Verschmutzte Schmidtplatte bei SC

  • Hallo zusammen,


    ich habe heute ein gebrauchtes C6 bekommen. Leider ist die Schmidtplatte stark? verschmutzt. Ich habe Sorge das es sich dabei um einen Glaspilz handeln könnte... An einer anderen Stelle scheint die Vergütung defekt... Beide Stellen sind an der Innenseite. Vielleicht hat hier jemand einen Rat für mich.


    Glaspilz?





    Defekt?



    MfG Martin

  • Hallo Martin,


    um eine Reinigung kommst Du sowieso nicht drumrum... :(


    Bau die Platte aus und versuch ohne Druck mit Baumwoll-Pads und Isopropanol eine vorsichtige Reinigung. Mit Wattestäbchen trocken nachpolieren. (Mords Arbeit aber gutes Ergebnis)
    Erst dann wirst Du sehen, was tatsächlich übrig bleibt.


    Bild 1&2 sieht eher wie ein Abdruck aus.
    Bild 3&4 könnte eine Ablösung der Vergütung sein.


    Glaspilz sieht meiner Erfahrung eher so aus, wie auf dem letzten Bild ganz unten. Da gibt es eine Stelle die von einem Punkt aus Strahlen bildet- ähnlich Verästelung eines Baumes


    Auch wenn das nicht schön ist, auf die Optische Eigenschaft hat das einen wirklich zu vernachlässigenden Faktor.


    Gruß
    Timo

  • Servus Martin,


    das sieht wirklich nicht gut aus! Der Alien auf dem zweiten Bild koennte Glaspilz sein
    bzw. eine andere schaedliche Organik. Auch die 'Wischspuren' sprechen fuer sich...und
    dilettantischer Handhabung im Vorfeld.
    Vermutlich wurde das Teleskop nach Benutzung in zu 'feuchtem Zustand' eingelagert.


    Wie Du sagst, sind diese 'Aliens' nur inseitig. Da stellt sich die Frage wie der
    Fangspiegel aussieht. Ist der Hauptspiegel sauber(?); leuchte ihn ruhig einmal an...!


    Solltest Du keine Erfahrung mit der Reinigung einer SC-Optik haben, lass es besser und
    konsultiere eine Fachfirma. Schliesslich muss die Optik nach der Demontage und Reinigung
    wieder korrekt montiert und einjustiert werden. Das ist machbar jedoch nicht trivial,
    insbesondere wenn auch der Fang-und Hauptspiegel betroffen sind.

    Timo gab ja schon einige nuetzliche Tips. Auch ich habe schon etwas Genaueres vorbereitet,
    moechte es aber jetzt noch nicht senden (viel Text).


    Vielleicht melden sich noch andere SC User zum Thema?


    Und nun bist Du wieder dran,


    Gruss und CS, Steve
    [C-11 Benutzer]

  • Hallo Martin,


    die oberen drei Bilder sehen schwer nach Glaspilz aus. Hatte ich leider auch auf der Schmidtplatte am C14 unseres Schulteleskops, als ich es übernommen habe.
    Ich habe damals die Schmidtplatte ausgebaut und u.A. mit Isopropanol und Baader Optical Wonder (mehrmals) gereinigt.
    Der Glaspilz ist (toi toi toi) nicht mehr zu sehen, inwieweit die Vergütung angegriffen wurde, kann ich nicht beurteilen.
    Informiere dich aber unbedingt ausführlich im Netz (auch youtube) über den Ausbau der Platte (Position der Korkplättchen, genaue Orientierung der Platte, ...), bevor du loslegst.
    Ist aber auf jeden Fall machbar, und die Kollimation danach (falls nötig) ist auch an vielen Stellen im Netz sehr gut beschrieben und gar nicht so kompliziert.


    Viel Erfolg, Stephan

  • Die Platte muss so ausgebaut werden, dass sie spaeter reproduzierbar in die selbe Position eingesetzt werden kann. Die Position von Korkplaettchen und der Positionswinkel der Platte sind zu markieren. Ein weicher Bleistift (zur Markierung an der Kante der Platte) wird nicht durch Isopropanol oder Azeton weggewaschen.


