Ein Meade 2080 aus den fruehen 1980ern

  • Sodann mal mein Einstand auf dem neuen Klassikerforum.


    Unser Astroverein CaDAS (=Cleveland and Darlington Astronomical Society) "wohnt" im Wynyard Planetarium im Nordosten Englands. Hierbei handelt es sich um ein Kleinplanetarium mit 7m-Kuppel, das beinahe dem Rotstift zum Opfer fiel. Derzeit wird es von einer Bande Freiwilliger (der ich angehoere) am Laufen gehalten. Als Ergaenzung unserer Shows bieten wir bei klarem Wetter Beobachtungen an. Diese finden in einer 4m-Ashdome-Kuppel an einem 14"-Meade-SCT statt, das gerade erfolgreich entgabelt und auf eine EQ8 gesetzt wurde.


    Allerdings ist die Kuppel fuer groessere Gruppen immer noch recht klein, und wir haben mehrere transportable Geraete, die sich teils durch jahrelange Nichtnutzung in suboptimalen Zustaenden befinden.


    So schleppte ich neulich eines meiner Lieblingsteleskope, ein klassisches Meade 2080, nach draussen. Es erinnert mich an den Kosmos-Astrogeraetekatalog von um 1985, als Kosmos anfing, Meade zu importieren. Klassischer Jugendtraum, damals unerschwinglich. Es handelt sich um die Antwort von MEADE auf das bereits ca. 10 Jahre vorher aufgetauchte Celestron 8, ein 203/2000mm Schmidt-Cassegrain auf leichter Gabelmontierung. Das ganze Instrument kann von einem gesunden Erwachsenen noch in einem Stueck getragen werden, was natuerlich auch seine Schattenseiten hat - Schwingungen der Gabel und des Stativs, die gerade bei hoher Vergroesserung beim Fokussieren nerven.


    Ich hatte Schwierigkeiten, Objekte zu finden, da das Sucher kaputt war (Okular mit Klebeband und Pappe fixiert). Auch sah die Schmidtplatte sehr matt aus, und die Stativbeine hatten trotz rostfreiem Stahl irgendwie doch Flugrost angesetzt. Die Sterne waren schoen dreieckig, da das Teleskop wohl schon seit Ewigkeiten nicht justiert wurde. Es wurde im Jahr 2008 an den Verein vererbt (siehe Bild von der Plakette unten).


    So habe ich das Instrument konfisziert und in meiner Werkstatt runderneuert. Die Gewerke waren:


    -Sucherfernrohr: Drehen einer neuen Okularaufnahme aus Edelstahl mit 0.8mm Steigung, sodass es in das vorhandene Tubusrohr eingeschraubt werden kann. Lackieren des Suchers, das sich nach Entfernen des Klebebandes als weiss entpuppte, in eine passendere Farbe. Der Sucher ist zwar ein Meade, aber nicht der originale Sucher von diesem 2080, was sich an der Halterung erkennen laesst.


    -Stativ: Entfernen des Flugrostes und Aufpolieren.


    -Tubus, Montierung: Ueberlackieren von Lacktickern mit mattschwarzer Farbe.


    -Optik: Reinigung(!) und Justage. Ich brauchte mehrere Anlaeufe, und auf der Innenseite der Schmidtplatte sind im grellen Weisslicht immer noch Punkte zu sehen, die sich nicht durch Essig/Alkohol/Azeton/Spueliwasser entfernen lassen. Hier wurde das Glas wohl laengerfristig angegriffen. Auf die Abbildung wirkt sich das aber nicht signifikant aus. Die Verguetung ist definitiv nicht angegriffen, denn es gibt sie nicht! Damals wurde das Geraet nur gegen Aufpreis verguetet und das Instrument hier war ein unverguetetes. Also Schmidtplatte ausgebaut und nach mehreren Reinigungsiterationen wieder zusammengesetzt. Die Spiegel wurden auch einer vorsichtigen Reinigung unterzogen, da sie ein paar Wischer zeigten.


    Am Stern erfolgte die Justage, wobei es vorteilhaft war, dass der 220v 50Hz-Synchronmotor noch tadellos funktionierte. Bei einer Uebervergroesserung von 570-fach zeigte sich nach der Justage im LVW 3.5mm eine ansatzweise Beugungsfigur, die von einem leicht dreieckigen Halo ueberlagert wurde. Weder ein Entspannen der Schmidtplatte (Lockerung der sechs Frontringschrauben) noch ein geringeres "Anknallen" der Fangspiegeljustierschrauben aenderte etwas an dem Befund. Ich vermute, dass es sich um ein Geisterbild von der unvergueteten Schmidtplatte handelt, da in zweifacher Reflexion an den zwei Glasluftflaechen ja deutlich mehr Abbildungsfehler zutage treten als in Transmission.


