Bresser AR 90/900 tunen

  • So, hier mal ein Einstandsbericht. Kurz zu mir. Lebe in Hamburg, liebäugelte schon immer mit der Astronomie. Vor fast 20 Jahren fiel mir auf dem Flohmarkt ein 60/700 in die Finger. Mein Fazit war: das taugt nix, macht aber Appetit auf mehr. Immer wieder kam die Idee mal was zu machen aber ich habs dann gelassen, auch mit der Erkenntnis, so richtig tolle Bilder gibts nur mit Astrophotographie, die gibts aber nicht ohne Nachbearbeitung - und ich will nicht noch mehr am PC rumhängen. Wie auch immer, die Zweite Erkenntnis war, dass wenns vernünftig werden soll, es nicht günstig und nur mit Folgeinvestitionen geht. Im Februar 2016 hab ich dann aber doch ein Teleskop gekauft. Klassisch, 8" F6 und erste Beobachtungszeiten gehabt. Seither eskaliert mein Equipment :-).


    Bresser AR 90/900 gebraucht online gekauft. First Light 05.01.2017 am Halbmond. Schon begeistert - einfach vom Erleben und der Situation. Für dieses Gerät oder Andere will ich gar nicht schwärmen denn ich hab hier beim Lesen so viele dies und Fundamentalisten gelesen - Meinungen zu vorhandenen Qualität, was besser ist als beschriebenes Gerät sind toll - bringen mir aber nix.
    Da alle meine Geräte getunt sind bin ich auch hier zur Tat geschritten. Natürlich hatte ich mich vor dem Refraktorkauf über entsprechende Prüfung der Linsen Kollimation informiert und sogleich mit einem Chesiere überprüft und als Verbesserungswürdig identifiziert (leider kein Foto gemacht).
    Der Plan: Komplettzerlegung. Linsen"reinigung". Veloursauskleidung. Schultafellack. Individualisieren. Zusammenbauen und hoffentlich nix vermasseln.
    Zuerst zerlegt, aber die Linsen noch drin gelassen (wer weiß was kommt). Taukappe musste mit etwas mehr gewalt gelöst werden als mir lieb war, aber ging.
    Als erstes den weißen OAZ innen mit Schultafellack bearbeitet. Die Taukappe und dann den OAZ innen mit Velours ausgeklebt.

    Dann die OAZ Seite des Tubus bis zur Blende. Im Bild mit gepinseltem und eingebauten Finderhaltersockel.

    Linsen Haltering gelöst. Einen Streifen Watte vor die Linsen gelegt, mit der Hand gehalten und den Tubus umgedreht. Zack waren die Linsen draußen. Linsen markiert und die Position zum Linsenhalter. Beide Linsen hatten auf der Innenseite (das konnte ich vor der Demontage schon erahnen) Fleckige Trocknungsspuren. Die Linsen habe ich über Nacht in destilliertes Wasser gestellt. und mit dem Tubus weitergemacht.

    Das glänzende Plastik unterhalb der Linsenfassung und den Linsen Feststellring hab ich innen mit Schultafellack angemalt.
    Blick in den ausgekleideten Tubus mit angemalter Linsenfassung.

    Die Mutter und den Schraubenstumpf hab ich natürlich noch angemalt. Den ersten Blendenring hatte ich beim Auskleiden der tieferen Rundung mit meinem Ärmchen glänzende gescheuert und neu gepinselt. Natürlich habe ich auch die schmale "Innenfläche" der engen Blende gepinselt. Unten am OAZ sieht man noch etwas Glanz, denn da kam ich mit dem Pinsel nicht ran. Hab dann nen "Vorhang" rumgeklebt. Für die ganz Neugierigen: Die Phase der Linsenfassung auf der die innere Linse liegt ist gaaanz sauber und sieht nur auf diesem Foto seltsam aus.
    OAZ mit Vorhang

