Jupiter 17.03.2017 8" Newton

  • Hallo Planetenfreunde,
    war heute Nacht am Rossfeld bei Berchtesgaden. Es liegt noch reichlich Schnee dort. Temperatur um Mitternacht war +6°C und stieg dann bis 8°C mit zunehmendem böigen Wind. Aufgrund der nicht idealen Wettervorhersage hab ich nur den 8" Newton eingepackt. Erster Anblick von Jupiter im Okular zeigte zwar hohen Kontrast und viele Details im SEB und NEB, aber auch eine permanente Höhenströmung in der Atmospähre. Verwendet wurde deshalb nur die 2x Barlow mit leichter Verlängerung. Belichtungszeiten zwischen 1/250 bis 1/320 sec waren damit kein Problem. In einem Rotfilm a 1 min nehme ich mit der ASI 290MM inzwischen 20.000 Bilder auf. Bei der ersten Durchsicht der Filme war ich überrascht: Drizzle ist problemlos möglich, 1,5x drizzle Filme lassen sich mit kleinen mex hat Filtern gut schärfen. Hier mal erste Schnellbearbeitung:



    Jupiter 17.03.2017 MEZ 02:17 L(R)RGB
    Newton 205f6.5 verlängert mit 2x Clave Barlow auf 2700 mm
    ASI 290MM
    Baader RGB Filter
    Aufnahme ohne ADC
    L(0,5R)RGB aus 24.000 Rot, 8000 G und B Bildern


    N1:


    Jupiter 17.03.2017 MEZ 01:46 RGB
    RGB aus 24.000 Rot, 20.000 G und B Bildern


    N4

    Jupiter 17.03.2017 MEZ 01:55 L(G)-RGB
    RGB aus 12.000 Rot, 10.000 G und 16.000 B Bildern


    N2:


    Jupiter 17.03.2017 MEZ 02:13 RGB
    RGB aus 56.000 Rot, 13.000 Grün und 28.000 Blau Bildern


    N3:


    Jupiter 17.03.2017 MEZ 02:35 RGB
    RGB aus 10.000 Rot, 20.000 Grün und 10.000 Blau Bildern


    Weitere Ausarbeitungen sind möglich - Material ist genügend da


    LG
    Robert

  • Hallo Robert,
    trotz Drizzle ist Dein Bild schön geworden. Dein Bild gefällt mir.
    Persönlich hatte ich mit Drizzel nie mehrer herausholen können wie mit einem Resize bei Registax6 (nach dem Stacken in Autostackert).
    Interessieren würd mich, wie das Bild ohne Drizzle ausschaut. Könntest Du noch eine Version ohne Drizzle zeigen?
    Servus,
    Roland

  • Hallo Robert,


    das ist ein tolles Ergebnis. Ich war dieser Tage inaktiv, da das Besucherzimmer, in das sich meine verständnisvolle Frau bei meinen nächtlichen Aktivitäten zurückzieht, mit Besuch belegt war. So ein Ergbnis macht mich ungeduldig auf auf die nächste Gelegenheit.


    Viele Grüße



    Oskar

  • Hallo Robert,
    herzlichen Glückwunsch zu dem tollen Ergebnis. Ich denke für 20 cm Öffnung bist du am Limit angelangt. Meine Hochachtung gilt auch immer den Leuten, die für ein Astrofoto raus fahren müssen.
    Deine Einzelbelichtungszeit ist erstaunlich kurz, hast du da Tests gemacht? ich selber habe nicht das Gefühl, dass sich das Bild unter 10 - 20 ms noch verbessert.
    Farbe und Bearbeitung finde ich auch sehr stimmig.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Kollegen,
    hab während mehrstündiger Zugfahrt auf Laptop das erste RGB der ganzen Serie ausgearbeitet. Ist diesmal ein echtes RGB.



