Guten Abend!
Der Januar 2017 lässt auf Gutes hoffen für das gesamte Jahr. Schon wieder lockte am WE 20.01./22.01. eine ausgesprochene Hochdruckwetterlage auf den Berg.
<font color="limegreen"><b>Der Plan</b></font id="limegreen">
Zunächst als „Double-Feature“ geplant, wurde dann doch nur eine Nacht draus – von Samstag auf Sonntag. Brauneck, 1500 m Höhe. Zwei Varianten hätte es gegeben: übernachten per Schlafsack oder in der Hütte. Ersterer lag am anderen Ende von Deutschland und auf die Schnelle fand ich keinen guten und wollte ich mir nichts kaufen was ich nicht durchdacht habe – ein guter Schlafsack kostet schnell mal 300 Euro... Brauneckhütte: hatte keine Übernachtungsplätze mehr frei. Übernachtung war generell ein Thema für mich, weil ab 2 Uhr der Mond stören würde. Und bei Temperaturen um 0 Grad nichts-tuend ausharren macht einfach keinen Spaß. Schlafen funktioniert da eh nicht ohne dicken fetten Schlafsack. Zum Glück wurden ein paar Zirren für Freitag auf Samstag vorhergesagt, sodass mir diese Gefahr in Anbetracht vergangener Erfahrungen reichte, um ganz auf Samstag zu setzen und nur eine Nacht durchzuziehen. Erst 3 Uhr Morgens würde der Mond aufgehen.
<font color="limegreen"><b>On the way.</b></font id="limegreen">
Meinen Zug um 2 Sekunden praktisch beinahe verpasst, saß ich dann in der Bahn Richtung Lenggries. Ich bin wieder zur Talstation der Brauneckbahn spaziert, eine knappe halbe Stunde später war ich am Ticketschalter. „Auf welcher Hütte übernachten Sie?“ „Keine, ich mache durch – Sternegucken“ Die Dame am Schalter lächelte, hinter mir meinte ein junger Bursche „Na dann viel Spaß“- kurzes nettes Gespräch und Zack!, war ich auch schon in der Gondel, am Berg, bei knapp über 0 Grad. Dieses mal stapfte ich eine Etage tiefer Richtung Beobachtungsplatz als sonst, der übliche Weg über den Gipfel ist eigentlich ein Umweg und da ballern auch die ganzen Skifahrer lang, der Weg ist Käse... zugeschneit usw. Jedenfalls marschierte ich ´nen halben Kilometer der Abendsonne entgegen, links von mir das Bergpanorama. Es ging mit dem Gepäck erstmal leicht bergab – bis zu dem Weg, der eigentlich kurzerhand zu meinem Platz führen sollte. Schon aus der Ferne sah ich das Wanderwegsschild irgendwo aus dem Schnee lugen. Ich stand quasi am Fuß zum Beobachtungsplatz. Nur 50 Höhenmeter trennten mich noch von ihm, ich sah schon die Fichte mit der Bank. Der Weg: zugeschneit. Zwar waren schon ein paar Leute da hoch – aber mit Skiern. Ich probierte es einfach mal, in die bereits vorhandenen Fußstapfen stapfend. Hey- der Schnee ist fest! Erster Schritt mit richtig Gewicht: „Krach!“. Schwupp, war das Bein auf Halbkniehöhe eingesackt. So ging das dann die nächsten paar Schritte weiter bis ich entschied: Nee.
Die Gefahr, das ich haufenweise Schnee mit Schuhen und Socken aufschaufele und nasse Füße die Nacht über habe, war einfach zu groß. Also nochmal komplett zurück marschiert und doch irgendwie den verschneiten Weg zum Gipfel, wo man aber wenigstens nicht so einsackt da einige Leute da schon lang sind. Nach insgesamt so einer halben Stunde und 1,5 k auf der Runde um den Gipfel war ich dann endlich am Ziel. Was hatte ich ein Glück – meine Bank (Tisch, Ablage, Sitz, Büro, Küche, ggf. Bett – war frei. Komplett schneelos. Die Bank 30 m weiter war zur Hälfte im Weiss begraben. Was die dahinterstehende Fichte nicht ausmacht! Oder woran auch immer das gelegen haben mag.
nachstehend ein Pano - bitte 100% Ansicht wählen nach Klick
Wie schon das letzte mal war die Prognose: um die 0 Grad, während es im Tal unten bei um die Minus 10 herrschen sollten. Luftfeuchte sollte die 20% sprengen – in die untere Richtung.
Wie immer, war die Zeit extrem schnell vergangen. Das ganze Gefummel in der Kälte – Aufbau, vorher essen, warme Kleidung drunter und drüber usw. und so fort. Schwups, ist der Sternenhimmel da.
<font color="limegreen"><b>Die Objekte</b></font id="limegreen">
Zunächst hatte ich mir die OdMs gekrallt: die <font color="orange">NGC 660</font id="orange"> in den fischen, das geschwungene Galaxienteil mit den Staubbandstrukturen. Das Seeing war dieses mal nicht so der Hit, aber bis 200fach ging´s einigermaßen gut. Ich erkannte an den Enden des länglichen Galaxienkörpers ein paar geschwungene Ansätze, aber mehr Details konnte ich dem Objekt nicht entlocken. Staubband Fehlanzeige. Fehlte wohl die Vergrößerung aber ich hatte da einfach keinen Bock, da zu viel Energie reinzustecken.