    Nebenbei den Tubus individualisiert.
    Zum Zusammenbau hatte ich zwei Themen. OAZ Positionierung und Linsen Kollimation. Was soll ich sagen. OAZ angesetzt. Laser eingesteckt und auf vorher angefertigte Schablone leuchten lassen - Keine 2 mm neben dem Mittelpunkt. Hab ich so gelassen.
    Linsen aus dem Wasser genommen. Gespült. Mit nasser Watte vorsichtig abgewischt. Gespült. Zum Trocknen aufgestellt. Tubus vorbereitet. Linsen geckeckt, beide im Highlight sauber. Innere Linse eingesetzt. Distanzring (den hatte ich natürlich auch ganz sauber gemacht und entgratet) eingesetzt. Frontlinse drauf. Festgeschraubt - wobei sich die Frontlinse etwas mitdrehte. Vorsichtig geklopft und sich alles setzten lassen. Noch einmal "getroquet" - Fertig.
    So, dann kam der Moment wo die Kuh das Wasser lässt. Linsen abgedunkelt. Chesire eingesetz. Lau angestrahlt.

    Ich war zufrieden. War auf jeden Fall deutlich zentrierter und übereinanderliegender als vorher. Das Smartphone freihändig vors Okular gehalten bringst nicht besser rüber.
    Kleinkram fertigstellen und: Tadaa! (Nein, es wird nicht auf dieser Montierung betrieben).


    Und wenn ich dann mal verstanden habe wie ich hier meine Fotos rein bekomme, dann gibts auch die passenden Fotos.

  • Hallo Felix,


    willkommen hier auf Astrotreff.


    Nette Vorstellung inklusive deinem Bericht. [:)]


    Dazu hätte ich nur anzumerken- ein Refraktorobjektiv mal schnell zerlegen- sollte nicht jeder einfach so machen. Da passieren auch rasch mal unangenehme Sachen. Linse bekommt einen Muschelbruch, die teilweise dünnen Abstandsplättchen gehen verloren oder kommen an die falsche Stelle wieder zurück oder ähnliches.


    Zur Reinigung- über Nacht in Wasser einlegen, gut, so würde man ein Linsengericht vorbereiten, bei Glaslinsen ist das nicht unbedingt nötig. Zum Reinigen gut nutzbar Isoprobanol oder auch Aceton (keinen Nagellackentferner). Wobei Aceton nicht mit Gummi oder Kunststoffen in Kontakt kommen sollte.


    Zum spüen nach Kontakt mit Wasser auf jeden Fall destiliertes Wasser benutzen. Leitungswasser enthält Kalk und der hinterlässt auf optischen Flächen unschöne Flecken. Du hast ja destiliertes Wasser benutzt, ich wollte es hier nur nochmals hervorheben.


    Fotos hier einstellen leicht gemacht- siehe hier die Anleitung dazu-


    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=6649


    Gruß
    Stefan

  • [quote]<i>Original erstellt von: Felix Sommer</i>
    <br />So, hier mal mein Einstandsbericht. Kurz zu mir. Lebe in Hamburg, liebäugelte schon immer mit der Astronomie. Vor fast 20 Jahren fiel mir auf dem Flohmarkt ein 60/700 in die Finger. Mein Fazit war: das taugt nix, macht aber Appetit auf mehr. Immer wieder kam die Idee mal was zu machen aber ich habs dann gelassen, auch mit der Erkenntnis, so richtig tolle Bilder gibts nur mit Astrophotographie, die gibts aber nicht ohne Nachbearbeitung - und ich will nicht noch mehr am PC rumhängen. Wie auch immer, die Zweite Erkenntnis war, dass wenns vernünftig werden soll, es nicht günstig und nur mit Folgeinvestitionen geht. Im Februar 2016 hab ich dann aber doch ein Teleskop gekauft. Klassisch, 8" F6 und erste Beobachtungszeiten gehabt. Seither eskaliert mein Equipment :-).


