Japan Klassik - Sears Discoverer 6344

  • Guten Morgen Zusammen,


    da Michael ja ganz heiß auf kleine Japaner(innen?) ist - möchte ich Euch heute mal mein ältestes Schätzchen vorstellen ;)


    Es handelt sich um ein Sears Discoverer Model 4 - 6344 mit 76mm Öffnung bei 1200mm Brennweite. Soweit ich weiß wurden diese in den 60er / 70er Jahren von Yamamoto in Japan gebaut und u.a. unter dem Namen Sears und Weltblick verkauft.


    Mein Exemplar ist für sein Alter in sehr schönem Zustand - ich meine irgendwo hatte ich es sogar schon mal hier im Forum gesehen finde den thread aber gerade nicht - evtl. erkennt es der Vorbesitzer ja wieder :)


    Das Teleskop war ein Geschenk meiner Erzeuger zu meinem 40sten :) und kam in einer riesigen Kiste inkl. Montierung, 5 bunten Okularen und jeder Menge original 0,96" Zubehör daher...


    Da die originale Montierung allerdings wackelt wie ein Dackelschwanz - habe ich mir ein paar Rohrschellen besorgt und eine Vixen-Schiene montiert. Auf einer GP fühlt sich das Gerät nun richtig wohl und kann seine optischen Qualitäten überhaupt erst ausspielen.


    Und diese sind wirklich sehr gut! Bei hellen Objekten kann man ohne Einbußen problemlos auf 200x hochziehen und auch der Sterntest zeigt eine sehr gute sphärische Korrektur. Bzgl. Farbfehler meine ich sogar, dass die Optik eine Ecke besser ist als mein früherer Vixen 80L - leider habe ich diesen nicht mehr um einen 1:1 Vergleich zu machen.


    Zu etwas Besonderem wird das Gerät natürlich durch seine ausgefallene Farbgebung - die mir ausgesprochen gut gefällt, ist aber natürlich Geschmackssache ;) Außerdem schön bei diesen alten Teilen ist, dass wirklich alles in Metall gefertigt ist.


    Schönen Sonntag!
    cs
    Christoph

  • Hi Christoph,


    schoenes Geraet und danke fuer den schoenen Bericht. Ich vermute, dass der Kern der Wacklizitaet im Stativ steckt. Dieses, mit den duerren Beinen und den Anlenkstuecken zur Montierung, macht einen sehr unterdimensionierten Eindruck.


    Die Montierung ist interessant - quasi eine Gabel mit durchgesteckter Deklinationsachse, sodass dann doch wieder eine deutsche Montierung draus wird. Ich habe selber so ein Exemplar (ohne Feintriebe) an einem 84/760er Newton, den ich hier auch mal vorstellen muss.


    In der Regel enttauschen die alten Japaner nicht, insbesondere bei den langen Brennweiten.

  • Hallo Jürgen,


    das Stativ ist zwar schön gefertigt aber - ja - etwas instabil. Insbesondere wenn man es komplett auszieht - außerdem ist der Aufbau etwas "umständlich" geht mit der GP wesentlich fixer - trotzdem natürlich schön alles komplett dabei zu haben.


    Ein Knaller sind auch die bunten Okulare - muss ich nachher nochmal ein Foto von machen :)


    Gruß
    Christoph

  • Hallo Christoph
    Ein tolles Gerät. Weißt du, ob der Tubus ähnlich den Revue Teleskopen aus den Versand Häusern ist? Farbe, Material? Ansonsten ein toller Bericht mit einem tollen Hauptdarsteller.
    Gruß und k.H., Alexander

  • Hallo Christoph,


    ich habe den gleichen Refraktor in der Tasco-Inkarnation (weiß), mit dem neueren Modell der Montierung. Die Montierung ist solide, der Dackelschwanzeffekt rührt von den dürren Stativbeinchen und deren Befestigung her. Leider hat meine Montierung keinen Nachführmotor, daher verwende ich den optischen Tubus, dem ich zerstörungsfrei einen 2" Fokussierer verpaßt habe, auf einer Gartensäule mit AZEQ6 Montierung.


    Die Optik ist wirklich allererste Güte, sie stammt von Royal Astro Tokyo und das Teleskop wurde von verschiedenen Distributoren angeboten (Tasco, Sears, etc).


    http://www.coyote-point-observ…TASCO_15T/Tasco_15T_1.jpg


    Grüße, Coyote

    Es schaute mich an - und ich schaute Es an.
    Und errötend wich Es zurück - das Universum.


