Buchrezension "Fernrohrführerschein"

  • <b>Fernrohr Führerschein in 4 Schritten</b>
    Eine Anleitung für Teleskop-Besitzer
    7. aktualisierte Auflage


    Autor: Ronald Stoyan
    Verlag: Oculum Verlag
    Seiten: 160
    Preis: € 16,90
    ISBN: 978-3-938469-81-1



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    © Oculum Verlag
    Mit freundlicher Unterstützung
    des Verlages



    <b>Klappentext: </b>
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    <b>Notwendige Vorkenntnisse: keine
    Instrumentelle Voraussetzungen: Besitz eines astronomischen Fernrohrs</b>
    Wie bediene ich mein Fernrohr? Welche Okulare sind sinnvoll? Wie suche ich ein astronomisches Objekt auf? Was ist mit Lambda Peak-to-Valley gemeint? Dieses Buch bringt einsteigergerecht alle Antworten auf Fragen rund um die Optik, Mechanik und Benutzung eines astronomischen Teleskops. Erstmals werden alle wichtigen Definitionen und Formeln zur Fernrohrtechnik zusammengefasst, ohne den Benutzer durch lange Texte zu verwirren. Durch die Spiralbindung ist das Buch ideal geeignet, direkt neben dem Teleskop verwendet zu werden – ein Begleiter, der an keinem Einsteiger-Instrument fehlen sollte.
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    <b>Rezension: </b>


    Der „Fernrohr Führerschein“ von Ronald Stoyan ist seit der ersten Auflage 2003 schon zu einem oft empfohlenen Buch geworden und 2015 bereits in der 7. Auflage erschienen. Der Untertitel „Eine Anleitung für Fernrohr-Besitzer“ erschien mir allerdings schon nicht ganz angebracht als ich vor vielen Jahren mein erstes Exemplar in den Händen hielt. In diesem ringgebundenen Büchlein im A5-Querformat finden sich so viele Hinweise die gerade für diejenigen hilfreich sind, die sich ein (womöglich das erste) Teleskop zulegen wollen.
    Mein erstes Teleskop war auch eine Tchibo-Tonne und selbst dies war nur dem glücklichen Umstand zu verdanken, dass das Angebot beim örtlichen Discounter so schnell ausverkauft war. Gut, der kleine Reflektor war auch kein Superteleskop, aber nach allem, was ich später erfuhr, doch um einiges besser als der Refraktor, den ich erst ins Auge gefasst hatte.
    Die vielen Tipps aus dem „Fernrohr-Führerschein“ hätte ich gut vorher gebrauchen können.


    Aber jetzt zum Inhalt. Schon auf dem Titelblatt ist zu erkennen, dass das Buch in vier Kapitel aufgeteilt ist: <ul><li>Das Fernrohr kennen lernen</li><li>Die Fernrohrleistung einschätzen</li><li>Das Fernrohr benutzen</li><li>Astronomische Objekte beobachten</li></ul>
    Im <u>ersten Kapitel</u> werden die gängigen Teleskoptypen wie Refraktor, Reflektor und katadioptrische Systeme sowie die wichtigsten erforderlichen Zubehörteile vorgestellt und erklärt. Die Einzelkomponenten werden auf Fotos gezeigt und benannt, ebenso die unterschiedlichen Montierungen und ihre Unterscheidungskriterien aufgeführt. Stativ, Sucher, Nachführungen, Okulare und ihre wichtigsten Bauarten, Filter und ihr Verwendungszweck als auch Möglichkeiten der Fotografie sind beschrieben.


    Im <u>zweiten Kapitel</u> lernt man, wie das Fernrohr einzuschätzen ist. Lichtsammelvermögen, Austrittspupille, Auflösungsvermögen, Vergrößerung. Gerade die Vergrößerung wird in der Werbung billiger Kaufhausteleskope oft reißerisch beworben, durch die Beigabe von 4mm Okularen der schlechtesten Qualität und 3-fach Barlowlinsen in wahrlich astronomische Bereiche aufgeblasen, wo aber kein Mensch mehr etwas scharf erkennen kann. Begriffe wie Obstruktion, Transmission und Reflektivität sind natürlich auch zum Verständnis wichtig, werden aber nicht so sehr zur irreführenden Werbung ausgenutzt. Die Oberflächenqualität eines Spiegels zu beurteilen ist ohne Hilfsmittel kaum möglich, wie die Darstellungsqualität des Teleskops anhand evtl. vorhandener optischer Fehler einzuschätzen ist, wird aufgezeigt.
    Die Kollimation eines Reflektors wird sich ein Anfänger nur in seltenen Fällen gleich zutrauen. Die vorhandene Beschreibung ist jedoch so ausführlich und genau, dass es nur noch wenig Mut erfordert zum Schraubendreher zu greifen.
    Die Reinigung, bei optischen Instrumenten immer mit Vorsicht anzuwenden, wird für alle Bauteile anschaulich beschrieben, so dass eigentlich nichts schiefgehen kann.