    Ich hatte einmal einen Glaspilz in einem Teleobjektiv, der sich hartnaeckig hielt, bis ich einen Fensterreiniger auf Essigbasis probierte. Da war die Pilz mit einem Wisch weg! Klappt aber nicht bei jedem Pilz - offenbar gibt es da verschiedene Varianten.

  • Vielen Dank schon einmal für die Rückmeldungen. Ich habe zwar noch kein SC zerlegt, traue mir das aber durchaus zu. Ich wäre also über deine (erweiterte) Beschreibung sehr dankbar Steve :)...


    Bezügliche der (vermeidlichen?) Pilze. Ich habe etwas Erfahrung mit dem "vernichten" von Pilzen auf verschiedenen Oberlächen in der Weinproduktion. Alle Gegenstände müssen ja absolut steril sein. Normalerweise nuzte ich zum abtöten von Pilzen (Hefen, Schimmelpilze etc) Kaliumpyrosulfit und Zitronensäure (1L dest. Wasser, 20 g Kaliumpyrosulfit und 4g Zitronensäure). Zusätzlich wird danach (beschleunigtes Abtrocknen) mit Isopropanol behandelt.


    Ich frage mich aber ob das nicht die Vergütung zerstört. Hat das jemand schon bei optischen Systemen ausprobiert? Ich habe mir in jedem Fall schon mal Optical Wonder bestellt...



    MfG Martin

  • Hallo,


    was bei Glaspilz auch nachhaltig helfen kann ist UVC Licht. Das killt den Pilz, beseitigt ihn aber natürlich nicht. Es gibt solche Lampen z.B. in Teichfiltern. Man muss sich und vor allem seine Augen gut schützen aber ein paar Stunden UVC ist vermutlich schonender als Säure.


    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Martin,


    danke fuer’s Feedback!
    Ich beschreibe die einzelnen Schritte basierend auf eigener Erfahrung und so, wie ich
    diese Prozeduren selbst durchfuehre. Sollte einer der geschaetzten Mitleser noch konstruktive
    bzw. erweiterte Informationen beisteuern wollen, sind diese willkommen !
    Vielleicht liest Kollege ‚CometC8’ Chris mit, der sein C8 komplett durchcheckte.


    Mit der Anwendung saeure-basierender Chemikalien in Bezug auf Optikreinigung habe ich keine
    Erfahrung. Das Glas selbst duerfte zwar nicht angegriffen werden (das schafft nur HF) aber wir
    kennen die Reaktion der Verguetung (MgF2 ?) nicht. Besser kein Risiko eingehen...



    Anyway:
    - Lasse dir fuer die anstehenden Arbeiten Zeit (!)...
    - Entferne alle Anbau-und Zubehoerteile sodass nur der Tubus auf dem Tisch liegt.
    - Schraube das ‚Visual Back’ ab und inspiziere auch das Blendrohr auf Verschmutzung etc.



    1 - die Schmidtplatte (SP) muss ausgebaut werden. 1.1 merke oder besser markiere vorher die
    Einbaurichtung im/am Tubus. Sie sollte spaeter wieder exakt so rueckmontiert werden.
    1.2 darauf achten, dass die kleinen, seitlichen Unterlegplaettchen (Kork) nicht verloren gehen
    und auch deren genaue(!) Position; sie muessen beim Zusammenbau wieder an die gleiche Stelle.



    2 - Fangspiegel (FS) ausbauen.
    [ in diesem Falle - auch wenn der FS selbst nicht sichtbar befallen ist. Man weiss nicht in
    welchem Zustand der Kontaktbereich zwischen FS-Halterung und SP ist ]


    Vorher bitte auch hier die relative Position und Einbaurichtung zur Schmidtplatte beachten.
    [ Prinzipiell ist das nicht so entscheidend da der FS spaeter sowieso neu kollimiert werden
    muss aber sicher ist sicher...die Celestron'schen Einbautoleranzen kenne ich nicht ]
    2.1 In welchem Zustand ist der FS (?); ebenfalls mit Aliens verseucht?
    Wenn ja, Putzteufel ahoi.