    [EDIT: Weiter unten tritt der wahre Grund zutage: Schlieren im Substrat der Schmidtplatte!]


    Am Himmel zeigte sich ein scharfer Fast-Vollmond, deren Krater am Terminator in ihrer Schaerfe eher durchs Seeing begrenzt waren als durch die oben beschriebenen Aberrationen. Ich beobachtete hier mit realistischeren 8mm mit dem Speers-Waler von Antares. M57 erschien als gut definierter Ring, wobei der Mond nicht half. Epsilon Lyrae wurde getrennt, wobei die Trennung im LVW13mm kontrastreicher war als bei hoeheren Vergroesserungen.


    Nun zu den Bildern!




    Das 2080 auf dem "Operationstisch" in der Kueche. Hier wurde es mehrmals zerlegt, um die Optik zu reinigen und die Fokussierung wieder weich und spielfrei einzustellen.



    Das Geraet in "freier Wildbahn" in meinem Garten, von dem aus die oben beschriebenen Beobachtungen gemacht wurden.



    Frontseitig schimmert die unverguetete Schmidtplatte sehr hell, da ca. 8% des reflektierten Himmelslichts dazu beitragen.



    Direkteinblick in die nunmehr gereinigte Optik. Ich haette das eigentlich mal vorher fotografieren sollen - die Optik war von innen wie von aussen matt. Der Schmand konnte entfernt werden - bis auf ein paar Sprenkel, die aber nur in sehr hellem Weisslicht zutage treten und hier nicht erkennbar sind.



    Der 6x30-Sucher nach Anfertigung einer neuen Okularaufnahme aus rostfreiem Stahl (sauhartes Zeugs, hat mir einige Drehstaehle ramponiert!). Die Aufnahme dann schwarz, und das Rohr dunkelblau lackiert. Leider kein richtiges "MEADE-Blau", sondern etwas heller. Das war das Einzige, was ich auf die Schnelle finden konnte. Aber eine deutliche Steigerung der Aesthetik, wenn ich es mit dem vorherigen Klebstreifengelumpe vergleiche. Eine der sechs Justierschrauben fehlte und wurde durch eine M3-Raendelschraube ersetzt.



    "Er hat die Sterne zu sehr geliebt, um die Nacht zu fuerchten" ... die Widmung des verstorbenen Besitzers, von dem unser Verein das Instrument erbte.



    Ein letztes Bild des schoenen Klassikers.

  • Hallo Jürgen,


    vielen Dank für diesen Bericht, der mich um mindestens 20 Jahre in die ganz persönliche Vergangenheit zurückversetzt hat.


    Exakt dieses 2080 SC von Meade war es, in das ich mich Anfang / Mitte der Neunziger verguckt hatte, und das ursprünglich mal als das erste eigene echte Teleskop auserchoren war. Erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich damals Abend für Abend lechzend vor dem Meade-Katalog saß und üerlegte, wie ich dieses Teleskop wohl finanzieren könnte - zu dieser Zeit noch als Schüler kurz vor dem Abitur stehend [;)]. Der Preis für das 2080 lag, so meine ich mich erinnern zu können, bei etwa 4500.- DM; wohlgemerkt ohne Polhöhenwiege. Sogar bei einem bekannten Teleskop-Händler aus dem süddeutschen Raum hatte ich seinerzeit angerufen um zu erfragen, ob ein Kauf über Ratenzahlung möglich wäre - die Antwort war prinzpiell positiv, für einen Schüler ohne finanzielle Sicherheiten war allerdings leider nichts zu machen...


    Letztendlich sollte es noch ein paar weitere Jahre dauern bis zum ersten eigenen Teleskop - geworden ist es dann doch kein SC, sondern ein Skywatcher 200/1200 Dobson Anfang 2003, mehr gab die Studentenkasse nicht her. Zumal die 2080er Serie Mitte der 90er Jahre von der (nochmals teureren) LX-Serie abgelöst wurde. Bis heute blieb es mir leider vergönnt, durch ein Meade 2080 zu beobachten...


    Ich wünsche Dir viel Freude und fantastische Beobachtungen mit Deinem Klassiker! [:p]

  • Hi Matthias,


    danke fuer Dein Feedback! Mein Teleskop ist es (leider) nicht. Es geht nach der Renovierung zurueck zum Verein, wo es dann wieder fuer oeffentliche Beobachtungen genutzt werden wird.


    Von der Abbildungsqualitaet her hast Du wahrscheinlich mit dem Newton die bessere Wahl getroffen. Auch sind Dir groessere Gesichtsfelder vergoennt, da Du 2"-Okulare verwenden kannst und eine kuerzere Brennweite hast. Das Bestechende beim SCT ist dagegen die Kompaktheit.