Anschließend wühlte ich ein wenig in der Eridanusgegend herum und schnappte mir mit Blick in den Atlas ein paar Grüppchen... <font color="orange">HCG 30</font id="orange"> lag in angenehmer Guckeposition, also hin da. Das Bild im Okular mehr als ernüchternd. Entsprechend verwirrend fallen meine Notizen dazu aus...zwei Galaxien habe ich jedenfalls gesehen. <font color="orange">Arp 61</font id="orange"> war ein ähnlicher Kandidat, dem ich 3 Einzelkomponenten entlocken konnte... aber mit Blick aufs DSS sind da eigentlich nur zwei und dazwischen ein Sternchen.
Ein recht nettes Grüppchen ist auch <font color="orange">NGC 1587</font id="orange"> zusammen mit der dicht stehenden, stellaren <font color="orange">1588</font id="orange"> und der länglichen <font color="orange">NGC 1589</font id="orange"> in einem Sehfeld bei mittlerer Vergrößerung.
Eher unscheinbar aber immerhin recht viele Galaxien beieinander zeigt die Gruppe: <font color="orange">NGC 1609,11,12,13</font id="orange">, allesamt nicht sonderlich hell, also eher schwach – Nr. 1611 ist auch nicht im Deepsky-Atlas verzeichnet.
<i>Das Büro und der Himmel</i>
<font color="orange">Thors Helm</font id="orange">, das aktuelle OdM hat mich auch gereizt, eine frühere Beobachtung war mir im Detail nicht mehr recht in Erinnerung. Ohne Filter zeigen sich schon die Hauptstrukturen wie die große Blase und das länglich anliegende Teilstück. Aber vom Hocker riss mich das ganze jetzt nicht, mag mit Filter anders sein.
In der Nähe gab es anderen spannende Sachen: z. B. <font color="orange">Ced 90</font id="orange"> im großen Hund, ein cooler riesiger runder Flausch, der einen Stern einhüllt und ausschaut wie ein heller Stern in einem mächtig beschlagenen Okular. Der naheliegende <font color="orange">NGC 2327</font id="orange"> zeigt sich auch rund mit Sternchen in der Mitte, allerdings wirkte das subjektiv, als gäbs da noch eine Art Dunkelstruktur im Inneren, ohne dass ich das genauer festmachen hätte können. Auf der Suche nach <font color="orange">VdB 92</font id="orange">landete ich bei einem eigenartig, ganz eigenartig wirkenden Objekt, welches aussah, wie der Effekt der Koma am Stern. Schon bei 100fach herum war dies so zu erahnen, bei 170fach war ich mir sicher, dass es wirklich der Nebel wie gesehen war – ein länglicher kurzer Wisch direkt am Stern, nicht so ganz einfach aber indirekt doch deutlich. Allerdings war dies offenbar nicht VdB 92, sondern irgendwas anderes, auf dem DSS aber deutlich erkennbar. VdB 92 hätte in einer Sterngruppe gelegen, was ich sah, war jedoch an einem einzelnen Stern – an Z Canis Majoris, müsste der Reflektionsnebel <font color="orange">HH160</font id="orange"> sein.
Da die Transparenz wieder hervorragend war und ich dies letztens versäumte, startete ich mal den waghalsigen Versuch und versuchte irgendwas in der <font color="orange">Pferdekopfnebelgegend</font id="orange"> ohne Filter zu erhaschen, was nach mehr als leerem Raum aussah. Ergebnis: Fehlanzeige. Beim Flammennebel hingegen sprang mir sofort eine leere Stelle in´s Auge, welche ich bei meiner kürzlichen Zeichnung noch als geschlossenflächig dargestellt habe. Schon witzig, man sollte manche Sachen tatsächlich mehrfach ansteuern. Warum mir die doch deutliche Abdunklung innerhalb der großflächigen Nebelpartie letztens nicht auffiel, da hab ich keine Erklärung für. In beiden fällen war die Nacht noch recht jung ,als ich da Objekt angepeilt habe. In der Nähe vom Flammennebel gibt’s ja noch die Reflektionsnebel NGC 2023 (sehr hell), den ich auch mit dem Pferdekopfnebel im letzten Bericht gezeichnet habe, aber auch noch <font color="orange">IC 435</font id="orange">, der viel kleiner ist und mir letztens nicht auffiel. Erst wenn man danach gezielt sucht, findet man den auch, so nun geschehen. Recht unscheinbares Teil.
