Eure Klassiker- ... Ferngläser

  • Zwar keine Teleskope, aber Klassiker gibt es ja auch bei den Ferngläsern ;) Da zuckelten Tochter und ich gestern über den Stuttgarter Flohmarkt und mir fielen prompt zwei schöne wie alte Ferngläser in die Hände: Ein Steinheil 6x30 und ein Zeiss-Jena "Sportur" 6x24. Beides richtig alte Teile (das Zeiss datiert aus der dunkelsten deutschen Periode zwischen 1936 und 1940, für das Steinheil konnte ich noch keine Zeit ermitteln ... Beide Gläser bedürfen noch ein bischen Arbeit, natürlich ist das Fett verharzt und es lässt sich nur sehr schwer am zentralen "Drehrad" fokussieren. Der Schmodder muss da raus bzw. getausch werden. Wobei das Steinheil-Fett da noch recht flüssig ist, das am Zeiss ist komplett verranzt.
    Das Steinheil bietet ein klasse Bild mit einer ganz leichten gelblichen Einfärbung. Die Optiken, soweit sichtbar, sind in Tiptop-Zustand und es ist ein gut zu handhabendens FG. Ganz feines Teil. Die Abbildung ist scharf und "macht Spass".







    Von "Handling" her ist das "Sportur" phantastisch: ganz ehrlich: ich habe echt selten ein so gut zu haltendes FG in der Hand gehabt. Absolut angenehm. Und auch die Abbildung macht echt Freude ... das ist echt ein Gerät zum Spassgucken. Und das mit ca 80 Jahre alter Technologie. Natürlich kann man damit nicht so "tief" in den Himmel, sind ja eben nur 24mm Öffnung. Und die Okulare haben auch nur ca 58° Sichtfeld, also nix Ultra-Mega-Weitwinkel. Macht aber nichts, das Gerät macht einfach nur Spass.






    Da ich aber nun nicht auch noch eine Sammlung von Ferngläsern aufmachen werden (da nerve ich mein Mädel schon hinreichend mit den Teleskopen ;) ), werde ich das Steinheil (und auch noch ein vorhandenes Zeiss-Jena 8x30 "Deltrintrem" in gutem Zustand) wohl veräussern. Wer da also Interesse hat (bevor ich es bei den "Kleinanzeigen" etc. einstelle ...), gebe Bescheid.
    Denn "mein" Fernglas wird das kleine "Sportur" sein. In das Ding hab ich mich "spontan" (im wahrsten Sinne des Wortes - "verguckt"


    Greetz Hannes

  • Hallo Hannes,


    wenn der Preis noch gestimmt haben sollte, dann hast Du ein paar gute "Schnapper" gemacht. Freut mich für Dich. Toll, dass das Glasputztuch noch vorhanden ist [:)]


    Dann auf gutes Übersichtsspechteln!


    In diesem Sinne, klaren Himmel,
    Sven

  • Hallo Hannes,
    in meiner Sammlung habe ich ein Fernglas "Lux 6x30". Die Optik ist unverguetet und zeigt für diese Verhältnisse einen schon fast beängstigend guten Kontrast. Nach der Bildhelligkeit und dem Einblick verhalten konn5e ich es erst gar nicht glauben, zumal ich ein noch aelteres 8x23 (ca. von 1935) ohne Herstellerangabe habe, das (natürlich) auch unverguetet ist und das bei Gegenlicht stark abbaut.
    Nun kommt's:
    Das Lux 6x30 steckt iin genau so einer braunen Ledertasche, wie du sie abgebildet hast. Zu welchem Fernglas gehört die bei dir?
    Haben verschiedene Fernglas Hersteller damals ihre Taschen vom gleichen " Leder"Hersteller bezogen. Oder wurde später etwas zusammengebracht, was nicht zusammen gehört? Einen Hersteller Aufdruck trägt meine Tasche nicht.
    Ich schätze das Baujahr des Lux wegen der fehlenden Vergütung auf vor 1945.
    Gruesse
    Andreas

  • Hallo Hannes,


    schöne Gläser hast du du da aufgegabelt!
    Kleine Info am Rande, das Putzlederchen von Brillen Kratzmann fiel mir auf - den Optiker gibts noch immer an der gleichen Adresse! 1952 wurde die Firma gegründet.


    Gruß,
    Anke

  • Hi allerseits,


    (==>)Andreas .. ja auch das Steinheil bringt eine gute Abbildung. Allerdings ist das Zeiss (und das schreibe ich jetzt nicht, weil da "Zeiss" drauf steht) noch ein Quentchen besser. Wegen dem Lederetui ... das habe ich beim Zeiss mitbekommen, ich glaube aber nicht, dass es das Originale ist. Denn man muss das Glas da schon ziemlich "reinwürgen" und das kann so nicht stimmen ...


