Guten Abend,
ist zwar schon eine Woche her, aber es hat mal wieder geklappt. Eine wunderbar dunkle Nacht auswärts. Und zwar mal wieder in der Rhön. Jetzt zum vierten mal - irgendwie hat es mich gepackt. Und zwar wie schon Manche zu der tollen, trockenen und klaren Nacht vom Montag zum Dienstag 27/28 März. Aber von vorne.
Nach einem etwas versifften (Zirren) Wochenende in Mitteldeutschland sagten schon seit einigen Tagen alle Wettervorhersagen eine klare Nacht vom Mo auf Di voraus. Uns so präsentierte sich auch der Montag, schön sonnig (wie vorher), aber dieses mal bei stahlblauen Himmel. Also bei Cheffe schnell ein Ausschlaf-Urlaubstag genommen und gegen 17:00 nach Hause. Dort hieß es dann: Sachen sammeln, runter tragen, Abendbrot vertilgen, Nacht-Imbiss und Kaffee vorbereiten. Schon wieder konnte ich erst knapp vor Sonnenuntergang losfahren. Immerhin haben sich alle Staus auf der A3 und A66 bis dahin aufgelöst und es ging entspannt vorwärts. Immer wieder ein schöner Moment, wenn man den Losbrechtrubel hinter sich hat und es geht landwärts zum Spechteln :-). Den Spessart ließ ich rechts und den Vogelsberg links liegen und fuhr - in die Dunkelheit hinein. Bis ich mich die Wasserkuppe hochgewunden habe, war es bereits sehr finster. Ziel die Fuldaquelle - das Quellwasser hat es mir angetan - Wasserflasche füllen für guten Tee zu hause!
Wenn ich schon da war, hab ich mich kurz an den langen Parkplatz gestellt und die Umgebung auf mich wirken lassen - hmm - recht windig, da halte ich nicht lange durch. Wind ist Gift beim Spechteln. Der kleine Parkplatzplatz auf der anderen Seite der Quelle war mir zu umstellt von Bäumen. Auch nee. Dann kam ein Auto, dann noch eins. Das war die Entscheidung. Trotz fortgeschrittener Uhrzeit bin ich wieder ins Auto und hab mich davon gemacht, tiefer in die Hohe Rhön hinein - noch ca. 20min Fahrt. Und da war ich auf dem einsamen Parkplatz den ich im Winter (bei Schnee - ganz speziell tolle Spechtelnacht im Januar [:p]) neu entdeckt habe. Ist etwas umstellt von Bäumen, aber es gibt eine schöne Schneise Richtung Süden und man ist total windgeschützt. Wunderbar.
Tja dann Tisch rausgeholt und das ganze Gedöns (HEQ5, f5 Newton, Akku, und so weiter) aufgebaut, dann noch den Astronauten Anzug plus Mondstiefel und schon konnte es los gehen - aber warte - der Hunger meldet sich. Immerhin hat die Fahrt fast 2 Stunden gedauert. Gut, das 20cm Glas muss eh auskühlen. Also belegte Brote, Gurken und Kaffee unter funkelnden Sternen und Rotlicht genossen. Mittlerweile war es 22 Uhr durch. Aber ich war auch dunkeladaptiert derweil.
Ein wieder einmalig dunkler, wirklich absolut und überall dunkler Himmel begrüßte mich mit unzähligen Sternen - es ist eine Pracht schon ohne Teleskop. Nochmal mit meinem 7x50 Binoctem kurz in die Gegend Krebs und Richtung Wintermilchstraße gescannt, genial. Ich hab mal am Polarstern nach dem schwächsten Stern gesucht den mein Dunkelheits-Schätz-Täfelchen hergibt - also einen 6,3mag Stern konnte ich mit etwas indirekt-Sicht sehen. Sicher war der Himmel noch besser, denn meine Brille ist nicht mehr die schärfste. So rein nach Bauchgefühl.
Die 6 Grad Temperatur macht mir hier im Gegensatz zu der Stelle an der Wasserkuppe gar nix mehr aus. Ja klar - bin im Iso Anzug und es ist fast windstill, obwohl es in den Baumwipfeln rauscht. Kleidung ist echt Alles beim Spechteln.
So aber nun zur Sache. Ich hatte eigentlich kein Programm ausarbeiten können. Ich wollte aber die verbleibenden Stunden klar nutzen um die großen, hellen Objekte hier unter Spitzen Himmel so zu sehen wie sonst nicht.
