SQM spielt verrückt!

  • Hallo Freunde,


    vorgestern aus Südafrika zurückgekommen, habe ich mich vor diesem Bericht erst einmal ausruhen und sammeln müssen!
    Eine Nacht von 14 Nächten war etwas bewölkt, zwei Nächte wurden durch eine Safari durch das Pilanesberg-Reservat verpasst und der Rest war genial:
    Temperaturen zwischen 2° und 15°, fast immer windstill, Luftfeuchtigkeit bei 20%, also forztrocken.
    Das SQM zeigte immer zwischen 21,70 und 21,90 und in der besten Nacht, Dank Stromausfall, sogar über 22,00.
    Herz, was willst du mehr!

    Der 20-Zöller im Einsatz, fotografiert vom Peter:



    Im September/Oktober steht die Michstraße am Abend im Zentih und verschwindet dann bis Mitternacht am Horizont.
    Die Zeit der großen Galaxien und hellen Planetarischen Nebel kommt.
    Ein halbes Dutzend freiäugig sichtbarer heller Kugelhaufen gesellt sich dazu und gegen 2 Uhr steht der Orion im Norden bereit.


    Diese klaren Nächte, eine davon mit einem einmaligen SQM-Wert von über 22, sind einfach genial!
    Nach Mitternacht gemessen zeigte mein SQM mit Linse, genau zum Zenith gemessen, etwa 20 Mal Werte über 22!
    Der erste sah nach einer Fehlmessung aus: 22,14!
    Die zweite 22,10,
    die dritte 22,08,
    die vierte 22,12,
    dann 22,07 usw.
    Am Horizont sah man Sterne 3 Größe aufgehen, im Zenith konnte ich locker Sterne weit über 7mag sehen.
    In einer solchen Nacht sieht man den Pferdekopf sehr deutlich, den Flammennebel beschreibt Raffael als das Beste, was es dort je gesehen hat.
    Raffael hat immerhin einen 30-Zöller!
    Im M42 konnte man sehr deutlich rotbraune und grüne Farbschattierungen sehen.
    NGC1365, die Balkenspirale, war im 6mm Ethos eine Pracht und erst recht die NGC253, die im 13mm Ethos mit UHC-Filter ein Dutzend heller Emissionsnebel zeigte.
    Die eigentlich lichtschwache NGC247 knallte und links oberhalb des "Loches" konnte ich alle vier Galaxien in "Burbidge's Chain" erkennen.


    Eine sehr erfolgreiche Safari mit 5m entfernten Elefanten und einem Dutzend Löwen komplettierte diesen wunderschönen Astrourlaub bei Hottie in Vryburg...
    Wir kommen wieder im nächsten Jahr!


    Es folgt noch ein Bericht über die big five der Galaxien, der Kugelhaufen, der Gasnebel und der Planetarischen Nebel am Südhimmel.


    cs
    Timm

  • Servus Timm,


    danke für den Bericht und die Messungen mit dem SQM. Ich hatte bisher angenommen, dass 22 mag/"^2 der theoretisch beste Wert ist, den man erreichen kann. Dein bericht hat mich eines besseren belehrt.
    Hast Du einen visuellen Unterschied der Himmelshelligkeit zwischen 21.7 und 22.1 feststellen können? Denn obwohl die Werte scheinbar nicht weit auseinanderliegen, sollte der Unterschied am Himmel signifikant sein.


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Hallo Dietmar,


    deine 21,84 sind doch echt super!
    Meine Erinnerungen an La Palma bewegen sich in anderen Dimensionen:
    23,5 Liter pro Quadratmeter [:D]


    Hallo Stefan,


    die SQMs streuen etwas! Meines zeigt immer etwas mehr, als z.B. Dietmars SQM.
    Nicht viel, aber meist 3,4 oder 5 Hundertstel mehr. Statt 21,84 sind das dann z.B. 21,89...
    Das erklärt aber nicht die vielen Messungen in dieser perfekten Nacht über 22,00!