    (==>)Anke: Ja, da war das Glück mal mit mir ... udn gerade das Sportur macht mir sehr viel Freude. Hab gerade mal nach dem Optiker geschaut ... ja, ich glauib ich hab den gefunden und bin da - kurz nach Erwerb des Fernglases vergangenen Sonnabend mit meiner Tochter vorbeigelaufen :) Na, da muss ich dann mal mit dem Putzlederchen vorbei ... :) 1952 wurde die Firma gegründet? Dann haben sie das Fernglas damals aber schon gebraucht verkauft, denn das wurde 1952 ja offensichtlich garnicht mehr gebaut ... http://lippisches-kameramuseum…iss_Jena_Sportur_6_24.htm


    Schöne Grüße Hannes

  • Hallo Hannes,


    vielleicht sind ja Glas und Putztuch später erst verheiratet worden... vielleicht gabs das Tuch bei ner Brille dazu?
    Andererseits hat Kratzmann ja auch Ferngläser, Mikroskope, Teleskope im Sortiment gehabt.


    Gruß,
    Anke

  • Hallo an Euch,


    habe seit meinen Hobbyanfängen ein Rathenower Fernglas der Firma Nitschke in Gebrauch. Es ist ein 8x40 Plastvista. Kommt von der Abbildungsqualität nicht an das Zeiss 8x30 ran, war aber gebraucht für wenig Geld zu haben. Ich nutze es noch heute mit Okularfiltern (von Zeiss Jena) gelegentlich zur Sonnenbeobachtung.


    <center>


    </center>


    Ist noch weitgehend aus Metall und wird mich wahrscheinlich überleben...


    Viele Grüße,


    Micha

  • Hallo Micha,
    das Plastvista 10x40 (nicht 8x40!) von Rathenow kenne ich auch noch. Ich hatte es mal als Zweitglas im Plan. Gegenüber meinem damaligen Zeiss Dekarem 10x50 fiel es aber beim Einblick verhalten und Gesichtsfeld derart ab, dass ich es nicht gekauft habe.
    War eben schon vom Zeiss verwöhnt...
    Gruesse
    Andreas

  • Hallo zusammen,


    hier das Fernglasprogramm der Mitteltrieb-Modelle von Carl Zeiss Jena Ende der 1960er Jahre:



    (v.l.n.r.) Silvarem 6x30, Deltrintem 8x30, Septarem 7x40W Super S (zivile Version des DF 7x40), Binoctem 7x50, Dekarem 10x50 und Pentekarem 15x50.

  • Hallo Ralf,
    Glückwunsch zu deiner Sammlung.
    Bis auf die 15x50 (hatte ich mal, leider abgegeben) und den zivilen 7x40, von dem ich gar nicht wusste, dass es den je gab, hab ich sie auch. Damit ist man fast für ein Leben lang versorgt!
    Gruesse
    Andreas

  • Hallo Ralf,


    und sogar alle mit Q-Kennzeichnung. Bis auf das 7x40W, aber das hat`s nicht nötig, schätze ich mal ...
    Mit DEN Okularen sieht das sehr verheißungsvoll aus und macht wahrscheinlich so richtig Spaß beim Beobachten.
    Da blieb mein Auge gleich dran hängen und meine Zähne wurden (sehr) lang ... :)
    Tolle Sammlung!


    Viele Grüße,
    Andreas

  • Moin Andreas!


    &gt; sogar alle mit Q-Kennzeichnung.


    Kurze Frage rein interessehalber. Die "Q"-Markierung bezeichnet die (West-) Exportmodelle und sind von höherer Verarbeitungsqualität als die Standardvariante für den gemeinen DDR-Bürger? Damals hatte ja wohl fast jeder Ossi so'n Teil - so häufig wie die Dinger in der Bucht vertickt werden. [;)]


    Ich war die letzten Wochen auch auf der Jagd nach älteren Fernglasmodellen, bin aber bei den Russen hängengeblieben. Vier Stück sind's geworden, mit denen ich sehr zufieden bin: Tento 20x60 und 10x50, dazu ein Sotem 7x50 und ein 8x30 aus Moskauer Produktion. Ich glaub' ich stell die demnächst auch hier vor.

