Jupiter am 23.04. - Einstand

  • Hallo Forum,


    normalerweise bin ich ja eher im Deep-Sky-Bereich angesiedelt, aber die letzten Wochen hat auch mich das Jupiterfieber gepackt! [:)]


    So nutzte ich den Abend am 23.04. trotz schlechter Seeingvorhersage dazu, um ein paar Video vom Jupiter aufzunehmen. Wie prognostiziert wehte in der Höhe zwar noch sehr starker Nordwind, es gab aber auch ein paar brauchbare Momente rund um 22:30 MESZ. In dieser Zeit habe ich einige Videos im IR und im RGB aufgenommen, wobei vor allem der Blaukanal keine Details enthält (so toll war das Seeing also nicht).
    Jeweils ein IR- und ein RGB-Video davon habe ich ohne großartige Bildbearbeitung zu einem IR-RGB verwurstelt und das Ergebnis möchte ich euch kurz präsentieren:



    Aufnahmezeit: 23.04.2017, 22:30 MESZ
    Teleskop: 10" Meade LX200GPS fokal
    IR: ASI178MM, Baader IR-Pass 685nm, Gain 300, 7ms Belichtungszeit, 2500 Bilder eines 60s Videos
    RGB: ASI178MC, Baader UV-IR-Sperrfilter, Gain 300, 5ms Belichtungszeit, 2500 Bilder eines 60s Videos
    Bemerkung: Derotation mit WinJupos, ansonsten nur kleine Korrekturen mit Photoshop


    Für mich war es das erste Mal das volle Programm mit Derotation, aber das ging alles recht problemlos. Verglichen mit anderen Aufnahmen von den Profis hier im Forum (Ralf, Robert, ...) ist mein Bild dann doch recht ernüchternd und Lichtjahre von den Spitzenergebnissen entfernt. Für gute Planetenaufnahmen muss aber auch einfach alles passen! Verglichen mit meinem bisher besten Jupiterbild ist das jetzige allerdings auch um Lichtjahre besser, weshalb vorerst mal die Freude überwiegt. [:D]


    Die nächsten Tage werde ich noch die anderen Videos von dieser Zeit bearbeiten und so mehrere IR- und RGB-Videos zu einem Bild verarbeiten. Vielleicht kann ich so das Rauschen noch ein wenig eliminieren. Ansonsten freue ich mich sehr gerne über Tipps zur Bildbearbeitung und Aufnahmetechnik und schmeiße gleich eine Frage in die Runde: Welche Gain-Einstellung empfehlt ihr für Planetenaufnahmen? Bis zu welchem Histogrammwert (%) belichtet ihr?


    Ich freue mich schon auf den Austausch!


    cs
    Markus


    PS: Bitte nicht zu nah zum Bildschirm rangehen! [:D]

  • hallo Markus,
    jetzt mach dich mal nicht mieser als du bist. Sicherlich haben andere Leute ein bisschen mehr Erfahrung, aber am Seeing können die auch nicht drehen. Und du hast halt genommen, was da war.
    Was mir negativ auffällt: hmmm, nichts ;)
    Was mir positiv auffällt: Gerät scheint gut justiert zu sein.
    Bildbearbeitung ist zurückhaltend, gerade als Neuling schießt man hier gerne übers Ziel hinaus.
    Derotation ohne Artefakte,
    angenehme Präsentation, deine Aussage über die Freude am Bild finde ich nicht nebensächlich ;)


    Zur Gain Einstellung: Die ergibt sich bei mir durch die Belichtungszeit. Bei 5 ms bzw. 7 MS musst du die natürlich hoch drehen. Dann kommst du im "normalen" Histogramm Bereich an. Es gibt auch Leute, die nutzen nur 50% des Histos und strecken danach das Bild. Ich glaube auch bei der Belichtungszeit gibt es viel Spielraum. Viele belichten, so wie du, mit wenigen ms. Andere , so wie ich, versuchen die Zeit zu verlängern. Bis ca. 50 ms konnte ich keine Verschlechterung feststellen (bei gutem Seeing vermutlich nur). Als Maßstab diente mir immer, dass ich keine Photonensammelzeit verlieren wollte. Bei 10 ms musste ich also mind. auf 100 fps kommen. Bei 5 ms dann schon 200 fps und das Gain wurde entsprechend angepasst. Mit den neuen Kameras und USB 3 sollte das aber ja gehen.
    Ich würde mich freuen, wenn du weiter dran bleiben würdest und weiter Spaß an deinen Bildern hast.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Ralf,


    vielen Dank für deine wunderbar aufbauenden Worte! [:)]
    Es freut mich, dass dir mein Bild gefällt.


    Mein SC habe ich vor der Aufnahme nicht einmal justiert. Ein Blick bei 400x zeigte aber auch keine größeren Justagefehler. Vielleicht kann man aus der Justage aber auch noch was rausholen.
    Ich bin bei meiner Belichtung im IR bei ca. 50%, im RGB hatte ich knapp 70% vom Histogrammausschlag. Meine Intention war halt, durch die kurze Belichtungszeit das Seeing etwas besser in den Griff zu bekommen. IR habe ich auch bei den theoretisch maximalen 142fps aufgenommen. Ich habe also keine Photonen verschenkt. [;)]


    Ich werde definitv dranbleiben. Am Wochenende soll von Samstag auf Sonntag wetter- und eventuell auch seeingtechnisch was gehen. Allerdings halt nur die etwas langweiligere Seite von Jupiter. Da werde ich mich noch einmal dran versuchen, sollte es wirklich klar sein. Ansonsten habe ich noch genügend Videos auf der Festplatte, die auf eine Bearbeitung warten! [:D]


    cs
    Markus

  • Hallo Markus,


    willkommen bei den Planetariern. Mit Deinem Equipment bis Du gut gerüstet. Hier mal meine Erfahrnungen mit Aufnahmeeinstellungen unter Verwendung der ASI 224mc.


