Kosmische Linsen bestätigen die schnelle Expansion

  • <b>Unter Zuhilfenahme von Galaxien als riesige Gravitationslinsen führte eine internationale Gruppe von Astronomen, darunter Forscher am Max-Planck-Institut für Astrophysik, eine unabhängige Messung durch, wie schnell sich das Universum ausdehnt. Die neu gemessene Expansionsrate für das lokale Universum steht dabei im Einklang mit früheren Messungen. Erstaunlicherweise stimmen diese jedoch nicht mit Messungen aus dem frühen Universum überein. Dies deutet auf ein grundsätzliches Problem bei unserem Verständnis des Kosmos hin.</b>


    Die Hubble-Konstante, also die Geschwindigkeit mit der das Universum expandiert, ist eine der grundlegenden Größen, die unser Universum beschreiben. Eine Gruppe von Astronomen aus der H0LiCOW-Kooperation nutzte das Weltraumteleskop Hubble und weitere Teleskope im All und auf der Erde, um fünf Galaxien zu beobachten und diese für eine unabhängige Messung der Hubble-Konstante zu nutzen. Die neue Messung ist völlig unabhängig von - aber in ausgezeichneter Übereinstimmung mit - anderen Messungen der Hubble-Konstante im lokalen Universum, die sogenannte „Cepheidensterne“ und Supernovae als Referenzpunkte verwendeten.


    Angeführt wird das Konsortium von Sherry Suyu, die kürzlich vom Institute of Astronomy and Astrophysics der Academia Sinica (ASIAA) in Taipeh (Taiwan) nach Garching wechselte, wo sie jetzt im Max Planck(==&gt;)TUM-Programm Gruppenleiterin und Tenure Track-Professorin am Max-Planck-Institut für Astrophysik und der Technischen Universität München ist.


    Der von Suyu und ihrem Team gemessene Wert sowie die mit Cepheiden und Supernovae gemessenen Werte unterscheiden sich jedoch von der Messung des Planck-Satelliten. Dabei gibt es einen wichtigen Unterschied: Planck maß die Hubble-Konstante für das frühe Universum durch Beobachtung des kosmischen Mikrowellenhintergrundes. Während der Planck-Wert für die Hubble-Konstante mit unserem gegenwärtigen Verständnis des Kosmos übereinstimmt, stehen die Werte, die die Astronomen für das lokale Universum erhalten haben, im Widerspruch zum akzeptierten theoretischen Modell des Universums.


    "Wir schaffen es inzwischen, die Expansionsrate des Universums in unterschiedlicher Weise mit einer solch hohen Genauigkeit zu messen, dass dabei auftretende Diskrepanzen möglicherweise auf eine neue Physik hinweisen, die über unsere gegenwärtige Kenntnis des Universums hinausgeht", erläutert Suyu.



    Diese Montage zeigt die von der H0LiCOW-Kooperation untersuchten fünf Linsenquasare mit ihren Vordergrundgalaxien. Mit Hilfe dieser Objekte konnten die Astronomen eine unabhängige Messung der Hubble-Konstanten durchführen. Sie berechneten, dass sich das Universum tatsächlich noch schneller ausdehnt, als man auf der Grundlage unseres kosmologischen Modells erwarten würde. Bild: NASA, ESA, Suyu (Max Planck Institute for Astrophysics), Auger (University of Cambridge)


    Die Ziele der Studie waren massereiche Galaxien zwischen den Beobachtern auf der Erde und sehr entfernten Quasaren - unglaublich leuchtkräftigen Galaxienkernen. Das Licht der Quasare wird durch die als starke Gravitationslinse wirkende, riesige Masse der Galaxie gebeugt - ein Vorgang, den der Schweizer Astronom Fritz Zwicky bereits vor 80 Jahren vorhersagte. Dies erzeugt mehrere Bilder des Hintergrund-Quasars, einige werden zu Bögen verzerrt.