    Den Unterschied zwischen 21,7 und 22 sieht man bei schwachen Objekten wie dem Pferdkopfnebel sehr deutlich!
    Ich bin normalerweise schon von den sehr guten Werten um 21,70 begeistert.
    Solche Werte kann man eigentlich nur in den Bergen (oder im Havelland) erleben.
    Bei Hottie in Südafrika bei einer Höhe von 1300m sind sie "normal" [:p]


    Bei perfektem Himmel ist ein SQM eigentlich überflüssig... du siehst sofort im Okular, dass der Himmel genial ist!


    cs
    Timm

  • Was mich mal interessieren würde, welcher Grenzgröße entspricht 22 auf dem SQM? Kann man das irgendwie umrechnen, oder was zeigt das SQM unter deutschem Landhimmel von sagen wir mal GG 6,5?
    Hältst du es für möglich Neptun mit bloßem Auge zu sehen? Profitieren da auch Objekte die bei uns im Zenit stehen wie zB. der Ringnebel?

  • Hallo Coltrane,


    22 entspricht etwa 7,8mag.
    Schwächere Sternchen konnte ich noch nie erkennen.
    Das war vor 6 oder 7 Jahren auf der Hakosfarm in Namibia.
    Meine jetztige Grenzgröße hat leider etwas abgenommen und beträgt "nur" noch 7,3mag.
    Das hängt leider auch vom Alter ab. Ich werde im nächsten Monat 74!
    Nach meiner Erfahrung bedeutet SQM 21,5 etwa 6,5mag, was aber auch von anderen Faktoren abhängt.


    Den Ringnebel kannst du in Südafrika vergessen, denn er kommt nur halb hoch. Im Gegensatz der Helixnebel: er steht im Zenith!
    Neptun ist freiäugig nicht erreichbar, aber Uranus geht locker...


    cs
    Timm

  • servus Peter,


    mir scheint die einfache Umrechnung anhand einer Formel als zu einfach, und nicht meiner praktischen erfahrung entsprechend:
    Meine Messung mit dem SQM(L) ergab einen Wert von 21.9. Der Berechnung zufolge hätte ich eine visuelle Grenzgröße von etwa 6.m5 gehabt. Das passt aber nicht zu einem Stern 6.m8, den ich bei der Polsequenz eindeutig mit bloßem Auge gesehen habe. Und der stand noch nicht mal im Zenith. Dort war die Grenzgröße sicherlich jenseits der 7m.
    Anderes Beispiel: SQM-Wert 21.5 -> errechnete Grenzgröße 6.m3. Dennoch habe ich M 92 (v=6.m3) recht einfach mit bloßem Auge gesehen.
    Ich denke, dass die Formel iduviduelle Faktoren einfach nicht ausreichend berücksichtigt: Pupillengröße, Empfindlichkeit der Sehzellen, Erfahrung, Dunkeladaption etc.
    Insofern teile ich die Auffassung vieler Beobachter, dass eine einfache Umrechnung wenig zielführend ist.


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Galaxien-Spechtler</i>
    <br />servus Peter,
    ...
    Ich denke, dass die Formel iduviduelle Faktoren einfach nicht ausreichend berücksichtigt: Pupillengröße, Empfindlichkeit der Sehzellen, Erfahrung, Dunkeladaption etc.
    Insofern teile ich die Auffassung vieler Beobachter, dass eine einfache Umrechnung wenig zielführend ist.


    CDS
    Stefan
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Da hast Du natürlich Recht. Im Vgl. zu Deinen Wahrnehmungen, bei denen Du schwächere Sterne gesehen hast als die NELM erwarten lassen würde, passt bei meinen Augen (leider...) die NELM ganz gut.