    Es gab uebrigens schon in den 1980ern das "LX-Getriebe". Hierbei wurde in Rektaszension ein Schneckenrad verwendet statt des billigen Zahnrades, wodurch die Laufruhe der Nachfuehrung verbessert wurde. Spaeter gab es dann "LX3" und "LX5" mit 12V-Schrittmotortechnik statt des veralteten Synchronmotors. Dann, um 1994, gab es auf einmal die (fuer den Achtzoeller) wirklich stabile Gabel als LX50, LX100 und LX200.

  • Wirklich schöner Bericht. Ich bin seit ein paar Wochen auch Besitzer eines 8" SC Mod.2080 von Meade. Hab es gebraucht auf Ebay ergattert und ich bin sehr zufrieden bis jetzt. Der Zustand ist noch eine ganze Ecke besser als bei dem gezeigten hier...mit Ausnahme der Schmidtplatte vllt.


    Letztes Wochenende hab ich meine ersten Mondvideos damit aufgenommen und die Bildschärfe ist auch nochmals etwas besser als an meinem 8" F/4 Newton, grade was das Koma betrifft. Also an alle die auf Goto und Computersteuerung verzichten können: schaut euch das Ding mal näher an, die Gebrauchtpreise sind schon sehr oft entgegenkommend.


    Gruß und SC

  • Danke fuer Euer Feedback, Stefan und Thomas. Die "Dunkelziffer" dieser Geraete wird wohl noch groesser sein, waren sie doch damals die Konkurrenz zum aeusserst erfolgreichen C8.


    Ich habe mein Geraet heute abend fertig justiert und morgen geht es zurueck zum Verein (hier wuerde jetzt ein trauriges Smiley stehen).


    Eine Sache ist mir aber aufgefallen: Im defokussierten Sternscheibchen befinden sich gerade Streifen, die wie mit dem Lineal gezogen durch die Pupille wandern. Ich sah das schon vor der letzten Reinigung und das Bild hat sich nicht geaendert. Es ist invariant unter Okulardrehung und tritt auch ohne Diagonal auf, muss also vom Teleskop daselbst kommen.


    Ich habe mal ein Bild gemacht (6400 ISO machts moeglich, 1s auf Capella ohne Nachfuehrung) und ich werde es nach Freischaltung hier einstellen. Ich wundere mich, ob das Glasmaterial der Schmidtplatte Schlieren haben koennte. In Reflexion jedenfalls laesst sich auf keiner der vier Oberflaechen (2 Schmidtplattenseiten, Hauptspiegel, Fangspiegel) etwas darart Gerades erkennen. Putzspuren scheinen es also nicht zu sein, zumal diese nicht so gerade sein wuerden, weil man ja naturgemaess kreisfoermig wischt, um die Fangspiegelzelle bzw. das Blendrohr zu "umschiffen".


    Auf etwa 1 Uhr sind Luftschlieren zu erkennen, was dem parallaktischen Winkel entspricht, denn dort war in etwa "oben", als ich Capella einstellte. Die Strukturen sind unbeweglich und in verschiedenen Okularen sichtbar, und auch in der Kamera. Zeitabhaengige Luftschichtungen kann ich also ausschliessen. Da bleiben fuer mich nur Brechzahlanisotropien in der Schmidtplatte uebrig, denn fuer Fehler in der Spiegelpolitur fehlt mir wieder die erforderliche Rotationssymmetrie. Da wuerde man eher eine "Schuetzenscheibe" erwarten.


    Und hier nun, Dank an den "Freischalter", das Bild:



    Ich habe das auch mal im Technikforum Spiegelteleskope verlinkt. Hat das schon mal jemand beobachtet ?

  • Definitiv - genau so wieder eingebaut wie markiert. Auch wuerde eine Schmidtplattenverdrehung nicht solche Schlieren verursachen.


    Aber die Theorie die Schlieren im Material wurde hier untermauert:


    http://www.astrotreff.de/topic…203401&whichpage=1#759970


    Die haben damals Floatglas genommen! Das wird auf einem Zinkbad aufgeschwemmt und entlang einer Kuehlungsstrecke (genannt "Lehr") heruntergekuehlt. Die Unterseite des Glases, die auf dem Zink schwimmt, ist dabei sehr plan und sie braucht nicht mehr poliert zu werden. Allerdings koennen sich dabei Brechzahlvariationen einstellen, die eine solch lineare Natur haben.

