ALMA beginnt Beobachtung der Sonne

  • <b>Neue Aufnahmen, die mit dem Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) in Chile aufgenommen wurden, haben sonst unsichtbare Details unserer Sonne zum Vorschein gebracht. Unter den Bildern findet sich auch eine neue Aufnahme des dunklen, gekrümmten Zentrums eines Sonnenflecks, dessen Größe fast dem Doppelten des Erddurchmessers entspricht. Diese Bilder sind die ersten Aufnahmen der Sonne, die mit einer Einrichtung aufgenommen wurden, an der die ESO beteiligt ist. Damit haben sich die Möglichkeiten zur Beobachtung und Erforschung der Physik unseres nächsten Sterns um eine wichtige Komponente erweitert. Die ALMA-Antennen wurden in besonderer Weise konzipiert, so dass sie die Sonne abbilden können, ohne durch die intensive Hitze des gebündelten Lichts beschädigt zu werden.</b>


    ALMAs Leistungsfähigkeit hat es Astronomen ermöglicht, die Chromosphäre der Sonne im Millimeter-Wellenlängenbereich abzubilden – der Region, die unmittelbar oberhalb der Photosphäre liegt, die wiederum die sichtbare Oberfläche der Sonne bildet. Das Solar Campaign-Team, eine internationale Forschergruppe, deren Mitglieder aus Europa, Nordamerika und Ostasien stammen [1], hat die Bilder als Demonstration der Fähigkeiten von ALMA zur Untersuchung Aktivität der Sonne und damit in einem längeren Wellenlängenbereich aufgenommen, als es normalerweise bei Beobachtungen von der Erde aus möglich ist.


    Astronomen haben die Sonne und ihre dynamische Oberfläche sowie die engeriegeladene äußere Atmosphäre im Laufe der Jahrzehnte auf viele Weisen untersucht. Für ein vollständigeres Verständnis müssen die Astronomen sie jedoch über das gesamte elektromagnetische Spektrum untersuchen, einschließlich des Millimeter- und Submillimeterbereichs, in dem ALMA beobachten kann.


    Da die Sonne viele Milliarden Mal heller ist als die lichtschwachen Objekte, die ALMA sonst beobachtet, wurden die ALMA-Antennen speziell so konzipiert, dass sie die Sonne in außerordentlicher Detailtreue mit der Radio-Interferometrietechnik abbilden können – und gleichzeitig aber auch Schäden vermeiden, die durch die enorme Hitze des gebündelten Sonnenlichts entstehen können [2].


    Das Team beobachtete mit zwei von ALMAs Empfängerbändern einen riesigen Sonnenfleck bei Wellenlängen von 1,25 Millimetern und 3 Millimetern. Die Aufnahmen zeigen, dass die Chromosphäre der Sonne an verschiedenen Stellen Temperaturunterschiede aufweist [3]. Das Verständnis der Prozesse der Aufheizung und der Dynamik der Chromosphäre ist für die Wissenschaft von entscheidender Bedeutung, weshalb sich ALMA in Zukunft mit solchen Fragestellungen näher beschäftigen soll.



    SDO-Aufnahme der Sonnenoberfläche zusammen mit einer ALMA-Nahaufnahme eines Sonnenfleckes. Bild: ALMA (ESO/NAOJ/NRAO), NASA


    Sonnenflecken sind keine langlebigen Phänomene und treten in Regionen auf, in denen das Magnetfeld der Sonne extrem gebündelt und stark ist. Dort herrscht eine niedrigere Temperatur als in den umgebenden Regionen, so dass sie relativ dunkel erscheinen.


    Die zwei Aufnahmen erscheinen unterschiedlich, da das emittierte Licht bei verschiedenen Wellenlängen beobachtet wurde. Beobachtungen bei kürzeren Wellenlängen ermöglichen einen tieferen Blick in die Sonne, so dass die 1,25-Millimeter-Aufnahme eine tiefere Schicht der Chromosphäre zeigt, die näher an der Photosphäre liegt, als die Aufnahme bei einer Wellenlänge von 3 Millimetern.


    ALMA ist das erste Teleskop, an dem die ESO beteiligt ist, das es Astronomen ermöglicht, den nächsten Stern, unsere eigene Sonne, zu untersuchen; alle anderen bisherigen ESO-Teleskope hätten durch die intensive Sonnenstrahlung Schäden davongetragen. Durch die neuen Einsatzmöglichkeiten des ALMA-Teleskops können in Zukunft auch Astronomen Teil der ESO-Gemeinde werden, die sich auf die Erforschung der Sonne spezialisiert haben.


    Weitere Infos, Bilder und Videos auf den Seiten der ESO unter http://www.eso.org/public/germany/news/eso1703/

  • Hallo Caro,


    Schön zu lesen, dass die Sonnenbeobachtung nun auch angelaufen ist.
    Es ist bemerkenswert, dass ALMA sowohl an den Rand des sichtbaren Universums als auch auf die Sonne schauen kann.


    Bei einem Vortrag in der VSW München (ca. 1 1/2 Jahre her) war noch erwähnt worden, dass zunächst nur Nachtbeobachtung möglich war, weil man die thermischen Einflüsse der Sonnenstrahlung auf die Geometrie der Antennen noch nicht ganz im Griff hatte. Ich kann mir vorstellen, dass das immer noch die Beobachtungen am Tag beeinflusst.


    Sind wohl spezielle einschwenkbare Dämpfungsfilter eingebaut, oder bekommen die Empfänger das Signal unabgeschwächt? Selbst bei den mm-Wellen dürfte die Signalstärke bei der Sonnenbeobachtung ja wohl um viele Größenordnungen höher liegen als bei der Beobachtung ferner Gasnebel.


    Gruß,
    Martin

  • Hallo Martin,


    Genaueres weiß ich leider auch nicht. Weil das bisher noch alles ganz frisch ist und es keine Fachartikel gibt, findet man relativ wenig zur Technik und den Schwierigkeiten. Hier gibts auf jeden Fall noch einen englischen, etwas allgemeiner gehaltenen Artikel, was man sich wissenschaftlich davon erwartet: https://www.eso.org/sci/public…messenger-no163-15-20.pdf


    Viele Grüße
    Caro

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!