Da der Große Hund so klar vor mir kulminierte, entsann ich mich des OS Paares M46 und M47. Im 6x30 Sucher kein Ding, M47 konnte ich schon frei Auge als Aufhellung erkennen. Das ging in Nullkomma Nix. Wunderbar funkelnde Sternenansammlung. Funkeln? Oha! Mal mein 9mm Hyperion rein - holla das Seeing ist aber nicht soo dolle. Na dann wider das Pano (27mm). M46 ist viel feiner (die Sterne) und ganz klar der PN 2438. UHC brauchte ich gar nicht zu bemühen. Hätte mir auch die feinsten Sterne zerschossen. Ist überhaupt einer der dankbarsen Objekte in der Rhön so eine Kombi aus Sternhaufen und PN. In meiner Hausgegend muss man sogar den OIII für den PN nehmen. Rate mal was vom Sternhaufen da übrig bleibt.
Tja dann ging es weiter, Krebs M44 nur mit Fernglas, mehr braucht man nicht. Mit dem Teleskop aber M67. Im 8" Spiegel ein feiner reicher Haufen. Sternchen sind schön aufgelöst. Zu finden im 6x30 Röhrchen auch ganz einfach - man sieht ihn in der Rhön auch in diesem Pusteröhrchen. Ich entsann mich noch, daß da ein Sternhaufen ist zwischen M44 und M67 (also die Größe), nämlich M48 in Hydra. Er ist in den Karkoschka Blättern immer so weit am Rande, daß ich ihn immer übersehe und vergesse aufzusuchen. Zu finden wieder recht leicht in der Rhön sonst tue ich mich immer etwas schwerer bei M48. Der Stern C ist in meiner Gegend einfach nicht zu sehen (Keine Ahnung wieseo er im Karkoschka "C" und nicht was Griechisches hat). Na jedenfalls knapp drunter ist M48, ein größerer OS, locker mit helleren Sternen.
Ein Pano Objekt. Eine Kette heller Sterne und viele mittelhelle Sterne kennzeichnen ihn.
Das war die leichte Übung, dann müssen jetzt Galaxien her, das ist definitiv ein Galaxienhimmel hier. Klar der Löwe hat sich aus der östlichen Baumreihe herausgearbeitet. Aber zunächst wieder ein Rundumblick (der kam noch öfters zur Entspannung). Moment - der Bär steht Kopf, ich müsste doch mal die Paradegalaxien M81/82 reinholen. Alles umgeschwenkt - mist! Suchfernrohr, OAZ, nix stimmt mehr. Verflixte Parallaktische!
Also wieder Waagerechtstellung, Schellen gelockert, die Nachteile eben - manche kennen es. Rumrühren mit der HEQ5 Aufhängung zwischen Zenit und Polarstern, auch immer eine besondere Akrobatik - aber muss sein. M81/82 im Zenit, Rhön, da muss man durch! Nach etwas Ächzen hab ich es drin. Nicht nach der Methode Star Hop, da brach ich mir immer einen ab mit dem optischen Sucher. Jemand hat mal einen Tip gegeben, einfach (und dies mal mit dem Rigel) die Wagenkasten Diagonale gamma-alpha genau so weit verlängern. C'est ca!
Die M81, riesig schon im Pano, ziemlich helles Innere und zarter die Ausläufer. Komischerweise die Schwingen gar nicht so klar (trotz 5mm AP). Mit dem 12mm Nagler dagegen kommt es. Mächtig gewaltig - beide Schwingen sind als solche zart zu erkennen. Das ist jetzt ein Vorteil der Parallaktik - elektrisch: Ich setz mich auf mein Hochstuhl, Augenklappe auf das linke Auge und ...wirken lassen... kein Nachschupsen, einfah nur sitzen und warten, was das Gehirn draus macht. Und es macht viel wenn man die Ruhe weg hat und die Rotlichtlampe schon ewig nicht mehr an hatte. Der Vorteil des Aus dem Kopf Goto. Merke ich immer wieder: auch Rotlicht versaut einem für ein/zwei Minuten die allerempfindlichste Adaptionseinstellung.