  • Moin Jürgen,


    sehr schöner Bericht, danke![:)]


    Na, wie sich das so liesst, lohnt es sich ja durchaus mal, nach einem solchen wirklich alten "made in USA"-2080er Ausschau zu halten. Bin ja eigentlich nicht soooo der "Fan" von SC-Systemen, nun, Du hast mich gerade neugierig gemacht ... ;) Aber, irgendwie sieht es so aus, als ob die Sucherhalterung verkehrt herum angebracht ist ;)


    Viel Freude Euch im Verein mit dem nun wieder "frischen" 2080er [:)]


    Grüße Hannes

  • Servus Jürgen!


    Danke für die Bilder.
    Ich hab ja auch was altes hier ausm Schuppen gezogen:

    Jahrzehnte lang ungenutzt hab mich dein thread dazu bewogen die Kiste wieder aufzumachen:

    Leider hat sich gezeigt, der FS ist etwas in Mitleidenschaft gezogen.
    Dieser Belag glänzte in einer hellroten, kupfernen Färbung.

    Nach einer ersten Reinigung mit Lösungsmittel und Wattestäbchen verschwand diese, zurück blieb etwas wie abgelöste oder matt gewordene Aluminiumbeschichtung.

    Wenn jemand einen Tipp oder eine Lösung für dieses Problem hat, immer her damit!


    Viele Grüße
    Winni
    [:)]

  • Hallo Klassiker-Gemeinde !


    Ja da fällt man in die gute alte Zeit der Anfänglichen Astronomie zurück.
    Ich bin auch im Besitz eines Originalimport´s des alten 8" SC 2080.
    Leider sitzt es heute nicht mehr in seiner klassischen Gabel.
    Diese Optik nutze ich heute noch visuell und gelegentlich fotographisch.
    http://www.astronomiefotos.de/…pics/10014/SC_mod_G11.jpg


    Der Klassiker wirkt zwar nicht mehr wie er eigentlich aussehen soll.
    Aber es macht mir heute wie auch früher immer wieder Spaß damit zu arbeiten.
    Beim Aufbauen kommen da immer wieder alte Erinnerungen auf.
    In meinen Augen sind es schöne kompakte vielseitige Optiken.


    In diesem Sinne...CS


    M.f.G.
    Thomas

  • Hallo Jürgen,


    Bzgl. Streifen in der Schmidt-Platte. Ja das sind Schlieren im Glas (Variationen im Brechungsindex durch den Herstellungsprozess) In der damaligen Zeit hat Meade (und auch Celestron?) die Schmidtplatten noch nicht aus optischem BK7 hergestellt, sondern relativ 'einfaches' Glas genommen. Schau mal von der Seite die Platte an, die Glasfarbe dürfte da schon grünlich sein. Ich kann mich noch erinnern als M. oder C. (?) groß in der Werbung angaben, dass sie nun BK7 für die Schmidtplatten nehmen. Man fragt sich dann, was sie wohl vorher genommen haben! Heute würde man so ein Gerät dem Händler/Hersteller unter lautem Fluchen zurückschicken und optisch perfektes Glas für die Platte verlangen. Früher ging sowas.


    Clear Skies,
    Gert

  • An Winni - ich sah die letzten Antworten erst jetzt: Das sieht nach Neuverspiegelung aus, zumindest was den Fangspiegel betrifft. Ich habe das vor Jahren mal mit einem orangen C8 gemacht. Der Hauptspiegel musste dazu vom Flansch geschnitten werden, auf dem er mit Silikon angeklebt ist. Spaeter musste ich den Spiegel wieder mit Silikon ankleben, was ein bisschen eklig ist und am Besten mit Gummihandschuhen bewerkstelligt werden kann.


    Schoene Halley-Aufkleber auf der Kiste! Nach der langen Zeit kein Wunder, dass die Spiegel mal eine Neubeschichtung brauchen.

  • Grüß dich Jürgen [:)]


    Klar, das werd ich dem Spiegel mal gönnen, aber eilt ja nicht.
    Im Fundus ist auch ein uralt Zenitspiegel in 2", Celestron damals, der hats auch nötig.
    Ich war nur erstaunt, ist doch das System geschlossen und dem HS fehlt gar nix.


    Die erste Polhöhenwiege hatte ich damals aus Holz selbstgebaut (original war viel zu teuer für mich damals), das Dreibein aus Stahlrohren und Stahlteilen selber zusammengeschweißt... gleich im ersten Lehrjahr. [:D][:D]


    Letzteres hab ich übrigens heute noch hier (Baujahr 1986), steht im Garten weil ich es nach all den Jahren nicht fertiggebracht habe es wegzuschmeissen.[:I]


    Gar mannigfaltig ist die Anzahl der Projekte die auf einem warten.[8)]


    lg
    Winni

  • Hallo Jürgen,


    ein frohes neues Jahr, eins geb ich uns noch, man kann nur noch auf Sicht fahren.