    Bresser 102/460 | Tasco 76/1200 | Tasco 60/1200 | Tasco 60/900 | Tasco 60/700 | Tasco 50/600 | Minolta Bino 10x42 | Kasai s'Gucki 2.3x40

  • Hi Christoph und Coyote,


    und ich darf eben diesen 76/1200er Royal-Astro (benannt als Royal Astro R74)mein Eigen nennen. Habe ein paar Bilder in der Klassiker-Sektion meiner Seite http://www.amateurastronomie.com eingestellt.
    Und wie Coyote schon richtig sagt, Schwäche ist Stativ, aber ganz großes Kino ist die Optik. Die geht schwer in Konkurrenz zu meinem AS 80/1200er ...
    Waren schon schöne Geräte, die damals so gebaut wurden ... :)


    Greetz Hannes

  • Hallo Hannes et al,


    merkwürdig ist - und ich kann das sagen, da ich die große Zeit der Kaufhausteleskope miterlebt habe - damals hatten die Japaner eigentlich einen eher schlechten Ruf als "billige Kaufhausfernrohre, kein Vergleich zu richtigen Fernrohren von Zeiss, Wachter, etc." Wieso war das damals so?


    Es war damals in Amateurkreisen nicht üblich, großartige Optiktests durchzuführen, von Beugungsringen wußten die wenigsten, wie man die eigentlich interpretiert. Man schaute auf einige bekannte Doppelsterne und den mehr oder weniger guten Namen des Herstellers und schon war das Teleskop in der 'Schublade' und bewertet. Heute ist das Dank Büchern wie das von H. Suiter etwas anders und objektiver geworden.


    Und natürlich gab es damals ebenfalls nicht nur gute Exemplare, ganz so wie heute auch. Die schrecklichen Okulare, die immer dabei waren (Huyghens, Mittenzwey, Ramsden, ganz selten mal ein Orthoskop) halfen dem Ruf auch nicht unbedingt. Das alles war ebenfalls mitverantwortlich für ein oft erlebtes Naserümpfen.


    Grüße, Coyote

    Es schaute mich an - und ich schaute Es an.
    Und errötend wich Es zurück - das Universum.


    Bresser 102/460 | Tasco 76/1200 | Tasco 60/1200 | Tasco 60/900 | Tasco 60/700 | Tasco 50/600 | Minolta Bino 10x42 | Kasai s'Gucki 2.3x40

  • Hallo Alex,


    ich glaube die Antworten von Coyote und Hannes haben schon einen Teil Deiner Frage beantwortet... Die blau/grüne Farbe - nennen wir sie mal "uranus" ;) habe ich allerdings bei noch keinem der anderen Scopes gesehen. Auch ein Vergleich der Blendenaufteilung wäre interessant - ich kann da gerne mal Bilder vom Inneren machen.


    Unterschiede gibt es außerdem bei der Art der Sucherbefestigung. Außerdem gibt es wohl zwei verschiedene Ausführungen bzgl. Tubuslänge - soweit ich gesehen habe gibt es auch eine Version mit kürzerem Tubus bei der dafür das OAZ-Rohr länger ist.


    (==>)Coyote - das Einzige das ich an dem Teleskop als "billig" bezeichnen würde ist vielleicht der OAZ, der in seiner schlanken Ausführung doch sehr einfach gehalten ist - vielleicht hatten die Nobelmarken da schon Besseres? Die Optik ist jedenfalls sehr gut. Vielleicht wurde das aber genauso wie bei Vixen / Bresser gehandhabt... Gleiche Optik in unterschiedlichen Tuben um verschiedene Preissegmente zu bedienen.


    Viele Grüße
    Christoph

  • Morgen Zusammen,


    gestern Abend riss doch tatsächlich endlich mal seit laaaangem der Himmel auf und eine wunderschöne Mondsichel noch dazu... :)


    Da ich dem ganzen aber nicht so richtig traute hab ich mich entschlossen "nur" was kleines, schnelles rauszustellen und was lag da näher als den schon länger geplanten Vergleich eines kurzen Super-Apos (Lomo 80/480) mit dem schon etwas betagten FH Sears 6344 (76/1200).