  • Hi Leute,


    ich orientiere mich immer an der Dunkelheit des Himmelshintergrundes, d.h. Stellen raussuchen, wo keine Milchstraße und auch keine Lichtbrücke unterwegs ist. Bsp.: Die Himmelsregion im Eridanus, die dem Orion voranschreitet. Wenn die ins schwarze geht, hat man i.d.R &gt; 21.8. Mit Sternen ist das so eine Sache. Bei grottigem Seeing können die evtl. nicht erkannt werden. Weitere Indizien sind M81 oder M4. Uranus ist relativ einfach zu sehen. Klassiker sind natürlich M33.


    Achtung: Persönliche Tagesform spielt häufig auch eine Rolle. Darüber hinaus gilt alles nur bei Orten mit bester Transparenz. In der Rhön hatte ich diesen Mai 21.81 im Mittel. Die Transparenz war aber schlechter =&gt; GG kleiner. Schon an Vega sichtbar gewesen. Trotzdem Top SQM-L Werte.


    OLiver

  • Hallo Timm,


    willkommen zurück und ich bin mal auf mehr gespannt.
    Alter Falter: visuell über 7mag, ich kann mir sowas gar nicht vorstellen? Das ist dann die berühmte Dunkelheit wo das Milchstraßenzentrum Schatten wirft. Sieht man da überhaupt noch was ohne Stirnlampe?


    Schönen Gruß,
    Walter

  • Hallo Dietmar,


    Alter Falter im Sinne Alter Schwede oder Donnerwetter ;-).


    Und danke für die Info :-), ich hoffe ich kann mir das innerhalb der nächsten 5 Jahren mal selbst ansehen.


    CS,
    Walter

  • Hallo Timm,


    bei deinen letzten Hottie-Aufenthalten jagt wirklich ein Superlativ den anderen, was Wetter- und Himmelsqualität angeht [8D]. Nach all den tollen Nächten da unten vermute ich, dass deine Kenntnis des Südhimmels der des Nordhimmels inzwischen kaum mehr nachstehen dürfte !


    Ich denke auch, dass die visuelle Grenzgröße was recht Individuelles ist, und sicher auch Tagesform. Du hattest bei den tollen Bielerhöhe-Nächten im August 2012 einen SQM-Wert von 21,60 in der Polregion gemessen. Zur gleichen Zeit habe ich die Grenzgröße im selben Areal auf fst = 7.2 geschätzt. Nahe bei Polaris steht ein 7.1 mag Stern, und den konnte ich indirekt immer wieder blickweise erkennen - ohne besondere Probleme, und gar nicht mal direkt am Limit.


    Servus
    Ben

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: stardust3</i>
    <br />Hallo Timm,


    willkommen zurück und ich bin mal auf mehr gespannt.
    Alter Falter: visuell über 7mag, ich kann mir sowas gar nicht vorstellen? Das ist dann die berühmte Dunkelheit wo das Milchstraßenzentrum Schatten wirft. Sieht man da überhaupt noch was ohne Stirnlampe?


    Schönen Gruß,
    Walter
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Walter,


    nein, eine Stirnlampe brauchst du für die Sternkarten.
    Ansonsten kannst du um dich herum fast alles im Sternenlicht sehen.
    Ein brauner Hund auf dem vertrockenen Gras kann aber schon mal übersehen werden... dann aber nicht überhört, wenn man drauf tritt!


    Wenn man voll adaptiert ist, wirkt der Nachthimmel nicht schwarz, sondern grau.


    cs
    Timm

  • Hallo Ben,


    ja, auch diesmal war alles nahezu perfekt!
    Das Aufsuchen der Südhimmel-Objekte gelingt mir mittlerweile besser als am Nordhimmel...
    kein Wunder, hatte ich allein in diesem Jahr schon mindestens 30 geniale Nächte am Südhimmel gehabt!
    Das gilt nur für die 50, 60 showpieces, natürlich ohne Sternkarte!


    Davon berichte ich demnächst...


    cs
    Timm

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