    Jupiter 17.03.2017 MEZ 01:47 RGB
    24.000 Rotbilder, je 20.000 Grün und Blaubilder aus insgesamt 7 Videos


    Bilder mit 8" leben von guten Grün- und Blaukanälen. Im Blaukanal ist 8" meist schon das größte sinnvoll nutzbare Gerät. Meine größeren Instrumente (12",14")punkten primär im Rot-, ganz selten auch im Grünkanal. Seeing war sicher etwas besser als beim letzten Mal. Trotzdem schreibe ich die bessere Bildqualität auch der verkürzten Brennweite zu. Mit den 2,9µm Pixeln der ASI 290MM scheint f15 ausreichend zu sein. Damit sind Belichtungszeiten im Rot und Grünkanal bei 3,3 ms und im Blaukanal bei 4ms bei 50% gain möglich. Ob die nun mögliche kurze Belichtungszeit das seeing noch besser einfriert, hab ich nicht ausprobiert. Es gibt ja bei 55..60% Histogramm und 50% gain keinen Grund, länger zu belichten. Mit höherem gain habe ich probiert. Da muss man dann nochmal mehr Bilder Stacken. Derzeit habe ich mit der Bildbearbeitung Probleme, da die Menge an aufgenommenen Bildern extrem in die Höhe geht und ausgewertet werden muss. Hab in der Nacht trotz 400x400 ROI 170 GB aufgenommen.
    "Lucky Imaging" bedeutet möglichst viele Bilder in den wenigen Bruchteilen einer Sekunde aufzunehmen, in denen das seeing gut ist. Und im Blaukanal ist die Verwendungsrate immer am niedrigsten. Leider ist im Blaukanal auch die Belichtungszeit am längsten und das Scharfstellen besonders problematisch.
    Aus den bisher ausgewerteten Bildern vermute ich, dass ich die maximale Auflösung im Rotkanal in etwa erreicht haben dürfte. Wegen Deformation der Kleindetails geht bei gutem seeing sicher trotzdem noch mehr. Blaukanäle hab ich schon bessere aufgenommen, hab aber noch nicht das Maximum aus dem Material gepreßt.


    PS: auf den Berg Fahren ist im Salzachtal ein "Muss", seeing im Tal ist immer eine Klasse schlechter als am Berg, im Winter durch Inversion eher zwei Klassen. Dafür hat es am Berg auf 1500 m neben Kälte auch meist gute Durchsicht, die nochmal kürzere Belichtungszeit erlaubt.


    PS2: Mein Blaukanäle addiere ich gerade ohne drizzle - einfach weil es schneller geht. Wenn ich noch Zeit finde, kann ich eine Rotkanalbearbeitung mit/ohne Drizzle einstellen - bei f15 sollte es schon was bringen. Bei f20 ist das nicht nötig.


    LG
    Robert

  • Hallo Robert,


    einfach spitze, was du da mit dem 8" Newton herausgeholt hast. Hier im Norden geht da leider nicht so sehr viel, allein schon wegen der meist hohen Luftfeuchtigkeit und nicht zuletzt vom Seeing her.
    Ich besitze den 8" Dobson mit EQ-Nachführplattform. Wenn alles gut läuft, hoffe ich zur Zeit der Jupiteropposition mit der ALccd5 halbwegs annähernd so gute Ergebnisse herauszuholen. Deine Ergebnisse sind auf jeden Fall ein echter Gewinn!


    Viele Grüße, CS
    Uwe

  • Hallo Uwe,
    Hallo Swen,
    mich freut es auch, was mit dem 8" möglich ist. Das Gerät ist seit 40 Jahren in meinem Besitz, Spiegel hab ich selbst geschliffen. Teile des Okularschlittens und Tubus sind noch älter, hab ich damals als Jungastronom von betagtem Kollegen geschenkt bekommen. Damals galt ein 205f6.5 noch als lichtstarkes Gerät mit begrenzter Eignung für Planetenbeobachtung[;)]. Die Clave Barlow stammt aus den 70iger Jahren. Haben wir bei Clubausflug der Astronomischen Vereinigung Augsburg im Clave-Werk in Paris abgeholt. Mit dieser Kombi sind viele Planetenzeichnungen entstanden. Was ich an Kleindetails heute in Bildern darstellen kann, hätte mich damals zeichnerisch überfordert...