    Das <u>dritte Kapitel</u> befasst sich mit der Praxis der Beobachtung.
    Dass es nicht damit getan ist, auf die Dunkelheit zu warten, sein Teleskop rauszustellen und loszuspechteln, dürfte jedem spätestens nach der ersten Beobachtungsnacht klar sein. Erfolgreiche Beobachtungsnächte wollen gut vorbereitet sein und nicht jeder Standort eignet sich dafür und es gibt einige Verhaltensweisen zu beachten. Dann das Aufbauen, evtl. Einnorden um schließlich per Starhopping zum Objekt der Begierde zu finden ist immer noch nicht alles. Beobachtungstechniken und Zeichnen von Objekten wird angesprochen als auch die Astrofotografie.


    Das <u>vierte Kapitel</u> schließlich dreht sich nur um die Beobachtung, Entfernungen, Helligkeit und Größe der Objekte. Und es werden Beobachtungsobjekte vorgestellt. Beginnend mit unserem Sonnensystem ist das erste Objekt der Mond, dann die Sonne und die Planeten vom Merkur bis zum Neptun. Jeweils immer mit Angaben zum Objekt und Hinweisen zur Beobachtung (z.B. Sonnenfilter bei der Sonnenbeobachtung!).
    Auch ein paar Deep Sky Objekte fehlen nicht, jeweils noch mit einer groben Aufsuchskizze, Fotos, Zeichnungen und Hilfe zum Starhopping.


    Wer dennoch nach einer erfolglosen Beobachtungsnacht desillusioniert ist, findet im <u>Anhang</u> ermutigende Tipps für Fernrohr-Besitzer, die dabei helfen können den verloren gegangenen Funken wieder zu erwecken. Dass man billige Kaufhausteleskope mit ein paar Tricks aufwerten kann und wie das geht findet man hier ebenfalls.
    Eine Literaturliste und Tabellen zu astronomischen Objekten, Sternbildern und Ereignissen, ein paar Vorlagen zur Protokollierung, ein kleines Glossar und Stichwortverzeichnis schließen das Buch ab.


    Wer im Bekanntenkreis plant, sich sein erstes Teleskop zu kaufen, dem würde ich auf jeden Fall <b>vor</b> dem Kauf empfehlen, sich dieses Büchlein durchzulesen. Er/sie bekommt ein stabiles Grundwissen, dass ein ahnungsloser Verkäufer nicht leicht erschüttern kann und auf dem sich weiter aufbauen lässt.
    Die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Teleskoptypen werden kurz angesprochen, aber nicht ins Unendliche ausgewalzt. Zusätzlich werden sowohl die notwendigen, als auch wünschenswerte Zubehörteile erwähnt, vom Okular (mit Erklärung zu dem Aufbau der unterschiedlichen Typen) bis hin zu Kameraadaptern.
    Dem Fortschritt in Technik und Zubehör und dementsprechend auch der veränderten Ausrüstung vieler Amateurastronomen Rechnung tragend haben sich einige Kapitel gegenüber der ersten Auflage gewandelt, so wie sich das Betätigungsfeld vielfach zur Astrofotografie hin verschoben hat.
    Andere Abschnitte wiederum sind Wort für Wort noch genau so, wie in der ersten Auflage. Dies sind Kapitel, die sich z.B. um Austrittspupille, Auflösungsvermögen, Optikfehler oder Vergrößerung drehen. Dinge eben, die sich auch durch technischen Fortschritt nicht geändert haben.
    Dass die Literaturliste nur Bücher aus dem Oculum-Verlag enthält, macht einen einseitigen Eindruck.



    <b>Fazit: </b>


    Für Einsteiger eine ganz klare Empfehlung! Aber auch so manche/r Fortgeschrittene wird noch Neues entdecken oder kann altes Wissen auffrischen.

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