    3 - Inspektion des Hauptspiegels.
    Sollten sich aehnliche 'Ablagerungen' zeigen wie auf der Schmidtplatte muss auch dieser gereinigt
    werden. Der Ausbau ist komplizierter, da die Fokussiereinrichtung abgekoppelt werden muss. Zudem
    befindet sich an der Fokussiermechanik etwas Fett was auf keinen Fall auf den Spiegel kommen darf.
    Deshalb groesste Vorsicht!
    Sollte es dennoch passieren, muss das Fett mit unverduenntem Isopropanol od. Aceton, evtl. sogar
    Trichloraethylen entfernt werden bevor die Reinigung der eigentlichen Optik erfolgen kann.



    Die Reinigung:


    (I) - Entfernen groeberer Partikel und Fettfilm. Alle Glasteile werden, nachdem sie von Halterungen
    usw befreit, also 'nackt' sind, zuerst in handwarmen, destillierten Wasser dem etwas Geschirrspuel-
    mittel zugesetzt ist, ein paar Stunden gebaded.
    Damit loesen sich grobe Verunreinigungen und ggf. leichte Fettrueckstaende von deren Oberflaeche.
    Das Wasser sollte von Zeit zu Zeit kraeftig bewegt (= umgeruehrt) werden damit anhaftende feste Stoffe
    leichter abschwemmen.
    Jegliches Wischen, egal ob mit Watte, Schwamm o.a. muss unterbleiben da sich u.U. feinste Festkoerper
    auf den Oberflaechen befinden die sich dann ‚einschleifen’ koennen.


    Danach alle Teile mit doppelt destilliertem Wasser abspuelen und trocknen lassen.
    Restwasser von den Aussenbereichen (Glasteile schraeg stellen) vorsichtig manuell mit sauberem Leinen-
    od. Baumwolltuch abtupfen. Dabei saubere Baumwollhandschuhe tragen. In vielen Faellen genuegt das schon
    und die Remontage kann beginnen.



    (II) - Sind noch immer Fremdkoerper, u.a. Pollen etc. auf dem Glas, hilft nur noch die Chemie.
    Das Reinigungsmittel Isopropanol ist gut. Ich nehme meist Aceton.
    Darauf achten, dass keine Kunststoffteile damit in Beruehrung kommen (loesen sich u.U. auf).
    Die Schmidtplatte lege ich in eine flache Aluminiumwanne und schuette so viel Aceton o.a. darueber bis
    diese vollstaendig bedeckt ist - dann ein paar Minuten warten.
    Nun ertaste ich –ohne Handschuh- mit dem (Mittel)-Finger die verdaechtigen Stellen und entferne mittels
    kreisendem, kaum spuerbaren Fingerdruck, den Fremdling. Anschliessend wird das gereinigte Teil nochmals
    ausgiebig mit doppelt destilliertem Wasser abgespuelt, dann vorsichtig (natur-)getrocknet, also ohne
    Rubbeltuch etc.


    Das Isopropanol bzw. Aceton kann wiederverwendet werden sofern keine Feststoffe darin schwimmen oder,
    so wie ich's mache, gleich entsorgt = abgefackelt.


    Nachdem nun alles sauber ist und 'wie neu' aussieht kann der Zusammenbau erfolgen.
    Die optischen Teile nicht mit der ungeschuetzten Hand beruehren; sonst gibt's neue Fettflecken sondern
    dazu saubere, entfusselte Baumwollhandschuhe tragen.



    Zum Abschluss muss das gesamte Teleskop neu kollimiert werden. Vorzugsweise am Stern oder einem sog.
    'kuenstlichen Stern'.



    Viel Erfolg und Gruss,
    Steve

  • Vielen Dank für die Tips. Ich werde das Projekt "Reinigung" angehen wenn ich in kürze etwas frei habe. Ich werde dann über das Ergebnis berichten. Bis dahin versuche ich erst einmal das SC so nutzen. Der erste Test am Jupiter war schon mal nicht schlecht... verglichen mit meinem alten 130/900 Skywatcher ;-)...


    MfG Martin

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