    Einige Bearbeitungsstunden später hab ich nun dieses Bild zusammenrotiert:



    Jupiter 17.03.2017 MEZ 02:13 RGB
    RGB aus 56.000 Rot, 13.000 Grün und 28.000 Blau Bildern


    Das ist schon ziemlich viel Arbeit. Ich bin mir sicher, dass jeder Film für sich nochmal optimierbar ist und man das eine oder andere Bild entfallen lassen kann. Hätte nicht erwartet, das die Filmerei mal in eine solche Massenschlacht ausartet. Das Ergebnis ist überzeugend. Durch das ständige Kontrollieren der Ergebnisse sieht man jedes kleine Detail wie z.B. den kleinen blauen Fleck im NEB unten in Planetenmitte. Die blaue Farbe ist real! Von dem her ist es nicht nur eine Bechäftigung mit der Bildbearbeitungstechnik, sondern auch mit den Details auf der momentan sehr bewegten Planetenoberfläche.


    LG
    Robert

  • Hallo Robert,


    auch von mir herzlichen Glückwunsch zum gelungenen Bild,
    besonders bei den genannten Seeingverhältnissen.


    Beim Anblick ins Okular ging es mir ähnlich, war auch in der Nacht draußen. Hatte zunächst auf Polaris gehalten zwecks Seeingeinschätzung, grottig! An Justage mit Sterntest war nicht zu denken.
    Dann rüber auf Jupiter dort war ich erstaunt wieviel Details auf den ersten Blick zu sehen waren. Deshalb hab ich nach einem flüchtigen Blick sofort mit Euphorie die Kamera drangehängt. Die Ernüchterung folgte dann, die Serien waren meist unbrauchbar.


    Bin noch dran aus dem verbliebenen Rest was brauchbares rauszuholen.


    Angeregt durch Deine Vergleichsbilder werd ich die Serien auch nochmal derotieren. Schon erstaunlich wieviel es gerade in den Details nochmal bringt.


    CS
    Volker

  • Hallo Volker,
    auf Vergleichsbilder freue ich mich immer. Das SEB sieht bei mir etwas komisch aus, da wäre mir Bestätigung lieb. Mit den Details im NEB kann ich mich anfreunden. Das sieht so wie erwartet aus.
    Die Querrippung im SEB zieht sich durch meine ganze Aufnahmeserie. Hier das letzte RGB aus möglicher Serie:



    Jupiter 17.03.2017 MEZ 02:35 RGB
    RGB aus 10.000 Rot, 20.000 Grün und 10.000 Blau Bildern


    Dieses Bild lebt von einem sehr detailreichen Rot- und zwei brauchbaren Grünkanälen. Hab versucht, noch einen guten Blaukanal aufzunehmen, was aber nicht mehr geglückt ist. Hab nach 3 Blaufilmen abgebrochen.


    Der beste Aufnahmezeitraum lag kurz nach 2:00. Werde mir die Filme aus diesem Zeitraum noch genauer anschauen. Da das erste RGB im Vergleich zu den anderen unschärfer aussieht, obwohl sehr gute Einzelkanäle vorlagen, werde ich auch da nochmal nachschlagen müssen. Eventuell war die Bearbeitung auf Laptop nicht optimal.


    LG
    Robert

  • Hallo Planetenfreunde,
    hier nochmal ein Nachschlag. Alle bisher gezeigten Bilder habe ich durch einen weitgehend standardisierten, von selbst ablaufenden Stackungsprozeß gejagt. Zuerst alle Filme mit Pipp zentrieren, verkleinern und Helligkeit auf 75% Histogramm gleichsetzen. Dann mit AutoStakkert je 8000 und 12000 Bilder stacken ohne Rücksicht auf einzelne Filme.


    Hier also nun der Versuch, nur die besten Filme und daraus eine optimale Anzahl guter Bilder zu verwenden.