<font color="limegreen">Drumrum, drunter und drüber<b></b></font id="limegreen">
Schon zu Beginn der Nacht ging ein leichtes Lüftchen. Ich betete, dass es bei diesem leichten Lüftchen bliebe. Oder der Wind komplett verschwand. Zu meiner Überraschung und Freude legte sich der Wind tatsächlich praktisch komplett. Dennoch ist es erstaunlich, wie sehr man auf Dauer bei 0 Grad frieren kann. Ohne Bewegung ist so eine Nacht für ich schwer durchzuhalten. Das Dumme: die sich hierfür sonst anbietenden Wege waren dermaßen zugeschneit, dass der Einsink- und Nasse-Socken-Faktor einfach zu groß war. Also auf der Stelle Hüpfen. So kann man die Zeit auch vertun. Aber: man wird es mir kaum glauben, ich hatte mir extra am Abend zuvor eine Isokanne gekauft – und mitgenommen. 0,7 l sind zwar nicht viel, aber gleichzeitig auch 0,7 l eiskalte Apfelschorle weniger. Allerdings hatte ich insgesamt zu wenig dabei, die niedrige Luftfeuchte von teilweise um die 10% schien mehr Getränke einzufordern, ich bekam etwas Kopfschmerzen.
<font color="limegreen"><b>Schluss-Spurt</b></font id="limegreen">
Damit wenigstens irgendwas Verwertbares in der Nacht herumkommt, hatte ich beschlossen, eine Zeichnung anzufertigen – ich wählte <font color="orange">Leo´s Triplett: M 65, M 66, NGC 3628</font id="orange">. Eine Stunde ging für die ganzen Sterne drauf, mir fehlt es da einfach an Übung, das muss in Zukunft deutlich schneller gehen. Aber Ausdruck von Sternkarten kommt für mich nicht in Frage. Ein weitere Stunde die drei Galaxien versucht, in ihren Details zu erfassen.
Dann kam auch schon eine Aufhellung des Himmels ins Spiel – der Mond rückte an. Eben noch auf den Boden geschaut, blicke ich hoch und da ist auf einmal ein heller orangener Punkt an irgendeinem Berggipfel. Das sah echt toll aus und hab daher schnell mal die Kamera gezückt...
Kurz vorher hab ich noch etwas Sightseeing betrieben und wie immer um die Jahres Zeit auf M 51 geschwenkt, auf die 4565, leider schon mit etwas schwächelndem Kontrast wegen dem Mond.
<font color="limegreen"><b>Zeit rumkriegen</b></font id="limegreen">
Nach ein wenig Festhalten der landschaftlichen Stimmung zum Mondaufgang und etwas entspanntem Herumgehopse von M 13 zu M 57 im Mondlicht in Sehnsucht nach dem Frühsommer versuchte ich, mittlerweile eine Stunde nach Mondaufgang, ein wenig zu schlafen. Eigens hierfür habe ich alles an Isomatten angeschleppt, was noch nicht zerschnippelt, verbastelt oder anderweitig zerhunzt wurde (Herstellung einer neuen Gegenlichtblende und Auskleiden eines Köfferchens). Mein Teleskop brachte ich in Ruhestellung auf dem Hocker, parallel zur Bank und mein Lager dazwischen, geschützt durch´s Teleskop vor etwaig aufkommendem Wind aus südlichen Richtungen (wie letztes mal der Fall). Auf der dicken Isomatte gelegen und mit in die dünne eingewickelt war es anfangs doch recht angenehm. Aber ich unterliege dem Fluch des kalten Fusses und der wirkt spätestens nach einer Stunde. Gut, sind auch nur normale Bergstiefel mit Wollsocken und Isoeinlegesohlen, das war´s. Nicht unbedingt die richtige Kombi für eine Nacht in der man schlafen will. Bei Bewegung langt die diese Fußbekleidung bis einige Minusgrade runter.
So war ich dann also um 5 wieder wach, bewegte mich ein wenig und stapfte den mir umliegenden Schnee platt und machte noch mal ein paar Fotos...
Danach wieder eine Stunde hingelegt und irgendwann in Ruhe im ersten Sonnenlicht abgebaut – eine wirklich tolle Farbstimmung – knallige Farben und scharf umrissene Bergketten.
<font color="limegreen"><b>Time to say Goodbye... aber nich so schnell</b></font id="limegreen">
das letzte Pan nochmal in groß (bitte wieder 100%-Ansicht nach Anklicken):
Wie immer ist der Sonnenaufgang nach so einer Nacht in dieser klaren Luft ein Erlebnis – wenn ein orangener Punkt am scharfen Rand des Gebirges aufflammt... einfach wunderschön.
<i>Das Büro bei Tageslicht</i>
<i>Blick Richtung Beobachtungsplatz</i>
Da ich offenbar doch in der Lage war etwas zu dösen, war ich nicht zu kaputt und blieb noch etwas am Berg, kehrte beim Brauneckhaus ein und genoss eine Tasse Kaffee. Das war auch mal was Feines...
Die Abfahrt verlief unspektakulär, unten an der Talstation der Bergbahn jedoch bekam ich fast einen kleinen Kulturschock – eben noch einsam am Berg und unten ein Wahnsinnsgewusel mit langen Schlangen von Skifahrern an allen Ecken.
Ich stapfte gemütlich Richtung Bahnhof und und ließ den Trubel hinter mir.
CS!
Norman