    Bresser AR 90/900 gebraucht online gekauft. First Light 05.01.2017 am Halbmond. Schon begeistert - einfach vom Erleben und der Situation. Für dieses Gerät oder Andere will ich gar nicht schwärmen denn ich hab hier beim Lesen so viele dies und Fundamentalisten gelesen - Meinungen zu vorhandenen Qualität, was besser ist als beschriebenes Gerät sind toll - bringen mir aber nix.
    Da alle meine Geräte getunt sind bin ich auch hier zur Tat geschritten. Natürlich hatte ich mich vor dem Refraktorkauf über entsprechende Prüfung der Linsen Kollimation informiert und sogleich mit einem Chesiere überprüft und als Verbesserungswürdig identifiziert (leider kein Foto gemacht).
    Der Plan: Komplettzerlegung. Linsen"reinigung". Veloursauskleidung. Schultafellack. Individualisieren. Zusammenbauen und hoffentlich nix vermasseln.
    Zuerst zerlegt, aber die Linsen noch drin gelassen (wer weiß was kommt). Taukappe musste mit etwas mehr gewalt gelöst werden als mir lieb war, aber ging.
    Als erstes den weißen OAZ innen mit Schultafellack bearbeitet. Die Taukappe und dann den OAZ innen mit Velours ausgeklebt.


    Dann die OAZ Seite des Tubus bis zur Blende. Im Bild mit gepinseltem und eingebauten Finderhaltersockel.


    Linsen Haltering gelöst. Einen Streifen Watte vor die Linsen gelegt, mit der Hand gehalten und den Tubus umgedreht. Zack waren die Linsen draußen. Linsen markiert und die Position zum Linsenhalter. Beide Linsen hatten auf der Innenseite (das konnte ich vor der Demontage schon erahnen) Fleckige Trocknungsspuren. Die Linsen habe ich über Nacht in destilliertes Wasser gestellt. und mit dem Tubus weitergemacht.


    Das glänzende Plastik unterhalb der Linsenfassung und den Linsen Feststellring hab ich innen mit Schultafellack angemalt.
    Blick in den ausgekleideten Tubus mit angemalter Linsenfassung.

    Die Mutter und den Schraubenstumpf hab ich natürlich noch angemalt. Den ersten Blendenring hatte ich beim Auskleiden der tieferen Rundung mit meinem Ärmchen glänzende gescheuert und neu gepinselt. Natürlich habe ich auch die schmale "Innenfläche" der engen Blende gepinselt. Unten am OAZ sieht man noch etwas Glanz, denn da kam ich mit dem Pinsel nicht ran. Hab dann nen "Vorhang" rumgeklebt. Für die ganz Neugierigen: Die Phase der Linsenfassung auf der die innere Linse liegt ist gaaanz sauber und sieht nur auf diesem Foto seltsam aus.
    OAZ mit Vorhang

    Nebenbei den Tubus individualisiert.
    Zum Zusammenbau hatte ich zwei Themen. OAZ Positionierung und Linsen Kollimation. Was soll ich sagen. OAZ angesetzt. Laser eingesteckt und auf vorher angefertigte Schablone leuchten lassen - Keine 2 mm neben dem Mittelpunkt. Hab ich so gelassen.
    Linsen aus dem Wasser genommen. Gespült. Mit nasser Watte vorsichtig abgewischt. Gespült. Zum Trocknen aufgestellt. Tubus vorbereitet. Linsen geckeckt, beide im Highlight sauber. Innere Linse eingesetzt. Distanzring (den hatte ich natürlich auch ganz sauber gemacht und entgratet) eingesetzt. Frontlinse drauf. Festgeschraubt - wobei sich die Frontlinse etwas mitdrehte. Vorsichtig geklopft und sich alles setzten lassen. Noch einmal "getroquet" - Fertig.
    So, dann kam der Moment wo die Kuh das Wasser lässt. Linsen abgedunkelt. Chesire eingesetz. Lau angestrahlt.

    Ich war zufrieden. War auf jeden Fall deutlich zentrierter und übereinanderliegender als vorher. Das Smartphone freihändig vors Okular gehalten bringst nicht besser rüber.
    Kleinkram fertigstellen und: Tadaa! (Nein, es wird nicht auf dieser Montierung betrieben).

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