    Jupiter 17.03.2017 MEZ02:12
    18.000 Rotbilder, 10.000 Grünbilder, 16.000 Blaubilder
    1,2x vergrößert


    Ergebnisse ist nochmal etwas besser. Insbesondere der optimierte Blaukanal kommt in der Auflösung an den Rotkanal heran. Und es ist für mich zu erkennen, dass noch etwas mehr geht. Inzwischen gibt es auch schöne Vergleichsbilder, so dass sich Kleindetails bestätigen lassen, die eventuell schon Schärfungsartefacte hätten sein können.
    Verhübschen läßt sich das Ganze auch noch ein bischen.


    LG
    Robert

  • Abend Robert,


    tolles Endergebnis und das dann sogar mit selbst geschliffenen 8" Spiegel. Finde gleichfalls, dass Dein letztes Bild mit noch mehr Details daherkommt. Ist es überhaupt das letzte Bild aus der Serie, welches Du uns zeigst oder kommt da noch mehr? [:)]


    Das Schöne ist ja auch, dass die Jupiter Saison gerade erst gestartet ist. Jucheee!


    In diesem Sinne, auf zum Mars, eehhhh, Jupiter [:p]


    Besten Gruß,
    Sven

  • Hallo Sven,
    so langsam geht mir die Puste aus. Das Material ist besser als erhofft. Hab noch einen richtig guten Grünkanal gefunden und um den herum dieses Bild erzeugt:




    Jupiter 17.03.2017 MEZ 01:55 L(G)-RGB
    RGB aus 12.000 Rot, 10.000 G und 16.000 B Bildern


    Seeing war vorher geringfügig schlechter und 10 min später für weiter 30 min sehr brauchbar. Insgesamt habe ich über 90 min brauchbare Filme ohne weitere Highlights aufgenommen.


    Mal schauen, ob diese Wochenende was neues geht.


    LG
    Robert

  • Hallo Robert,


    also langsam tut es mir doch leid, dass ich diese Nacht nicht nutzen konnte. Was Du zeigt, ist schon exquisit.


    Viele Grüße


    Oskar

  • Hallo Oskar,
    brauchbares seeing ist Voraussetzung für gute Bilder. Einen guten 8" Newton gibt es inzwischen für überschaubares Geld. Bei den Kameras sehe ich nicht soviel Unterschiede. Die Farbkamera´s funktionieren mit ADC auch gut.


    Leider tut sich bei der Auswertesoftware nicht mehr soo viel. Registax kann mit langen bzw. schlechten Filmen nicht umgehen (oder ich nicht mit Registax[:I]). Da ist bei 9999 Bilder Schluß. Die letzte AutoStakkert Variante muss ich ausprobieren. Die Kunst ist jedenfalls, aus sehr vielen Bildern das beste Material herauszuholen und sinnvoll zusammenzubinden. Dank Winjupos kann man (meist) ohne Probleme über einen Zeitraum von 15...20 min aufnehmen, und das Ergebnis zu einem Bild verheiraten. Das sind dann 10..15 Filme a 20.000 Bilder[xx(] für ein gutes Endergebnis. Für Farbbild brauche ich inzwischen 5000 brauchbare Bilder pro Kanal, also 15000 Bilder für ein Farbbild. Für die Bilder oben waren Verwendungsraten von 30...50% am besten. Es wurden fast immer mehrere Filme einer Farbe addiert, immer mehr als 20.000 Bilder. Rauschen kann man da ziemlich gut unterdrücken.


    Das ganze wird spannend, wenn ich demnächst größeres Teleskop zum Einsatz bringe und Verwendungsrate erfahrungsgemäß auf 10...20% fällt.
    Da werden gute Bilder rasch wieder knapp.


    LG
    Robert

  • "A never ending story" Robert [:)]


    Nicht nur der Weltraum ist Grenzenlos, auch das Festhalten dieses Ungetüms mit Aufnahmen in Deiner Qualität, verlangt nach viel Zeit und Zeit und Zeit.... [:D]


    In diesem Sinne, zeitloses Gelingen.


    Sonnige Grüße,
    Sven

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