    "Eines meiner Lieblingsteleskope" weil es ein Jugendtraum war, oder auch heute noch im normalen Gebrauch? Ich frage, weil es so aussieht, dass ich bald auch eins kriege. Obwohl ich bis jetzt noch von keinem SCT begeistert war, aber der Preis war gut. Epsilonlyrae zu tennen ist jetzt nicht son Kriterium aber ich hoffe da geht Einiges mehr, zunächst mal visuell. Auch wenn in den letzten Wochen kaum was ging, das ersehnte Stelldichein von Jupi und Saturn fiel auch aus. Das kann in England nicht viel schlechter sein. A propos, dürft ihr noch kommunizieren, oder müsst ihr jetzt erst von der Leyen um Erlaubnis fragen?


    Gruß
    Stephan

  • Hi Stephan,


    jau, wir duerfen noch. Der Grund fuer mein Schweigen der letzten Tage lag am weihnachtlichen Glatteis, gepaart mit Sommerreifen und wahrscheinlich auch Alkohol. Ein "Fahrkuenstler" ist direkt in den Glasfaserschaltschrank geschlittert, der das halbe Dorf mit dem Netzwerk versorgt. Der Typ war natuerlich ueber alle Berge, und British Telecom musste tagelang neue Glasfasern zusammenfrickeln ...


    Zur Sache: Das Teleskop wird weiterhin benutzt, wenn wir bei klaren Naechten Besucher haben und es heraustragen. Trotz seiner optischen Schwaeche wird es gern verwendet. Offensichtlich momentan eher nicht, da es in einem seit Maerz geschlossenen Planetarium mehr Staub als Photonen sammelt. Aber es werden ja auch mal wieder bessere Zeiten kommen.


    Selber habe ich uebrigens auch so einen "Jugendtraum", allerdings kein Meade und kein Celestron, sondern ein Dynamax. Schon die schwarze Bausch&Lomb 8000-Serie, und optisch einwandfrei.


    Hier der Link:


    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=234096

  • Hallo Jürgen,
    das hat sich ja dann voll gelohnt, der Brexit. Endlich wieder trinken und fahren, mit Sommerreifen im Winter und das noch auf der anderen Seite! Ich mach bald auch rüber :-). N bisschen neidisch bin ich wirklich, ihr wurdet wenigstens mal gefragt, wir werden in wichtigen Dingen nie gefragt, wohl um zu verhindern, dass wir falsch antworten.
    Meine Frage war eher so: Wenn du selbst, der schon durch einige Geräte geschaut hat, mal was sehen willst, kann es vorkommen, dass es eben das 2080 ist, oder nimmst du doch lieber was Aktuelles einfach, weil es sichtbar besser ist? Also, kann das optisch noch einigermaßen mithalten? Ich hab das Ding nicht aus nostalgischen Gründen gekauft, sondern wegen des günstigen Preises und weil es einfach das größte und schwerste Gerät ist, das für mich infrage kommt.
    Auch wenn ich sonst sehr an altem Kram hänge.
    Gruß
    Stephan

  • Hi Stephan,



    zum Brexit: Ein Desaster, das eindrucksvoll zeigt, was passieren kann, wenn zu viele Menschen mit dem Bauch denken. Reine Demagogie, und es zeigt sich, wie katastrophal sich soziale Medien auf demokratische Gesellschaften auswirken koennen. Ich freue mich schon auf den Tag, an dem UK wieder beitreten wird.


    Nun genug der Politik und zu den interessanteren Dingen: Das 2080 wird ja noch verwendet, wie ich schrieb. Mein privates 8" SCT von Bausch&Lomb nehme ich nur fuer oeffentliche Beobachtungen, weil es so schoen transportabel ist. Ich habe selbst kein Auto, bin also auf "Lifts" angewiesen, wo meist der Fahrer schon selbst ein Teleskop an Bord hat.


    Meine eigene Astronomie mache ich aus meiner selbsterbauten Gartensternwarte, wo ich andere Geraete benutze, die teils modern und teils klassisch sind. Mein "Hauptarbeitspferd" ist Mrs Parsons, ein Skywatchernewton 200/1000mm aus der ersten Serie (Baujahr 2000), aber inzwischen auf einer EQ6 pro. Das Ding laeuft einfach, 3min ohne Nachfuehrkontrolle. Canon 40D dran, Intervallometer eingestellt. Erstes Bild kontrolliert, und wenn alles passt, rattert das Ding stundenlang alleine rum. An der Gegengewichtsachse habe ich mir eine Klemmung gefertigt, sodass ich auch Teleobjektive verwenden kann. Beispielsweise ein Canon EOS 70-300mm f/4-f/5.6 L-Serie, das bei voller Oeffung bis zum Rand absolut punktfoermig ist.