    Da die Galaxien aber keine perfekt sphärischen Verzerrungen im Raum erzeugen und außerdem die Linsengalaxien und Quasare nicht perfekt hintereinander ausgerichtet sind, legt das Licht der verschiedenen Bilder des Hintergrundquasars etwas unterschiedliche Wege zurück, die auch unterschiedliche Längen aufweisen. Die Helligkeit von Quasaren ändert sich mit der Zeit und so können die Astronomen sehen, dass die verschiedenen Bilder zu unterschiedlichen Zeiten aufflackern. Die Verzögerungen dazwischen sind dabei abhängig von der zurückgelegten Weglänge des Lichts und stehen in direktem Zusammenhang mit dem Wert der Hubble-Konstante. "Unsere Methode ist die einfachste und direkteste Methode, um die Hubble-Konstante zu messen, da sie nur Geometrie und Relativitätstheorie verwendet, keine weiteren Annahmen", erklärt Co-Autor Frédéric Courbin von der EPFL, Schweiz.


    Die genauen Messungen der Zeitverzögerungen zwischen den einzelnen Bildern sowie Computermodelle erlaubten es dem Team die Hubble-Konstante mit beeindruckend hoher Präzision zu ermitteln: 3,8%. „Dafür mussten wir in unserer Analyse auch die Lichtablenkung durch alle anderen Galaxien in der Nähe der Linsengalaxie einbeziehen,“ erklärt Stefan Hilbert vom Exzellenzcluster Universe. „Eine genaue Messung der Hubble-Konstante ist heutzutage einer der begehrtesten Preise in der kosmologischen Forschung“, betont Teammitglied Vivien Bonvin von der EPFL, Schweiz. Und Suyu fügt hinzu: „Die Hubble-Konstante ist für die moderne Astronomie von entscheidender Bedeutung, da sie bei der Beantwortung der Frage hilft, ob unser Bild des Universums - bestehend aus dunkler Energie, dunkler Materie und normaler Materie - korrekt ist oder ob wir etwas Grundsätzliches übersehen haben.“


    Weitere Infos und Bilder auf den Seiten des MPA unter http://www.mpa-garching.mpg.de/407852/news20170126

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Caro</i>"Unsere Methode ist die einfachste und direkteste Methode, um die Hubble-Konstante zu messen, da sie nur Geometrie und Relativitätstheorie verwendet, keine weiteren Annahmen", erklärt Co-Autor Frédéric Courbin von der EPFL, Schweiz.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ich bin erstaunt, dass Herr Courbin eine solche Aussage wagt. Die Annahme, die er offensichtlich übersieht oder ignoriert, ist der Wert für die Tranzparenz des Universums. Erst vor 4 Monaten wurde auf diese mögliche Fehlerquelle in den Überlegungen zur beschleunigten Expansion hingewiesen: siehe hier (wurde übrignes sogar hier im Forum von Klotzi in diesem threat veröffentlicht.


    Gruß,
    KD

  • Hallo Mirko,


    wenn sich doch nur die Ergebnisse von weniger vom Mainstream abweichenden Studien ebenso in den Köpfen der Leute festsetzen würden, wie die, die im wesentlichen heiße Luft produzieren... Wie damals schon geschrieben war (und ist nach wie vor) die Reaktion der Fachwelt auf die damalige Studie ziemlich eindeutig. Eigentlich hatten mir die Kollegen von Spektrum damals versprochen, diesen Text hier ins Deutsche übersetzen zu lassen, der das in klaren Worten verständlich erklärt, haben es dann aber leider doch ncht getan: https://blogs.scientificameric…rk-energy-is-nonexistent/


    Auch diese Studie hier muß erstmal zeigen wie sie sich in das Gesamtbild einordnet, in das sie zur Zeit noch nicht recht passen mag. Bevor man nach komplett neuer Physik schreit, gilt es zu ergründen, ob es nicht noch andere Ursachen für die gemessenen Abweichungen gibt - und meistens finden die sich dann auch sehr schnell.


    Viele Grüße
    Caro

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