M82 dann geht auch noch ins GF wenn beide am Rand sind, aber zum Detaillieren muss M82 in die Mitte. Wau! Was für eine Wolke. Drei Bereiche arbeite ich raus, der hellste durch einen größeren Abstand abgetrennt (die Quer-Dunkelwolke). Indirekt wird es so richtig wolkig, wenn man das Auge ein wenig wandern lässt. Noch besser im 9mm Hyperion wenn die Galaxie schon recht groß ist. Schwächer zwar als im 12er, aber das Wolkige kommt noch besser rüber beim Indirekt Sehen. AP hin oder her, aber die Verteilung auf eine größere Fläche scheint in der Kombi belichteter Zäpfchenanzahl und Signalverarbeitung das Gehirn mehr anzusprechen. Ich fürchte mit einer Zeichnung hätte ich mir
ein wenig die Dunkeladaption zerhauen, daher mach ich es nicht so gerne live, eher im Nachhinein (also in einer Beobachtungspause).
Jut, dann hab ich mir natürlich noch die große etwas unregelmäßige Gx NGC2403 vor dem Bären in der Giraffe betrachtet. Zuletzt auch im Odenwald war es nur ein Oval - in der Rhön dagegen klar schwubbelig, schön anzusehen in der Kombi mit der 4er Sternenktte an einer ihrer Seiten. Man hat klar den Eindruck einer Spiralgalaxie (unruhige Felder/Flecken) aber die Formen sind nicht fassbar. Die Ausdehnung ist dagegen voll zu erfassen, denke ich.
Boha das war jetzt doch einiges an Text. Beim Schreiben kommt alles wieder ;-), die Notizen sind da spärlicher. Dann muss ich mal schneller werden.
Nach diesen Leuchttürmen bin ich zum Löwen rüber, nicht daß ich die Kulmination verstreichen lasse. Klar - sofort aufs Triplet. Das geht mittlerweile auch per Kopf-Goto. Ja herrlich auch - bei M66 konnte ich auch sowas wie den Ansatz der Spiralarme erkennen, ansonsten ein klar unruhiges Bild - untrügliches Zeichen daß es nicht eine elliptische strukturlose Galaxie ist. Ich entwickel da landsam ein Gefühl dafür, ohne es manchmal fassen zu können. NGC3628, bei 5mag Himmel eher blaß im 8", steht deutlich und breit da im 12mm Nagler. Die aufgefächerte fast Kastenform ganz klar. Das Staubband das die Galaxie in zwei Bereiche (eins breiter, das andere schmaler) trennt, kommt nach etwas wirken-lassen auch. Komischerweise dann, wenn man es nicht verkrampft versucht, sondern das Auge wieder hier und da im Feld wandern lässt und irgendwann signalisiert das Gehirn einem, da geht was quer durch. Stiert man die GX wieder direkt an, ist es weg.
Das erinnert mich etwas an Douglas Adams. Das "Problem Anderer Leute (PAL) Feld", nur das Hüpfen entfällt, aber man muss am Objekt vorbei sehen und sich absichtlich nicht um das Objekt kümmern. Oder war das jetzt die Geschichte mit dem Fliegen?
Dann bin ich noch schnell zu der Gruppe M105/M96/M95. Das Tolle - dort sind noch eine Handvoll anderer kleiner Galaxien um M105 rum.
Eine kleine Entenfamilie. Man muss nur mit dem 12mm Okular (Galaxienokular) etwas rumrühren. Hier dachte ich auch: OK nach dem Kopf Goto und Genußspechteln könntest Du ja etwas arbeiten. Also die Mappe mit den Triatlas A3 Ausdrucken geholt und mal das Blatt mit dem Löwen konsultiert. Da fiel mir eine kleine Gruppe im östlichen Löwen, nördlich des Triplets auf, an dem ich mir letztes Jahr die Zähne ausgebissen habe. Ein Triplet in Reihe: NGC3686+3684+3681 bei 81 Leo. Ging easy. Im 12er Nagler alle Drei kleine ovale Fuddel in Reih und Glied auf ein Schlag zu überblicken. Etwas außerhalb des Feldes ist auch NGC3655 - auch klar und direkt zu sehen im 8" Newton. Knapp 3 Grad nordwestlich davon ist ein anderes Grüppchen. NGCs3608+3607 und etwas Abseits NGC 3626. Fast schon wie die Virgo Gruppe.
Soll ich hier trennen? OK cut...