    Ich hatte auch ein 10" RC auf einer weiteren EQ6, wo ich einen Autoguider verwendete - zwei Meter Brennweite verlangten das.


    Der RC musste allerdings ueber die Klinge springen, da ich ihn gegen ein aelteres 14" Meade SCT eintauschen konnte. Dieses Teil sitzt auf einer alten Rupp-Montierung Typ4 mit 70/63mm-Achsen. Leider noch mit barockem Synchronmotor und ohne Autoguider, und trotz 240mm-Bronzeschneckenrades lassen sich die Sterne bei 3.5m Brennweite nicht mal fuer eine Minute punktfoermig halten. Derzeit ist bei AWR (ein englischer Astroelektronikhersteller) eine Schrittmotorsteuerung mit ST4-Autoguideranschluss im Bau. Irgendwann sollte das 14" mein Hauptarbeitspferd werden, aber derzeit muss es noch zugeritten werden.


    Die Zweit-EQ6 ist inzwischen in einer kleinen Zweitsternwarte, die waehrend des Covidlockdowns hauptsaechlich fuer die Sonne errichtet wurde, aber auch nachts eingesetzt werden kann.


    Dann habe ich noch einen alten Komplett-Selbstbau (Newton 257/1140mm), der derzeit vor sich hinrostet, aber demnaechst runderneuert werden soll. Und es gibt noch einen hoechst experimentellen 200mm-Faltrefraktor f/25 auf einer eher wackligen Montierung.


    Also auch wieder sehr viel Altgeraet und Liebhaberei.


    Zu Deinen Gedanken ueber Dein 2080: Sicher laesst sich das Geraet noch heute einsetzen. Wenn die Optik stimmt, hast Du ein schoenes achtzoelliges Kompaktgeraet. Die Gabel schwingt traditionsgemaess, visuell geht das noch in Ordnung. Fotografie ist eine andere Geschichte, speziell Langzeitbelichtungen. Da wuerde ich das Teil doch wohl eher entgabeln und auf eine EQ6 pflanzen, eventuell mit kleinem Leitrohr und Autoguider. Aber wenn Du es visuell nutzt und die Objekte selber finden kannst (halt ohne GOTO), dann ist das 2080 auch heute noch ein leistungsstarkes und transportables Instrument.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: JSchmoll</i>
    <br />Hi Stephan,



    zum Brexit: Ein Desaster, das eindrucksvoll zeigt, was passieren kann, wenn zu viele Menschen mit dem Bauch denken. Reine Demagogie, und es zeigt sich, wie katastrophal sich soziale Medien auf demokratische Gesellschaften auswirken koennen. Ich freue mich schon auf den Tag, an dem UK wieder beitreten wird.


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hi lieber Jürgen,
    (kurzes OT)
    als überzeugter Europäer sage ich nur aus vollstem Herzen: welcome back in Europe, UK! As soon as possible. Über derlei törichte National-Kleinstaaterei freuen sich ohnehin nur die Trumps, Xi-Pings etc. dieser Welt ...


    Auf dass dieser konservativ verursachte Spuk baldestmöglich vorbei ist, der Verstand wieder das Regiment bekommt und Ihr zurück im Kreise Europas seid! Wobei ("Bauch denken"), um zu sehen, was passiert, wenn Menschen mit dem verlängerten Rücken ihre Wahl treffen, braucht es garnicht vom Kontinent runter. Das bekommen auch KontinentaleuropäerInnen bitter "effektiv" hin ...


    Also: welcome back!
    (OT end)
    Greetings Hannes

  • Hallo Jürgen,
    Noch einmal: Ihr wurdet wenigstens gefragt. Hier haben wir nur unsere "Demokratie".


    Ich bin ja weit weniger professionell. Das 2080 ist dann wie gesagt mein größtes und zunächst nur visuell. Normal find ich die Objekte direkt. Wie gesagt der Himmel ist hier auch nur gut für die helleren Objekte. War vor zwei Wochen in den Bergen, da ist schon schwer, sich zurechtzufinden, man sieht den Wald vor Bäumen nicht. Auch keine EQ6 oder Gabel, sondern nur eine, bitte nicht lachen NEQ3. Vielleicht wird es irgendwann eine Vixen GP, aber ich möchte das Ganze mit einem mal tragen können, also 20 kg Gesamtgewicht ist irgendwie die Obergrenze. Ein bisschen freu ich mich drauf, auch wegen deiner Antwort. Mal sehen, wie der Zustand ist. Dann brauche ich noch eine Vixenschiene (mach ich selbst, wenn mir nichts Besseres einfällt) einen Sucherhalter, mal sehen, woher und ein Taurohr. Da fehlt mir noch ne gute Idee. Ich möchte die dauerhaft über den Tubus schieben und bei Geberauch eben rausziehen und um den Endring mit Klett oder Ähnlichem befestigen. Optimal wäre son Klemmdrücker, wie es an vielen Holzkisten gibt. Dazwischen kommt noch ne Lage Isolierung. Gibt es da einen Tip? Plastik ist wahrscheinlich zu wabbelig, weil der Tautubus ja nicht ganz geschlossen ist. Möglich wäre dünnes Sperrholz (ca. 2-3 mm), aber das muss man erstmal bekommen in 75 cm Länge. Wenn das, wie es sich gehört, außen längs gefasert ist, innen mit Schultafellack dünn und außen mit Klarlack glänzend beschichtet ist, könnte das gut gehen.
    Von den Celestron SCTs habe ich gehört, soll das 9 1/4 das Beste sein, für mich wegen der Größe keine Option.
    Hab übrigens gerade was im Glas aus dem Nordosten Englands, fast schon Schottland :) aus Brora, nördlich von Inverness. Heißt zwar Sutherland aber doch irgendwie nordöstlich.
    Gruß
    Stephan