    Um vergleichbare Vergrößerungen zu bekommen kam beim Lomo ein Vixen HR 2,4mm Okular zum Einsatz - beim Sears ein Nagler Zoom 3-6 bei 6mm was bei beiden Teleskopen eine Vergrößerung von genau 200fach ergibt.


    Beide Teleskope lieferten schon kurze Zeit später sehr schöne Bilder unseres Trabanten - Unterschiede bzgl. Auskühldauer konnte ich kaum wahrnehmen - gefühlt war der Lomo vielleicht einen Ticken schneller aber das ist reines Bauchgefühl beiden waren da absolut vergleichbar. Vermute was die Lomo Linsen länger brauchten machte beim Sears das größere Luftvolumen im langen Tubus (warme Luft steigt ja bekanntlich immer nach oben >> zur Linse) wieder wett. Nach ca. 15min waren jedenfalls beide "scharf".


    Bzgl. Handling ist der Lomo natürlich wunderbar kompakt und lässt sich ohne weiteres mit einer Hand auf die Montierung setzen ein perfektes grab&go Teleskop eben! Beim Sears muss man aufgrund der Länge schon etwas besser aufpassen wenn man durch die Wohnung und durch die Tür zirkelt - allerdings ist das Rohr auch dünner wie beim Lomo und so lässt sich auch dieser am besten mit einer Hand hochkant gehalten bewegen. Die Länge spielt bei dieser Öffnung noch keine so große Rolle was das Handling betrifft - auf Reisen wird sie sich trotzdem eher störend bemerkbar machen ;)


    Ein riesen Unterschied ist natürlich der OAZ - Lomo mit 2" Feather Touch und der Sears mit einem ganz einfachen Zahntrieb älterer Bauart. In der Praxis relativiert sich das aber dahingehend, dass der Fokus beim Sears viel gutmütiger ist als der des Lomo. Bei 200x muss man den Lomo schon superfein einstellen - der Fokus ist genau ein Punkt - die kleinste Abweichung davon macht sich sofort in einem etwas weicheren Bild bemerkmar - ohne die Feinverstellung des FT hätte man da absolut keine Chance. Der Sears hingegen lässt sich auch mit dem einfachen Auszug sehr leicht fokussieren - kleinste Abweichungen machen hier keinen so großen Unterschied.


    Bzgl. Bildqualität habe ich sehr oft hin und hergewechselt und kaum einen Unterschied feststellen können - der größte Unterschied ist das etwas hellere Bild des Lomo aufgrund der 4mm größeren Öffnung (sieht man eindeutig!). Bzgl. Bildschärfe, Farbe und Ästhetik sind die beiden aber absolut verlgeichbar - jedenfalls könnte ich nicht sagen, dass hier einer eindeutig besser oder schlechter war. Feinste Details ließen sich im Lomo vielleicht etwas einfacher erkennen - bei genauer Gegenprüfung im Sears liesen sich diese dann aber regelmäßig auch wiederfinden. Könnten nun auch nicht sagen, dass das Bild aufgrund der längeren Brennweite beim Sears ruhiger oder entspannter war wie ich das bei anderen Vergleichen zwischen lang- und kurzbrennweitigen Teleskopen schon öfters gesehen habe. Beide Geräte sind wirklich hervorragend! Dazu muss man sagen, dass auch beide hervorragend korrigiert sind wie ich leicht im Sterntest überprüfen konnte.


    Viele Grüße
    Christoph

  • Moin Christoph,


    ich habe in Deiner Verkaufsannonce gerade gelesen "... und der Seras bleibt hier".


    Gute Entscheidung, Daumen hoch. [;)]


    Denn Ob Du d e n in einem so schönen Zustand zudem auch noch als "Sears" "gebrandet" nochmals wieder bekommen könntest; daran sind durchaus Zweifel angebracht.


    Ich hoffe mal, dass das Wetter hier im Süden (natürlich auch im Norden [:)]!) nun mal ein Einsehen hat und den Wolkenterror beendet, so das ich den Bruder Deines Sears, meinen 76/1200er Weltblick, heute abend auch mal first-lighten (ich hab den seit Anfang November!) kann ...


