Die fehlenden Braunen Zwerge

  • <b>Im Zuge einer neuen Analyse des aktualisierten Datenbestands von Beobachtungen sonnennaher Brauner Zwerge haben Potsdamer Astronomen festgestellt, dass eine große Anzahl Brauner Zwerge bislang unentdeckt geblieben sein muss. </b>


    Bislang glaubte man, die Umgebung der Sonne und die dort beheimateten Braunen Zwerge sehr gut zu kennen. Die nun veröffentlichte Studie von Gabriel Bihain und Ralf-Dieter Scholz, beide Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP), stellt dies grundlegend in Frage. Die tatsächliche Anzahl Brauner Zwerge in verschiedenen Himmelsregionen zu kennen, ist unter anderem wichtig, um den Prozess der Sternentstehung und die Bewegungen von Sternen in der Milchstraße besser zu verstehen.


    Braune Zwerge sind eine Art Bindeglied zwischen Sternen und Planeten. Mit ihrer geringen Masse von weniger als etwa sieben Prozent der Sonnenmasse können sie in ihrem Inneren nicht genug Druck und Hitze für die Wasserstofffusion zu Helium aufbauen, den grundlegenden Prozess zur Strahlungserzeugung in Sternen. Die Sternentstehung ist also quasi fehlgeschlagen, wenn ein Brauner Zwerg entsteht.


    Gabriel Bihain und Ralf-Dieter Scholz haben sich die Verteilung bekannter naher Braunen Zwerge nun nochmals aus einem anderen Blickwinkel angesehen. Überraschenderweise fanden sie eine signifikante Asymmetrie, die stark von der Verteilung der Sterne abweicht.



    Mögliche Erscheinungsformen Brauner Zwerge (künstlerische Darstellung). Da die Braunen Zwerge optisch fast unsichtbar sind und nur noch im infraroten Licht strahlen, nehmen sie verschiedene Farben in diesem Bereich an. Bild: AIP/J. Fohlmeister


    „Ich habe die bekannten nahen Braunen Zwerge auf die galaktische Ebene projiziert und bemerkt: der halbe Himmel ist beinahe leer! Das war eine völlig unerwartetes Ergebnis, denn wir betrachten eine Umgebung, die eigentlich gleichförmig aussehen sollte“, beschreibt Gabriel Bihain seine Entdeckung. Die leere Region überlappt von der Erde aus gesehen zu einem großen Teil mit dem Nordhimmel.


    Die Forscher gehen davon aus, dass es viele weitere Braune Zwerge gibt, welche die von ihnen gefundene Lücke füllen werden. Wenn sich diese Annahme als richtig herausstellt, bedeutet dies, dass die Sternentstehung mit einem Verhältnis von einem Braunen Zwerg zu vier Sternen deutlich öfter fehlschlägt als bislang gedacht. In jedem Fall müsste das etablierte Bild der Sonnenumgebung und der Eigenschaften der Population Brauner Zwerge insgesamt neu geprüft werden.


    „Es ist durchaus wahrscheinlich, dass sich neben normalen Braunen Zwergen auch weitere Objekte mit noch geringerer, planetarer Masse in den Beobachtungsdaten verstecken. Es lohnt sich also definitiv, die vorhandenen und zukünftigen Daten noch einmal neu zu durchforsten“, so Ralf-Dieter Scholz.


    Weitere Infos und Bilder auf den Seiten des AIP unter http://www.aip.de/de/aktuelles/presse/brown-dwarfs

  • Sehr interessanter Artikel. Dann müssten die Forscher auch noch die dazugehörigen Exoplaneten finden? Falls man das als Exoplanet bezeichnen kann, weil es ja dann alles zusammen ein Sonnensystem ist, oder irre ich mich? :)

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Dann müssten die Forscher auch noch die dazugehörigen Exoplaneten finden?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hallo Jan,


    Planeten um Braune Zwerge sind schon seit 10 Jahren bekannt, sie wurden auch schon fotografiert, da sie viel leuchtschwächer als Sterne sind. Für solche Planeten wurde mal die Bezeichnung Planemo (Planetary Mass Object) vorgeschlagen.

  • hallo,


    dachte immer Planemos wäre die ungebundenen einzelnen Planeten-ähnlichen Großobjekte, die eben keinen Stern umkreisen...
    Aber die Bezeichnungen wechseln ja von Jahrzehnt zu Jahrzehnt.
    Inzwischen haben die übrigens Objekte - sag ich mal - entdeckt, die eigentlich sogar zu klein sind für einen braunen Zwerg aber größer als Jupiter. Teils mit Temperaturen um den Gefrierpunkt oder knapp drüber...
    Interessant wäre im Übrigen für solche Objekte wenn man die Beobachtung noch höher über die Bahnebene fortsetzen würde.
    Da ist - aus mir unerfindlichen Gründen - bei &lt;40° rum spätestens Schluss, wenn ich das noch recht im Kopf habe, oder weiß wer hier mehr? (Caro?)


    Wie dem auch sei ... es bleibt spannend: es gibt sicher noch Überraschungen!


    CS
    Micha

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