  • Hi Stephan,


    erstaunlich, eine "Multilayerdiskussion" zu fuehren. [:)]


    Okay, nochmal die Politik: So demokratisch war das hier nicht. Viele, die es jetzt ausbaden muessen, wurden nicht gefragt: Weder EU-Auslaender, die seit Jahrzehnten hier leben; noch Englaender, die in der EU leben. Gerade Letzteres haette das Blatt gewendet. Politische Bildung ist hier in UK nicht viel vorhanden, und viele Bekannte fragten mich, worum es beim dem Plebiszit ueberhaupt gehe. Es gab vor dem Referendum viel Desinformation, gerade auf den sozialen Medien, und sogar einen politischen Mord. Und dann gab es diesen Nigel <s>Verarsch</s> Farage, der gleich nach der Bekanntgabe des Ergebnisses zugab, seine Versprechen nicht einzuhalten (350 Millionen pro Woche fuer den NHS, publikumswirksam auf einen Bus gepinselt). Es kam heraus, dass er als Chef der UK Independence Party ueberhaupt kein Konzept fuer den Fall hatte, das Referendum zu gewinnen! Umfragen ergeben inzwischen, dass es jetzt eine deutliche Mehrheit gegen den Brexit gaebe. Aber wir werden ja nicht mehr gefragt.



    Okay, nun zu angenehmeren Dingen. Eine EQ3-2 ist fuer das 8" Meade ein bisschen grenzwertig, aber visuell noch okay. Das Stativ (wahrscheinlich dieses Aluteil mit den Wabbel-Plastikanlenkstuecken) sollte durch ein Stahlrohrstativ oder Holzstativ ersetzt werden.


    Wenn Du das Instrument testest, denke an die Kollimation. Viele SC-"Gurken" sind nur dekollimiert. Zur Taukappe - ich fand ein 1mm dickes Plastikmaterial auf Ebay in A3-Format, woraus ich eine faltbare Kappe fuer Cindy (das 8" Bausch&Lomb-SCT) baute. Das Material war eigentlich fuer Modelleisenbahner gedacht, um deren Landschaften daraus zu bauen. Mattschwarz und den Falz einfach mit schwarzem Isolierband zugeklebt, laesst sich das Teil aufstecken, aber flachgelegt noch im Instrumentenkoffer transportieren.


    Sutherland ... da gibt es auch ein Sutherland in Suedafrika. Gleich neben dem SAAO, der Sternwarte mit dem 10m SALT. Ich war da mal 2013, einen Spektrografen aufbauen. Ich wohne in der Naehe von Sunderland, nicht zu verwechseln.

  • Hallo Jürgen,
    Multilayer nennt ihr das. Wir sollten hier über Astronomie reden, bei Politik geht mir schnell der Hektor durch, und ich hab damit angefangen. Und es gäb soo viel zu sagen, und oft endet es unfreundlich.


    Ja EQ3 mit Alu und Wabbelplastik, Hätte viel lieber ein Holzstativ. Ich glaube jedoch, sehr viel Schwingung kommt von den Gummifüßen, wenn sie auf Beton stehen, auf Grasboden geht es schon besser. Ein Kollege hatte kurz ne Vixen SP mit Motor und Polsucher im Netz gesehen, war aber schneller weg, als ich gucken konnte, und so ganz spontan bin ich auch nicht. Mit der Taukappe habe ich eine Empfehlung zu anthrazitfarbigem PE-Schaumfolie, 2,5 mm, aber PE glänzt doch total. Fürs 4 Zoll hab ich Moosgummi, das ist ziemlich gut aber zu klein für 8 Zoll. Meinst du, auch der HS muss kollimiert werden oder nur der FS?
    Gruß
    Stephan

  • Hallo Stephan,


    laß mich aus meiner "Erfahrungskiste" mit SC`s was dazu schreiben.