    Greetz Hannes

  • Hallo Hannes,


    ja der Sears ist wirklich schön! hatte ich mir auch gedacht als ich ihn aus dem Schrank geholt habe :) Die kleinen Details machen hier den Unterschied - z.B. das filigrane Typenschild mit eingravierter Seriennummer, die lackierte Objektivfassung, der Griff am Objektivdeckel (wie oft hab ich mich bei Vixen schon darüber geärgert, dass ich erst die Taukappe abnehmen muss um diesen zu entfernen!) und überhaupt die tolle Farbgebung - macht einfach schon beim Anschauen Spaß :)


    Und dass er dann im direkten Vergleich mit dem Lomo so gut abschneidet hätte ich ehrlich gesagt auch nicht erwartet...


    Hatte vor einigen Jahren ja mal meinen Vixen 80L im Vergleich zu einem damaligen Tak FC-76DS oder auch "nur" im Vergleich zu einem William Megrez 90 getestet. Da hatte mich der Farbfehler schon sehr gestört. Die Erwartungshaltung war hier ähnlich aber im direkten Vergleich konnte ich bis auf das etwas dunklere Bild wirklich keine Unterschiede ausmachen.


    Zum Schluss hatte ich dann auch noch den Tak FS-78 rausgeholt aber da stand der Mond leider schon wieder ein ganzes Stück tiefer und leichter Nebel lies keinen aussagekräftigen Vergleich mehr zu... - der muss noch etwas warten.


    Gruß und hoffentlich bald mal wieder cs!!
    Christoph

  • Nach wochenlangem Wetterterror konnte ich gestern den Bruder von Christophs Sears mal rausstellen ... war tagsüber der Himmel von einer seltsamem blauen Färbung mit einem fremdartig wirkenden hellen Licht, das sich langsam im Verlauf einiger Stunden von Südost nach Südwest bewegte.


    Ich habe das Teleskop auf der Originalmontierung belassen, ihm aber ein altes Vixen-Holzstativ "verpasst", so daß es eine bessere "Basis" hatte. Aber es macht wohl dennoch Sinn, dem Gerät eine NP-Montierung zu spendieren; mir wackelte es beim Fokussieren doch etwas zu sehr.


    Kurz: raus den Weltblick und auf den von Cirren versehenen Mond "gehalten". Okulare waren die 24.5er Japan-Orthos und HM´s verschiedener Brennweiten (und hier gibt es eine echte Überraschung!).


    By the way .. auch wenn einen das Wetter tagsüber mal wieder "angefixt" hatte ... nach ca einer halben Stunde wurden die Cirren dann so "dick", das zunächst noch Warten und dann wieder Abbauen angesagt war. Aber für etwas Halbmond reichte es: und hier brachte der alte Weltblick das, was Christoph schon von seinem Sears angedeutet hat: ein nahezu farbreines Bild bis hoch zu 200facher Vergrößerung. Es konnten viele Details gesehen werden, insbesondere der Schattenwurf des Mt.Piton im Mare Imbrium war beeindruckend zu sehen. Leider war die Luft aber ziemlich unruhig, so dass das Bild nie richtig ruhig stand.











    Ich hab dann mal - lange Brennweite - die alten 0"96-HM Okulare ausgepackt. Und hier kam eine echte Überraschung: das HM 15mm (ich wusste garnicht dass es so eines gibt, bis ich das dann neulich bekam) mit seiner 80fachen Vergrößerung am Weltblick: Der Mond füllte das Blickfeld so gerade eben komplett aus, wunderbar farbfehlerfrei und auch ohne irgendwelche Verzeichnung. Blickfeld: ich habe den "Blickkreis" mit dem des 5mm-Celestron-Ultima (52°) verglichen; der des HM-15 war ein kleines bischen größer ! Ich schätze so 54°. Damit habe ich nun nicht gerechnet. Natürlich habe ich dann auch die beiden anderen HM-Okulare - 12.5mm/96x & das 8mm meiner Tochter/150x - genutzt: auch hier waren die Bilder, soweit es die Cirrusbedingungen zuliessen - kontrastreich und liessen viele Details sichtbar werden. Kurz: diese Okulare machen am f/15-Refraktor einen erstaunlich guten "Job" und sollten nicht unterschätzt werden.


    Leider fu**te einen das Wetter dann wieder ab [:(!] - busines as usual - Wolken und dicht. Es nervt unglaublich. Und die Vorhersagen für die kommenden Tage ... na lassen wir es ... einfach zum Kot*** [xx(]




    Greetz Hannes

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