    Die Aufnahmen vom 08. April habe ich mit Gain 284, 9,32 ms Belichtungszeit und Histogrammauslastung 68 % aufgenommen. Belichtungsdauer betrug 120 Sekunden und ergab 2866 Frames bei 107 fps.
    Hat - wie zu sehen war - bestens funktioniert.


    Nachdem Torsten Hansen mir freundlicherweise seine Aufnahmeeinstellungen mitgeteilt hat, habe ich bei meinen Aufnahmen am 24.04. mit ähnlichen Werten gearbeitet:


    Gain 370, Belichtungszeit 3,925 ms, Histogrammauslastung 67 %. Bei 90 Sekunden Aufnahmenezit erhielt ich mit 254 fps insgesamt 22901 Frames.


    Hat auch gute Ergebnisse gebracht. Hier wurde stärkeres Rauschen bei höherem Gain wohl durch die höhere Zahl verwendeter Frames kompensiert.


    Du schreibst von kleinen Korrekturen in Photoshop, da kann ich mir nicht wirklich was drunter vorstellen. Wie Ralf mehrfach zweigte, kann eine Schärfung mit Unscharfer Maske gute Ergebnisse bringen, wobei er auch wesentlich mehr Frames verwendete. Meiner Meinung nach setzt diese Bildbearbeitung gutes Seeing voraus.


    Bei weniger gutem Seeing komme braucht es eine aufwändigere Bildbearbeitung. Ich mache das in aller regel mit der Deconvolution in Fitswork. Hier kann man entweder eine PSF eines aufgenommenen Sterns verwenden oder mit den Einstellungen eine solche PSF simulieren. Diese PSF stellt im Prinzip dann die Schärfungsanweisung dar, wobei das Bildrauschen durch den entsprechenden Regler kontrolliert wird. Hier gilt: Je besser das Seeing war, desto besser ist das Summenbild und desto kleiner sind die Radien, die ein scharfens Bild ergeben.
    Als weiteren Schritt unterziehe ich das Bild einer Glättung mit dem Wavletfilter mit möglichst geringer Wirkung, dafür aber mit einer Detailverstärkung. Das wird im Prinzip eine Nachschärfung. Ob eine Nachschärfung mit dem Gaussfilter sinnvoll ist, hängt von der Qualtiät des Bildes ab.


    Den Weißabgleich mache ich mit Rechtsklick der Maus auf ein weisses Oval und im Kontextmenue Klick auf Umgebung als Weißpunkt setzen. Eine Anhebung der Farbsättigung war bisher immer mit dabei.


    Ich denke, du kannst bei weiteren Aufnahmen erst mal auf die SW-Kamera verzichten. Mehr Frames zu stacken halte ich jedoch für notwendig.


    Ich wünsche Dir eine ebensolche Lernkurve, wie die Kollegen sie heuer mir bescheinigt haben.


    Viele Grüße


    Oskar

  • Hallo Oskar,


    vielen Dank für deine vielen Ratschläge, welche ich heute Abend sicher einmal ausprobieren werde. Da muss ich wohl noch ein wenig experimentieren.


    Mit kleineren Korrekturen in Photoshop meinte ich eben die Schärfung per unscharfer Maske, Farbsättigung anziehen, Tonwertkorrektur und Farbbalance (wo ich mir ehrlich gesagt sehr schwer getan habe). Mit 2 verschiedenen Schärfungsradien hat das gut funktioniert.
    Die SW-Kamera hat für mich derzeit nur den Sinn, dass ich schnell zwischen IR und RGB hin und herwechseln kann. In der ASI178MC steckt der UV-IR-Sperrfilter drinnen, in der ASI178MM der IR-Pass. Ein Kameratausch, nachfokussieren und schon kann es mit der Aufnahme weitergehen. Auch glaube ich, dass die ASI178MM im IR etwas empfindlicher ist.


    Ich werde also heute Abend noch einmal weiter experimentieren und euch gegebenenfalls berichten! :)


    Danke und cs
    Markus

  • Hallo Leute,


    ich habe die Daten jetzt komplett gesichtet und bin bei der Bearbeitung noch einmal von vorne gestartet. Diesmal habe ich 3 RGB-Videos und 3 IR-Videos derotiert und addiert. Die Aufnahmedaten sind gleich wie beim ersten Bild.


    In der Neubearbeitung habe ich für mehr Schärfe auch ein bisschen mehr Rauschen in Kauf genommen. Recht viel mehr steckt in den Videos glaube ich nicht mehr drinnen, ich hab's halt noch nicht gefunden! [;)]



    Wie bereits aus den Wetterkarten herauszulesen war, gab es in der Nacht vom 29. auf den 30. April ein paar recht gute Einzelmomente was das Seeing betrifft. Allerdings bin ich da erst kurz vor 22:00 Uhr nach Hause gekommen und habe dann "nur" mit meinem neuen 6" f/6 Newton auf Jupiter gehalten, da der Auskühlvorgang beim 10" SC zu lange gedauert hätte (waren doch 20° Temperaturunterschied).


    Von dieser Nacht gibt es dann etwas später mehr! [:)]


    cs
    Markus

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