Erster Atlas von Ceres veröffentlicht

  • Am 1. Dezember 2014 zeigte sich Zwergplanet Ceres gerade einmal neun Pixel groß auf der Aufnahme der amerikanischen Dawn-Sonde. Seitdem haben die Wissenschaftler mehrere Tausend Fotos erhalten, die den Zwergplaneten mit seiner ungewöhnlich abwechslungsreichen Oberfläche zeigen. Aus 42 ausgewählten Fotos des so genannten "Survey Orbits", aus dem Dawn im Juni 2015 aus 4400 Kilometern Entfernung auf Ceres blickte, haben die Planetenforscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) nun den ersten Atlas des Zwergplaneten erstellt und online gestellt. Am längsten dauerte dabei die Berechnung des dreidimensionalen Höhenmodells, bei dem die DLR-Forscher von insgesamt 12 000 Punkten auf Ceres die Höhe ermittelten.


    "Wichtig war es, Aufnahmen auszuwählen, die den Zwergplaneten komplett abdecken und bei einer gleichen Beleuchtung aufgenommen wurden", erläutert Dr. Thomas Roatsch vom DLR-Institut für Planetenforschung. "Wir haben dadurch ein einheitliches, homogenes Geländemodell berechnet." Dieses diente dann als Basis für die weitere Verarbeitung, bei der aus einzelnen Bildern ein globales Mosaik des Zwergplaneten erstellt wurde, aus dem wiederum die verschiedenen Karten für den Atlas abgeleitet wurden. Der Krater Kait, benannt nach einer asiatischen Getreidegöttin, wurde als Referenzkrater für den nullten Längengrad ausgewählt.


    Das Team des DLR ist während der gesamten Mission dafür verantwortlich, aus den gewonnenen Kameradaten Karten und Höhenmodelle zu erstellen. Während die für den ersten Atlas verwendeten Bilder noch eine Auflösung von nur 400 Metern pro Pixel hatten, werden nun kontinuierlich die Aufnahmen aus niedrigeren Orbits dazu verwendet, das Geländemodell zu verfeinern und daraus detailliertere Atlanten zu erstellen. "Wir arbeiten jetzt bereits mit den Daten aus dem nächsten Orbit, den Dawn im August 2015 erreichte." Bei diesem so genannten HAMO-Orbit (High Altitude Mapping Orbit) näherte sich die Sonde mit der Kamera an Bord auf 1470 Kilometer an den Zwergplaneten an. Derzeit sendet Dawn keine neuen Bilder, da sich die Sonde auf dem Weg in den niedrigsten Orbit der Mission - den LAMO-Orbit (Low Altitude Mapping Orbit) - befindet. Von dort aus wird die Kamera aus einer Höhe von nur noch 375 Kilometern auf die Oberfläche von Ceres blicken.



    Diese beiden Aufnahmen zeigen den Nordpol (links) und den Südpol (rechts) des Zwergplaneten Ceres in einem Maßstab von 1: 2.000.000. Für diese Karten verwendeten die Planetenforscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) Kamerabilder, die von der Sonde Dawn in 4400 Kilometern Entfernung von Ceres aufgenommen wurden. Bild: DLR (CC-BY 3.0).


    Mit Dawn haben die Planetenforscher zum ersten Mal die Gelegenheit, gleich zwei Himmelskörper des Asteroidengürtels zwischen Mars und Jupiter mit einer Mission zu untersuchen und so in die Entstehungszeit unseres Sonnensystems zu blicken. Von Juli 2011 bis September 2012 hatte die Sonde den Asteroiden Vesta umkreist und erforscht. Seit März 2015 befindet sich Dawn im Orbit von Ceres, die 2006 vom Asteroiden zum Zwergplaneten klassifiziert wurde. "Wir haben mit Dawn erstmals die Möglichkeit, zwei sehr unterschiedliche Körper zu besuchen - Vesta zählt zu den trockenen Asteroiden, Ceres zu den nassen mit möglicherweise einem Ozean unter der Kruste", sagt Prof. Ralf Jaumann, DLR-Planetenforscher und Mitglied im Kamera-Team der NASA-Mission.


    Vesta hatte die Wissenschaftler mit ungewöhnlichen Einschlagskratern, einem Berg, drei Mal so hoch wie der Mount Everest, Tälern und Canyons überrascht. Aber auch Ceres hat sich bisher als vielversprechend erwiesen: Unter anderem gibt es auf dem Zwergplaneten Kraterwände, die - steiler als die Eiger Nordwand - fast 2000 Meter in die Höhe ragen. Auch die bereits aus großer Entfernung aufgenommenen hellen Flecken und ihr Ursprung sorgen für Diskussionen unter den Wissenschaftlern. "Ceres gibt uns viele spannende Rätsel auf und zeigt Phänomene, die wir so noch nirgendwo im Sonnensystem gesehen haben."


    Weitere Infos und Bilder auf den Seiten des DLR unter http://www.dlr.de/dlr/desktopd…abid-10212/332_read-15955

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