  • Hallo Andreas und Andreas,


    das »Septarem 7x40W Super S« ist relativ unbekannt, da insgesamt nur 7500 Exemplare dieser zivilen Version gefertigt wurden. Die meisten sind damals wahrscheinlich (nach England?) exportiert worden. Es ist eines der wenigen Neukonstruktionen in Jena aus der Nachkriegszeit. Einige Daten des Fernglases sind bemerkenswert. Das wahres Gesichtsfeld beträgt 150 m auf 1000 m (8,5°). Die Weitwinkel-Okulare haben große Augenlinsen mit 25 mm Durchmesser und der Austrittspupillenlängsabstand ist beachtliche 20 mm (Brillenträger tauglich) mit verschiebbaren Augenmuscheln! Das Fernglas liegt wunderbar in der Hand. Warum man dieses herausragende Fernglas nicht in größerer Serie gebaut hat bleibt mir ein Rätsel. Hier noch zwei Fotos:




    Weitere Infos gibts im Fernglasmuseum.


    Es gibt aber noch einige andere beeindruckende Zeiss-Ferngläser aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dazu gehört beispielsweise das Zeiss Delactem/Delactis 8x40

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: winnie</i>
    Kurze Frage rein interessehalber. Die "Q"-Markierung bezeichnet die (West-) Exportmodelle und sind von höherer Verarbeitungsqualität als die Standardvariante für den gemeinen DDR-Bürger?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Micha,


    das wird zwar immer wieder behauptet, vor allem wenn man ein solches Schätzchen verkaufen will, um damit einen möglichst guten Preis zu erzielen.[;)]
    Ich glaube es nicht! Erstens, weil auf Grund des Rechtsstreits mit Zeiss West die für den westlichen Markt hergestellten Gläser nicht den Namen »Carl Zeiss Jena« tragen durften, sondern nur die Aufschrift »aus Jena« oder kurz nur »Jena«. Zweitens, kenne ich genügend optisch hervorragende Gläser ohne Q1-Markierung.

  • Hallo ,
    das mit der Q 1 Bezeichnung ist unter den " Wessis" scheinbar nicht totzukriegen.
    Ich versuche es noch mal:
    Ferngläser von CZJ hatten weltweit einen ausgezeichneten Ruf. In der DDR hatten sie die höchste Güteklasse Q1. Es gab auch Produkte zweiter Qualitaetsstufe. Da ein grosser Teil der Ferngläser in den Export nach West ging, machte das Q1 natürlich was her. Einen Qualitätsunterschied zwischen Ost- und Westglaesern gab es nicht. Sie fielen alle vom gleichen Band. Vielleicht war die Zubehör Ausstattung (Tasche, Riemen) für die Westglaeser etwas ansprechender. Sicher gab es auch Wunschausstattunbgen für bestimmte Importeure.
    Aeltere Ferngläser von CZJ aus den 50er und 60er Jahren ohne den Q1 Aufdruck waren genauso hochwertig wie die mit dem Aufdruck. Nochmal, den trugen alle Zeissglaeser, nicht nur die für den Westexport.
    Etwas anderes ist mir aufgefallen:
    Mit meinem alten 15x50 (1969) konnte ich bei 120x (aufgesteckter Turmon 8x21) beide Komponenten von epsilon Lyr länglich im richtigen Positionswinkel sehen!
    Mit meinem 7x50 und aufgesteckten Turmon bei 56x fiel die Schärfe deutlich ab.
    Ich vermute, dass Zeiss die hochwertigsten optischen Komponenten in den 15x50 verbaut hat, die "schlechteren", die aber immer noch im Toleranzbereich lagen, in den 7 und 10x50.
    Immerhin zeigte mein 10x50 mit dem Turmon bei 80x deutlich die EB auf Jupiter.
    Das war meine Zeit der optischen Experimente mit meinen Ferngläsern.
    Der dann gebaute 50/540 zeigte sofort eine ganz andere Welt!
    Gruesse
    Andreas

  • Hallo Andreas,


    da kommen Erinnerungen hoch! Auch ich habe zu Beginn meines Astrohobbys mit Nachvergrößerungsokularen und einem Opernglas am Fernglas experimientiert, angeregt durch das Buch von Rudolf Brandt. Die Ergebnisse waren aber nicht so berauschend. Auch bei mir war das 50/540 die "Erleuchtung".
    Mein Freund hatte einen einäugigen 7x50 Feldstecher von Zeiss, der auch deutlich hinter unseren Erwartungen zurückblieb. Der 8x30 meines Vaters lieferte im Vergleich nadelfeine Sterne, während der 7x50 am Rand schon sehr deutlich Koma zeigte.


    Viele Grüße,


    Micha

  • Moin Andreas!


    &gt; das mit der Q 1 Bezeichnung ist unter den " Wessis" scheinbar nicht totzukriegen.


