. 70°C. Sie lagen auf einem Holzbrettchen und Alufolie. Nach dem Erwärmen wurde die Alufolie noch drüber geklappt, der Ofen abgeschaltet und die Scheiben konnten sich mit dem Ofen abkühlen. Nach dem Ausbohren wurden die Scheiben mit der gleichen Prozedur getrennt. Das hat hervorragend geklappt ohne Muschelbrüche.


    Ich kann mir vorstellen, dass es sogar ungünstig ist, ein Stück normale Fensterscheibe auf eine Borofloatscheibe zu kitten, weil die Wärmeausdehnung sehr unterschiedlich ist.


    Gruß,
    Martin

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