Unterwegs in der Cassiopeia...

  • Liebe Sternreisende,


    das Wetter hat uns dieses Jahr ja nicht gerade verwöhnt und so manch einer hat sich bestimmt insgeheim mit Auswanderungsgedanken beschäftigt um endlich einmal wieder klaren Himmel zu bekommen. Die letzten drei Nächte jedoch scheinen uns versöhnlich stimmen zu wollen mit einer Sommermilchstrasse wie wir sie bisher in den letzten Monaten nicht erlebt haben. Hier nun mein kleiner Beobachtungsbericht (Bb) von letzter Nacht mit einem 6“ Dobson:


    Der Ausgangspunkt dieser Sternreise ist der Chi-Persei Doppelsternhaufen (NGC 869 u. 884). Beide strahlen Diamanten gleich um die Wette und sind wie immer bei kleiner Vergrößerung ein außerordentlicher Genuss. Nur ein Stückchen (ca. 2°) weiter oberhalb dieser Sternhaufen liegt gleich der nächste, häufig übersehene Offene Sternhaufen mit der Bezeichnung Stock 2 (St 2). Viele Sterne dieses Haufens sind schon im Fernglas auszumachen. Bei schwacher Vergrößerung im Teleskop um 25x ergibt sich ein sehr interessantes Muster: Man sieht eine kopfstehende menschliche Figur! Die Amerikaner nennen ihn 'The Muscleman', und fürwahr, er sieht wie einer aus mit seinen angewinkelten Armen rechts und links neben dem Kopf. Ein überraschender Anblick dieses recht großen Haufens!


    Bei einer Wanderung durch die Cassiopeia (Cas) meint man ja an jeder Ecke Sternhaufen zu finden, so fulminant 'besternt' ist diese Gegend. Ein unaufgeregter Sternhaufen ist für mich M 103, der leicht aufzufinden ist. Interessanter, vielleicht auch schöner ist da NGC 663, ebenfalls ein kompakter Offener Sternhaufen, der bei mittlerer Vergrößerung seine ganze Pracht entfaltet und sich durch indirektes schauen zu einem kompakten, äußerst sternreichen Haufen entwickelt. Unbedingt anschauen!


    Noch interessanter und ein sehr schönes Objekt ist NGC 457 im gleichen Sternbild . Dieser Offene Sternhaufen ist für mich ein richtiges Schmuckstück und immer wieder gern aufgesucht und liebevoll betrachtet. Im umgedrehten Anblick durch das Teleskop sieht man bei mittlerer Vergrößerung tatsächlich einen Vogel mit ausgebreiteten Schwingen und zwei leuchtend klaren Augen, die einen förmlich anfunkeln. Zwei Sterne unterhalb dieses Objekts bilden die Klauen und somit kann man hier zu Recht vom 'Eulenhaufen' sprechen, der sich hier über den Nachthimmel aufschwingt. Bei einer 'normalen' Ansicht könnte man sich allerdings auch an eine von der Decke hängende Fledermaus erinnert fühlen...


    Aufstrebend von der 'Eule' über y-Cas immersteiler nach oben findet man den feinen, fast unscheinbaren Sternhaufen NGC 255, das 'Segelboot'. Bei klarem Himmel ist dieser nur 7.0 mag helle Haufen gut zu erkennen und die unteren Sterne bilden tatsächlich eine Formation, die an ein Boot erinnern. Auch hier lohnt sich ein längerer Blick für mehr Details!


    Soweit mein kleiner Ausflug rund um die Cassiopeia. Und nach insgesamt drei Beobachtungsnächten hintereinander freue ich mich auf mein Bett!!


    Müde, aber freudige Grüße,
    Hermann

  • Hallo Hermann,


    netter BB von dir! Ja, an Offenen Haufen hat Cassiopeia viel zu bieten. Seitlich der Linie δ - ε Cas stehen außer dem von dir erwähnten NGC 663 und M103 noch die schönen Haufen NGC 654 (6.5m, etwa 60 Sterne ab 7.4m) und NGC 659 (7.9m, etwa 40 Sterne ab 10.4m). Die drei NGC-Haufen bilden am Himmel ein nahezu gleichschenkliges Dreieck mit NGC 663 an der Spitze. Ein schönes Jagdgebiet. Auch Trumpler 1 befindet sich dort in der Nähe, ein äußerst merkwürdiger Haufen...


    Salü, Volker.

    Deep Sky visuell, Mond und Sonne im Weißlicht mit 10" f/5 Dobson auf Selbstbau Birke-Multiplex  :dizzy:

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