    ...deshalb ja meine Anfrage, was da mit der Bezeichnung auf sich hat. Diese Mär vom hochwertigen Exportartikel wurde sich "im Westen" (tm) ja nun nicht ausgedacht. Immerhin konnte die DDR seinerzeit nicht jeden Inlandsmist auf den Weltmarkt schmeißen, das hätte dann nämlich niemand hier gekauft, Stichwort: Devisenbeschaffung. Gut, dann ist die Sache ja geklärt.
    Trotzdem bleibt die Feststellung, daß bei eBay haufenweise (auffallend viele!) Zeiss-FG angeboten werden, und das zum Teil zu m.M. nach abenteuerlichen Preisen. "Zeiss is nice, but twice the price." Nach meinem Blick vor Zeiten durch ein derartiges 10x50 empfand ich aber nichts berauschendes an (jedenfalls) dieser Optik. Da hatte ich aber den Ablick durch die Fujinon-Gläser 7x50 und 10x70 einer Vereinskollegin noch ganz anders in Erinnerung.
    Nun, wie dem auch sei: Ich war ja jetzt auf der Suche nach eigenen, älteren Gläsern und habe mich eben für 4 Russen und 2 TASCOs entschieden. Ich glaube, das reicht. [:D]

  • Hallo zusammen,


    passend zum hundertjährigen Jubiläum von Nikon möchte ich hier ein wunderbares Stück Fernglasgeschichte vorstellen. [:)]
    Es handelt sich um ein sehr gut erhaltenes 7x50 von Nippon Kogaku Tokyo, so hieß Nikon damals.




    Es stammt wahrscheinlich aus den 1950/60er Jahren. (Kann das Alter, ähnlich wie bei Zeiss, über die Seriennummer ermittelt werden?) Die optische Qualität ist bemerkenswert. Die Abbildung ist sehr scharf, kontrastreich bis weit an den Rand. Streulicht und Gegenlicht sind kein Problem und die Farbwiedergabe ist sehr natürlich. Das Fernglas ist äußerst stabil, wie für die Ewigkeit gebaut. Ganz klassisch im einteiligen Bausch & Lomb Style, bringt es ganze 1362 g auf die Waage und liegt gut in den Händen. Beeindruckend sind die großen "Prismenhöcker" im Vergleich zum Zeiss Binoctar 7x50, welches dagegen fast zierlich wirkt. (Dieses Binoctar wiegt übrigens nur 876 g und wurde 1948 hergestellt.)



    Später wurde das Nippon Kogaku 7x50 als Nikon 7x50 IF WP Tropical bezeichnet und wird auch heute noch in einer überarbeiteten Version hergestellt.

  • Hallo Ralf,


    sehr hübsches und ungewöhnliches Fernglas! Cool!
    Da müssen ja monster-mäßige Prismen drin sein.


    So gelegentlich werde ich mal meine (wenigen) Ferngläser ablichten und vorstellen,
    samt den zugehörigen Geschichten. Sind alle irgendwie so beiläufig zu mir gekommen.


    Viele Grüße,
    Andreas



    PS
    Ich bin gespannt, welche Schätzchen Du noch präsentierst ... :)

  • Moin zusammen!


    Ähnlich wie das oben abgebildete Nikon-Glas ist auch das "Canon 7x50". Ich kam vor kurzem auf die Marke, weil mir bei eBay ein "Universa Royal 7x50" in die Hände gefallen war, das genauso aussah. Das Glas war leider beschädigt (offensichtlich zweimal hart auf dem Boden aufgeschlagen, u.a. Linsen beschädigt). Darüber hinaus mußte ich leider feststellen, daß trotz des ungewöhnlich großen Prismengehäuses die Prismen deutlich zu klein waren (Taschenlampentest).

  • Hallo Andreas,


    »Da müssen ja monster-mäßige Prismen drin sein.«


    ich denke die Prismen sind gar nicht viel größer, denn das Gesichtsfeld ist wie beim Binoctar 7,3°. Wahrscheinlich gibt es mehr Platz für Streulichtfallen, da es diesbezüglich sehr unempfindlich ist.


    Ich bin gespannt auf deine Ferngläser und deren Geschichten. [:)]

  • Moin,


    viele hier haben ja Ferngläser aus guter alter Zeiss-Produktion. Man will ja hier und da wissen, wie alt die Teilchen dann so sind. Herausfinden kann man dies über die Seriennummer am Mitteltrieb der Gläser und dann dem Abgleich mit dieser Liste hier ... http://www.europa.com/~telscope/zeissbin.txt (ich werde die aber auch bei http://www.amateurastronomie.com im Klassiker-Fernglasbereich hinterlegen ...


    Greetz Hannes

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