Ein Schritt zurück

  • Weniger ist mehr. Zumindest für mich gilt dieses Motto seit einiger Zeit. Ich bin bewusst nur visuell tätig und beobachte von meinem Wohnort, in der Nähe der Großstadt Graz, aus einer dunklen Ecke meines Gartens mit einem einigermaßen guten Ausblick nach Süden. In guten Nächten ist die Milchstraße gut zu sehen.


    Als Beobachtungsinstrument dient mir ein APO Refraktor von Takahashi (TSA 120) auf einer AYO Digi II Montierung . Mit diesem Equipment glaube ich, das für mich Richtige, abgestimmt auf Beobachtungsort und Handling, gefunden zu haben.


    Nach manchesmal frustrierenden Versuchen, Objekte an der Sichtbarkeitsgrenze meines Teleskops zu erhaschen, habe ich mich nun dazu entschlossen wieder einen Schritt zurück zu machen und mich auf leichter zu beobachtende Objekte zu konzentrieren.


    So habe ich mir vorgenommen, mich auf Objekte aus dem Deep Sky Reiseatlas des Oculum Verlags zu konzentrieren, und Sternbild für Sternbild "abzuarbeiten".


    Gestern, bei für mich wunderbarem Himmel, war Herkules an der Reihe. M13, M92, NGC 6229 und der Planetarische Nebel NGC 6210 listet dieser Atlas auf. Allesamt beobachtet und mit den Daten im Atlas verglichen. Wunderbarer M13 und herrlicher M92, Einzelsterne leuchteten wie Diamanten auf Samt. Schwach dagegen der Kugelhaufen NGC 6229, trotz allem als Kugelhaufen zu erahnen. Der winzige NGC 6210 (Turtle in Space), machte seinem Namen bei 180 facher Vergrößerung zwar noch keine Ehre, war trotzdem sehr beeindruckend.


    Alles in allem eine schöne Beobachtungsstunde, abgestimmt auf meine persönlichen Umstände und Bedürfnisse. Ich ermuntere alle Astronomiebegeisterte vielleicht auch einen Schritt zurück zu gehen um nicht aus lauter Frust wegen mangelnder Himmelsqualität und vermeintlich fehlender Öffnung, die Freude an diesem wunderschönen Hobby zu verlieren.


    Grüße aus Premstätten bei Graz
    Seitinger Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    das ist wirklich eine sehr entspannte, "entschleunigte" Herangehensweise ! Mach ich so auch öfters mal, etwa um mit dem 120 mm Skywatcher Refraktor für ein paar Stunden gemütlich im Münchner Umland zu spechteln - direkt in der Großstadt ist mir der "Schritt zurück" in punkto Himmelsqualität meist aber doch bissl zu groß [;)].


    Was mir zu deiner Objektauswahl noch einfällt: Das Menü könnte noch um Doppelsterne erweitert werden, da gehen auch bei aufgehelltem Himmel noch ziemlich viele. Für den Herkules fallen mir zum Beispiel die beiden echt schönen Farbkontrast-Doppelsterne Ras Algethi (Alpha) und 95 Herculis ein - mit 120mm Öffnung toll zu sehen, und schon bei 100-fach bequem getrennt.


    Servus
    Ben

  • Eine schöne Herangehensweise zum Entspannen!
    Ich gehe grade noch einen Schritt zurück.Für mein Zeiss 50/540 Bastelfernrohr,
    habe ich mir vor kurzem ein 45 Grad Amiciprisma besorgt, um den Mond richtigherum zu sehen. Und es als Spektiv zu nutzen. Demnächst bekomme ich noch eine stabile Prismenschiene für mein Fotostativ. Dann hab ich mit einem Handgriff alles dabei, fürs ganz schnelle Genußspechteln. Drei Pentaxokus und das 10x50 Fuji dazu, Bügelstuhl und nen Rotweinchen!
    Ohne viel Geschleppe!
    Viele Grüße
    Armin

  • Hallo Ben,


    der Tipp mit den Doppelsternen ist gut, werde ich beherzigen.


    Hallo Armin,


    ich kann deinen Bemühungen um ein entspanntes Beobachten einiges abgewinnen, allerdings werden ich beim Beobachten von Doppelsternen auf das "Rotweinchen" verzichten.[;)]


    Liebe Grüße
    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    als "Schritt zurück" würde ich einen Takahashi TSA 120 auf Ayo Digi II nicht unbedingt bezeichnen.
    Deine Herangehensweise kann ich nachvollziehen und empfehle Dir - wie sollte es anders sein - einige Sternmuster [:D]. Gerade in Herkules gibt es eine Menge. Vier davon - für die Deine Öffnung ideal - wären Harrington 7, Markov 1, Backwards 5 und Leiter 6 (übrigens knapp über NGC 6229 und ein schönes Höchstvergrößerungsmuster).


    Ich antworte Dir hier aber vor allem, weil wir einige Gemeinsamkeiten haben (Gartenbeobachter, "bequem" wie sonstwas) und ich habe Deine aktuelle Philosophie auch mal für die richtige gehalten. Zeitweise dachte ich sogar, ein Großfernglas wie das Miyauchi wäre ausreichend für Deep Sky-Beobachtung.
    Inzwischen ticke ich wieder ein wenig anders und habe meine Öffnungen gefunden (FG, 4" und 12,5").
    Oft grase ich Objekte mit 4" und 12,5" zusammen ab - vor allem die Objekte der Saison - und bin immer wieder überrascht, wie schön Objekte mit 4" sein können, aber auch, wieviel mehr man schon mit 12,5" aus den gleichen Objekten herausholen kann. Im Grunde verschiebt man natürlich die Grenzen mit höherer Öffnung nur und erhöht die Anzahl der beobachtbaren Objekte. Ich habe für mich diese 12,5" als Obergrenze gesetzt.
    Deswegen: Sag niemals nie [;)]


    Beste Grüße


    Rene

  • Hallo Wolfgang,


    Dein Beitrag finde ich sehr interessant und wertvoll. Allzu oft sind wir Himmelsfreunde von Optimierungs-Gedanken geplagt. Loslassen befreit. Freilich erkenne ich aus Deiner Wahl (Takahashi), sowie aus jener vom Armin (Zeiss, Pentax), dass es eine gute Idee ist, dieses "Weniger" auf hohem Qualitätsniveau zu betreiben.


    Zudem ist es ja ganz wie Rene sagt: Mensch muss nur entscheiden, wo er/sie bzgl. Öffnung sein möchte. Dort gibt es jede Menge zu erkunden.


    Viel Freude am Himmelszelt wünscht
    Christopher

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