    Diese Teleskope machten es ja erst möglich, mit der für damalige Verhältnisse Große Öffnungen auf erschwinglichen Montierungen
    für den Hobbybereich zu nutzen. Die ersten Gabelmotierugen waren
    für den visuellen Einsatz konzipiert.
    Die Firma Vixen hat aber, es war so um 1985, schon für etwas
    stabileres die Superpolaris Montierung als bessere Lösung
    empfohlen. Die Baaderschiene (Vixenlevel) am C8 z.B. wurde erst
    später an die SC`s montiert. Meade war damals noch nicht so weit.


    Was will ich damit sagen; wenn Du Dir so ein Teleskop zulegen
    willst, es hat zwei Meter Brennweite. Dass muß die Montierung
    händeln können. Das Gewicht von dem Teleskop ist secundär. Und ich
    glaube auch, dass das bei Montierungsempfehlungen offt nicht
    so richtig rüberkommt.


    Mit Taukappe hast Du eine Teleskoplänge die auch der Wind so
    gerne mag. Also mit der von Dir gewählten "Alternative" (kenne sie nicht), wirst Du nicht ganz so viel Freude haben.


    Gruß
    Marwin

  • Hi Stephan,


    Du koenntest Dir ein Holzstativ selber drunterbauen. Wenn Du auf die Laengenverstellung verzichtest, tun es bei etwas handwerklichem Geschick auch ein paar Baumarktlatten. Ich hatte das 1999 fuer die Sonnenfinsternis so gemacht, sozusagen ein "Wegwerfstativ" fuer meinen damaligen Bresser Pulsar 120/1000, den ich mit einem 100/1000er Uranus zu einem Doppelrefraktor gepaart hatte (nicht Bino, sondern Foto- und Leitrohr). Das waere auf dem originalen Aluminiumwabbeldingens nichts geworden.


    Oder beobachte doch erstmal mit der Gabel. Vielleicht bist Du ja zufrieden damit. Bei hoeheren Vergroesserungen sind die hoeherfrequenten Schwingungen halt etwas nervig. Aber es gibt Schlimmeres. Beispielsweise einen 114/900er auf einer EQ1.


    Zum Hauptspiegel: Den brauchst Du nicht zu justieren. Denn er laesst das gar nicht zu. Er ist auf einer Buchse zementiert, die auf dem Blendrohr reitet. Alle Justage geschieht ausschliesslich ueber den Fangspiegel. Kleine Inkremente verwenden, um nicht uebers Ziel hinauszuschiessen! Bei meinem ersten SCT (damals das C9.25) bin ich mit meiner Newtonspiegelerfahrung wie ein Bauer rangegangen und hab es dem Fangspiegel gegeben - und prompt habe ich gelernt, was ein Vergroesserungsfaktor von vier bedeutet. Bei Deinem 2080 ist das sogar ein Faktor fuenf.


    Schaue, ob der Fangspiegelschatten mittig ist, wenn Du den Stern in Bildfeldmitte (!) defokussierst. Wenn nicht, gehe mit einem Kugelschreiber etc vorn vor die Schmidtplatte und bringe ihn in eine Stellung, wo er beim Durchblick die duennste Stelle des Ringes, der beim Defokussieren entsteht, anzeigt. Die Richtung, in der der Kugelschreiber zeigt, zeigt die erforderliche Kipprichtung des Fangspiegels an. Nimm dann die der drei Schrauben, die am besten in diese Richtung zeigt, und drehe mit dem Inbusschluessel (fuer Meade brauchst Du einen zoelligen) in eine Richtung. Beispielsweise 30 Grad in Uhrzeigersinn. Teste dann erneut, wie der Schatten sich zur Mitte des hellen Bereichs verhaelt bzw. ob der Ring nun symmetrischer geworden ist. Du musst das Fernrohr hierzu etwas schwenken, um das Bild wieder in die Feldmitte zu bringen.


    Meistens wirst Du feststellen, dass Deine Entscheidung "30 Grad Uhrzeigersinn" genau falsch war. Ich nenne das den "Ersten Hauptsatz der Optikjustage", dass die erste Korrektur immer in die falsche Richtung verlaeuft. [:)] Drehe dann die 30 Grad wieder zurueck und versuche es im Gegenuhrzeigersinn. Sollte die erste Korrektur wider Erwarten in die richtige Richtung gegangen sein, musst Du pruefen und wiederholen, bis der Schatten zentrisch ist. Oder halt beim Ueberszielhinausschiessen zurueckrudern.


    Klingt kompliziert, aber nach einigen Versuchen wird Dir das in Fleisch und Blut uebergehen.

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